Dr. Klaus Atzwanger studierte Zoologie und Anthropologie mit Schwerpunkt Verhaltenswissenschaften an der Universität Wien. Nach der Mitarbeit in diversen wissenschaftlichen Projekten ist er seit 2001 Unternehmensberater und arbeitet in Innovationsprojekten der technischen Industrie in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Marketing und Vertrieb.

Klaus Atzwanger – Verhaltenswissenschafter und Unternehmensberater

1) Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Arbeitsalltag. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Ich arbeite in der Unternehmensberatung. Meine Firma entwickelt Methoden, um abzuschätzen ob Dinge oder Produkte in Zukunft am Markt auf Akzeptanz treffen. Es geht also hauptsächlich um die Begleitung der technischen Industrie bei Innovationseinführungen. Ein Unternehmen hat hunderte Ideen und wir arbeiten heraus, welche dieser Ideen es verfolgen sollte, um in 10 Jahren erfolgreich zu sein.

2) Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Wenn ich ein Projekt habe, das ich abwickeln soll, gibt es keine Standardmethode, sondern man muss sich immer individuelle Lösungen für Problemstellungen überlegen. Diese Methodenentwicklung und das Überlegen, wie ein Problem zu knacken ist, ist sicher das spannendste an meinem Beruf. Auch die Präsentation der Projekte gefällt mir sehr gut.

3) Gibt es auch Dinge, die Sie an Ihrem Beruf weniger spannend finden?

Die konkrete Umsetzung der entwickelten Lösungswege ist sozusagen Pflicht, das ist für mich nicht mehr so spannend. Aber das muss ich Gott sei Dank kaum selbst machen, sondern nur kontrollieren, dass es funktioniert und dass es der Kunde auch gut findet.

4) Wie sind Sie auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich habe verschiedene Szenarien durchgespielt, was man als Verhaltensbiologe machen kann. Und so kam ich eben darauf, dass ich mit meinem Wissen über Verhaltensforschung am Menschen gut in die Personalentwicklung, ins Marketing oder in die Beratung gehen kann.

 5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Sie diesen Job bekommen haben?

Selbstverständlich sind das Biologiestudium und das Wissen über menschliches Verhalten sehr wichtig für meinen Job. Davon bin ich überzeugt. Aber es spielen natürlich auch andere Faktoren, die nicht direkt mit der Biologie zu tun haben, eine sehr große Rolle. Zum Beispiel ist die Formulierung der Inhalte von großer Bedeutung. Man muss dazu in der Lage sein, komplexe Inhalte einfach und nachvollziehbar, aber trotzdem richtig darzustellen. Dies ist sehr wichtig für meinen Beruf, aber natürlich auch für viele andere Berufe.

6) War es schon immer Ihr Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hatten Sie früher andere Berufswünsche?

Bevor ich in der Unternehmensberatung Fuß fasste, war ich viele Jahre in der Wissenschaft. Nach dem PhD und Post-Doc habe ich einige freie, selbst finanzierte Projekte gemacht. Irgendwann dachte ich mir, ich möchte nicht über 40 werden und immer noch freie Projekte machen. Es gibt nämlich eine sehr harte Konkurrenz mit den fix angestellten Kollegen. Und ich wollte am Ende des Tages nicht zweiter Sieger sein! So habe ich mich dann entschieden, aus der Wissenschaft auszusteigen.

7) Wie sehen Sie die Arbeitsmarktsituation in Ihrem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Es gibt natürlich kaum Stellenanzeigen, in denen steht: „Biologe/Verhaltensforscher gesucht“. Als Biologe muss man sich selbst ein Berufsbild oder eine Nische entwickeln. Man muss sich überlegen, welche Fähigkeiten man hat und wo diese gebraucht werden. Der Weg zum Erfolg ist schwer, weil man sich gegen viele Konkurrenten durchsetzen muss. Aber ganz gleich, welche Studienrichtung man wählt, solange man in seinem Gebiet mit Freude und Energie arbeitet und in seinem Fach ein Spezialist wird, dann findet man einen Job, der einen glücklich macht.

8) Ist ein Biologiestudium für Ihre Position notwendig?

Ohne das Biologiestudium und ohne die lange wissenschaftliche Beschäftigung mit menschlichem Verhalten könne ich meinen Job heute nicht so ausführen, wie ich es tue. Aber die Promotion, also der Doktortitel an sich, ist nicht wirklich ausschlaggebend. Die analytische Denkweise und die Sicht auf die Welt, die ich mir während des Studiums angeeignet habe, jedoch schon.

 9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigen Sie in Ihrem Berufsalltag am häufigsten?

Das Wissen über menschliches Verhalten spielt in meinem Beruf eine zentrale Rolle.

10) Was würden Sie Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Das ist sehr schwierig. Meinen Beruf kann man nicht direkt über eine Ausbildungsschiene erreichen, es geht um die Kombination verschiedener Wissensgebiete. Wenn man zehn Jahre Wissenschaftler ist, bewegt man sich in einer völlig anderen Welt als im Bereich des Managements. Es ist wie eine zweite Welt, eine Parallelwelt. Den Sprung vom einen zum anderen muss man daher wollen. Bei mir hat sich das gut ergeben, aber ich kann den Wechsel nicht jedem empfehlen. Als Biologe muss man sich selbst passende Berufsnischen suchen. Und das ist natürlich von Person zu Person verschieden.

4 Kommentare
  1. Alfred Horak
    Alfred Horak sagte:

    Liebes Team,

    als Regulatory Affairs Consultant kann ich Euch auch mal etwas zu einem wirklich finanziell sehr lukrativen Job (als Biologe) schreiben, wenn Euch das interessiert.

    LG

    Alfred Horak

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