Titelbild: Botanische Spaziergänger*innen im Planquadrat-Park (Foto: Austrian Biologist Association)
Im Juni 2022 machte sich die ABA auf die Suche nach botanischen Besonderheiten in Wien. Angeleitet und unterhalten wurden wir dabei von Birgit Lahner und Cristina-Estera Klein, den Autorinnen des kürzlich erschienen Buches „Botanische Spaziergänge – 11 Routen durch die Welt der Wiener Pflanzen und ihre Geschichte“.
Im Rahmen der ABA-Jahresvollversammlung am 11. Juni 2022 spazierten das Vereins-Team, Mitglieder und ABA-Interessierte durch die Wiener Innenstadt. Birgit und Cristina ergänzen einander mit botanischer Artenkenntnis und historisch-kulturellem Hintergrundwissen. Diese spezielle Symbiose spiegelt sich in ihren Texten des empfehlenswerten Buches wider – und machte auch unseren gemeinsamen Spaziergang zu einem besonderen Erlebnis, unabhängig von botanischen Vorkenntnissen der einzelnen Teilnehmer*innen. Es gelang den beiden, einen großen Bogen zu spannen, von ökologischen Ansprüchen verschiedener Pflanzenarten im Lebensraum Stadt, den historischen Hintergründen der Stadtentwicklung, bis zu aktuellen Problemen und Lösungsansätzen im Hinblick auf klimatische Veränderungen.
Botanische Spaziergänge – 11 Routen durch die Welt der Wiener Pflanzen und ihre Geschichte Cristina-Estera Klein, Birgit Lahner ISBN: 978-3-85439-705-2 Verlag: Falter
Unser Spaziergang beginnt im Burggarten
Der Burggarten erhielt seine heutige Form, mit geschwungenen Wegen als Landschaftsgarten in kleinem Maßstab, nach mehrfacher Umgestaltung Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch erst seit 1919 ist er öffentlich zugänglich. Im Schatten der beeindruckenden Libanon-Zeder erfahren wir von der Burggartenbewegung, die sich 1979 für ein Betretungsrecht des Rasens einsetzte. Erst seit 2007 ist dies gesetzlich gestattet und wird heute von vielen Besucher*innen selbstverständlich genutzt.
Die Libanon-Zeder im Burggarten war ein Geschenk an Kaiser Franz Joseph I. zur Eröffnung des Suez-Kanals 1869. (Foto: GuentherZ via Wikimedia Commons)
Klimafitte Baumarten für den Ring
Vor den Toren des Burggartens machen wir Station an der Ringstraße. Wir erfahren von den gelungenen und weniger gelungenen Bepflanzungsbemühungen seit der Errichtung der Ringstraße als Prachtboulevard 1865. Kastanienbäume und Pappeln erschienen zu proletarisch und nicht repräsentativ genug, Götterbäume wuchsen nicht wie geplant. Schließlich entstand ein vielseitiges Spektrum an Alleebäumen. Die Auswahl der gepflanzten Baumarten ändert sich auch heute wieder. Sie muss an den Klimawandel angepasst werden. Ein häufiger Neuzugang an Wiens Straßen ist der Zürgelbaum (Celtis australis). Er soll aufgrund seiner höheren Hitze- und Trockenheitstoleranz langfristig Rosskastanien und Spitzahorne ablösen.
Pflasterritzenvegetation
Unsere Gruppe überquert den Ring und findet den nächsten Schatten im Schillerpark. Birgit und Cristina lenken unsere Aufmerksamkeit auf die unscheinbare Pflasterritzenvegetation am Rande des Parks. In kurzer Zeit sammeln wir typische Ruderalpflanzen zwischen den Pflastersteinen, u.a. Portulak, Einjähriges Rispengras, Breit-Wegerich, Kahles Bruchkraut, Niederliegendes Mastkraut und Vogel-Knöterich (auch „Hansl am Weg“ genannt).
Links: Auf der Suche nach Pflanzen in den Pflasterritzen. Rechts: Besprechung im Schillerpark. (Fotos: Stefan Kapeller)
Vom Karlsplatz zum Planquadrat-Park im 4. Bezirk
Wir gehen weiter in Richtung Karlsplatz und machen Halt am Zamenhof-Denkmal im Girardipark. Hier finden sich zwischen den stark befahrenen Straßen unscheinbare, aber abwechslungsreiche Staudenbeete mit robusten, hitzetoleranten Gräsern.
Staudenbeete am Karlsplatz. Im Hintergrund das „Goldene Krauthappl“ der Sezession. (Foto: Stefan Kapeller)
In der Operngasse wird der Grünanteil wieder sehr gering. Umso wertvoller sind Bepflanzungen von Baumscheiben oder die Anlagen kleiner Gärten auf der Fläche ehemaliger Parkplätze. Die kleinen Grünanlagen gehen oft auf die Initiative von Anrainer*innen zurück und spiegeln das große Bedürfnis nach mehr Grün in der Stadt wider.
Abschließend besichtigen wir den Planquadrat-Park. ORF-Mitarbeiter*innen und engagierte Anrainer*innen gründeten hier in den 1970er Jahren einen Verein und schlossen mehrere Innenhöfe zusammen. So entstand ein naturnah und liebevoll gestalteter Grünraum – eine Oase und Erholungsort mitten in einem der am dichtesten bebauten Stadtteile Wiens im 4. Bezirk.
In den „Botanischen Spaziergängen“ von Birgit und Cristina sind viele weitere stadtökologische und historisch-botanische Einblicke aus dem gesamten Stadtgebiet nachzulesen.
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2022/07/signal-2022-06-12-142044_004.jpeg12001600Stefan Kapellerhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgStefan Kapeller2022-07-27 20:18:022022-07-29 14:35:33:: Botanischer Spaziergang durch die Wiener Innenstadt
Was man nicht kennt, kann man nicht schützen, hat Konrad Lorenz gesagt – das gilt auch für Pflanzen. Wer seine Artenkenntnis aufbessern will, kann dies nun spielerisch tun: mit der neuen PflanzenApp aus Tirol. Joseph Molyneux und Senta Stix verraten, was dahintersteckt.
Spikeprotein, Genschere, Mutation – was früher für viele wissenschaftliches Kauderwelsch war, bevölkert nun wie selbstverständlich die Gespräche. Eine normale Entwicklung? Vermutlich. Aber es ist auch ein Paradoxon unserer Zeit, finden die Biologen Joseph Molyneux und Senta Stix, dass sich fast jeder über R-Werte oder Gene unterhalten kann, viele jedoch Schwierigkeiten haben, eine Kiefer von einer Zirbe zu unterscheiden oder eine Eiche zu erkennen. Tatsächlich sind Dinge wie botanische Artenkenntnis oder Systematik auch bei Schul- und Studiencurricula zunehmend auf dem Rückzug. In der Botanik fasst man diese Entwicklung unter dem Begriff plant blindness, Pflanzenblindheit, zusammen. „Bedenklich, zumal ja alle Organismen mit komplexerem Stoffwechsel – wir inklusive – jeden unserer Atemzüge einer Pflanze und ihrer Photosynthese verdanken“, ergänzt Joseph. Grund genug, fand man, die lokale Pflanzenwelt wieder mehr in den Fokus zu rücken.
Auch mit von der Partie bei der App – die Kornelkirsche (Cornus mas ) (c) Peter Ecker
Wind of Change im Alpenraum
Die Idee dazu stammt von Senta: „2019 war die Zeit, in der das Botanik-Zertifikat aufkam, unser Kollege Martin Bichler sein Bugbuddies-Projekt startete und ein weiterer Kollege ein Pflanzenquiz für die ETH Zürich programmierte“, erinnert sich Senta. „Irgendwie lag die Idee für das Format plötzlich in der Luft: eine Quiz-Pflanzenapp, nicht nur zu den wichtigsten Gefäßpflanzen im Tiroler Alpenraum, sondern auch zu Moose und Flechten.“
Die Umsetzung gestaltete sich dann nicht ganz so einfach. „Lange Zeit bin ich auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten auf taube Ohren gestoßen“, erzählt Joseph, der die Projektleitung und Koordination übernommen hat. Aber dank der Unterstützung der Diözese Innsbruck, später dann auch der Abteilung für Naturschutz des Amtes der Tiroler Landesregierung nahm das Projekt 2020 schließlich doch Fahrt auf. Joseph schloss sich mit dem angehenden Informatiker Lukas Auckentaler zusammen, der fortan für die Programmierung der App zuständig war. Für eindrückliche Pflanzenfotos und die fachlich korrekten Informationstexte sorgte eine Gruppe motivierter Botaniker:innen und Naturpädagog:innen.
Screenshots PflanzenApp: Quizauswahl (l) und kurze Informationstexte (r) (c) Joseph Molyneux
Unterhaltsamer Quizmaster
Am Ende ist aus dieser Zusammenarbeit eine kostenlos downloadbare, kurzweilige PflanzenApp entstanden, mit der Schüler:innen und Interessierte nun spielerisch einen Überblick über die wichtigsten Wildpflanzen, Nutzpflanzen, Moose und Flechten im Alpenraum gewinnen können. „Ziel war es einfach die relevantesten Lebensräume in Tirol rauszupicken und jeweils etwa zehn Arten zu präsentieren, die typisch für hier sind oder didaktisch wichtig“, erklärt Joseph, „bisweilen ist zwar auch was Seltenes dabei, die meisten vorgestellten Arten lassen sich aber gut im Alltag finden.“ Auch traditionelle Tiroler Nutzpflanzen sind Bestandteil der Artenauswahl. Den Zugang bildet dabei kein Bestimmungsschlüssel, sondern ein ausgeklügeltes Quizsystem. Zusätzlich sind in der App informative Pflanzenportraits integriert, die jeweils interessante Details über die Pflanzen verraten.
Beispiele für Quizfragen in der PflanzenApp (c) Josephy Molyneux
Begeisterung für das Thema schaffen
Dass die App nun online geht, freut Joseph und bedeutet auch eine gewisse Erleichterung: „Letztenendes ist so ein Projekt doch zeitintensiver als man denkt und besonders zwischenmenschlich eine Herausforderung. Es braucht Fürsprecher, um die Idee an der richtigen Stelle positionieren zu können und die richtigen Worte, um die Mitarbeitenden bis zum Schluss zu motivieren.“
Nach einem ersten Probelauf soll die App bald kostenlos für Linux-, Windows-, Android- und Apple-Systeme zur Verfügung stehen. Als erstes wird eine Version für das Betriebssystem Android realisiert. Das Projektteam hofft, dass die App gut angenommen wird und zu einer besseren Artenkenntnis anregt. Im Idealfall soll dem Blick auf den Bildschirm der Weg ins Freie und der Kontakt zu Pflanzen folgen. Es gilt die Vielfalt an pflanzlichen Lebensformen und ihre Verflechtungen mit anderen Lebewesen zu entdecken.
Dafür verlost die Westösterreichische Biologenvereinigung unter Schulklassen, die die App testen, zwei naturpädagogische Führungen. Letztendlich zählt das sinnliche Erleben von Pflanzen. Wie der Innsbrucker Botanikprofessor Hans Pitschmann schon sagte:
Vergiss bei aller Wissenschaftlichkeit und Systematik nie, dass Pflanzen einfach nur schön sind.
Will man junge Menschen im schulischen Bereich für Biologie begeistern, braucht es bisweilen spezielle Formate. Dies ist die Geschichte der “Bio-Challenge” und wie man Österreich beinahe dazu bewegt, an einer Biologie Olympiade teilzunehmen.
Vom Brennen fürs Lebendige
Die Biologie – in all ihren Facetten und ihrer strukturellen Vielfalt, vom kleinsten biochemischen Baustein bis zu den komplexen Vernetzungen der Biosphäre – ist ein Quell unserer Inspiration und Motivation. Sie ist ein gewaltiges Konvolut von Disziplinen, die sich alle mit der Faszination des Lebendigen beschäftigen. Wer sich einmal darauf einlässt, dem bleibt letzten Endes nur eine mögliche Haltung demgegenüber: Faszination. Hingabe. Leidenschaft.
Wer nun Feuer für die Biologie fangen oder eine durch Kindheitserlebnisse bereits vorhandene Flamme pflegen möchte, für den bietet sich die Schule an [1]. Vor allem, wenn man dieses Feuer auch in seinen zukünftigen Erwerbsalltag tragen möchte. Schließlich ist der Unterrichtsgegenstand Biologie der wohl wichtigste schulische Gateway in die Medizin und die modernen Life-Sciences.
[1]Passenderweise befanden schon einige alte Griechen, dass es bei Bildung eher um das Entzünden von Fackeln als um das Befüllen von Fässern ginge
(c) Martin Bichler
Funkenflug und Schaumbremse
Es brauchte also ein Format, um junge Menschen im schulischen Kontext für Biologie zu begeistern. Einen Brandbeschleuniger quasi. Und dieses Format gab und gibt es tatsächlich seit 30 Jahren in Form der Internationalen Biologie Olympiade (zuletzt in Szeged/HU mit 273 Schüler/innen aus 73 Ländern). Was läge also näher, als mit einem Österreichischen Team auf internationalem Niveau anzutreten? Aus diesem Grund lud die ABA im April 2018 zu einem Erfahrungsaustausch mit unseren befreundeten Biologie-Verbänden des nahen Auslands, welche bereits seit längerer Zeit an den internationalen Bewerben teilnehmen.
Nach Klärung der Regulative und Formalvoraussetzungen war klar, dass eine österreichische Teilnahme ohne eine offizielle Fürsprache und finanzielle Förderung seitens des Bildungsministeriums nicht möglich wäre. Das war der Startschuss für eine Reihe vielversprechender Mails, Treffen und Gespräche. Epizentrum war dabei die Bildungsdirektion Tirol (damals noch Landesschulrat für Tirol), von der aus mit viel Unterstützung das Vorhaben in die ministerielle Ebene getragen wurde.
Doch manches Mal zerschellen Idealvorstellungen einfach an der realitätsschaffenden Hierarchie verwaltender Strukturen. Zu teuer, kein Bedarf, kein Interesse – so in etwa kann die ministerielle Antwort auf unser Anliegen zusammengefasst werden. Dass im Rahmen der Begabtenförderung bereits etablierte Olympiaden aus anderen Gegenständen weiterhin unterstützt werden, stellt aus Sicht des Bildungsministeriums keinen Logikbruch dar. ‚Man will halt derzeit nichts Neues‘[2].
Damit bleibt Österreich auf der Teilnehmerlandkarte bis auf weiteres umzingelt von teilnehmenden Nachbarstaaten und als eines der wenigen Länder Europas in Hinsicht Biologie-Olympiade teilnahmslos. Ein kleines gallisches Dorf im negativen Sinne.
[2]Fairerweise sei hinzugefügt, dass sich das Bildungsministerium zu diesem Zeitpunkt im Zuge der Bildungsreform in einer tiefgreifenden Umstellung befand und an allen Ecken und Enden mit Unsicherheiten bzgl seiner Struktur und Zuständigkeiten konfrontiert sah.
Resilienz
Doch es gibt eine Eigenschaft, die von der Biologie auf die Idee eines Schulwettbewerbs übergesprungen sein könnte: Resilienz. Es lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren, ob die Bruchstücke des Vorhabens top-down, bottom-up oder in beiden Richtungen kursierten[3], jedenfalls stand die Idee weiterhin im Raum und wurde schließlich von Franz Gapp und Markus Geiger, zwei Biologielehrern des BG/BRG Innsbruck aufgegriffen und im Rahmen der ARGE Biologie Tirol vorgestellt.
(c) Martin Bichler
So wurden vier weitere Mitstreiterschulen gefunden und der Entschluss gefasst, auf Landesniveau einen tirolweiten Schulwettbewerb in Biologie zu etablieren. Das Konzept sah vor, analog zum internationalen Vorbild, die Schüler/innen in Spezialkursen vertiefend in puncto Fachtheorie und Fachpraxis vorzubereiten und am Ende im Rahmen eines Abschlusswettbewerbes den oder die beste Nachwuchsbiologin Tirols zu küren. Die ‚Bio-Challenge‘ war geboren!
Im darauf folgenden Sommersemester (2019) fanden schließlich die ersten Vorbereitungskurse mit rund 30 Schüler/innen in zwei Gruppen an jeweils 4 Nachmittagsterminen statt. Das Angebot richtete sich an AHS Schüler/innen der 6. und 7. Klassen Oberstufe. Die fachtheoretischen und fachpraktischen Inhalte orientierten sich am Lehrplan und umfassten die Themen ‚Auge‘, ‚Herz-Kreislaufsystem‘, ‚Pflanzenanatomie‘ sowie ‚Nervensystem‘. Dabei konnten die Schüler/innen verschiedene Versuche, Sektions- und Präparations- und Mikroskopiertechniken erlernen.
Dass die Kursblöcke stets an einem Freitagnachmittag stattfanden und teils lange Anreisewege in Kauf genommen werden mussten, spricht für die außerordentlich hohe Motivation und den Ehrgeiz der teilnehmenden Schüler/innen.
Der Abschlusswettbewerb fand schließlich am 26. Juni 2019 statt, bei dem in einer der rund zweistündigen Prüfung die besten Nachwuchsbiologen und –biologinnen ermittelt wurden. Die Siegerehrung erfolgte schließlich durch hochrangige Vertreter der Bildungsdirektion Tirol und die Schulleitung der gastgebenden Schule. Unisono das Credo: Wir können stolz sein auf unsere Nachwuchsbiologen/innen, auf ihr Engagement und ihre Leistungen!
Ein großes Lob verdienen sich in dieser Hinsicht auch die Biologielehrer/innen der aller teilnehmenden Schulen, die in perfekter Teamarbeit die rasche und professionelle Korrektur der Arbeiten durchführen konnten.
[3]in diesem Falle wäre die Bio-Challenge quasi ‚paraphyletisch‘ entstanden ;-)
Evolution
(c) BRG-APP
In Tirol verfolgen wir die Strategie, die Bio-Challenge nicht nur zu einem Spezifikum der allgemeinbildenden höheren Schulen zu machen, sondern auch andere Schultypen aus dem Berufsbildenden Bereich zu involvieren. Das reicht von der Herstellung der Siegerpokale bis zur Erstellung von Homepages und digitalen Druckwerken. Damit sollen auch jene in Kontakt mit Biologie kommen, die ansonsten aufgrund thematischer Ausrichtung der Schule traditionellerweise wenig Berührungspunkte mit Biologie haben.
Ja, die erste Tiroler Bio-Challenge war ein voller Erfolg. Doch dem Format steht noch ein langer Weg bevor, um vom Projekt zum Programm zu werden. Vielversprechend ist in erster Linie die positive Resonanz bei Schüler/innen, Lehrer/innen sowie der Schulleitung und –verwaltung. Wir freuen uns, dass unserer Einladung zum Abschlusswettbewerb auch Vertreter/innen der Biologie ARGEn der Bundesländer Vorarlberg und Salzburg gefolgt sind, die das Format auf der ‚Westachse‘ vermitteln können. Wir wissen um das Interesse weiterer Bundesländer und sogar einen ähnlichen Wettbewerb in Kärnten (Biologie im Team) und wir hoffen, aus diesem Ganzen eine runde Synthese schaffen zu können.
Möglicherweise formiert sich so ein österreichweiter Biologiewettbewerb ‚bottom-up‘ und wir sehen in Zukunft auf internationalen Biologie Olympiaden auch endlich Teams aus Österreich. Die talentierten Jugendlichen dafür hätten wir jedenfalls!
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/11/500-500-max_efeu_nagellackentferner_c-Helena_II.jpg5021200martinbichlerhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgmartinbichler2020-11-16 22:38:512021-04-19 18:37:49:: Bio-Challenge oder der steinige Weg zum „Olymp“
Flüsse erlebt man im Wasserschloss Tirol oft als spaltendes Element, gerade im Bereich Wasserkraft. Unter dem Motto „Zusammenfluss“ möchte die ABA-Regionalgruppe Westösterreich (WÖB) zusammen mit ihren Partnern zeigen, dass Tirols Flüsse als verbindendes Element viel mehr Einfluss auf Mensch und Umwelt haben als man glauben möchte. Am Weltflusstag, den 27. September erwartet Interessierte daher ein vielfältiges Programm – vom Flusssurfen bis Flusskino.
Wie vieles mit größerer Dimension beginnt auch diese Geschichte ursprünglich in kleiner Runde bei Bier und Pub-Atmosphäre – nicht 2020, sondern schon 2019, allerdings lange vor Corona. Diverse Kraftwerksdiskussionen erforderten eine Fluss-Initiative anderer Art – etwas, das einen positiven Gegenpol bildete zu all den Rechtsstreitereien und den Fluss als Ökosystem wieder mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit hievte. 5000 einzigartige Fließgewässer in Tirol geben schließlich allen Grund zum Feiern. So entstand 2019 erstmals das Tiroler Flusskino am World Rivers Day, in Kooperation mit dem Nature Film Festival – ein Event kurzfristig geplant und auf den letzten Drücker organisiert, aber voller Herzblut aller Beteiligten. Und siehe da, der Abend draußen beim Strandcafé in Kranebitten wurde zum vollen Erfolg.
Mittlerweile gibt es das Strandcafé in Kranebitten leider nicht mehr, doch das Flusskino besteht noch immer, ist partiell umgezogen und in seiner Dimension gewachsen. Motiviert vom positiven Feedback im Vorjahr, hat sich die World Rivers Day-Crew der WÖB – bestehend aus Anna Schöpfer, Julia Ecker und Lena Nicklas – weitere Partner ins Boot geholt, um am 27. September 2020 ein tagesfüllendes, spannendes Programm für Jung und Alt bieten zu können. Das Motto lautet #zusamenfluss – passend zu den diversen Partnern, Programmpunkten, zwei Flüssen an den gewählten Standorten und einem hoffentlich breit gefächerten Publikum 😉
Surfen an der Kranebitter Au
Der frühe Nachmittag (13.30 Uhr) startet mit Up Stream Surfing – der nachhaltigen Surflösung für jede City mit Fluss und entsprechender Brücke. Am Airport-Reef, wie es im Surfer-Jargon mittlerweile heißt, nahe der Kranebitter Au bei Innsbruck können sich Interessierte zum Aktionspreis ins Neopren und schließlich mit ihrem Board in die kühlen, aber coolen Innfluten werfen. Unter dem wachsamen Auge der Surfinstructors gilt es hier gegen den Strom zu surfen oder es wenigstens so gut wie möglich zu versuchen ; ). Die Surf Session gibt es zu Ehren des World River Days zum günstigeren Preis, die Ausrüstung ist inkludiert und erhält man vor Ort, aber eine Anmeldung sollte frühzeitig erfolgen.
Wasseraction, Literatur pur und Flusskino am Sillzwickel Innsbruck
Die Session am Sillzwickel an der Sillbrücke Ost startet gegen 16 Uhr. Hier erwartet die jüngeren BesucherInnen ein Flusserlebnis der besonderen Art mit Natopia und die älteren interessante Infos am Stand des Projektes INNsieme des WWF. Dabei handelt es sich um ein interregionales Projekt zwischen der Schweiz, Österreich und Deutschland – jene drei Länder, durch die der Inn fließt. Das Projekt soll die Länder näher zusammenbringen und versucht, die unterschiedlichen Interessen – nämlich Naherholung für die Menschen und Naturschutz – zu vereinen, um den Inn und seine Ufer längerfristig zu erhalten ().
Um 18 Uhr wird`s dann literarisch bei der Gemeinschaftslesung zum Thema „Alles im Fluss“, powered by IG Autorinnen Autoren Tirol. Unmittelbar am Kreuzungspunkt zwischen Sill und Inn stehen hier Fluss und Fließen im Mittelpunkt: Wie prägen Flüsse die Landschaft und die Menschen? Was fließt wohin? Was schlummert unter der Wasseroberfläche? Ausgewählte Texte wagen Antwortmöglichkeiten, natürlich nahe und weit gefasste.
Den Abend bespielt das WOEB-Team wieder gemeinsam mit dem Innsbruck Natur Film Festival: Ab 19.30 Uhr ist demgemäß Zeit für bequeme Liegestühle und großes (Fluss)kino, heuer nachhaltig „elektrisiert“ durch Cubic und ihrem Radlkino-Equipment (ja – wer will, kann mitradeln!). Hier stapft dann einer der letzten „Creekwalker“ Kanadas über die Leinwand: Stan Hutchings folgt seit 40 Jahren hauptberuflich den Lachsen durch die kanadischen Flussläufe – beobachtet sie, zählt sie. Eine Sisyphusarbeit? Vermutlich. Wichtig? Mehr als je zuvor, jetzt in Zeiten des Klimawandels und der Überfischung. Darüber hinaus aber ist es auch die sehr persönliche und berührende Geschichte eines Mannes, der mit seinem Hund auf einem kleinen Hausboot wohnt und die Verbindung zur Natur nie verloren hat. Zum Ausklang des Abends gibt es noch ein kurzes Q&A zum Thema.
Am Sillzwickel ist der Eintritt zu allen Programmpunkten frei und bedarf keiner Anmeldung. Auch für Speis und Trank ist durch den feld Verein gesorgt.
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/09/Inn_c-Anna-Schoeper_kleiner-scaled_up-rotated.jpg13792560Julia Eckerhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgJulia Ecker2020-09-14 10:48:372020-09-14 11:17:17:: Flussfest zum World Rivers Day Tirol 2020
Der Unterrichtsgegenstand Biologie und Umweltkunde umfasst vielfältige Lerninhalte. Um diese Themenfülle zu ordnen, wurden im Lehrplan für die Oberstufe (2018) sieben Basiskonzepte der Biologie formuliert. Sie helfen, erlernte Inhalte zu vernetzen und wiederkehrende biologische Grundprinzipien zu erkennen.
Themenvielfalt im Biologieunterricht
Mit der letzten Lehrplanbearbeitung 2017/2018 der Sekundarstufe II (Oberstufe) wurden für den Unterrichtsgegenstand Biologie und Umweltkunde sieben „Basiskonzepte der Biologie“ definiert. Sie sollen Ordnung in die biologische Themendiversität bringen. Grundsätzlich legen die Lehrpläne des Bundesministeriums fest, welche Themen (Lerninhalte) eines Unterrichtsgegenstandes in welcher Schulstufe unterrichtet werden. In der Biologie reihen sich vielfältige Themen aneinander, wie ein stichwortartiger Auszug aus der 5. Klasse für allgemeinbildende, höhere Schulen zeigt: Die Zelle, Mitose, Pro- und Eukaryoten, Mikroorganismen, Biotechnologie, Botanik, Assimilation und Dissimilation, Ökologie und Nachhaltigkeit, Organsysteme des Stoffwechsels, gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Reihenfolge der Einheiten ist den Lehrkräften überlassen. In den Folgejahren setzt sich die bunte biologische Vielfalt fort.
Auf den ersten Blick scheint der Biologieunterricht ein Sammelsurium von Themen ohne roten Faden zu sein. Natürlich basiert die Strukturierung des Lehrplans aber auf didaktischen Überlegungen. Dem Alter der Schülerinnen und Schüler entsprechend gehen die Lerninhalte von bekannten Phänomenen aus und nähern sich dem Unbekannten: Haustiere, Verdauungsorgane und Aufbau einer Blüte in der 1. Klasse bis zu Gentechnik und Evolutionstheorien in der 8. Klasse. Trotz einiger Bearbeitungen in den letzten Jahren hat sich im groben Aufbau des Lehrplans wenig geändert. Vorschläge, Wünsche und Kritik an der Lehrplangestaltung hat es auch von Seiten der ABA bereits bei der Gründung des Vereins vor 25 Jahren gegeben (damals noch als VÖBL Verein österreichischer Biologielehrer).
Die Basiskonzepte im Lehrplan 2018
Auch die letzte Bearbeitung des Oberstufenlehrplans hat keine wesentliche Veränderung der Inhalte gebracht. Eine wichtige neue Ergänzung sind die sieben Basiskonzepte. Sie sind in der Oberstufe für alle Schulstufen gleichlautend formuliert und stellen quasi „sieben rote Fäden“ durch die Biologie dar. Der Lehrplan für die Sekundarstufe I (Mittelschule, Unterstufe) ist derzeit in Bearbeitung. Es ist anzunehmen, dass die Basiskonzepte demnächst auch dort Einzug finden werden.
Das Ziel dieser Basiskonzepte ist es, den Schülerinnen und Schülern einen strukturierten Blick über den Themendschungel Biologie zu ermöglichen. Die Wiederholung derselben Basiskonzepte über Kapitel und Jahrgänge hinweg ermöglicht eine Quervernetzung von Inhalten, die im Alltag üblicherweise nicht miteinander in Verbindung gebracht werden (z.B. Stoffaustausch in der menschlichen Lunge und an Blättern eines Baumes, siehe Abb. 1). Neu erlernte Inhalte werden dadurch mit bereits bekannten Phänomenen verknüpft und das Verständnis für wesentliche Merkmale biologischer Systeme und Prozesse wird gefestigt.
Abb. 1:Struktur und Funktion. Das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ist überall dort von Bedeutung, wo an Oberflächen ein Stoffaustausch stattfindet, z. B. im Blattwerk von Bäumen oder der Lunge des Menschen.
Keine Revolution, aber Unterstützung
Hinsichtlich der übrigen Vorgaben und den erforderlichen Lerninhalten wurde der Lehrplan wenig verändert. Die Anzahl der Themen, die in einem Schuljahr unterrichtet werden müssen, ist nach wie vor sehr groß. Inhaltlich und didaktisch revolutionieren die Basiskonzepte den Unterricht sicherlich nicht, denn Quer- und Rückverweise auf bereits Erlerntes haben Lehrerinnen und Lehrer immer schon in ihren Unterricht einfließen lassen. Mithilfe der Basiskonzepte geschieht dies nun routinemäßig und strukturiert. Mit der Verankerung im Lehrplan werden sie auch in den Schulbüchern Einzug halten.
Die Basiskonzepte im Überblick
Struktur und Funktion
Ausprägung und Form von Merkmalen lebendiger Systeme (Struktur) hängt mit deren Wirkungsweise (Funktion) zusammen. Beispiele sind das Prinzip der Oberflächenvergrößerung oder das Schlüssel-Schloss-Prinzip.
Steuerung und Regelung
Lebewesen reagieren auf Veränderungen, um bestimmte Zustände aufrechtzuerhalten. Beispiele sind Rückkoppelung-Mechanismen im Stoffwechsel (Homöostase) oder Räuber-Beute-Beziehungen auf ökosystemarer Ebene.
Reproduktion
Die Lebensdauer von Organismen ist begrenzt. Sie müssen sich selbst reproduzieren, um das Überleben ihrer Art zu sichern. Das gilt für Menschen genauso wie für Bakterien oder Bäume (“eine Eiche ist das Mittel einer Eichel neue Eicheln zu produzieren”). Möglich ist das dadurch, dass jede Zelle aller Organismen ihren genetischen Bauplan in sich trägt und diesen verdoppeln kann.
Stoff- und Energieumwandlung
Lebewesen sind auf eine Energiezufuhr von außen angewiesen, um den eigenen Energiebedarf auszugleichen. Die externe Energie muss in eine Form umgewandelt werden, die im Organismus gespeichert und wieder freigesetzt werden kann. Diese Prozesse finden sich u.a. bei der Ernährung des Menschen und bei der Foto- und Chemosynthese anderer Organismen.
Kompartimentierung
Abgegrenzte Reaktionsräume innerhalb von Zellen oder Organismen ermöglichen den ungestörten, parallelen Ablauf verschiedener Prozesse. Zellen stellen eine wichtige Grundeinheit lebendiger Systeme dar (Bausteinprinzip). Kompartimentierung findet sich auf Ebene von Zellen (Zellorganellen), Geweben und Organen (Vielzelligkeit, Spezialisierung) oder auch bei Gesellschaften und Populationen (Arbeitsteilung).
Information und Kommunikation
Zellen, Gewebe, Organe und Organismen können Information aus ihrer Umwelt aufnehmen, bearbeiten und weiterleiten. Signale müssen dabei vom Sender verschlüsselt und vom Empfänger entschlüsselt werden können. Austausch von Informationen findet zwischen Zellen, Individuen und per Erbinformation sogar über Generationen hinweg statt.
Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution
„Nothing in Biology makes sense except in the light of evolution” (Dobzhansky, 1973). Dieses Zitat unterstreicht die Bedeutung dieses zentralen Basiskonzeptes, das mit allen anderen verknüpft ist. Lebewesen sind an ihre jeweilige Umwelt angepasst, als (Zwischen-)Ergebnis eines andauernden Entwicklungsprozesses. Alle rezenten Arten sind ein Produkt ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung und stehen in einem Verwandtschaftsverhältnis zueinander. Der Grad der Verwandtschaft wird auf molekularer Ebene, z.B. beim Blick auf DNA-Sequenzen, ebenso ersichtlich wie bei morphologischen Untersuchungen. Dieses Verständnis schärft die Eigenwahrnehmung des Menschen als Teil der Natur und ist somit Voraussetzung für ein ökologisches und nachhaltiges Handeln.
Anlässlich unseres 25-jährigen Bestehens befragten wir langjährige Vereinsmitglieder zur Entwicklung des Vereins und der Biologie in Österreich. Vielen Dank an Dr. Bernt Ruttner, Gründungsmitglied der ABA (vormals VÖBL), für das Interview.
Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen sind Sie vor 25 Jahren der Austrian Biologist Association (ABA) beigetreten?
Die ABA wurde als VÖBL, als Vereinigung Österreichischer Biologielehrer, von den Landesarbeitsgemeinschaftsleitern der AHS gegründet. Gedacht war, einen Biologielehrer-Verein zu schaffen, der – analog zu den Vereinen der Chemie- oder der Geographielehrer – außerhalb des Ministeriums und der Landesschulräte Informationen und Fortbildungen organisieren kann. Im Gegensatz zu den anderen Vereinen fehlten uns aber zahlungskräftige Sponsoren. Landwirtschaftskammern oder Pharmafirmen trauten den Biologielehrern nicht so richtig über den Weg. Bei Chemie und Geographie waren die wirtschaftlichen Interessen klar, bei Biologie nicht. Außerdem erlebte die politische Partei der Grünen ihren ersten Aufschwung und irgendwie nahm man an, dass Biologielehrer automatisch Grüne sein müssten. Dennoch wurde der Verein gegründet und gleich auch das Konzept einer informativen Zeitschrift erarbeitet, an der sich jede interessierte Biologielehrkraft beteiligen konnte. Sie hieß VÖBL und wandelte sich im Laufe der Zeit ins „bioskop“.
Zudem wollte die ABA gegenüber dem Ministerium eine weisungsunabhängige Vertretung erreichen und sich aktiv an der Lehrplan-Diskussion beteiligen beziehungsweise die Stundentafel für die Biologie ändern – Stichwort: 7.-Klasse-Loch. Auch die Ausweitung des Vereines auf andere Schulformen wie zum Beispiel den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) wurde angestrebt, um eine Vertretung aller Biologielehrer zu erreichen. Das gelang auch, allerdings schlug sich diese Erweiterung nicht unbedingt in den Mitgliederzahlen zu Buche, wie erhofft.
Enttäuscht waren wir vom Ministerium, weil nie ein maßgeblicher Vertreter (Vorstandsmitglied, Präsident) in die Lehrplankommission eingeladen wurde und auch das Schließen der 7.-Klassler-Lücke wurde leider nicht erreicht. Allerdings konnten wir im schulautonomen Bereich Modelle erstellen, wo dieses Vorhaben gelang.
Welches Resümee ziehen Sie nach 25 Jahren?
Die VÖBL beziehungsweise die ABA haben eine lange Entwicklung hinter sich. Der erste Schritt vom reinen Biologielehrer-Verein weg gelang mit dem Andocken an die EU. Die ABA vertritt damit die biologischen Interessen EU-weit. Die Öffnung für alle Biologen war der nächste Schritt. Schon der zweite Präsident war keine Lehrkraft. Zunehmend kristallisierte sich heraus, dass die ABA eine Vertretung aller in biologischen Fachbereichen Tätigen sein sollte, sprich: Die Biologie in Österreich hat einen Namen. Dazu fand auch die Umbenennung von VÖBL zu ABA statt. Die modernen IT-Technologien machten eine intensive Vernetzung möglich. Mit dem Newsletter wurde ein weiterer Schritt zur Attraktivität erreicht. Dank junger Kräfte im Vorstand konnten auch die Universitäten „erobert“ werden. Es freut mich auch, dass wir jetzt eine sehr engagierte und durchschlagskräftige Präsidentin haben.
Selbst wenn die Mitgliederzahl höher sein könnte – viele „Gründungslehrer“ sind mittlerweile in Pension – ist die ABA für die Biologie in Österreich wichtig und hat eine 25-jährige Erfolgsgeschichte hinter sich. Die Gründung lag seinerzeit sozusagen in der Luft. Der Zulauf vor allem junger Biologen zeigt, dass die Anliegen der ABA noch immer aktuell sind.
Warum braucht es eine Österreichische Biologen-Vereinigung?
Biologische Berufe sind weit gestreut, vom Lehrer über Angestellte in den verschiedenen Verwaltungsebenen (Land, Bund) und bei den Kammern sowie in der Industrie (zum Beispiel Pharma- und Umweltreferenten) und vor allem als Selbstständige. Auch wenn die Wirtschaftskammer die Vertretung der Selbstständigen beansprucht, bin ich mir nicht sicher, ob die ideellen und fachlichen biologischen Ziele bei der Kammer wirklich gut aufgehoben sind. Daher ist die Vernetzung der Biologen Österreichs ein wichtiger Aspekt der ABA. Sie dient einerseits als Stellenbörse, andererseits der Abstimmung untereinander, um über bestimmte aktuelle Themen eine einheitliche Meinung zu repräsentieren.
Wie soll die Österreichische Biologen-Vereinigung diese Ziele ihrer Meinung nach erreichen?
Viele Ziele sind bereits erreicht. Was wir noch besser machen können, ist die Kommunikation mit der medialen Öffentlichkeit via Presseaussendungen oder Pressekonferenzen. Damit die Stimme überall gehört wird. Das würde wahrscheinlich auch einen gewissen Mitglieder-Zulauf mit sich bringen. Allerdings muss ich selbstkritisch dazu anmerken, wir haben dieses Ziel in der Vergangenheit auch nur selten geschafft. Über die Formulierung von Positionspapieren sind wir auch nicht weit hinaus gekommen. Die IT-Generation wird das aber sicher besser machen.
Wen betrachten Sie unter Österreichs Biologen für sich persönlich als die größte Inspiration und warum?
Das ist schwierig zu sagen, da ich die Biologie praktisch mit der „Vatermilch“ aufgesogen habe. Mein Vater war ebenfalls Naturgeschichtelehrer, wie es damals hieß, und Botaniker. Ich lernte also von klein auf Freilandbiologie. Er gründete auch die Landesorganisation der Österreichischen Naturschutzjugend, kurz ÖNJ, in Oberösterreich und vor ein paar Jahren stellte sich heraus, dass er der beste floristische Kenner des Castelfeders war. Das ist ein naturgeschützter Porphyrhügel im Südtiroler Unterland. Dort hielt er im Sommer immer ein ÖNJ-Lager ab. Auch diese Tradition führte ich noch circa 30 Jahre lang weiter. Weiters wurde ich natürlich auch von meinem Doktorvater Heinrich Wagner beeinflusst, der mir mitgab, die Pflanzendecke nicht „einzuschachteln“ sondern als Kontinuum zu betrachten. Eine Sichtweise, die nicht nur für die Pflanzendecke gilt, sondern auch in der Evolution und damit für die ganze Betrachtungsweise der Biologie wichtig ist.
Mit welchem biologischem Fachbereich beschäftigen Sie sich zurzeit?
Eigentlich interessiert mich noch immer alles und ich versuche von den neuesten Erkenntnissen in allen Fachbereichen etwas mitzubekommen – also Genetik, Humanevolution, Evolution und Systematik und und und … Das geht ganz gut über diverse Newsletter und auch gute Sachbücher. So zum Beispiel jetzt gerade ein Buch über „Künstliche Photosynthese“, das gute und sachliche Argumente in der laufenden Diskussion zu E-Autos oder H-Antrieb liefert.
Im Herbst hielt ich einen Vortrag über das Verhältnis von Religion und Wissenschaft. Ebenfalls ein spannendes Kapitel, das weit über den bekannten Streit Darwin versus Kirche hinaus geht.
Daneben bemühe ich mich in meinem Heimatort Timelkam die naturwissenschaftliche Abteilung im neuen Heimat- und Archivmuseum einzurichten. Ich halte die Popularisierung der Naturwissenschaften – im besten Sinne – für einen ganz wichtigen Aspekt unserer gesellschaftlichen Entwicklung. In England gibt es dafür sogar einen eigenen Lehrstuhl.
Vielen Dank!
Dr. Bernt Ruttner ist Gründungsmitglied der ABA (vormals VÖBL), AHS-Biologielehrer (in Ruhe), ehem. Landes ARGE-Leiter v. OÖ, ehem. Bundessprecher der ARGE-Leiter, Schulbuchautor, Pflanzensoziologe und Exkursionsleiter.
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/01/Foto_Bernt.jpg15002000bioskop Redaktionhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgbioskop Redaktion2020-01-09 23:45:382021-04-19 18:39:17:: 25 Jahre ABA – Interview mit Dr. Bernt Ruttner
Anlässlich unseres 25-jährigen Bestehens befragten wir langjährige Vereinsmitglieder zur Entwicklung des Vereins und der Biologie in Österreich. Vielen Dank an Dr. Günter Krewedl für das Interview!
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2019/12/alpine-1532140_1920_pixabay.jpg12801920bioskop Redaktionhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgbioskop Redaktion2019-12-02 17:55:452020-06-09 18:00:52:: 25 Jahre ABA - Interview mit Dr. Günter Krewedl
Kronenschnecken galten im Weinviertel als echte Rarität: Die letzte wurde vor rund 100 Jahren beschrieben. Hobby-Paläontologen haben nun neue Exemplare entdeckt. Ein Bericht von den Ausgrabungen am Weinviertler Strand der Paratethys.
Die Sonne brennt auf den Weinviertler Acker – oder darauf, was noch vor wenigen Tagen ein Acker war: Ein großes Loch klafft da, wo sonst Zuckerrüben und Mais angebaut werden. Die unterschiedlichen Grau- und Brauntöne der abgelagerten Bodenschichten erinnern vage an ein Stück Lasagne. Kleine, helle Stückchen ragen keck aus der Rändern. Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass es sich um die Schalen von Schnecken und Muscheln handelt. Wo Wolfgang Sovis, der Initiator der Fossilienwelt Stetten, und seine Helfer stehen, war vor Jahrmillionen ein Meer – die Paratethys.
Die Schichten, in denen sich die Muscheln und Schnecken heute verstecken, haben sich über die Jahrmillionen angesammelt. Besonders Turmschnecken finden sich häufig. Bild: Theodora Höger
Vom Weinviertel bis ins westliche Russland zog sich vor etwa 17 bis 13 Millionen Jahren die Paratethys, die ungefähr bei Kärnten mit dem Mittelmeer verbunden war. Im subtropischen Klima tummelten sich Fledermäuse, Reptilien und kleine Säugetiere; das warme Wasser war die Heimat von Tigerhaien, aber auch von Krebsen und Schnecken. Besonders die Häuser von Turmschnecken finden sich häufig am ehemaligen Strand der Paratethys.
Vor etwa 17 bis 13 Millionen Jahren hätte man noch einen Badeurlaub im Weinviertel machen können: Hier verlief der Strand der Paratethys. Bild: NordNordWest via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Die Männer interessieren sich heute aber nicht für die vielen Turmschnecken. Sie sind auf der Suche nach der Kronenschnecke – ein Tier, dessen Vorkommen in dem Gebiet vor 100 Jahren das letzte Mal belegt werden konnte: „Beim Ackern traten letztes Jahr ein paar Stücke von Kronenschnecken zutage“, erklärt Sovis, der im Brotberuf als Unternehmensberater arbeitet, warum die drei Herren heute genau an dieser Stelle etwas außerhalb des verschlafenen Dorfes Weinsteig den Spaten schwingen.
„Das Band, in dem wir bereits bei der Probegrabung wunderbar erhaltene Exemplare gefunden haben, war gerade einmal 20 Zentimeter breit“, erzählt Sovis von der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die heutige Grabung gestaltet sich recht einfach – vor allem, weil die Fossiliensucher jahrelange Erfahrung mitbringen: Die Grabungsmethode hat Wolfgang Sovis selbst entwickelt und perfektioniert. Die Männer arbeiten sich mit einer Bohrmaschine und einem Spaten vor bis sich ein Erdbrocken löst. Plötzlich: Ein weißer Zacken! Ob das der erhoffte Sensationsfund ist? Aufgeregt legen sie einen Zacken nach dem anderen frei – vorsichtig, mit dem Pinsel – die Schalen sind zerbrechlich und die Tiere selten. Nach wenigen Minuten ist klar: Die Kronenschnecken sind in diesem Teil der Paratethys nachgewiesen – und noch dazu dürfte es sich um eines der größten Exemplare handeln, die jemals in dieser Gegend gefunden wurden.
Wenn sie fertig präpariert sind, sieht man, woher die Kronenschnecken ihren Namen bekommen. Bild: Theodora Höger; Präparat: Wolfgang Sovis
https://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2019/12/wikiuser_nordnordwest_20140618_2_karte_parathetys.png4381024Theodora Högerhttps://www.austrianbiologist.at/aba/magazin/wp-content/uploads/sites/9/2020/04/bioskop_logo_pur-845x321.jpgTheodora Höger2018-10-07 15:04:002022-08-08 13:52:16:: Auf Schneckenjagd am Strand der Paratethys
Titelbild: Myriam Visram taucht mit ihren Lesern in die Leidenschaft und Wissenschaft des Kochens ein. Quelle: Myriam Visram
Myriam Visram
Bloggerin und Wissenschafterin
… und eine luxemburgische, englische, europäische „mischmasch“-Weltbürgerin. Sie hat einen BSC der Forensik und einen MSC und PhD der Biochemie und molekularen Biomedizin. Anfang letzten Jahres startete Myriam als Ausgleich zu vielen Bewerbungsschreiben einen Foodblog – Milly’s Melting Pot. Neben den Rezepten der Fusionsküche, versucht sie dort ihren Lesern auch die Biochemie des Essens und des Alltags näher zu bringen. Nach wenigen Monaten hat sich aus dem Blog eine wahre Leidenschaft entwickelt, sodass Myriam Visram Ende letzten Jahres ein Einzelunternehmen gründete. So wurde das Hobby zum Hauptberuf. Nun arbeitet sie als „Frau für alles“: Gründerin, Marketingmanagerin, Buchhalterin, Köchin, Wissenschafterin und vieles mehr.
1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?
Zum einen schreibe und suche ich interessanten Content für meinen Blog.
Und zum anderen kümmere mich dann um die dazugehörenden sozialen Medien,
das Marketing und vieles mehr.
Normalerweise fange ich mit einem 3/6/12 Monatsplan an, um mir der
Richtung klar zu sein, in die ich gehen will. Zur Erarbeitung eines
Rezeptes gehört auch das Einkaufen, Kochen, Dekorieren, Fotografieren,
Fotos bearbeiten, Beitrag schreiben, veröffentlichen, bewerben etc. An
einem Beitrag arbeite ich oft 15- 20 Stunden. Da steckt mehr Arbeit
dahinter, als man glaubt!
Auf meinem Blog gibt es auch eine eigene Rubrik „The bubbly biochemist“ mit Artikeln, welche die wissenschaftliche Seite von Ernährung und Kochen zeigen. Über die Biochemie des Alltags zu schreiben ist sehr anders. Um jeden Artikel glaubwürdig und wahrheitsgemäß zu schreiben, muss ich gründlich recherchieren – Papers lesen, Informationen sammeln, vergleichen, analysieren. Am Schluss versuche ich einen Artikel zu schreiben, der für jeden verständlich ist. Der Zeitaufwand ist groß, aber es macht enorm viel Spaß! Da es aber so viel Zeit in Anspruch nimmt, schreibe ich nur einmal im Monat (oder weniger) einen Artikel für diese Rubrik. Ich spiele aber jetzt auch mit dem Gedanken, diese Rubrik nur aus Gastartikeln zu gestalten.
Ich versuche auch den Blog durch verschiedene Strategien zu erweitern
und bekannter zu machen. Dazu gehört auch viel Fortbildung, da ich
selber nicht aus dem Marketing komme. Zum Beispiel versuche ich mich
jetzt in den Bereichen „Social Media Marketing“ fortzubilden, da ich
dies tagtäglich brauche. Hier kommt mir meine wissenschaftliche
Ausbildung sehr zugute, wie zum Beispiel die Fähigkeit viele
Informationen schnell und kritisch zu analysieren, zu hinterfragen und
dann das Beste herauszufiltern.
Abb. 2: Knoblauchbutter mit Wildblüten: Auf dem Blog gebe ich auch Tipps und Tricks, wie man viele Sachen selber zu Hause machen kann, unter anderem seine eigene Butter oder hausgemachten Naturjoghurt. Quelle: Myriam Visram
2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?
Am meisten gefällt mir, dass ich meine Energie für etwas hergebe, das
ich gerne mache und das mich glücklich macht. Besonders gefällt mir die
Vielseitigkeit der Tätigkeiten und dass ich mich in so viele andere
Richtungen fortbilden und entwickeln kann. Mir gefällt auch, dass bis zu
einem gewissen Grad der Erfolg dieses Unternehmens in meinen eigenen
Händen liegt, und dass ich tagtäglich aufstehen darf, um das zu tun was
ich liebe – kochen!
Ein Herzenswunsch ist aber auch, die Erfolge der Wissenschaft, denen
oft mit Skepsis und Angst begegnet wird, einem breiteren Publikum
bereitzustellen. Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt
ist sehr schnell – sogar als Wissenschafterin habe ich manchmal Mühe das
ganze Ausmaß des wissenschaftlichen Fortschritts zu verstehen. Die
„Science Busters“ machen das zum Beispiel gerade auf wundervolle Art und
Weise einem breiten Publikum zugänglich.
3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?
Schwierig ist derzeit (wie bei jeder Gründung), dass es Zeit braucht,
ein qualitativ hochwertiges Produkt auf den Markt zu bringen, das durch
Authentizität die Menschen anspricht und das man dann auch
monetarisieren kann. Das Geld ist knapp, die Angst ist groß, aber die
Leidenschaft enorm!
Persönlich ist aber immer noch die größte Herausforderung, an mich
selber zu glauben – zu glauben, dass ich es schaffen kann! Damit hadere
ich jeden Tag!:) Mittlerweile ignoriere ich aber diese Zweifel und
schreite voran! Denn was ist das Schlimmste, das passieren kann?
4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?
Der Blog ist als Hobby entstanden: Ich wollte am Anfang eine Art
Tagebuch mit meinen Familienrezepten schreiben. Aber eigentlich wollte
ich alles auf Papier niederschreiben – so ganz „old school“. Dann hat
mein Freund vorgeschlagen, ich soll alles online machen, um es mit
meiner Familie teilen zu können. Von da an ist der Ball ins Rollen
gekommen. Der Blog entwickelt sich jeden Tag weiter. In Europa ist die
Blogger-Szene gerade enorm am Wachsen und ich wollte daher diese Chance
nützen.
5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?
Durch meine Qualifikation als Naturwissenschafterin bin ich sehr organisiert, habe einen guten Überblick und ein gutes analytisches Denkvermögen. Als Biochemikerin habe ich einen ganz anderen Ansatz in der Küche: ich versuche zu verstehen, wie alles funktioniert und wie ich verschiedene chemische und physikalische Prinzipien auch zuhause anwenden kann. Zum Beispiel: Wieso es wichtig ist, die Pasta ohne Öl im Wasser zu kochen! Ich glaube am meisten hilft mir aber gerade meine Fähigkeit als Wissenschafterin schwierige Informationen verständlich aufzubereiten und zu erklären. In diesem Sinne ist auch die Idee eines Kinderbuches geboren worden, das den Kindern einen verständlichen und gesunden Zugang zum Essen erklären soll. Was mir ein bisschen fehlt, ist das Wissen im Marketing und Grafikdesign. Dafür investiere ich aber gerne in kompetente Hilfe. (Mit der Buchhaltung tue ich mir auch sehr schwer 🙂 .
6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?
Früher habe ich eine akademische Karriere in der Forschung
angestrebt. Nach dem Abschluss meines Doktorats habe ich aber gemerkt,
dass diese Karriere doch nichts für mich ist. Ich habe lange gebraucht,
um es mir selber einzugestehen.
Wichtig ist es zu wissen, dass kein Wissen je verloren ist. Und so
nutze ich auch mein biochemisches Wissen in der Küche und in meiner
Blogrubrik „The bubbly biochemist“. Dort versuche ich, den Lesern
alltägliche Wissenschaft näher zu bringen. Zum Beispiel habe ich einen
Artikel geschrieben, der die Unterschiede zwischen Homöopathie und
Pflanzenheilkunde erklärt.
7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?
Als Blogger ist man selbstständig und muss daher sein Business selber
aufbauen. Dazu gehört viel Kreativität und Durchhaltevermögen. Die
Konkurrenz in der Foodblogszene ist groß und man muss sich von den
Mitstreitern klar unterscheiden.
Die Öffentlichkeit hat aber großes Interesse am wissenschaftlichen
Fortschritt, deshalb denke ich, dass man als Biologe/Biochemiker in der
Wissenschaftskommunikation den Zahn der Zeit treffen kann! Die Menschen
wollen wissen, was sie essen und wie es auf sie wirkt. Wie bleibt man
gesund? Wie funktioniert mein Körper? Das sind alles Themen, auf die die
Menschen sehr positiv und neugierig reagieren.
Abb. 4: Wissenschafterin und Foodbloggerin Myriam Visram. Foto: Myriam Visram
Abb. 5: Da ich indische Wurzeln habe, will ich meinen Lesern die indische Küche näher bringen, wie hier mit einem einfachen Rezept einer Tikka Masala Paste. Foto: Myriam Visram
Abb. 6: Kohlrouladen: Mein allererster Beitrag waren diese Kohlrouladen mit indischem Twist. Quelle: Myriam Visram
8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?
Mein naturwissenschaftliches Studium hilft mir enorm, da man als
Wissenschafter oder Wissenschafterin nicht nur Fakten lernt, sondern es
wird einem eine ganz spezielle inquisitive und analytische Denkweise
mitgegeben. Als Forensikerin habe ich gelernt, wie man sein Umfeld
anschaut, analysiert und mit den „unsichtbaren“ Sachen in diesem umgeht.
Zum Beispiel wende ich das Prinzip des „Transfers“ jeden Tag an, wenn
es um Hygiene in der Küche geht. Wo ist der Schmutz und wie kann ich die
Küche reinigen?
Als Biochemikerin habe ich gelernt, wie der Körper funktioniert und
auf seine Umwelt reagiert. Das Studium der Biomedizin hat mir auch
geholfen zu verstehen, wie der Mensch als Ganzes funktioniert und nicht
nur die Summe seiner Teile.
Außerdem hat mir bei der Planung auch der „Business Management“-Kurs
geholfen, den ich seitens des AMS machen durfte, als ich arbeitslos war.
Ich finde für jede Arbeit sollte man ein gewisses unternehmerisches
Grundwissen besitzen, sei es Marketing, soziale Medien, Buchhaltung etc.
9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?
Das meiste Wissen, das ich anwende, ist das Wissen über die Biochemie des Essens, des Körpers und des Alltags. Darüber schreibe ich auch sehr viel. Als leidenschaftliche Köchin kommen mir aber auch manche Labortricks in der Küche zugute. Zum Beispiel kann man die Farbe eines Rotkohls beeinflussen je nachdem, ob er in einer sauren Umgebung ist oder nicht. Auch kann man theoretisch ohne Eismaschine per Hand Eiscreme machen. Dafür stellt man die Schüssel mit der Eiscrememischung in eine andere Schüssel, die mit Eiswürfeln und Salz gefüllt ist. Durch das „Auflösen“ des Salzes wird die kristalline Struktur aufgebrochen, was wiederum Energie braucht. Diese Energie wird aus der „ersten“ Schüssel mit der Eiscreme gewonnen, was die Mixtur abkühlt. Daran arbeite ich aber noch, um eine Technik zu entwickeln, die bei jedem zuhause funktionieren kann. Bis jetzt habe ich erfolgreich Wasser zum Gefrieren gebracht, der nächste Schritt wird die Eiscreme sein. (Eher Physik als Biochemie, aber Wissenschaft ist Wissenschaft .) 🙂 Ich analysiere auch gerne Rezepte, um herauszufinden was den spezifischen Geschmack ausmacht. Zum Beispiel: bei Erdbeereis werde ich nicht aus Kaloriengründen auf die Sahne verzichten, da der Geschmack von ihr getragen wird. Beim Braten eines Steaks ist die Maillard-Reaktion wichtig, um die typischen Röstaromen zu bekommen!
10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?
Egal was du tust, sei authentisch und höre darauf was dein Herz dir sagt. Investiere in dich! Und nur Geduld – nicht aufgeben. 🙂
Ich würde empfehlen, zu tun was man liebt. Denn nur so wird man
Erfolg haben. Ich würde jedem raten, das Abenteuer zu wagen und seinen
Traum zu verwirklichen, auch wenn es nicht ums Bloggen geht. So lange
man alles ordentlich durchkalkuliert und plant, ist das Risiko minimal!
Titelbild: Im Schulbiologiezentrum – Wandelndes Blatt. Quelle: Lisa Fischinger
Lisa Fischinger arbeitet am Projekt „Bio für Kids & Teens“, das LehrerInnen und Biologie-Interessierten gratis Didaktikmaterialien im Internet zur Verfügung stellt. Sie gehört dem Team der Didaktik der Bio- und Geowissenschaften, School of Education der Universität Salzburg, an. Dort arbeitet Lisa als Studienassistentin und schreibt ihre Diplomarbeit zum Thema „Handlungsorientierter Stationenbetrieb in der Humanbiologie am Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems“.
Lisa Fischinger
1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?
Unsere Hauptaufgabe, oder besser gesagt unser Ziel, ist es, durch moderne Unterrichtsmethoden Kinder und Jugendliche für die Biologie zu begeistern. Wenn ich von „uns“ spreche, dann meine ich Ulrike Unterbruner, Initiatorin des Projektes und Leiterin der Abteilung Didaktik der Naturwissenschaften und mich, als ihre Studienassistentin. Die Hauptaufgaben in unserer Tätigkeit bestehen darin, biologische Themen aus bereits evaluierten Diplomarbeiten der Biologiedidaktik auszuwählen und ansprechende Unterrichtsmaterialien, wie PowerPoint-Präsentationen, Arbeitsblätter und Multimedia-Lernprogramme, zu erstellen beziehungsweise zu überarbeiten. Einen besonderen Wert legen wir dabei auf die Handlungs- und Problemorientierung, das heißt, die Materialien so zu gestalten, dass dem aktiven und selbstständigen Lernprozess eine spannende Fragestellung vorausgeht. Sind die Materialien fertiggestellt, werden sie mit einer kurzen Beschreibung von mir auf unsere Webseite geladen.
Zusätzlich bin ich Tutorin für die Lehrveranstaltung „Lebende Organismen im Biologieunterricht“ von Lisa Virtbauer – Leiterin des Schulbiologiezentrums Salzburg der Universität Salzburg. Diese Lehrveranstaltung soll den StudentInnen die Möglichkeit bieten, Unterrichtseinheiten mit lebenden Organismen zu erarbeiten und diese in der Gruppe zu simulieren. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln um lebende Organismen auch später im praktischen Unterricht einzusetzen. Als Tutorin biete ich den StudentInnen Coachingtermine an, an denen sie im Umgang mit den Tieren geschult und unterstützt werden. Das Verleihangebot richtet sich aber auch an LehrerInnen, die schon im Berufsleben stehen.
2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?
Die Abwechslung ist sehr reizvoll: ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen, mein technisches Know-how als Webmaster einbringen, stets verschiedene biologische Themengebiete erarbeiten und mit lebenden Organismen arbeiten. Die größte Freude für mich ist es jedoch, positives Feedback von LehrerInnen oder SchülerInnen zu bekommen, die mit unseren Materialien arbeiten.
3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?
Nicht ganz so einfach ist es manchmal, Dinge aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen zu betrachten. Für Erwachsene sind viele Sachverhalte oftmals glasklar; Kinder denken aber kreativer und sind neugieriger – man muss sich in sie hineinversetzen können. Ich frage mich bei der Erarbeitung von Materialien immer: „Was könnte ein Kind interessieren? Wie stellt sich ein Kind dieses oder jenes vor?“. Manchmal stellen mir aber auch Kinder in meiner Umgebung Fragen, die wieder den Anstoß zu neuen Materialien geben – zum Beispiel: „Warum bekomme ich blaue Flecken?“.
Abb. 2: Am Arbeitsplatz. Quelle: Lisa Fischinger
4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?
Das war eigentlich ein schöner Zufall: ich war als Studentin in der Lehrveranstaltung von Frau Virtbauer. Sie war auf der Suche nach einer Tutorin ab Herbst 2015 und ermutigte mich, eine Bewerbung dafür abzuschicken. Das habe ich gemacht und glücklicherweise hat es funktioniert. Über diese Stelle kam ich dann zur Studienassistenz und in das Projekt „Bio für Kids & Teens“.
5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?
Ich denke, dass mein Biologie-Lehramtsstudium, mein Interesse und Engagement dazu beigetragen haben, dass ich diese Jobs bekommen habe. Und wie immer und überall: eine Portion Glück war natürlich auch nötig.
6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?
Am Anfang meines Biologiestudiums hätte ich nicht gedacht, dass ich die Möglichkeit bekommen würde, an der Didaktik der Bio- und Geowissenschaften als Studienassistentin und Tutorin zu arbeiten. Die Biologie fasziniert mich schon seit ich ein Kind war. Ebenso war für mich immer schon klar, im sozialen Bereich tätig sein zu wollen. Nach der Matura blieb noch die Frage, ein Medizinstudium in Innsbruck zu starten oder in Salzburg Biologie auf Lehramt zu studieren. Ich habe mich für letzteres entschieden und habe diese Entscheidung nie bereut. Die Biologiedidaktik fesselt mich aufgrund meiner Tätigkeiten als Studienassistentin jeden Tag mehr.
Abb. 3: Annam-Stabschrecke (Medauroidea extradentata). Quelle: Lisa Fischinger
7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?
Als junge/r BiologielehrerIn ist es bei uns in Salzburg und Umgebung momentan nicht ganz so einfach eine Stelle zu bekommen. Zeigt man Flexibilität und ist man bereit, den Wohnort zu wechseln oder in einem anderen Bundesland zu unterrichten, könnten einem mehr Türen offen stehen. Aktuell bin ich gerade dabei mein Studium abzuschließen. Es ist und bleibt spannend, wo mich die Zukunft hinführt. Ein kleiner Traum wäre es jedoch, eine Dissertationsstelle an der Didaktik für Naturwissenschaften zu bekommen und ein Doktoratsstudium absolvieren zu können. Träumen darf man ja… und wo ein Wille, da ein Weg. Man sollte auf jeden Fall studieren, wofür das Herz brennt. Wenn man die Leidenschaft für seinen Beruf und sein Tun ausstrahlt und lebt, dann werden sich auch berufliche Chancen auftun. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man nicht aufhören darf, in seine eigene Fort- und Weiterbildung zu investieren – vor allem dann, wenn die Arbeitsmarktsituation nicht gerade rosig aussieht. Ich nutze meinen Wissensdrang und absolviere ab Herbst 2016 eine zweijährige Ausbildung zur Sexualpädagogin. Vielleicht sind es gerade auch solche Spezialisierungen, mit denen man sich eigene Nischen schaffen kann.
8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?
Ja, es ist auf jeden Fall von Vorteil beziehungsweise nötig biologische, pädagogische und didaktische Grundkenntnisse zu haben.
9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?
Wie bereits erwähnt, stellt „Bio für Kids & Teens“ Materialien verschiedenster biologischer Themen zur Verfügung: Ökologie – Umwelt, Pflanzen, Mikrobiologie, Tiere, Geologie, Wasser, etc. – die Arbeit ist also thematisch sehr abwechslungsreich.
10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?
Auf jeden Fall dranbleiben – studiert das, wofür euer Herz schlägt! Es gibt nichts, was man nicht lernen kann (solange es auch Freude macht).
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