Vor etwa 65 Millionen Jahren ereignete sich das fünfte Massensterben auf unserem Planeten. In ihrem Buch „Das 6. Sterben: Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt“ geht die Journalistin Elizabeth Kolbert dem momentanen Artensterben auf den Grund. An ihre Seite hat sie sich hierfür BotanikerInnen, ZoologInnen und GeologInnen geholt.
Elizabeth Kolbert, Jahrgang 1961, schreibt seit 1999 für die Zeitung The New Yorker. Ihr Buch „Das 6. Sterben“ (Originaltitel: „The Sixth Extinction. An Unnatural History“) ist mit „wie der Mensch Naturgeschichte schreibt“ untertitelt und wurde 2015 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Im deutschsprachigen Raum wird das Buch von Suhrkamp verlegt.
„Einer (Anm.: ein Wissenschafter) erzählte mir, dass Frösche seine Ehe ruiniert hatten.“ – auf ihren Reisen rund um die Welt sammelte Elizabeth Kolbert nicht nur Informationen über das momentan stattfindende sechste Massensterben. Sie nähert sich dem Thema beim Schreiben auch mit einer gehörigen Portion Galgenhumor.
Kolbert, eigentlich eine Publizistin mit einem Hintergrund in Literaturwissenschaften, erzählt in ihrem Buch die Geschichte von dreizehn Arten, denen die Extinktion droht oder die sogar mittlerweile, zumindest in der freien Wildbahn, komplett ausgestorben sind. Sie selbst hat die Arten und die Menschen, die sie erforschen, besucht und schildert die Gegebenheiten vor Ort indem sie Anekdoten und wissenschaftliche Fakten zu insgesamt dreizehn spannenden Geschichten verwebt, die beispielsweise den Zusammenhang zwischen dem Froschsterben im Regenwald und einer gescheiterten Ehe illustrieren und dadurch nicht nur LaiInnen zum Staunen, Lachen und Grübeln anregen, sondern auch BiologInnen durchaus noch in ihren Bann ziehen können. Vor allem aber machen sie eines begreifbar: Unser Planet befindet sich mittlerweile mitten im sechsten Massensterben und diesmal war kein Himmelskörper nötig, um eine solche Reaktion in Gang zu setzen – dieses Mal ist es unsere Art, der Homo sapiens, der die anderen Tier- und Pflanzenarten auslöscht.
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2017/01/stummelfrosch.jpg6481024Theodora Högerhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgTheodora Höger2017-01-25 14:00:472020-07-12 13:47:28:: Rezension: „Das 6. Sterben“ – von Fröschen mit Herzinfarkt und dem Krater des Verderbens
Österreich ist im mitteleuropäischen Vergleich eines der artenreichsten Länder. Dies lässt sich vor allem auf die landschaftliche und klimatische Vielfalt zurückführen, zu welcher wiederum das Höhenprofil der Alpen maßgeblich beiträgt. Viele Tiere und Pflanzen sind jedoch, vor allem durch den Klimawandel sowie land- und forstwirtschaftliche Nutzung, gefährdet.
Welche Rolle spielen die Alpen in Österreich?
Die Alpen nehmen rund 60 Prozent der Gesamtfläche Österreichs ein und sind für die Landschafts- und Biotopvielfalt in Österreich von unmittelbarer Bedeutung. Sie sind Lebensraum für eine große Zahl an Tier- und Pflanzenarten. Durch das Höhenprofil und die sich dadurch ergebenden unterschiedlichen Klimabedingungen findet man auf kleinem Raum viele verschiedene Biotope.
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Gefahren für die Alpen
Lokale Ebene: Urbanisierung, Tourismus, Land- und Viehwirtschaft, Habitat-Fragmentierung, Einbringung allochthoner Arten, Verkehr, Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung. Globale Ebene: Klimaveränderungen, Luftverschmutzung, Stickstoffdüngung
Der Mensch und die Alpen
Menschlicher Einfluss war in der Geschichte der Alpen wesentlich für die Prägung der Landschaft. Ein nicht unbedeutender Teil der Biodiversität in den Alpen ist daher eng mit traditioneller Land- und Forstwirtschaft verzahnt. Die Nutzung der Alpen hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch rasch geändert. Tourismus und neue landwirtschaftliche Methoden führen zu intensiverer Nutzung und Ausbeutung einiger Gebiete. Andere Flächen werden aufgegeben, was eine Verringerung der Landschaftsdiversität zur Folge hat. Grasländer werden daraufhin durch die Ausbreitung von Busch- und Waldgesellschaften verdrängt und es kommt so zu einem Verlust der Artenvielfalt.
Endemiten
Die Alpen sind ein Hotspot für Endemiten – d.h. Spezies, die auf ein bestimmtes Areal (in diesem Fall Österreich) beschränkt sind. Klimatische Fluktuationen im Pleistozän führten zur Vergletscherung weiter Gebiete der Alpen und somit zur Migration und Restriktion von vielen Arten auf bestimmte Areale. Heutige Gebiete mit besonders hoher Anzahl an endemischen Arten befinden sich oft in solchen eiszeitlich wenig bis nicht vergletscherten Teilen der Alpen und stehen vermutlich in engem Zusammenhang mit eiszeitlichen Refugialgebieten (Schönswetter et al., 2005; Tribsch & Schönswetter, 2003). Diese Endemiten-Hotspots findet man dabei in den nordöstlichen Kalkalpen zwischen Schneeberg und westlichem Toten Gebirge, in Teilen der östlichen Zentralalpen zwischen den Eisenerzer Alpen und den westlichen Hohen Tauern sowie in den Südalpen (Abb.1).
Abb. 1: Raster-Summenkarte aller endemischen Tiere (575 Taxa) und Pflanzen (150 Gefäßpflanzen, 16 Flechten) in Österreich. Quelle: Rabitsch, W. & Essl, F. (2008).
Endemiten erreichen ihre maximale Artenzahl in deutlich höheren Gebieten als alle anderen Tier- und Pflanzenarten (Abb.2). Sie sind überwiegend auf kleine Areale beschränkt – so auch in den Alpen (45 Taxa der Gefäßpflanzen sind auf Areale unter 700 km2 angewiesen). Kleine ökologische Nischen, sehr spezifische Anforderungen und die geringe Artenzahl der Endemiten machen sie besonders vulnerabel und aufgrund der Höhenlage sind sie weitaus sensibler gegenüber klimatischen Schwankungen. Schon kleine Änderungen können dazu führen, dass die jetzigen Verbreitungsgebiete als Lebensräume nicht mehr geeignet sind, was zu einer starken Gefährdung endemischer Arten führt – besonders jener, die nicht in höhere Lagen ausweichen können.
Abb.2: Höhenverbreitung der endemischen Gefäßpflanzen (ohne Apomikten und Autogame) und Tiere Österreichs. Dargestellt in 100m Höhenintervallen. Quelle: Rabitsch, W. & Essl, F. (2008).
Endemiten und Schutzgebiete
Ein großer Teil der Endemiten-Hotspots sind durch das österreichische Schutzgebietsnetz erfasst. Schutzgebiete umfassen 59 Prozent aller endemischen Gefäßpflanzen. Bei endemischen Tierarten sind 55 Prozent aller besiedelten Quadranten durch Schutzgebiete abgedeckt. Allerdings sind einige der am stärksten gefährdeten Arten durch Schutzgebiete nur ungenügend erfasst. Die Mehrheit der Endemiten Österreichs besiedelt naturnahe Standorte. Deshalb müssen Schutzmaßnahmen vor allem darin bestehen, Störungseinflüsse zu verringern und den Lebensraum in seiner charakteristischen Ausprägung zu erhalten.
Klimawandel und die Alpen
Allgemein nimmt die Temperatur mit zunehmender Höhe ab. Dieses Phänomen führt dazu, dass sich Höhenstufen ergeben, die durch eine besondere Vegetation und bestimmte klimatische Verhältnisse gekennzeichnet sind. Durch den Klimawandel wird sich die Verteilung der Lebensräume in den Alpen jedoch dramatisch ändern. Die Erwärmung bedingt eine Verschiebung der Baumgrenze nach oben, was eine der größten Gefahren für die, auf wenige Gebiete beschränkten, alpinen Arten darstellt. Die Erwärmung alleine ist für die meisten Arten noch kein Gefährdungsfaktor. Es wurde gar gezeigt, dass sehr viele Pflanzen die erhöhten Temperaturen aushalten würden. Doch mit der Erwärmung kommt es zu erhöhter Konkurrenz, da Pflanzenarten aus tieferen Lagen immer weiter hinaufwandern. Die sich verschiebende Baumgrenze führt zum Schrumpfen der möglichen Besiedelungsgebiete vieler Arten. Dirnböck et al. (2011) zeigen, dass Endemiten fünf taxonomischer Gruppen (Gefäßpflanzen, Schnecken, Spinnen, Schmetterlinge und Käfer) bis 2100 ca. 77 Prozent ihrer bevorzugten Lebensräume verlieren werden, selbst wenn man von den konservativsten Klimaszenarien ausgeht. Dabei sind die Auswirkungen auf Spinnen und Schmetterlinge am geringsten, da diese sich schneller und effektiver auf andere Habitate ausbreiten können (fliegen, ballooning). Die Gefahr auszusterben ist daher sehr stark mit der Fähigkeit verbunden, andere Lebensräume besiedeln zu können. Engler et al. (2011) sagen ähnliche Habitatverluste voraus. Es führt aber nicht nur die Erwärmung alleine zu dramatischen Veränderungen. Auch die vorausgesagten Veränderungen der Niederschlagsmengen werden zu einem Verlust passender Habitate führen. Gerade für die alpine Stufe (den Bereich oberhalb der Waldgrenze) werden gravierende Auswirkungen erwartet. Hier werden Organismen immer weiter nach oben verdrängt, bis ihnen keine Ausweichmöglichkeit mehr zur Verfügung steht. All dies birgt Grund zu Sorge, da alpine Ökosysteme unverzichtbare Ressourcen zur Verfügung stellen – auch in Form von Ökosystemleistungen.
Ökosystemleistungen
Ökosystemleistungen sind wirtschaftliche Versorgungsleistungen (Produktion zahlreicher Güter, wie z.B. Trinkwasser, Nahrungsmittel, Energieträger, Baumaterialien oder medizinische Wirkstoffe), regulierende Leistungen (Speicherung von CO2, Schutz vor Lawinen und Hochwasser, Verhinderung von Erosion und Regulierung des Klimas), unterstützende Leistungen (Sauerstoffproduktion, Aufrechterhaltung der Nährstoffkreisläufe und des Wasserkreislaufs) sowie kulturelle Leistungen (Erholungsleistung usw.). Wenn die Ökosystemleistungen der Alpen berechnet und in monetäre Einheiten übersetzt werden, beläuft sich der Wert der wirtschaftlichen Versorgungsleistungen auf bis zu 1400 €/ha Jahr. Die regulierenden Leistungen machen einen Wert von bis zu 760 €/ha Jahr aus (Paletto et al., 2015).
Die Alpen als Quellgebiete
Auch die Biodiversität in Süßwasserhabitaten ist den Gefahren des Klimawandels ausgesetzt. Zu einem nicht unwesentlichen Teil wird dies durch das Abschmelzen der Gletscher verursacht. Der Rückgang der Gletscher resultiert in einer Reduktion an Schmelzwasser, das wesentlich für einige Flusssysteme ist. Dies verändert die Artenzusammensetzung der von Gletschern gespeisten Flüsse. Jacobsen et al. (2012) zeigen, dass dadurch die Biodiversität sowohl lokal als auch regional abnehmen wird und 11-38 Prozent aller untersuchten Makroinvertebraten (darunter auch Endemiten) aussterben könnten. Auch die Artenzusammensetzung in Quellgebieten wurde untersucht. Quellen sind zwar kleine Lebensräume, aber es findet sich eine überraschende Diversität an Taxa. Durch den hohen Grad an Spezialisierung und den azonalen Charakter (durch stabile physiochemische Gegebenheiten) sind Tiere die hier leben meist stenök. Das bedeutet, sie können nur eine kleine Schwankungsbreite der überlebenswichtigen Parameter tolerieren. Deshalb gibt es einige Organismen die entweder ausschließlich oder zumindest bevorzugt in Quellen vorkommen. Durch indirekte oder direkte Einflussnahme auf diese Quellregionen, kommt es zur Gefährdung vieler spezialisierter Moose, Milben, Diptera, Schnecken und Köcherfliegen (Cantonati et al., 2006).
Was kann gegen Artenverluste getan werden?
In Europa sind Naturschutzbemühungen wegen der räumlich und zeitlich intensiven Nutzung durch den Menschen besonders kompliziert durchzusetzen. Einerseits scheint extensive Landwirtschaft wichtig für den Erhalt vieler Arten zu sein, andererseits sind Gebiete, die noch in einem ursprünglichen Zustand erhalten sind (wilderness areas), relativ selten und sehr gefährdet. Der Verlust an Biodiversität und wichtiger Ökosystemleistungen zeigt deshalb, dass ein effektiverer Naturschutz gebraucht wird. Nationale und internationale Abkommen, aber auch die Gründung und Erhaltung von Naturschutzgebieten spielen dabei eine wichtige Rolle.
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/Alpen_Titelbild1_small-1.jpg734979Katharina Rogenhoferhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgKatharina Rogenhofer2017-01-09 11:02:002021-01-11 10:05:46:: Biodiversität in den österreichischen Alpen
Titelbild: Im Schulbiologiezentrum – Wandelndes Blatt. Quelle: Lisa Fischinger
Lisa Fischinger arbeitet am Projekt „Bio für Kids & Teens“, das LehrerInnen und Biologie-Interessierten gratis Didaktikmaterialien im Internet zur Verfügung stellt. Sie gehört dem Team der Didaktik der Bio- und Geowissenschaften, School of Education der Universität Salzburg, an. Dort arbeitet Lisa als Studienassistentin und schreibt ihre Diplomarbeit zum Thema „Handlungsorientierter Stationenbetrieb in der Humanbiologie am Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems“.
Lisa Fischinger
1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?
Unsere Hauptaufgabe, oder besser gesagt unser Ziel, ist es, durch moderne Unterrichtsmethoden Kinder und Jugendliche für die Biologie zu begeistern. Wenn ich von „uns“ spreche, dann meine ich Ulrike Unterbruner, Initiatorin des Projektes und Leiterin der Abteilung Didaktik der Naturwissenschaften und mich, als ihre Studienassistentin. Die Hauptaufgaben in unserer Tätigkeit bestehen darin, biologische Themen aus bereits evaluierten Diplomarbeiten der Biologiedidaktik auszuwählen und ansprechende Unterrichtsmaterialien, wie PowerPoint-Präsentationen, Arbeitsblätter und Multimedia-Lernprogramme, zu erstellen beziehungsweise zu überarbeiten. Einen besonderen Wert legen wir dabei auf die Handlungs- und Problemorientierung, das heißt, die Materialien so zu gestalten, dass dem aktiven und selbstständigen Lernprozess eine spannende Fragestellung vorausgeht. Sind die Materialien fertiggestellt, werden sie mit einer kurzen Beschreibung von mir auf unsere Webseite geladen.
Zusätzlich bin ich Tutorin für die Lehrveranstaltung „Lebende Organismen im Biologieunterricht“ von Lisa Virtbauer – Leiterin des Schulbiologiezentrums Salzburg der Universität Salzburg. Diese Lehrveranstaltung soll den StudentInnen die Möglichkeit bieten, Unterrichtseinheiten mit lebenden Organismen zu erarbeiten und diese in der Gruppe zu simulieren. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln um lebende Organismen auch später im praktischen Unterricht einzusetzen. Als Tutorin biete ich den StudentInnen Coachingtermine an, an denen sie im Umgang mit den Tieren geschult und unterstützt werden. Das Verleihangebot richtet sich aber auch an LehrerInnen, die schon im Berufsleben stehen.
2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?
Die Abwechslung ist sehr reizvoll: ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen, mein technisches Know-how als Webmaster einbringen, stets verschiedene biologische Themengebiete erarbeiten und mit lebenden Organismen arbeiten. Die größte Freude für mich ist es jedoch, positives Feedback von LehrerInnen oder SchülerInnen zu bekommen, die mit unseren Materialien arbeiten.
3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?
Nicht ganz so einfach ist es manchmal, Dinge aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen zu betrachten. Für Erwachsene sind viele Sachverhalte oftmals glasklar; Kinder denken aber kreativer und sind neugieriger – man muss sich in sie hineinversetzen können. Ich frage mich bei der Erarbeitung von Materialien immer: „Was könnte ein Kind interessieren? Wie stellt sich ein Kind dieses oder jenes vor?“. Manchmal stellen mir aber auch Kinder in meiner Umgebung Fragen, die wieder den Anstoß zu neuen Materialien geben – zum Beispiel: „Warum bekomme ich blaue Flecken?“.
Abb. 2: Am Arbeitsplatz. Quelle: Lisa Fischinger
4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?
Das war eigentlich ein schöner Zufall: ich war als Studentin in der Lehrveranstaltung von Frau Virtbauer. Sie war auf der Suche nach einer Tutorin ab Herbst 2015 und ermutigte mich, eine Bewerbung dafür abzuschicken. Das habe ich gemacht und glücklicherweise hat es funktioniert. Über diese Stelle kam ich dann zur Studienassistenz und in das Projekt „Bio für Kids & Teens“.
5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?
Ich denke, dass mein Biologie-Lehramtsstudium, mein Interesse und Engagement dazu beigetragen haben, dass ich diese Jobs bekommen habe. Und wie immer und überall: eine Portion Glück war natürlich auch nötig.
6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?
Am Anfang meines Biologiestudiums hätte ich nicht gedacht, dass ich die Möglichkeit bekommen würde, an der Didaktik der Bio- und Geowissenschaften als Studienassistentin und Tutorin zu arbeiten. Die Biologie fasziniert mich schon seit ich ein Kind war. Ebenso war für mich immer schon klar, im sozialen Bereich tätig sein zu wollen. Nach der Matura blieb noch die Frage, ein Medizinstudium in Innsbruck zu starten oder in Salzburg Biologie auf Lehramt zu studieren. Ich habe mich für letzteres entschieden und habe diese Entscheidung nie bereut. Die Biologiedidaktik fesselt mich aufgrund meiner Tätigkeiten als Studienassistentin jeden Tag mehr.
Abb. 3: Annam-Stabschrecke (Medauroidea extradentata). Quelle: Lisa Fischinger
7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?
Als junge/r BiologielehrerIn ist es bei uns in Salzburg und Umgebung momentan nicht ganz so einfach eine Stelle zu bekommen. Zeigt man Flexibilität und ist man bereit, den Wohnort zu wechseln oder in einem anderen Bundesland zu unterrichten, könnten einem mehr Türen offen stehen. Aktuell bin ich gerade dabei mein Studium abzuschließen. Es ist und bleibt spannend, wo mich die Zukunft hinführt. Ein kleiner Traum wäre es jedoch, eine Dissertationsstelle an der Didaktik für Naturwissenschaften zu bekommen und ein Doktoratsstudium absolvieren zu können. Träumen darf man ja… und wo ein Wille, da ein Weg. Man sollte auf jeden Fall studieren, wofür das Herz brennt. Wenn man die Leidenschaft für seinen Beruf und sein Tun ausstrahlt und lebt, dann werden sich auch berufliche Chancen auftun. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man nicht aufhören darf, in seine eigene Fort- und Weiterbildung zu investieren – vor allem dann, wenn die Arbeitsmarktsituation nicht gerade rosig aussieht. Ich nutze meinen Wissensdrang und absolviere ab Herbst 2016 eine zweijährige Ausbildung zur Sexualpädagogin. Vielleicht sind es gerade auch solche Spezialisierungen, mit denen man sich eigene Nischen schaffen kann.
8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?
Ja, es ist auf jeden Fall von Vorteil beziehungsweise nötig biologische, pädagogische und didaktische Grundkenntnisse zu haben.
9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?
Wie bereits erwähnt, stellt „Bio für Kids & Teens“ Materialien verschiedenster biologischer Themen zur Verfügung: Ökologie – Umwelt, Pflanzen, Mikrobiologie, Tiere, Geologie, Wasser, etc. – die Arbeit ist also thematisch sehr abwechslungsreich.
10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?
Auf jeden Fall dranbleiben – studiert das, wofür euer Herz schlägt! Es gibt nichts, was man nicht lernen kann (solange es auch Freude macht).
Beitrag: Oliver Bruck, Tobias Vees, Valerie Leduchowski, Ines Fritz, Lukas Haunold, Claudia Puck, Rüdiger Reisenberger, Franz Zehetner
Im Rahmen des Lehrgangs „BOKUdoku – Lehrgang für Filmdokumentation“ der Universität für Bodenkultur Wien sind zwei insgesamt rund 30-minütige Dokumentarfilme entstanden, die sich mit aktuellen Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen.
„Mist – Abgelaufen – Verführt zum Verschwenden“
In Österreich landen jährlich bis zu 760.000 Tonnen genießbare Lebensmittel – zum Teil noch original verpackt – in der Mülltonne. Gut dreiviertel davon kommen aus dem privaten Haushalt. Trends wie „Dumpstern“ oder „Foodsharing“ behaupten sich dagegen, können aber die Ursache der Ressourcenverschwendung nicht stoppen. Das steigende Angebot an Nahrungsmitteln in den Supermärkten verleitet uns zu viel zu kaufen. Ein kleines Datum auf den Verpackungen entscheidet dann weiter, ob das erworbene Produkt auf den Teller darf oder besser in der Mülltonne landet. Das Mindesthaltbarkeitsdatum garantiert uns – zumindest für einen entsprechenden Zeitraum – höchste Qualität der Ware. Doch ist dieselbe wirklich ungenießbar, sobald das Datum überschritten wird? Brauchen wir dieses große Angebot an Lebensmitteln in unseren Supermärkten? Und welche Rolle spielt dabei der Handel, wenn es um unser Konsumverhalten geht? Der Dokumentarfilm „Mist – Abgelaufen – Verführt zum Verschwenden“ setzt sich mit dieser Thematik kritisch auseinander. (Ein Film von Oliver Bruck, Mona Coeln, Daniel Hackl, Rafiqul Islam, Valeria Ledochowski, Axel Mentler und Tobias Vees).
„Kostbare Kacke – Zurück in den Kreislauf des Phosphors“
Heute zeichnet sich weltweit eine akute Verknappung nicht nur von fossiler Energie ab, auch Nährstoffe sind endlich. Bei Phosphor spricht man bereits – analog zum Öl – von „Peak Phosphor“. Zugleich sind die Reserven an Gesteinsphosphat, der Hauptquelle von mineralischen Phosphordüngern, nicht nur begrenzt, sondern auch global äußerst ungleich verteilt: Nur fünf Länder – darunter Marokko und China – verfügen über mehr als 90 Prozent der Phosphorreserven. Das macht die Abhängigkeit von unvorhersehbaren geo-politischen Ereignissen und spekulationsgetriebenen Rohstoffmärkten offenkundig. Grund genug, sich unseren Phosphorkonsum etwas genauer anzusehen: In Österreich werden jährlich 16.000 Tonnen Phosphor importiert, wovon 11.000 Tonnen in Abfall und Abwasser landen. Sollten die Sekundärrohstoffe schon heute genutzt werden oder sollten wir damit warten, bis wir „Peak Phosphor“ überschritten haben? Wie kostbar ist die Kacke wirklich? Der Dokumentarfilm „Kostbare Kacke – Zurück in den Kreislauf des Phosphors“ beantwortet diese Fragen. (Ein Film von Nina Daubel, Svenja Kleinschmidt, Ines Fritz, Lukas Haunold, Claudia Puck, Rüdiger Reisenberger und Franz Zehetner).
Zwei BOKUdoku-Filme feiern in Wien Premiere
Die Premiere der beiden Dokumentarfilme findet am 24. Juni 2016 um 15 Uhr im Filmcasino, Margaretenstraße 78, 1050 Wien, statt. Der Eintritt ist frei – für Buffet wird gesorgt sein. Das Team von BOKUdoku freut sich auf zahlreiches Erscheinen.
Ciliat in Tusche. Diese „Lebenddarstellung“ wird für Bestimmungsliteratur verwendet. Quelle: Michael Gruber
Michael Gruber hat sein Ökologiestudium an der Universität Wien mit Schwerpunkt Meeresbiologie und Elektronenmikroskopie absolviert. Er ist seit 2012 technischer Assistent an der Universität Salzburg und seit 2015 außerdem freischaffender naturwissenschaftlicher Illustrator.
1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?
Abb. 1: Michael Gruber bei der Arbeit: Es erfordert viel Genauigkeit und einen guten Blick fürs Detail, Illustrationen von Organismen anzufertigen. Quelle: Michael Gruber
Hauptberuflich vermesse und zeichne ich Ciliaten (Einzeller) im Zuge eines FWF Projektes zur taxonomischen Bestimmung von Bodeneinzellern aus Venezuela, Galapagos und Australien. Da diese Tiere sehr klein sind, so zwischen 40-200µm, benötigt man ein Mikroskop um sie zu sehen. Mittels eines sogenannten „Zeichenapparates“ (Camera lucida), der seitlich am Mikroskop befestigt ist, fertige ich zuerst Bleistiftzeichnungen an, die dann noch reingezeichnet und zum Schluss in Tusche ausgeführt werden. Die Ciliaten befinden sich fixiert auf Objektträgern und werden mittels Öl-Immersion (1000-fache Vergrößerung) bestimmt.
Nebenberuflich bin ich seit Mitte 2015 als naturwissenschaftlicher Illustrator selbstständig tätig. Hier richtet sich der Arbeitsalltag nach den Aufträgen und Wünschen der Kunden.
2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?
Zuallererst, dass es ein Job ist, den ich von Herzen gerne mache: ich kann meine Kreativität nutzen, um Leute auf Besonderheiten der Natur aufmerksam zu machen. Dieser Job verbindet dadurch meine beiden Lieblingsbereiche: Biologie und Illustration.
3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?
Ich bin noch nicht sehr lange als freischaffender Illustrator tätig, aber das Schwierigste ist bislang die Suche nach Kunden gewesen. Die meisten, die per Mail antworten, bedanken sich freundlich, aber haben meist nicht die nötige Finanzierung oder bereits eigene Illustratoren oder Grafiker. Es gibt aber immer wieder sehr nette Kolleginnen und Kollegen, die Einblicke in ihre Sammlung erlauben, um das eigene Portfolio ein bisschen zu vergrößern oder unentgeltlich Zeichnungen in Magazinen veröffentlichen, was als Werbung natürlich auch nicht zu verachten ist.
Abb. 2: Chamäleon: Farbstifte, Tusche und Marker für die Highlights. Quelle: M. Gruber
4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?
Die Stelle an der Universität Salzburg als technischer Assistent war eigentlich als Doktoratsstelle im Internet und in der Zeitung ausgeschrieben. Wir konnten uns aber einigen, mich als technischen Assistenten anzustellen, da mir eine weitere wissenschaftliche Laufbahn aus familiären Gründen nicht zusagte. Dies war ein echter Glücksgriff und gab mir die Chance eine neue Zeichenart für mich zu entdecken: die Mikroskopie-Zeichnung. Viele der Organismen, die wir nicht oder nur sehr schlecht sehen, haben eine beeindruckende Körpersymmetrie und Schönheit wie man sie zum Beispiel in den Darstellungen von Ernst Haeckl findet. Dies sind die Dinge, die mich faszinieren und die ich den Leuten, die mit diesen Lebewesen im Alltag nicht so viel zu tun haben, näherbringen will.
5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?
Genauigkeit, Neugierde und Faszination.
6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?
Eigentlich wollte ich als aktiver Meeresbiologe am Meer leben und forschen. Dieser Gedanke an endlose Freilandarbeit im Wasser, tolle Entdeckungen und viel Spaß waren zwar rückblickend gesehen leicht naiv, aber sehr anspornend. Erst bei meinem 10-jährigen Maturaklassentreffen, da arbeitete ich bereits seit Kurzem als technischer Assistent, sagte meine ehemalige Deutschlehrerin zu mir, dass sie eigentlich früher dachte ich würde einmal Zeichner oder Künstler werden – das hat mir dann letztlich die Augen für diesen Beruf geöffnet.
Abb. 3: Krebs in Punktiertechnik mit Tusche. Quelle: M. Gruber
7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?
Die Arbeitsmarktsituation ist meiner Meinung nach nicht sehr gut; speziell in meiner Branche. Auf hochwertige Illustrationen wird leider sehr wenig Wert gelegt. Viele Kunden möchten Qualität – aber am liebsten gratis. Am Stellenmarkt findet man am ehesten etwas in der Pharmabranche und in der Mikrobiologie oder Genetik, aber wenn man etwas Anderes sucht, stößt man bald an seine Grenzen. Trotzdem sollte man die Hoffnung nicht aufgeben: auch wenn man anfänglich nicht den Job macht den man sich gewünscht hat, der richtige kommt bestimmt!
8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?
Das Biologiestudium ist nicht zwingend notwendig, hilft aber sehr, die komplexen Strukturen und die Anatomie von Tieren und Pflanzen besser zu verstehen. Am besten wäre es, gleich naturwissenschaftliche Illustration zu studieren.
9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?
Die diversen anatomischen Zeichenübungen, Zoologie und Systematik.
10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?
Beharrlich seine Ziele zu verfolgen und sich immer weiterzuentwickeln. Jede neue Technik, jede zusätzliche Ausbildung kann nur von Nutzen sein.
Vielen Dank für das Interview!
Abb. 4: Gorillas in Gouache, einer Art Wasserfarbentechnik. Quelle: M. Gruber
Titelbild: Runde vs. runzelige Erbsenform, eines der sieben von Mendel untersuchten Merkmale (Quelle: BOKU Vollmann)
Gregor Mendels berühmte Regeln der Vererbung werden heuer 150 Jahre alt. Auf Initiative der Gregor-Mendel-Gesellschaft Wien und mit Unterstützung der Universität für Bodenkultur sowie der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde dazu ein Symposium an der Akademie der Wissenschaften in Wien abgehalten, das nicht nur Rückblick, sondern auch Einblick in aktuelle Entwicklungen der Genetik bot. Resümee: Die Genetik ist eine Leitdisziplin innerhalb der Biowissenschaften geworden, und die Molekulargenetik nimmt eine zentrale Stellung für Forschung in Landwirtschaft, Humanmedizin und Biologie ein.
Titelbild: Regelmäßige Gänge in die Natur und Beobachtung der Blühfortschritte sind ein wichtiger Bestandteil in der Aerobiologie. Quelle: Katharina Bastl
Katharina Bastl hat Biologie in Wien studiert und danach ihren Doktor im Schwerpunkt Paläontologie absolviert. Seit 2012 ist sie als Universitätsassistentin befristet an der Medizinischen Universität Wien angestellt. Hier arbeitet sie am Institut für Hals-, Nasen- und Ohren-Erkrankungen und ist für den Österreichischen Pollenwarndienst mitverantwortlich.
Titelbild: Ökologe Albin Blaschka – die Arbeit im Freiland ist neben Literaturrecherche, Absprachen mit Projektbeteiligten, Nachbereitung, Auswertung und Publikationstätigkeit nur ein Aspekt seines Arbeitsbereiches. Quelle: Albin Blaschka
Albin Blaschka
Albin Blaschka ist seit September 2002 an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft (einer Dienststelle des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – BMLFUW), zuerst über Werkverträge, seit Anfang 2004 als „Freier Dienstnehmer“, tätig. Zwischen 1992 und 2000 hat er Ökologie an der Universität Salzburg studiert (Magister) und zwischen 2008 und 2015 im Rahmen seiner Tätigkeiten, über die Universität Salzburg ein Doktorat absolviert.
Sein „offizieller“ Arbeitsbereich ist Projektmanagement und Support von internationalen Projekten. Die fachlich-wissenschaftlichen Tätigkeiten umfassen angewandte Fragestellungen aus den Bereichen Vegetationsökologie, Landschaftsökologie, ökologische Wiederbegrünung und Renaturierungsökologie. Zurzeit beschäftigt sich Albin Blaschka intensiv mit dem Management von Almweiden unter sich ändernden Bedingungen, unterschiedlichen Landnutzungssystemen und multifunktional genutzten Landschaften. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist es, Wissen und Erkenntnisse der Grundlagenforschung für die praktische Anwendung aufzubereiten und an Bedarfsträger (Landwirte, aber auch Naturschutz und Tourismus, etc.) weiterzugeben.
1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?
Mein eigentlicher Aufgabenbereich liegt im Projektmanagement für internationale Projekte unserer Forschungsanstalt: Informationen über Ausschreibungen zusammentragen, bei der Antragsstellung mitarbeiten, Berichtswesen und Abrechnungen sowie Beratungen und Hilfestellungen für KollegInnen an der Forschungsanstalt. Es bleibt aber auch Zeit für fachlich-wissenschaftliche Tätigkeiten, entweder in den Projekten für deren Management ich verantwortlich bin, oder aber auch in eigenen oder von KollegInnen durchgeführten Projekten. Die zeitliche Aufteilung hängt stark von der Jahreszeit beziehungsweise vom jeweiligen Projektzyklus ab und natürlich davon, wie viele Projekte gerade an unserer Anstalt laufen. Wenn ich hauptsächlich wissenschaftlich arbeite, verteilt sich meine Zeit auf verschiedene Bereiche: Vorbereitungen und Literaturrecherche, Absprachen sowohl mit am Projekt beteiligten KollegInnen, aber auch mit GrundeigentümerInnen usw., Geländearbeit/Datenaufnahmen während der Vegetationsperiode(spätes Frühjahr und Sommer), Nachbereitung (Proben versorgen, Dokumentation, Datenmanagement, Nachbestimmungen von Arten) und Auswertungen (Statistik, GIS, etc.), Berichtswesen und Publikationstätigkeiten.
2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?
Die Abwechslung, die Herausforderung, Theorie und Konzepte in praxistaugliche Maßnahmen oder Empfehlungen umzusetzen, Wissen aus unterschiedlichen Bereichen (Botanik/Ökologie, Landschaftsökologie, Naturschutz, Landwirtschaft) zu verknüpfen und manchmal zu sehen, dass Ergebnisse der eigenen Arbeit von den BedarfsträgerInnen verwendet werden.
3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?
Anstrengend wird es, wenn es gilt gegen vorgefasste Meinungen und gegenseitige Vorurteile (Ökologie/Naturschutz auf der einen und Landwirtschaft auf der anderen Seite) anzukämpfen – „Wir haben das immer schon so gemacht, und werden das jetzt nicht ändern“. Auch Hierarchien und Bürokratie lassen einen von Zeit zu Zeit das Vorbild von Don Quijote ziemlich erstrebenswert erscheinen, bei allem Verständnis, dass in einer (alpinen Kultur-) Landschaft, in der viele Interessen zu Recht herrschen, Regeln und deren Einhaltung unbedingt notwendig sind.
4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?
Durch puren Zufall bzw. eigentlich Glück: Eine Studienkollegin hatte einen Werkvertrag an der Forschungsanstalt, den sie aber wegen einer anderen Jobmöglichkeit, die ihr mehr entsprach, nicht mehr vollständig erfüllen konnte. Nach Gesprächen mit dem verantwortlichen Kollegen, konnte sie den Werkvertrag auf mich übertragen – ich war damals freiberuflich tätig und immer auf der Suche nach Aufträgen. Daraus ergaben sich Folgeaufträge, zuerst ebenfalls auf Werkvertragsbasis. So entstand dann im Rahmen meines ersten EU/INTERREG – Projektes ein zeitlich begrenzter Vertrag als freier Dienstnehmer, dem durchgehend bis heute weitere folgten.
5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?
Die fachlichen Grundlagen der Ökologie bzw. die Kenntnis naturräumlicher Zusammenhänge und Grundkenntnisse der landwirtschaftlichen Forschung und Arbeit sind die unverzichtbare Basis. Weiter sind Datenmanagement, systemtheoretisches und räumliches Denken, GIS, grundlegende Programmierkenntnisse und Organisationstalent notwendig. Jedoch alles, was irgendwann notwendig wäre, kann man nicht lernen/beherrschen. Daher ist es ebenso unverzichtbar, zu wissen, wo die eigenen Kenntnisse aufhören und es nicht klug ist, zu versuchen diese sich anzueignen, sondern sich KollegInnen zu suchen und mit diesen Kooperationen aufzubauen und gemeinsam an die Lösung des Problems heranzugehen.
6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?
Im Prinzip entspricht es meinem Berufswunsch – auch wenn mein absoluter Wunschtraum während des Studiums ursprünglich mehr im universitären Umfeld bzw. im Bereich der Grundlagenforschung angesiedelt war. Auch ist der Teil meiner Arbeit, der rein im administrativen Bereich angesiedelt ist, nicht unbedingt motivierend. Er gehört jedoch dazu und bietet andererseits auch interessante Einblicke in andere Tätigkeitsbereiche. Abgesehen davon ist Projektmanagement auch ein Teil jeder wissenschaftlichen Arbeit, auch wenn mir das früher noch nicht bewusst war.
Landschaft als Labor bzw. Untersuchungsobjekt und angewandtes Arbeiten ist abwechslungsreich, heißt auch außerhalb der eigenen Expertise selbst mit anzupacken. Quelle: Albin Blaschka
7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?
Die Situation ist sicher sehr schwierig und mit hohem Risiko verbunden, einen guten Job zu finden, speziell wenn man räumlich nicht so flexibel sein kann oder will. Beschränkt man sich auf die Stadt, in der man studiert hat oder die unmittelbare Umgebung, gibt man sich selber noch ein großes Handicap dazu. Sieht man sich als EuropäerIn und hat man auch entsprechende Fremdsprachenkenntnisse (im Prinzip heißt das zusätzlich zu Englisch eine weitere Sprache), erweitert dies die Chancen sehr. Wichtig sind auf jeden Fall Engagement, Fertigkeiten und Fähigkeiten („soft skills“), die über das rein Fachliche hinausgehen, leider auch meist mehr als für einen „normalen“ Job.
8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?
Ein Biologiestudium ist auf jeden Fall notwendig. Kenntnisse der Landwirtschaft, zu Landnutzungssystemen allgemein und der Tierhaltung im speziellen, die ich mir in großen Teilen „on the job“ angeeignet habe, sind für die Art von Fragen, die ich bearbeite, ebenso notwendig. Kenntnisse in Ökonomie wären wünschenswert, fundierte Kenntnisse in Datenmanagement und Computer allgemein sind ebenso unverzichtbarer Teil des „Handwerks“. Diese habe ich mir zuerst als Hobby bereits zu Schulzeiten, dann im Rahmen meiner Arbeiten seit der Diplomarbeit selbst angeeignet. Statistik war während meines Diplomstudiums noch nicht so bedeutend, was sich aber inzwischen geändert hat, und das ist gut so. Über Ausbildung/Lernen hinausgehend ist sicher ein gutes Maß an Organisationstalent und ein gewisses Selbstvertrauen und Auftreten (Vorträge, Besprechungen, etc.) zumindest hilfreich. Auch erleichtert eine gewisse Stressresistenz und Leidensfähigkeit, „Wetterfestigkeit“ und „Robustheit“ die Geländearbeiten. Im Umfeld internationaler Kooperationen und dem Publizieren der Ergebnisse sind gute Englischkenntnisse Grundbedingung, (grundlegende) Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache auf jeden Fall hilfreich und ein zusätzlicher Bonus.
9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?
Kenntnisse von ökosystemaren Zusammenhängen, Wissen über heimische Pflanzengemeinschaften, systemisches Denken, Artenkenntnisse und das systematische Herangehen an ein Problem/an eine Frage, also die „wissenschaftliche Methodik“ als solches, auch wenn das jetzt ein wenig klischeehaft klingt.
10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?
Bei aller Begeisterung für das eigene Fach und der notwendigen Konzentration darauf, ist es unbedingt notwendig, sich einen offenen Geist zu bewahren und zu akzeptieren, dass das Studium einem nur den Weg weist und Lernen ein ständiger Prozess und damit Teil des eigenen Lebens sein muss. Auch sich eine gesunde Portion kindlicher Neugierde und Spieltrieb zu bewahren, sich die Hartnäckigkeit aneignen, alles (auch sich selbst bzw. die eigene Meinung) in Frage zu stellen. Und über allem muss Ausdauer stehen und die Konsequenz sich von Misserfolgen jeglicher Art auf dem Weg zu einem „guten“ Job nicht abbringen zu lassensowie dabei auch nicht zu vergessen, dass das Leben aus mehr als Arbeit besteht, mag man sich auch noch so sehr damit identifizieren.
Titelbild: Voralpenseen sind von Cyanobakterien besiedelt, welche bei Überdüngung und Temperaturschichtung der Wassersäule Algenblüten bilden. Quelle: R. Kurmayer
Voralpenseen gelten als Juwelen der Alpenregion. Durch Überdüngung und Klimaerwärmung vermehren sich Problemalgen, die an tiefe Seen der Alpenregion angepasst sind. Welche Rolle für die Besiedlung und Blütenbildung im Ökosystem dabei der Synthese von toxischen Peptiden zukommt, ist unbekannt und wird erforscht.
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2016/02/Titelbild_ed.jpg533700Rainer Kurmayerhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgRainer Kurmayer2016-02-01 21:17:532022-08-08 17:55:22:: Rolle von toxischen Peptiden für die Bildung von Algenblüten
Titelbild: Wurzelknöllchen an Erbse. Foto: Rainhard Turetschek
Genau wie eine gesunde Darmflora beim Menschen, kann bei Hülsenfrüchten eine spezialisierte Wurzelflora die Immunabwehr stärken. Für die Landwirtschaft bietet das eine anwendbare Methode um bei häufigeren Trockenstressperioden den Ertragsausfall von Hülsenfrüchten zu minimieren.
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