Titelbild: Julie-Kolibrie auf Pixabay

Anlässlich unseres 25-jährigen Bestehens befragten wir langjährige Vereinsmitglieder zur Entwicklung des Vereins und der Biologie in Österreich. Vielen Dank an Dr. Günter Krewedl für das Interview!

Günter Krewedl
Dr. Günter Krewedl

Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen sind Sie vor 25 Jahren der ABA beigetreten?

Es gab damals vielfältige Initiativen mit biologisch-ökologischen Zielsetzungen – etwa zum Schutz von Mooren, Biotopkartierungen, Bewusstseinsbildung für sensible Ökosysteme (z. B. Auwälder), Gründung eines Vereins zum Schutz von Feuchtgebieten und vieles mehr. Vom Charakter her waren diese Aktivitäten eher „Privatinitiativen“, sehr regional und kaum koordiniert. Da viele damalige Protagonisten auch im Lehrberuf tätig waren, wurde die von Dr. Peter Oeggl und anderen geborene Idee dann sehr gerne aufgegriffen, ein gemeinsames Sprachrohr in Form einer „Vereinigung“ zu formieren. Kommunikationsmittel der ersten Stunde wurde dann auch das „bios:cop“ als periodisch erscheinende Zeitschrift – stets auch mit Beiträgen aus der fachdidaktischen und pädagogischen Perspektive im Sinne der Erfüllung eines umweltrelevanten Bildungsauftrages.

Daran knüpfte ich persönlich auch sehr große Erwartungen und Hoffnungen, da ich damals wie heute überzeugt bin, dass die aktuellen und hinlänglich bekannten Problematiken unseres Planeten zu einem sehr großen Teil über die Bildungsebene gelöst werden müssen.

Welches Resümee ziehen Sie nach 25 Jahren?

Aus einer „Regionalinitiative“ wurde in der Zwischenzeit ein international verankertes und beachtetes Forum mit hohem Stellenwert. Besonders die Fachkompetenz der Agierenden bürgt für Qualität und Gewicht! Für alle Biologen und Biologinnen Österreichs hat sich inzwischen eine Kommunikationsplattform sowohl intern als auch als Brückenschlag zur breiten Öffentlichkeit entwickelt. Aus dem damaligen Schulfokus wurde ein gelungener Wertetransporteur weit über den Tellerrand biologischer Berufsfelder hinaus.

Warum braucht es eine Österreichische Biologen-Vereinigung?

Gerade der zuletzt angesprochene Aspekt möge Ansporn und Auftrag – mehr als je zuvor – sein, biologisches Grundwissen in der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Es geht mehr denn je darum, ohne Emotion und rein auf Basis naturwissenschaftlicher Erkenntnisse Zusammenhänge und Konsequenzen des menschlichen Interagierens mit unserem Lebensraum aufzuzeigen. Ein Blick in den täglichen Medienspiegel, die Diskussion im eigenen Bekanntenkreis u.v.m. zeigen nach wie vor, dass enormer Handlungsbedarf besteht – es wird erschreckend transparent, dass anthropogen verursachte Klimaänderung, Meeresverschmutzung und Co. vielfach immer noch bagatellisiert werden.

Wie soll die Österreichische Biologen-Vereinigung diese Ziele ihrer Meinung nach erreichen?

Weiterhin derartig konsequente Arbeit auf den eingeschlagenen Wegen. Es bedarf sehr großer Anstrengungen, nach dem theoretischen Wissen auch die Umsetzung – das umweltverträgliche Handeln – in die Gesellschaft zu implementieren. Patentrezept kenne ich keines – unermüdliche Beharrlichkeit und eingehende Bewusstseinsbildung werden wohl nötig sein.

Wen betrachten Sie unter Österreichs Biologen für sich persönlich als die größte Inspiration und warum?

Die promovierte Meterologin und Expertin für den Klimawandel, Helga Kromp-Kolb, weil sie weit über die Grenzen hinweg eine der kompetentesten Personen zum dringlichsten Problem des Planeten verkörpert. Es geht nicht darum, ob jemand Biologin ist oder einer anderen Fakultät entstammt. Dafür ist keine Zeit mehr – es geht um das Aufzeigen von Lösungen und Initiative, diese auch in der Gesellschaft zu etablieren. Beides beherrscht Frau Kromp-Kolb in meinen Augen – zudem sind ihre Lösungsansätze ganz im Sinne des Meadow’schen Prinzips, das in der Erstausgabe der “Grenzen des Wachstums” bereits in den 1970er Jahren skizziert wurde. Besonders beeindruckt mich, dass Frau Kromp-Kolb sich nicht scheut und Zeit findet, auch im kleinsten Rahmen – wie an meiner eigenen Schule beispielsweise – Vorträge zu halten und für eine anschließende Diskussion zur Verfügung zu stehen.

Mit welchem biologischem Fachbereich/welcher Fragestellung beschäftigen Sie sich zur Zeit?

Besonders fachdidaktische Fragen der Umweltbiologie und Humanökologie.

Vielen Dank!

Dr. Günter Krewedl unterrichtet Biologie am PORG Volders und lehrt an der PH Tirol und am Fachdidaktikzentrum der Universität Innsbruck.
Ausbildung: LA-Studium Biologie, Chemie (Unterstufe), Physik (Unterstufe), Magisterium in Tierphysiologie, Promotion in Geobotanik, Masterstudium Fachdidaktik
Forschungs-, Lehrtätigkeit: Publ. zu Gentechnik, Projektunterricht, FD-Landesausstellung, U-Behelfe, Preise / Auszeichnungen im Rahmen von Schulwettbewerben (Jugend forscht, Jungend innovativ, Land Tirol), u.v.m.