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Die Vegetationsökologin Dr. Sabine Rumpf ist am Bodensee aufgewachsen und hat nach der Schule Biologie studiert: in Wien, im norwegischen Bergen und auf Spitzbergen in der Arktis.  Heute ist sie Professorin an der Universität Basel in der Schweiz. Was macht eine Vegetationsökologin? Das und viel mehr erzählt sie uns im Interview.

Dieses Interview ist die erste Folge des Podcasts “am Puls Biologie” – einer Kooperation des Österreichischen Bundesverlags öbv und der ABA. Der Podcast beleuchtet den Forschungsalltag von Biologinnen und Biologen. Die Themen sind abgestimmt auf den Biologie-Lehrplan der Oberstufe. Alle Folgen werden als Unterrichtsmaterial zur Schulbuchreihe “am Puls Biologie” zur Verfügung gestellt.
Weitere Interviews werden laufend ergänzt. Die bisher veröffentlichten Folgen können hier nachgehört werden.

In Norwegen und insbesondere in der Arktis zu studieren, das ist doch eher ungewöhnlich. Wie hat sich das ergeben?

Sabine Rumpf: Ich habe eine Ausschreibung gesehen, dass ein Masterarbeitsthema dort vergeben wird und fand das spannend. Ich habe mich beworben und es hat geklappt!

Danach bin ich auf Spitzbergen geblieben und habe als Biologin und Guide gearbeitet.

Dein Fachgebiet ist die Ökologie. Kannst du uns das bitte ganz allgemein beschreiben? Und was ist dein Spezialgebiet innerhalb der Ökologie?

Sabine Rumpf: In der Ökologie geht es allgemein darum, wie Organismen mit ihrer Umwelt und auch miteinander in Beziehung stehen. Mein Spezialgebiet ist die alpine und arktische Vegetationsökologie.

Ich untersuche hauptsächlich die Auswirkungen von menschlichem Verhalten auf die Verbreitung der europäischen Flora, meist im Laufe des letzten Jahrhunderts. Das Ganze dient dazu, um die Zukunft besser voraussagen zu können.

Wenn du in den Bergen unterwegs bist, hast du wahrscheinlich einen anderen Blick auf die Natur als viele andere Menschen. Worauf achtest du beim Wandern besonders? Bist du immer auf der Suche nach bestimmten Pflanzenarten?

Sabine Rumpf: Als Vegetationsökologin liest man die Landschaft ganz automatisch. Anhand der vorkommenden Arten weiß man zum Beispiel, wie ein Ort genutzt wird, welches Gestein sich unter der Vegetation befindet oder ob im Winter viel oder wenig Schnee liegt. Ich scanne eigentlich immer die Vegetation in den Bergen, aber ich schaue selten auf bestimmte Arten. Mich interessiert vor allem die Komposition aller vorkommenden Arten.

Die Verbreitung von Pflanzenarten hängt ja zum Beispiel von der Seehöhe ab. Man sieht das bei Baumarten in den Bergen. Im Tal ist der Laubwald, der dann beim Aufstieg in einen Nadelwald übergeht. Ist das bei krautigen Pflanzen ähnlich? Und wenn ja, an welchen Faktoren liegt das?

Sabine Rumpf: Ja, das ist auch bei krautigen Pflanzen so. Allgemein haben alle Arten eine ökologische Nische. Das heißt, sie können nur dort vorkommen, wo die Umweltbedingungen auch ihren Bedürfnissen entsprechen. In den Bergen ist die Temperatur wohl der entscheidende Faktor. Es können zum Beispiel nur sehr spezialisierte Arten auf, sagen wir mal, 3000 m gedeihen. Aber das erklärt natürlich nicht, wieso diese hochalpinen Spezialisten nicht auch weiter unten vorkommen. Einer der Hauptgründe dafür ist die Konkurrenz zwischen den Arten. Das heißt, hochalpine Arten sind zwar auf harsche Umweltbedingungen spezialisiert, sie sind aber nicht besonders konkurrenzstark. In tieferen Lagen werden sie daher schlicht von anderen Arten überwuchert.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Gebirgsvegetation aus?

Sabine Rumpf:  Wie bereits erwähnt, ist die Temperatur limitierend für die Verbreitung von Arten, speziell an den Obergrenzen. Das heißt, wenn es nun wärmer wird, dann verschiebt sich natürlich die Verbreitung aller Arten in höhere Lagen, da dann die Umweltbedingungen dort ihren Bedürfnissen entsprechen. Das kann aber natürlich nicht endlos so weitergehen, weil Berge eine begrenzte Höhe haben.

Was sind deine nächsten Forschungsprojekte? Kannst du uns da schon Pläne verraten?

Sabine Rumpf: Was ich unglaublich spannend finde, sind die zukünftigen Folgen bereits geschehener menschlicher Taten. Zum Beispiel, wie würden sich die Verbreitungsgrenzen von Arten weiterhin verschieben, wenn wir den Klimawandel heute stoppen würden?

Und wie denkst du, würden sie sich verschieben?

Sabine Rumpf: Sie würden sich weiter verschieben, aber in welchem Ausmaß? Das ist einfach komplett unbekannt.

Wie sieht dein Arbeitsplatz oder deine Arbeitsumgebung in einer durchschnittlichen Arbeitswoche aus? Bist du viel draußen unterwegs oder mehr im Büro?

Sabine Rumpf: Das Tollste an meinem Beruf ist eigentlich, dass er unglaublich abwechslungsreich ist. Im Sommer arbeite ich viel draußen und den Rest des Jahres bin ich hauptsächlich drinnen und arbeite viel am Computer. Und während des Semesters verbringe ich natürlich auch viel Zeit mit der Lehre und mit Studierenden.

“Die wichtigste Eigenschaft von Forschenden ist die Neugierde!”
Sabine Rumpf

Welche Fertigkeiten sind für deine tägliche Arbeit am relevantesten, abgesehen vom biologischen Fachwissen?

Sabine Rumpf: Um die Statistik, das Programmieren und auch das Verfassen von Texten kommt man nicht herum. Aber ich glaube eigentlich, die wichtigste Eigenschaft von Forschenden ist die Neugierde, die einen dazu veranlasst, Dinge zu hinterfragen und deren Ursachen und Folgen zu erforschen.

Jetzt wagen wir einen Blick in die Zukunft. Wie denkst du, wird sich dein Forschungsgebiet in den nächsten zehn Jahren verändern? Und wie in den nächsten 30 Jahren?

Sabine Rumpf: Im Moment entwickeln sich die technischen Möglichkeiten unglaublich rasant und dadurch werden immer größere Mengen an immer präziseren Daten zur Verfügung stehen, die man mit immer größeren Rechenkapazitäten noch komplexer analysieren kann. Das heißt, auch die Ökologie wird sich in Richtung Big Data entwickeln. Auf lange Sicht habe ich leider die Befürchtung, dass die technischen Möglichkeiten, die sich entwickeln, die praktische Kenntnis der Natur aus Sicht vieler überflüssig machen könnte. Das heißt überspitzt gesagt: Wieso braucht es noch Artenkenntnis, wenn man die DNA einer Pflanze einfach mit irgendeinem Gerät scannen kann? Damit würde natürlich unglaublich viel wertvolles Wissen über die Ökologie der Arten verloren gehen, die man natürlich nicht hat, wenn man nur weiß, was es für eine Art ist.

Welche Tipps hast du für Schülerinnen oder für Schüler, die sich für dein Fachgebiet interessieren und die vielleicht auch eine Vegetationsökologin oder ein Vegetationsökologe werden wollen?

Sabine Rumpf: Wenn das schon euer Interesse ist, dann seid ihr wahrscheinlich schon begeistert von Pflanzen. Andere Gebiete, die sehr wichtig sind, auch wenn ihr das vielleicht nicht hören wollt, sind Mathematik und Englisch. Sehr wichtig! 🙂

Gibt es irgendeine Erkenntnis aus deinem Forschungsgebiet, von der du dir wünscht, dass sie allgemein besser bekannt wäre?

Sabine Rumpf: Die Belastungsgrenzen unseres Planeten werden in vielen Bereichen bereits von der Menschheit überschritten. Und das heißt, dass selbst wenn wir alle umweltschädlichen Aktivitäten heute stoppen würden, dann hätten unsere bereits vergangenen Taten immer noch Folgen in der Zukunft.

Dann kommen wir jetzt zu unserer Science-Fiction-Frage: Wir nehmen an, die Menschheit schafft es, den Mars zu besiedeln. Warum benötigen wir aus deiner Sicht für die Errichtung einer Zivilisation am Mars unbedingt Vegetationsökolog:innen?

Sabine Rumpf: Wer kann sonst die pflanzliche Fracht eines Raumschiffes Arche Noah festlegen und dann anschließend auch verteilen? Wer will schon auf einer Welt leben, auch wenn sie auf dem Mars ist, die gar keinen Wildwuchs hat?

Zurück zur Erde: Wie sieht hier der Arbeitsmarkt in deinem Fachbereich aus? Gibt es auch außerhalb der Forschung Möglichkeiten für Vegetationsökolog:innen?

Sabine Rumpf: Viele arbeiten im Naturschutz oder in sogenannten Ökobüros. Die entscheiden zum Beispiel, ob ein Bauprojekt genehmigt werden kann oder ob es einen wichtigen Lebensraum zerstören würde.

Abschließend haben wir noch eine Blitzrunde: Ich beginne einige Sätze, die du dann bitte vervollständigst.

  • Wenn ich an meinen eigenen Biologieunterricht denke, dann erinnere ich mich an …
    Sabine Rumpf: … die Füße meines Lehrers, die meist auf dem Pult lagen.
  • Auf meinem persönlichen Berufsweg hat mich besonders beeinflusst …
    Sabine Rumpf: … inspirierende Menschen, die meinen Horizont erweitert haben.
  • Das sollte in keinem Biologie-Schulbuch fehlen:
    Sabine Rumpf: … Begeisterung für die Schönheit und Komplexität der Natur.
  • Mein Wunsch an die Politik ist …
    Sabine Rumpf: … den jungen Menschen zuzuhören. Die Zukunft von jungen Menschen wird mit der Politik von heute gestaltet.
  • Leute, lernt mehr Biologie, damit …
    Sabine Rumpf: … ihr euch der Komplexität des Lebens auf der Erde bewusst werdet.
  • Und die Wochenenden verbringe ich am liebsten …
    Sabine Rumpf: In den Bergen natürlich!

Vielen Dank für das Interview!


Das ganze Interview mit Sabine Rumpf könnt ihr hier nachhören:

Titelbild: Botanische Spaziergänger*innen im Planquadrat-Park (Foto: Austrian Biologist Association)

Im Juni 2022 machte sich die ABA auf die Suche nach botanischen Besonderheiten in Wien. Angeleitet und unterhalten wurden wir dabei von Birgit Lahner und Cristina-Estera Klein, den Autorinnen des kürzlich erschienen Buches „Botanische Spaziergänge – 11 Routen durch die Welt der Wiener Pflanzen und ihre Geschichte“.

Im Rahmen der ABA-Jahresvollversammlung am 11. Juni 2022 spazierten das Vereins-Team, Mitglieder und ABA-Interessierte durch die Wiener Innenstadt. Birgit und Cristina ergänzen einander mit botanischer Artenkenntnis und historisch-kulturellem Hintergrundwissen. Diese spezielle Symbiose spiegelt sich in ihren Texten des empfehlenswerten Buches wider – und machte auch unseren gemeinsamen Spaziergang zu einem besonderen Erlebnis, unabhängig von botanischen Vorkenntnissen der einzelnen Teilnehmer*innen. Es gelang den beiden, einen großen Bogen zu spannen, von ökologischen Ansprüchen verschiedener Pflanzenarten im Lebensraum Stadt, den historischen Hintergründen der Stadtentwicklung, bis zu aktuellen Problemen und Lösungsansätzen im Hinblick auf klimatische Veränderungen.

Botanische Spaziergänge – 11 Routen durch die Welt der Wiener Pflanzen und ihre Geschichte
Cristina-Estera Klein, Birgit Lahner
ISBN: 978-3-85439-705-2
Verlag: Falter

Unser Spaziergang beginnt im Burggarten

Der Burggarten erhielt seine heutige Form, mit geschwungenen Wegen als Landschaftsgarten in kleinem Maßstab, nach mehrfacher Umgestaltung Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch erst seit 1919 ist er öffentlich zugänglich. Im Schatten der beeindruckenden Libanon-Zeder erfahren wir von der Burggartenbewegung, die sich 1979 für ein Betretungsrecht des Rasens einsetzte. Erst seit 2007 ist dies gesetzlich gestattet und wird heute von vielen Besucher*innen selbstverständlich genutzt.

Die Libanon-Zeder im Burggarten war ein Geschenk an Kaiser Franz Joseph I. zur Eröffnung des Suez-Kanals 1869. (Foto: GuentherZ via Wikimedia Commons)

Klimafitte Baumarten für den Ring

Vor den Toren des Burggartens machen wir Station an der Ringstraße. Wir erfahren von den gelungenen und weniger gelungenen Bepflanzungsbemühungen seit der Errichtung der Ringstraße als Prachtboulevard 1865. Kastanienbäume und Pappeln erschienen zu proletarisch und nicht repräsentativ genug, Götterbäume wuchsen nicht wie geplant. Schließlich entstand ein vielseitiges Spektrum an Alleebäumen. Die Auswahl der gepflanzten Baumarten ändert sich auch heute wieder. Sie muss an den Klimawandel angepasst werden. Ein häufiger Neuzugang an Wiens Straßen ist der Zürgelbaum (Celtis australis). Er soll aufgrund seiner höheren Hitze- und Trockenheitstoleranz langfristig Rosskastanien und Spitzahorne ablösen.

Pflasterritzenvegetation

Unsere Gruppe überquert den Ring und findet den nächsten Schatten im Schillerpark. Birgit und Cristina lenken unsere Aufmerksamkeit auf die unscheinbare Pflasterritzenvegetation am Rande des Parks. In kurzer Zeit sammeln wir typische Ruderalpflanzen zwischen den Pflastersteinen, u.a. Portulak, Einjähriges Rispengras, Breit-Wegerich, Kahles Bruchkraut, Niederliegendes Mastkraut und Vogel-Knöterich (auch „Hansl am Weg“ genannt).

Links: Auf der Suche nach Pflanzen in den Pflasterritzen. Rechts: Besprechung im Schillerpark. (Fotos: Stefan Kapeller)

Vom Karlsplatz zum Planquadrat-Park im 4. Bezirk

Wir gehen weiter in Richtung Karlsplatz und machen Halt am Zamenhof-Denkmal im Girardipark. Hier finden sich zwischen den stark befahrenen Straßen unscheinbare, aber abwechslungsreiche Staudenbeete mit robusten, hitzetoleranten Gräsern.

Staudenbeete am Karlsplatz. Im Hintergrund das „Goldene Krauthappl“ der Sezession. (Foto: Stefan Kapeller)

In der Operngasse wird der Grünanteil wieder sehr gering. Umso wertvoller sind Bepflanzungen von Baumscheiben oder die Anlagen kleiner Gärten auf der Fläche ehemaliger Parkplätze. Die kleinen Grünanlagen gehen oft auf die Initiative von Anrainer*innen zurück und spiegeln das große Bedürfnis nach mehr Grün in der Stadt wider.

Abschließend besichtigen wir den Planquadrat-Park. ORF-Mitarbeiter*innen und engagierte Anrainer*innen gründeten hier in den 1970er Jahren einen Verein und schlossen mehrere Innenhöfe zusammen. So entstand ein naturnah und liebevoll gestalteter Grünraum – eine Oase und Erholungsort mitten in einem der am dichtesten bebauten Stadtteile Wiens im 4. Bezirk.

In den „Botanischen Spaziergängen“ von Birgit und Cristina sind viele weitere stadtökologische und historisch-botanische Einblicke aus dem gesamten Stadtgebiet nachzulesen.

Das ABA-Team bedankt sich für die nette Tour!

http://www.birgitlahner.at
https://cristina-estera.at
https://shop.falter.at/botanische-spaziergaenge.html

Titelbild: Sorbus danubialis (Rosaceae) Quelle: Monika Kiehn

Lange mussten österreichische Künstlerinnen und Künstler, die sich mit botanisch korrekten Darstellungen von Pflanzen beschäftigen, darauf warten, aber jetzt ist es soweit: Auch in Österreich gibt es mit dem Verein „Wiener Schule der botanischen Illustration“ endlich eine eigene Plattform für sie. Am 26. Jänner 2018 fand die erste Versammlung des Vereins statt.

Bild 1: TeilnehmerInnen der Veranstaltung am 26.1.2018; © Monika Kiehn

Die Gründung der „Wiener Schule der botanischen Illustration“ war bereits im Oktober 2017 auf Initiative der international ausgezeichneten Künstlerin Mag. art. Margareta Pertl erfolgt, die auch Research Fellow des Botanischen Gartens und der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien ist. Der gesamtösterreichische Verein soll zur Belebung der weit zurückreichenden Tradition der botanischen Illustration dienen. Österreich hatte im 18. Jahrhundert, unter anderem mit den reich illustrierten Werken eines Nikolaus Joseph von Jacquin oder auch durch die Arbeiten der Brüder Franz und Ferdinand Bauer, in der botanischen Illustration Weltruhm erworben, aber seit dem war diese Kunstgattung hierzulande nahezu verschwunden. Der Name „Wiener Schule der botanischen Illustration“ wurde in Anerkennung dieser Tradition gewählt. Der Verein hat seinen Sitz im Botanischen Garten der Universität Wien, dessen Direktor der herausragende Botaniker Jacquin von 1769 bis 1796 war.
Im Botanischen Garten finden schon seit fast 10 Jahren, in Zusammenarbeit mit der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich, Kurse in botanischer Illustration statt, die von Mag. Margareta Pertl geleitet werden.

Bild 2: Neomoorea irrorata (Orchidaceae) © Margareta Pertl]

Die synergetische Verbindung von Kunst und Wissenschaft soll in Zukunft zusätzlich durch Schulungen intensiviert und durch Publikationen präsentiert werden. Auch werden sich der Verein und seine Mitglieder an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligen und sich mit anderen Organisationen austauschen.
Das große Interesse an dieser Thematik wurde durch den regen Zuspruch deutlich, den die erste öffentliche Vorstellung des Vereins Ende Januar im Botanischen Garten der Universität Wien hatte. Nach Ende dieser Versammlung konnte man bereits 53 Mitglieder zählen. Dies allein zeigt, wie sehr die „Wiener Schule der botanischen Illustration“ ein Desiderat war, und lässt für die Zukunft auf viele qualitativ hochwertige Pflanzen-Illustrationen aus Österreich hoffen.

Bild 3: Aster himalaicus (Asteraceae) © Marion Pass
Bild 4: Inula oculus-christi (Asteraceae) © Friederike Kirchner

Die botanische Illustration ist eine Kunst, die sich, anders als die botanische Malerei oder Blumenmalerei, an den morphologischen Bauprinzipien der Pflanzen orientiert und somit für die botanische Richtigkeit der Darstellungen steht. Für die Wissenschaft sind botanische Illustrationen daher auch heute noch von großem Wert, denn sie leisten, was auch die besten Fotografien nicht können – es werden alle wesentlichen Merkmale zur Charakterisierung einer Pflanze in einem Bild vereint. Dazu kommt noch ein hoher ästhetischer Wert einer guten Illustration, die immer auch ein Kunstwerk ist und die individuelle Handschrift der Künstlerin oder des Künstlers trägt.

Bild 5: Echinacea purpurea (Asteraceae) © Mischa Skorecz

Vereinigungen, die sich nicht nur der Blumenmalerei, sondern auch und ganz besonders der botanischen Illustration widmen, gibt es schon in vielen Ländern der Welt. Vor allem im angloamerikanischen Bereich, so in Großbritannien, Irland, Australien und den USA, haben diese Organisationen eine lange Tradition. Aber auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern gibt es inzwischen eine rege Tätigkeit von entsprechenden Vereinen, und Künstlerinnen und Künstler stehen dadurch in regelmäßigem Kontakt.

Der Verein hofft auf zahlreiche weitere Interessentinnen und Interessenten für seine Tätigkeit.

Kontaktdaten:
Wiener Schule der botanischen Illustration,
https://www.botanische-illustration.at/
c/o Botanischer Garten der Universität Wien,
Rennweg 14, 1030 Wien;
E-Mail: margareta.pertl@gmail.com

Abb. 1: Katharina Bastl. Quelle: MedUni Wien/F. Matern

Titelbild: Regelmäßige Gänge in die Natur und Beobachtung der Blühfortschritte sind ein wichtiger Bestandteil in der Aerobiologie. Quelle: Katharina Bastl

Katharina Bastl hat Biologie in Wien studiert und danach ihren Doktor im Schwerpunkt Paläontologie absolviert. Seit 2012 ist sie als Universitätsassistentin befristet an der Medizinischen Universität Wien angestellt. Hier arbeitet sie am Institut für Hals-, Nasen- und Ohren-Erkrankungen und ist für den Österreichischen Pollenwarndienst mitverantwortlich.

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Fotos des Monats (ABA Kalender)

Foto: Gloria Paveza, Text: Deniz Scheerer

Kranzenzian im Naturpark Hohe Wand. Foto: Gloria Paveza

Zum Bild:

Im Herbst blüht im Naturpark Hohe Wand nicht nur die farblich ähnlich herausstechende Herbstzeitlose, sondern auch diese Schönheit aus der Gattung der Kranzenziane (Gentianella). Die Gattung der Kranzenziane (Gentianella) umfasst weltweit rund 260 Arten und haben ihren Diversitätsschwerpunkt in Südamerika.

Früher gehörten die Kranzenziane (Gentianella) zur Gattung der Enziane (Gentiana). Heute werden sie jedoch als eigene Gattungen gesehen. Die in Mitteleuropa heimischen Gentianella-Arten haben im Schlund der Blütenkrone eine gefranste und mit Leitbündeln versorgte Schuppe pro Kronzipfel und unterscheiden sich durch dieses Merkmal von den Enzianen. Dieser gebildete Kranz ist namensgebend für den Trivialnamen dieser Gattung. Bei außereuropäischen Arten können diese Schlundschuppen zur Gänze fehlen, weshalb die Gattungen erst recht spät unterschieden wurden.

Während der Feld-Kranzenzian (Gentianella campestris) und der Bittere Kranzenzian (Gentianella amarella) recht leicht erkennbar sind, braucht man für die anderen Arten der Gattung ein geschultes Auge, um sie unterscheiden zu können. Sind mehrere Arten  einer Gattung morphologisch schwer unterscheidbar, werden sie in einem Aggregat mit dem Kürzel “agg.” zusammengefasst.



Episode

Die Vegetationsökologin Dr. Sabine Rumpf ist am Bodensee aufgewachsen. Nach der Schule hat sie Biologie studiert: in Wien, im norwegischen Bergen und auf Spitzbergen in der Arktis. Heute ist sie Professorin an der Universität Basel in der Schweiz. Was macht eine Vegetationsökologin? Das uns viel mehr erzählt sie uns im Interview.
Das Interview gibt es auch zum Nachlesen im bioskop!