Originalartikel: Ruttner B., 2011. Durch den Nationalpark Hohe Tauern. Bioskop (1), 39.Download (pdf)

Schon im bioskop 2/2009 hatten die verschiedenen Nationalparks die Gelegenheit sich vorzustellen. Für Biologielehrer bietet sich in den Nationalparks die Gelegenheit, den Schülern auf vielfältige Weise die Natur Österreichs nahe zu bringen.

Im Rahmen einer Pressereise war ich eingeladen an einer Tour durch unseren zentralen Nationalpark „Hohe Tauern“ teilzunehmen. Um es vorweg zu nehmen: Es war beeindruckend zu erleben, welche verschiedenen Herangehensweisen an die Natur und speziell an die Ökologie des Naturparks es gibt. Jedes der drei besuchten Nationalparkzentren (Mallnitz, Matrei, Mittersill) hat eigene Ideen, eigene Formen entwickelt, sie unterscheiden sich nicht nur in den Themenschwerpunkten.

Die Reise begann in Mallnitz. Die Leiterin der Wasserschule, Angelika Staats, hat im erwähnten bioskop diese Einrichtung bereits ausführlich vorgestellt. Mich beeindruckte im dortigen Nationalparkzentrum die Schülergerechtheit der Einrichtung. Man kann auch ohne Führung als erlebnishungriges Kind eine Menge lernen. Die interaktiven Stationen sind einfach zu bedienen und sie funktionieren – ein Erlebnis, das einem als Lehrer nicht in jedem Museum oder auf jedem Lehrpfad beschieden ist. Die technischen Einrichtungen, wie Mikroskope oder Versuchsanlagen sind so robust gebaut, dass sie noch viele Schulklassen überdauern werden. Die nachmittägliche Wanderung längs des Winkelbaches zum Stappitzer See ergänzte das im Nationalparkzentrum BIOS gebotene Programm auf ideale Weise. Verlandungszonen, Erosions- und Sedimentationserscheinungen können den Schülern am Weg zu einem botanischen Lehrpfad gezeigt werden. So konnte ich resümierend am ersten Tag feststellen: Mallnitz ist eine Projektwoche wert, gleich ob ich mich gänzlich in die „Obhut“ der Betreuer begebe oder ob ich selbst das Programm zusammenstelle und nur Unterstützung, wenn nötig, anfordere.

Der zweite Tag begann in Matrei in Osttirol mit einem Besuch bei der „Wasserschule“. Dieses Projekt mit der dortigen Hauptschule als Partnerschule zeigt auf, welche interessanten Möglichkeiten in einem Blockunterricht stecken. Dass dieses Konzept jetzt auch anderswo umgesetzt wird, zeigt von der pädagogischen Innovation, die in dem Projekt steckt. Derzeit wird auch eine „Klimaschule“, im speziellen Fall auf das alpine Klima bezogen, angedacht. Der Nachmittag war den Nationalpark-Rangern gewidmet. Die Idee solcher Nationalparkexperten stammt zwar aus Amerika, wurde aber bei uns sehr gut auf die österreichischen Verhältnisse herabgebrochen. Ranger sind die zentralen Figuren des – auch gesetzlich verankerten – Bildungskonzepts des Nationalparks. Sie besitzen eine fundierte biologische und pädagogische Ausbildung. Auf der Wanderung vom Matreier Tauernhaus ins Innergschlöß konnte unser Ranger zeigen, was er unter „Begreifen“ der Natur versteht. Laut Aussage dieses Rangers kommen sie immer mehr von aktionistischen Spielen weg und wandern mit den Schülern einfach offenen Auges durch die Landschaft. Diese Art der Naturerfahrung galt längere Zeit als antiquiert, es musste „action“ dabei sein. Mir gefällt sie und auch die mitreisenden nichtbiologischen Journalisten waren begeistert. Der schöne Herbsttag und der Gletscherblick auf den Großvenediger taten natürlich ein Übriges dazu.

Der dritte Tag der Reise war der Nationalpark-Werkstatt in Mittersill und Hollersbach gewidmet. Hier liegt der Focus auf dem Experimentellen und Spielerischen, um die Ökologie und Geologie der Tauern zu erforschen. Experimentierstationen und eine gute mediale Ausstattung helfen einen interessanten und innovativen Unterricht zu gestalten. Hier steht das „Selbsttun“ im Mittelpunkt, ergänzt wird der Schwerpunkt noch dadurch, dass viele Elemente der alten bäuerlichen Kultur vermittelt werden (z.B. Butterrühren). Dass hier auch Geologie und Mineralogie einen Schwerpunkt bilden, ist nicht zuletzt der räumlichen Nähe zum Sulzbachttal zuzuschreiben.

Die Präsentation des Nationalparks hat gezeigt, dass man je nach eigenem Geschmack und Schwerpunkt ein Bildungszentrum für seine Projektwoche aussuchen kann (z.B. Wasser im Süden, Steine im Norden), dass man individuelle, auf die Schule oder Klassen zugeschnittene Einheiten und Programme in Anspruch nehmen kann, sodass eine Projektwoche, oder wenn es zeitlich möglich ist, ein Wandertag, zu einem tiefgreifenden Erlebnis werden kann. Die Unterstützung seitens der Nationalparkverwaltung ist gegeben.

1 Antwort
  1. Franz Dorn
    Franz Dorn sagte:

    Seit 20 Jahren besuche ich im Rahmen von Projektwochen den Nationalpark Hohe Tauern, speziell das Obere Mölltal. Neben den veränderten didaktischen Zugängen möchte ich die gleichbleibend hohe fachliche und pädagogische Qualität der NationalparkrangerInnen hervorheben. Ich kenne mehrere Nationalparks in Österreich, aber nirgends so viele kompetente BetreuerInnen.

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