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Titelbild: Von Blattschneiderameisen der Gattung Atta skelettiertes Blatt im „Regenwald der Österreicher“ in Costa Rica, aufgenommen im Rahmen eines Projektpraktikums mit Studierenden der Universität Wien im Februar 2015. © Franz Essl

Univ.-Ass. Mag. Dr. Franz Essl arbeitet seit September 2003 im Umweltbundesamt in der Abteilung Biologische Vielfalt und Naturschutz. Seit Mai 2013 arbeitet er in einer zweiten Halbtagsstelle zusätzlich an der Universität Wien in der Abteilung für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie als Universitätsassistent.

Univ.-Ass. Mag. Dr. Franz Essl. Naturschutzbiologe am Umweltbundesamt und an der Uni Wien

1) Franz, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Mein Arbeitsschwerpunkt umfasst Naturschutzforschung mit einem besonderen Interessensschwerpunkt auf biologische Invasionen, Klimawandel und seine Auswirkungen auf Arten und Lebensräume, Biogeographie und Instrumente des Naturschutzes (z.B. Rote Listen). Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich: Einreichung, Leitung und Bearbeitung von Projekten, Lehre, Betreuung von Masterarbeiten und Dissertationen, Abhaltung von Vorträgen, Teilnahme an Tagungen und Workshops, Medienarbeit und Verfassung von Veröffentlichungen – v.a. von Artikeln in Fachzeitschriften, aber auch von Büchern und Buchbeiträgen. Generell ist meine Arbeit charakterisiert durch eine starke internationale Ausrichtung.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mich motiviert besonders, Zusammenhänge in der Natur und daraus resultierende Konsequenzen für die Menschheit besser zu verstehen, v.a. im Kontext des rasanten globalen Wandels. Dabei arbeite ich sehr gerne im Team, wobei für mich dabei hohe Eigenmotivation, Zuverlässigkeit, Kreativität und Freude an der Arbeit wichtige Kriterien sind.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Die große Bandbreit an Aufgaben verlangt eine entsprechend große Breite persönlicher Fähigkeiten. Diese Anforderungen alle gut abzudecken, persönliche Stärken auszubauen und Schwächen zu beseitigen, ist nicht immer einfach.

Eine zweite Herausforderung ist das Zeitmanagement. Dies bedeutet für mich u.a. eine Fokussierung auf die wichtigen Aufgaben und Ziele und weniger wichtige Arbeiten – falls möglich – nicht zu machen oder zu delegieren. Denn es gibt auch ein Leben jenseits der Arbeit …

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich hatte schon vor meiner Anstellung im Umweltbundesamt zwei Projekte für das Umweltbundesamt bearbeitet, daraus ist dann damals eigentlich von selbst die Möglichkeit einer Anstellung erwachsen. Die Position an der Universität Wien ergab sich in Folge der Neubesetzung des Lehrstuhls für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie. Da ich eine jahrelange intensive Kooperation mit dieser Abteilung hatte, war die Annahme einer halben Assistenzstelle ein für mich logischer Schritt, der sich bislang sehr bewährt hat.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Entscheidend sind sowohl gute fachliche, als auch organisatorische und leitende Fähigkeiten. Für ebenfalls besonders wichtig halte ich Belastbarkeit, Übersicht, Fokussierung und Reflexion, aber auch Kritikfähigkeit und aus Fehlern zu lernen.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ein intensives Interesse für die Natur begleitet mich seit meiner Kindheit. Früher sah ich meine Zukunft im angewandten Naturschutz – dem ich mich weiterhin verbunden fühle. Die Fokussierung auf Forschung erfolgte erst später, gegen Ende meines Studiums, und teilweise sogar erst nachher. Es ist nie zu spät, sich ändernden Interessen zu folgen.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Ich würde mich nicht an etwas besseren oder schlechteren Berufsaussichten bei der Wahl des Studiums orientieren – viel wichtiger ist das eigene Interesse. Generell ist es aber eher schwierig, als Ökologe/in eine fixe Position zu finden – sowohl im angewandten Bereich, als auch in der Forschung. Dabei hat sich die Arbeitsplatzsituation in den letzten 15 Jahren verschlechtert. Der Grund dafür ist, dass die Mehrzahl der Stellen von Personen besetzt ist, die in den nächsten Jahren noch nicht in Pension gehen werden und weil eine Ausweitung des Stellenangebotes nur in geringem Ausmaß erfolgt. Andererseits meine ich aber, dass AbsolventInnen mit Ausdauer und Zähigkeit sowie einer fundierten Ausbildung Jobs finden werden. Zum Einstieg wird es zwar oft nicht die perfekte Stelle sein, aber so kann man Erfahrungen sammeln, die später sehr hilfreich bei der Arbeitssuche sind.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Für Forschung im Bereich Ökologie und Naturschutzbiologie ist eine fundierte fachliche Grundlage essenziell und das Biologiestudium bietet hier die beste Grundlage. Nahezu ebenso wichtig sind sehr gute analytische und methodische Kenntnisse (z.B. Statistik, GIS, Datenbanken), Englischkenntnisse, und die Fähigkeiten in Netzwerken und Teams zu denken und zu arbeiten. Generell kann ich empfehlen, auf eine gewisse inhaltliche und thematische Breite in der Ausbildung zu achten. Aber: Die individuelle Interessenslage und die persönlichen Stärken entscheiden letztlich darüber, welche konkreten Qualifikationen besonders wichtig sind – diesen Weg muss jede/r für sich selbst gehen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das ist schwierig zu beantworten. Am wichtigsten sind für mich wohl die fachlichen und methodischen Grundlagen, die ich mir während des Studiums angeeignet habe. Vieles, was heute für meine Arbeit wichtig geworden ist, habe ich jedoch nicht oder nur bedingt während des Studiums gelernt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Ich würde folgendes raten:

Finde heraus was Dir an einer Arbeit wichtig ist und folge deinen Interessen und Neigungen.

Sei ambitioniert, habe Ausdauer, lass dich nicht entmutigen, bleibe selbstkritisch.

Bleibe neugierig, versuche immer wieder Neues und lerne weiter.

Vielen Dank!

Titelbild: Steinadlermonitoring 2013 © Reinhard Thaller

Mag. Alexander Maringer hat Ökologie mit zoologischem Schwerpunkt an der Universität Salzburg studiert. Nebenbei hat er Ausbildungen für ArcGis sowie diverse außeruniversitäre Projektmanagement- und Medien-Schulungen absolviert. Seit 2011 arbeitet er als Zoologe im Fachbereich Naturraum & Naturschutz in der Nationalpark Gesäuse GmbH.

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Alexander Maringer © Helmut Fröschl

Ich bezeichne meinen Job gerne als „zoologischer Projektmanager“. Ich bin für den zoologischen Teil des Naturraummanagements, des Monitorings und der Forschung im Nationalpark Gesäuse zuständig. Das beginnt beim Luchs und Rothirsch, reicht über Insekten und endet bei kleinsten Gewässerorganismen.

Forschungsfragen, Monitoring usw. werden größtenteils mit Hilfe externer Spezialisten bearbeitet. Ich formuliere den Arbeitsauftrag, begleite die Arbeiten bis hin zum Endbericht und sorge dafür, dass die Erkenntnisse in der Arbeit des Nationalparks auch umgesetzt werden. Neben den sehr spannenden Tagen im Freiland steckt dahinter ein nicht unbeträchtlicher Verwaltungsaufwand und Wissensmanagement am Computer.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Es ist eine Kombination aus Forschung am Puls der Zeit, Austausch mit internationalen ExpertInnen, Aufbereitung von Informationen für Öffentlichkeit, Presse und Fachpublikum, sowie dem Verschneiden von Ergebnissen für weitere Forschungsfragen. Ich kann dabei meinen eigenen Ideen nachgehen und habe ausreichend finanziellen Spielraum um allen Aufgaben gerecht werden zu können.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Es bleibt schwierig, den Grundgedanken eines Nationalparks, den Prozessschutz, in den Köpfen der Menschen zu verankern. Die wirklich ungezähmte Natur löst Urängste des Kontrollverlustes aus und kaum jemand möchte sich darauf einlassen. Dabei kann jede Lawinenrinne bei uns Zeugnis geben, um wieviel artenreicher und diverser ein Ökosystem ist, das von uns Menschen nicht ständig gepflegt und behütet wird.

Letztlich muss man sich auch verteidigen, dass ein Nationalpark der Öffentlichkeit Geld kostet. Ja, er kostet Geld, nämlich jeder Österreicherin und jedem Österreicher genau 25 Cent pro Jahr!

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Die Stelle war in einer großen österreichischen Tageszeitung ausgeschrieben. 90% des Profils traf auf meinen Berufswunsch zu und so musste ich mich einfach bewerben, auch wenn des Gesäuse nicht gerade der Nabel der Welt ist.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Wenn wir über Freilandarbeit sprechen, dann ist Flexibilität gefragt. Das Wetter im Gebirge ist launisch und selbst weitgereiste Spezialisten sind nicht davor gefeit, dass ihre Zielarten sich bei nassem, trockenem, kaltem oder heißem Wetter nicht blicken lassen. Hier vor Ort die Lage für mehrere Teams gleichzeitig einzuschätzen, sie zu betreuen und das Zwischenmenschliche nicht zu kurz kommen zu lassen, ist mir wichtig, kann aber im Frühsommer schon einmal zum Belastungstest werden.

Weiters ist es wichtig, das Geleistete gut darzustellen. Das haben sich alle ExpertInnen verdient, dass ihre Arbeit sichtbar und ihr Wert anerkannt werden. In der heutigen Zeit ist das eine Art Marketing für Forschung. Nur so ist man bei Förderungen erfolgreich und bekommt auch öffentliche Aufmerksamkeit.

Johnsbach (li) und Panorama des Johnsbach mit Hochtorgruppe (re) © Andreas Hollinger

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Das Biologiestudium war schon immer mein großer Wunsch. In der ersten Klasse Gymnasium hat ein Biologielehrer mein bereits sehr frühes Interesse für Natur und Tiere verstärkt und ich habe „Feuer gefangen“. Ich belegte naturwissenschaftliche Fächer und freute mich über das Fach „Biologie vertiefend“. Nach der Matura kam nichts anderes als ein Biologiestudium in Betracht.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Ich sehe in meinem Umfeld ein breites Spektrum. Von jungen fähigen BiologInnen, die für ihr Alter ein erstaunliches Spezialwissen mitbringen, sich aber unter Wert verkaufen (müssen), über Technische Büros, die den Wert ihrer Arbeit sehr wohl kennen und oft gesuchte Spezialisten stellen können, bis zu emeritierten Persönlichkeiten, die in ihrem Spezialgebiet allein auf weiter Flur geblieben sind.

In manchen Tätigkeitsfeldern ist die Konkurrenz groß und es fällt selbst den fachlich Besten schwer sich zu behaupten, in anderen Feldern bleiben Ausschreibungen ohne Echo, weil es schlicht niemanden gibt, der die Fragestellung bearbeiten kann.

Es gibt Vieles zu tun für BiologInnen, davon bin ich fest überzeugt. Nur das Wissen, das uns vielleicht fehlt, das kann niemand von heute auf Morgen aus dem Ärmel ziehen. Wer aber den Markt beobachtet, seine Interessen konsequent verfolgt und seine Qualifikationen ausbaut, der wird auch erfolgreich sein.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ja, ein einschlägiges Studium ist Voraussetzung. Ich habe Ökologie an der Universität Salzburg studiert und mich auf zoologische Themen spezialisiert. Daneben habe ich Ausbildungen für das Geografischen Informationssystem ArcGIS und diverse außeruniversitäre Projektmanagement- und Medien-Schulungen gemacht.

Notwendig wäre es meines Erachtens schon während des Studiums mehr über die rechtlichen Aspekte der Naturschutzarbeit zu lernen. Darüber hinaus sollte man auf praktische Dinge, wie Projektanträge, Werkverträge und ähnliches vorbereitet werden. All dem steht man ja völlig hilflos gegenüber, wenn man das erste Mal damit konfrontiert wird.

Alexander bei der Arbeit: links © Birgit Falter, rechts © Reinhard Thaller

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Zum einen ist es das Wissen über Ökosystemzusammenhänge, das es mir ermöglicht, täglich Einordnungen vorzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Zum anderen ist es die im Studium nicht besonders geliebte Theorie, wie man zu einer belastbaren, wissenschaftlichen Studie kommt und seine Ergebnisse korrekt verfasst. Was nie schadet ist Artenkenntnis, denn wenn einem jemand ein Insekt unter die Nase hält, sollte man zumindest wissen, in welchem Buch (oder auf welcher Internetseite) man zu suchen beginnt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Viele beginnen im Nationalpark mit einem Projekt und erweitern ihr Aufgabengebiet bis zu einer Fixanstellung. Bei mir war es wohl ein eher ungewöhnlicher Werdegang, denn ich hatte davor noch nie in einem Nationalpark gearbeitet.

Egal was du tust, wenn du es mit Leidenschaft tust, wirst du gut sein und dich von anderen abheben. Es ist aber auch notwendig nach links und rechts zu schauen und von anderen zu lernen.

Vielen Dank!

Weblink: Nationalpark Gesäuse

Titelbild: Margit Delefant in Costa Rica mit Schüler/innen und Student/innen

Margit Delefant unterricht am BG/BRG Fürstenfeld Biologie und Umweltkunde, Chemie, Physik und Gesundheitsbildung. An der KF-Uni Graz ist sie Koordinatorin für Fachdidaktik für das Unterrichtsfach Biologie- und Umweltkunde. An Schulen ist sie seit 1983 tätig, Lektorin für Fachdidaktik ist sie seit 2005.

Mag. Margit Delefant

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich unterrichte Zehn- bis Fünfzigjährige. Hauptaufgaben dabei sind Planung, Kreativität und Koordination.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mir gefällt die tägliche “Biodiversität” in meinem Arbeitsalltag mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Am schwierigsten sind für mich die Herausforderungen durch das “System” Schule, mit dem ich nicht immer ganz einverstanden bin. An zwei verschiedenen Dienststellen zu arbeiten, erfordert gute Selbstorganisation.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Auf einen Job als Lehrerin habe ich einige Jährchen gewartet. In dieser Zeit habe ich im Naturschutz und bei verschiedenen biologischen Projekten gearbeitet und recht bald als Lehrbeauftragte an der Uni. Dadurch habe ich auch vom Pilotprojekt der Uni Graz gewusst, für die fachdidaktische Lehre Bundeslehrer/innen anzustellen.

10. Gesundheitstag, Elternverein BG/BRG Fürstenfeld, 2013

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Entscheidend dafür war bestimmt, dass ich schon länger in der Lehrer/innenaus- und -fortbildung tätig war.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Lehrerin wollte ich immer sein, allerdings war ich mit meiner Ausbildung im didaktischen Bereich nicht zufrieden und habe daher Wege gesucht, um mich in diesem Bereich zu steigern.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Für Biologielehrer/innen sind die Anstellungsaussichten in den meisten Bundesländern derzeit gut. Da momentan sehr viele Kolleg/innen das LA-Studium abschließen, werden die Chancen für Anstellungen in den nächsten Jahren aber schlechter.

Healthy Food Day, BG/BRG Fürstenfeld 2014

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Das neue Biologie-Lehramtsstudium wird natürlich eine gute Basisausbildung sein, allerdings bringt jede zusätzliche Qualifikation Rückhalt und Motivation für den Beruf. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in jeder Phase des Studiums kann ich ausdrücklich empfehlen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Um ein/e guter Biologielehrer/in zu sein, braucht man ein möglichst breites Basiswissen aus allen biologischen Teilbereichen, aber auch vernetzendes Denken ist unumgänglich. Für den Schulalltag ist auch eine große Portion an Empathie empfehlenswert.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Um als Biologielehrer/in erfolgreich zu sein, sollte man sich während der Ausbildung um solide Fachkenntnisse kümmern, aber auch Flexibilität und Kreativität nicht zu kurz kommen lassen.

Vielen Dank!

Titelbild: Eine mikrofluidische Kammer für in-vitro Kultur, die in Zusammenarbeit mit der technischen Universität Enschede entwickelt wurde. Diese neuartige Kulturmethode, die das Milieu der Eileiter simuliert, wurde von Kieslinger im IVF Labor VUmc erstmalig an menschlichen Embryonen getestet. © D.C. Kieslinger

Mag. Dorit Kieslinger hat in Graz Zoologie studiert und ist nach ihrem Erasmus Jahr in Utrecht (Niederlande), nach Amsterdam gezogen. Sie arbeitet seit 6 ½ Jahren im IVF Zentrum des Universitätskrankenhauses Amsterdam (VUmc) und ist dort seit 2010 als Klinische Embryologin beschäftigt. Zusätzlich zu ihrer Arbeit im IVF Labor erforscht sie neue Methoden, die die Erfolgsquote von In-vitro-Fertilisation (IVF) Behandlungen erhöhen sollen.

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Die Beer Buddies und Mikrobiologen Dr. Andreas Weilhartner und Dr. Christian Semper sind seit wenigen Wochen offiziell die Gründer und Betreiber der nachhaltigen Bierbrauerei „The Beer Buddies“ im oberösterreichischen Tragwein.

1) Beschreibt bitte kurz Euren Arbeitsalltag. Was sind Eure Hauptaufgaben?

The Beer Buddies: Dr. Andreas Weilhartner (links) und Dr. Christian Semper (rechts)

Wir haben erst vor kurzem eröffnet, also hat die Routine noch nicht so richtig Einzug gehalten. Momentan brauen wir von Montag bis Mittwoch Bier, am Donnerstag müssen wir das Bier dann abfüllen und dann sind auch organisatorische Tätigkeiten fällig, Freitag und Samstag haben wir einen Ab-Hof-Verkauf und der Sonntag ist meist für die Buchhaltung reserviert.
Zusätzlich zum Brauereibetrieb in einem 400 Jahre alten Hof im oberösterreichischen Tragwein stellen wir Teile des Gebäudes auch als Event-Location zur Verfügung und organisieren auch selbst Events. Das heißt, auch Eventmanagement und PR wollen neben Brauereibetrieb und Content Management unserer Internet- und Social Media-Seiten in unserer 7-Tage-Woche noch untergebracht werden.

2) Was gefällt Euch an Eurem Job am meisten?

Bierbrauen verstehen wir als Kunst. Daher ist es uns immer schon ein Anliegen gewesen, dass wir ein qualitativ hochwertiges, andersartiges Bier auf den Markt bringen können. Die masssenproduzierten Biere geben geschmacklich doch viel zu wenig her! Besonders gut gefällt uns aber auch, dass wir von der Herstellung bis zum Verkauf selbst Einfluss auf das Produkt haben – mit allen Konsequenzen. Außerdem ist es natürlich toll, sein Hobby zum Beruf machen zu können!

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Eurem Beruf? Was sind für Euch die größten Herausforderungen?

Anfänglich war die größte Herausforderung der Weg in die Selbstständigkeit an sich: Es kostet sehr viel Geld, selbstständig zu werden – ganz besonders, wenn eine Produktionsanlage dafür benötigt wird. Die Banken geben aber kaum mehr etwas für Geschäftsideen her. Umso wichtiger ist die Investorensuche – und dafür braucht man einen Businessplan. Außerdem muss man damit rechnen, dass man mindestens das erste halbe Jahr kein Einkommen hat. Im Tagesgeschäft ist die größte Herausforderung eigentlich der Dschungel an Steuergesetzen, mit denen man sich herumschlagen muss. Einen guten Steuerberater an seiner Seite zu haben, hilft hier aber enorm!

4) Was hat Euch dazu bewogen, eine Brauerei aufzumachen?

Wir waren schon seit der Studienzeit leidenschaftliche Biertrinker – Beer Buddies eben! Schon bald hat uns aber die Qualität der Massenware überhaupt nicht mehr vom Hocker gerissen, dann haben wir eben kleinere Brauereien aufgesucht. Auf der Uni hatten wir dann einen Professor, der es uns ermöglichte, an der FH Wels an einem Braukurs teilzunehmen. Das Bier vom Braukurs war total anders – eine richtige Geschmacksexplosion! Und das Tolle daran war: Die waren gerade dabei, ein Heimbrauset zu entwickeln. Dann haben wir uns so eines für 400€ angeschafft, und haben zu Hause weiter an Rezepten gearbeitet. So wurden wir 2012 zu Hobbybrauern. Weil immer mehr Freunden unser Bier geschmeckt hat, mussten wir die Produktion dementsprechend vergrößern.
Nach der Promotion 2014 habe ich (Anm.: Andi) mich entschieden, mich selbstständig zu machen. Also haben Christian und ich beschlossen, wir kaufen uns eine Brauanlage. Neu sind die sehr teuer, aber wir haben dann sehr schnell eine gebrauchte finden und reparieren können. Wir hatten dann nur ein Problem: Wohin eigentlich damit? Die Standortsuche für eine Brauerei ist nämlich gar nicht so einfach: Die Wasserqualität muss schon einmal stimmen. Weich sollte das Wasser sein und frei von Belastungen. Das heißt keinesfalls in der Nähe intensiv bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen und ein calciumarmes Gestein als Untergrund. Schlussendlich hatten wir nach vielen Wasserprobenahmen in Niederösterreich, Wien und Oberösterreich das Glück, dass mein Nachbar im Mühlviertel, ein Architekt, von meiner Idee so begeistert war, dass er uns unseren heutigen Standort angeboten hat: ein 400 Jahre alter, denkmalgeschützter Hof, der früher eine Schmiede war am Kettenbach. Ein Brunnen und die erhoffte ausgezeichnete Wasserqualität waren auch schon vorhanden und so konnte es gleich mal losgehen! Es ist halt so, wie ich oft sage: „Wenn man wirklich an etwas glaubt, dann ergibt sich das auch!“

5) Welche Qualifikationen sind für Eure Tätigkeit besonders wichtig?

Die Brauerei ist seit kurzem ein freies Gewerbe – das bedeutet, dass man die Lehre zum Braumeister nicht zwingend machen muss, um selbst eine Brauerei zu eröffnen. Mikrobiologe zu sein schadet aber auf gar keinen Fall: man hat ja ein gutes Gespür für Hygiene, versteht sich darauf, mit Hefen zu arbeiten und tut sich auch leicht damit, wissenschaftliche Publikationen zu lesen. Man möchte gar nicht glauben, wie wertvoll es ist, das zu können: an Hopfen- aber auch Hefevariationen wird unglaublich viel geforscht! Mindestens genau so wichtig ist es aber, mit Leuten umgehen zu können. Man muss serviceorientiert sein und auch dann freundlich bleiben können, wenn man schon richtig genervt ist.

Interessant war auch die Ausbildung zum Biersommelier: Da haben wir nicht nur unser Wissen über die Technik erweitern können, sonder auch gelernt, wie man Bierfehler erkennt. Außerdem haben wir auch mehr über Food Pairing, also die idealen Kombinationen von Bier mit Essen, gelernt – das war schon sehr spannend!

6) War es schon immer Euer Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattet Ihr früher andere Berufswünsche?

Eigentlich stand im Raum, beim Wasseramt anzufangen. Ich (Anm.: Andi) hatte ja erst auch Limnologie studiert. Dadurch, dass meine Frau aus Honduras ist, bin ich aber im Zuge von Familienbesuchen mit vielen sozialen Gegensätzen in Kontakt gekommen. Von ihren, teilweise sehr erfolgreichen, Verwandten habe ich dann auch viele Lektüren zum Thema Entrepreneurial Spirit bekommen: Richard Branson, Steve Jobs und Donald Trump sind schon recht interessante Persönlichkeiten – sie hatten, wie ich auch, den Wunsch, etwas Eigenes zu kreieren. Schlussendlich haben sich Christian und ich dann durchaus bewusst dazu entschieden, als Bierbrauer den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Bislang haben wir es noch nicht bereut!

7) Wie seht Ihr die Arbeitsmarktsituation in Eurem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologen?

Momentan sind Craft Beers ein Trend – die Leute wollen andersartiges Bier! Die Craft Beer-Lokale schießen ja gerade wie die Schwammerl aus dem Boden. Blauäugigkeit ist aber nicht angebracht: die Umstände müssen schon passen, um sich selbstständig zu machen. Wir haben zum Beispiel auch das Glück, dass unser Bürgermeister unsere Firma sehr pusht. Er hat uns geholfen, dass die Medien auf uns aufmerksam werden. Berichterstattung ist natürlich sehr wichtig. Wenn Kapital vorhanden ist und das Konzept passt, ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, um durchzustarten!

8) Ist ein Biologiestudium für Eure Arbeit notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Nötig ist es bestimmt nicht. Im Grunde „reicht“ eine Lehre als Braumeister völlig. Hilfreich sind aber wie gesagt sicherlich viele Kenntnisse, die wir im (Mikro-) Biologiestudium erworben haben. Und auch die Ausbildung zum Biersommellier war von Vorteil. Grundsätzlich gilt aber: Am wichtigsten ist, dass man den „Entrepreneurial Spirit“ auch selbst hat: man muss von seiner Idee überzeugt und auch wirklich bereit sein, deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigt Ihr in Eurem Berufsalltag am häufigsten?

Inhaltlich kommen uns vor allem Kenntnisse im Bereich Fermentation, Hygiene und Mykologie zugute. Ansonsten ist es natürlich auch gut, an den wissenschaftlichen Jargon auf Deutsch und Englisch gewöhnt zu sein, weil einem dadurch nicht die ganzen spannenden Papers zum Thema neue Hefen- und Hopfensorten durch die Lappen gehen! Und was auch hilft, sind die schlechten Berufsaussichten für Biologen: Wären die nicht gewesen, hätten wir vielleicht auf den Weg in die Selbstständigkeit verzichtet.

10) Was würdet Ihr Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Macht das Beste aus der beinharten Realität und wagt einfach den Sprung ins kalte Wasser!

Vielen Dank!

Zur Webseite der Beer Buddies: www.thebeerbuddies.at
Sie haben auch eine Facebook-Seite: http://www.facebook.com/thebeerbuddies

Titelbild: Sterilisation von Petrischalen und Effekt auf Salmonella (rechts steril). Quelle: Wikicommons.

Mag. Harald Truschner hat an der Karl-Franzens-Universität in Graz Biologie studiert. Weiters absolvierte er zahlreiche Lehrveranstaltungen an der Technischen Universität Graz. Seit 1990 ist er am ILV – Institut für Lebensmittelsicherheit, Veterinärwesen und Umwelt des Landes Kärnten, im Bereich Lebensmittelsicherheit tätig. Dort bekleidet er die Funktion als Lebensmittelgutachter.

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Dr. Wilhelm Richard Baier studierte Biologie, Medienkunde, Philosophie und Linguistik an der Universität Graz. Seinen Abschluss machte er in Biologie und Medienkunde. Seit 1993 ist er pädagogischer Mitarbeiter der Grazer URANIA und hier vor allem mit der naturwissenschaftlich ausgerichteten Bildungsarbeit betraut. Die Österreichische URANIA für Steiermark ist ein gemeinnütziger und unabhängiger Bildungsverein mit Naheverhältnis zu den Grazer Universitäten, als solches Mitglied des Bildungsnetzwerkes Steiermark sowie des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen.

Dr. Wilhelm Richard Baier

1) Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Arbeitsalltag. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Als pädagogischer Mitarbeiter der Grazer Urania organisiere ich die URANIA-Lehrgänge (ehemals den Lehrgang universitären Charakters für Ökologie und Naturschutz, dann die Berufsreifeprüfung und derzeit den Pflichtschulabschluss) sowie die URANIA-Vorträge. Daneben aber auch Kurse im MINT-Bereich. Seit 1999 manage ich als Obmann den von mir gegründeten Chor der URANIA. Im November 2012 ließ ich mich von der WBA (Österreichischen Weiterbildungsakademie) offiziell als Erwachsenenbildner zertifizieren.

2) Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Die Organisation und Betreuung der URANIA-Vorträge. Das ist immer spannend und abwechslungsreich.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Ihrem Beruf? Was sind für Sie die größten Herausforderungen?

Offizielle Anträge und Berichte erstellen und dafür Kostenaufstellungen und Abrechnungen machen gehört für mich zu den schwierigeren Dingen. Leider nimmt das im Laufe der Jahre einen immer größeren Raum bei meiner Arbeit ein.

4) Wie sind Sie auf diesen Job aufmerksam geworden?

Es war eine Blindbewerbung. Nachdem ich im Lektoratswesen für naturwissenschaftliche Verlage nicht Fuß fassen konnte, habe ich mich bei meinen Bewerbungen in der Folge auf Bildungseinrichtungen konzentriert.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Sie diesen Job bekommen haben?

Meine Vielseitigkeit, meine breitgestreuten Kompetenzen und Interessen sowie mein naturwissenschaftliches Studium. Die Urania wollte damals aufgrund der Ökowelle einen Lehrgang für Ökologie und Naturschutz einrichten und suchte dafür einen Fachreferenten. Ich wurde mit der Umsetzung betraut. Der Lehrgang lief einige Jahre sehr gut, bis uns durch ein neues UOG (=Universitäts-Organisationsgesetz; Anm. der Redaktion) der universitäre Charakter des Lehrgangs entzogen wurde. Außerdem ging auch die Nachfrage zurück.

6) War es schon immer Ihr Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hatten Sie früher andere Berufswünsche?

Zuerst wollte ich in die Forschung, später versuchte ich bei naturwissenschaftlichen Verlagen mein Glück, bis ich mich dann auf die Erwachsenenbildung konzentrierte.

7) Wie sehen Sie die Arbeitsmarktsituation in Ihrem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Wenn man offen bleibt, stehen sie gar nicht so schlecht. Man muss sich eben bewusst sein, dass man als Akademiker für vieles geeignet ist, auch für fachfremde Jobs. Eine naturwissenschaftliche Ausbildung befähigt einen auch auf anderen Gebieten, sich zurecht zu finden und Gutes zu leisten.

8) Ist ein Biologiestudium für Ihre Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Grundsätzlich ist jedes Studium geeignet, um in der Erwachsenenbildung tätig zu werden. In meinem Fall war mein Biologiestudium sehr hilfreich, da ich mehrere Jahre lang den Lehrgang für Ökologie und Naturschutz organisierte und betreute. Auch für die MINT-Fächer ist meine Ausbildung von Nutzen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigen Sie in Ihrem Berufsalltag am häufigsten?

Es sind weniger die Inhalte, sondern das systematische und evidenzbasierte Denken sowie eine pragmatische Herangehensweise – also die realistische Einschätzung des Machbaren, die für meinen Job besonders wertvoll sind. Und das hat man neben den Inhalten implizit auch im Studium vermittelt bekommen.

10) Was würden Sie Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Es kann für Biologen durchaus interessant sein, sich in der Erwachsenenbildung zu engagieren. Die Entfremdung des modernen Menschen von der Natur ist sehr groß, die Sehnsucht nach dem Natürlichen auch. Vor allem in der Naturerlebnispädagogik, aber auch in der Vermittlung von Natur- und Ökologieverständnis sind engagierte und versierte Biologen sicher gefragt. Außerdem gibt es zur Zeit eine europaweite Initiative, das Interesse an den MINT-Fächern (= Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik; Anm. der Redaktion) zu fördern. Sie bestimmen zwar unseren Alltag, trotzdem sind die individuellen Kompetenzen darin im Durchschnitt eher marginal.

Titelbild: Schulexkursion Gymnasium Admont. © C. Mairhuber

Mag. Dr. Christian Mairhuber ist seit 2010 Vertragsbediensteter beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung: sog. “Naturschutzbeauftragter” an der Baubezirksleitung des (österreichweit größten) Bezirkes Liezen. Zuvor (2004-2010) war er Biologe bei dem Technischen Büro für Biologie Ökoteam (www.oekoteam.at) in Graz.
Parallel dazu ist er seit 2002 Lehrbeauftragter der Uni Graz.

Christian Mairhuber

1) Christian, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Den überwiegenden Teil (~80-90%) meiner Arbeitszeit beanspruchen Amtssachverständigendienste für diverse Behörden (zB für Bezirkshauptmannschaft/Polit. Expositur, Landesregierung (zB UVP-Verfahren), Agrarbezirksbehörde).
Daneben bleibt aber noch ein wenig Zeit für zB Vertragsnaturschutz, Öffentlichkeitsarbeit (Exkursionen & Vorträge mit/bei Schulen, Kindergärten,verschiedenen Naturschutzorganisationen uvm.), für Projektbegleitung bei Naturschutzprojekten (zB life+) und weiteren landeseigenen Vorhaben (v.a. Wasser- und Straßenbauprojekte).

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Das Spannendste an meinem Beruf ist sicher das sehr breite, äußerst diverse Aufgabenspektrum (von zB Kleintieren wie Insekten über Amphiben, Reptilien, Vögeln bis zu großen Säugetieren; von der Gewässerökologie über Offenland bis zu Wald) bei den verschiedenen Vorhabensbereichen (und somit auch diversen Rechtsgrundlagen) in den unterschiedlichsten Größenausprägungen. So landen bei mir Anfragen zur Entfernung von einzelnen Bäumen oder zu kleinsten Grabenräumungen, über Haus- , Wege- und Straßen- und Kraftwerksbauvorhaben ebenso am Tisch, wie große, UVP-pflichtige Projekte!

Spannend an meinem Beruf ist weiters, täglich mit den unterschiedlichsten Personen (-gruppen) tun zu haben und – trotz teilweise auf beiden Seiten vorhandenen Vorbehalten – immer wieder gute Lösungswege bzw. Kompromisse zu finden.

Schön ist es weiters, bei der täglichen Arbeit durch die Einbindung in die Planungsphase oder spätestens im Verwaltungsverfahren selbst, aktiv Naturschutzbelange einbringen zu können, gegebenenfalls weitere Maßnahmen einzufordern und zu entwickeln und die Ergebnisse einige Zeit später im Zuge der obligaten Überprüfungen zu evaluieren!

Darüber hinaus ist es ein sehr großer Vorteil in einer derart großen Organisation tätig sein zu dürfen, da zu nahezu jedem Rechts- und Fachbereich erfahrene Kollegen existieren, die man jederzeit um Auskunft bitten kann.

Nicht ganz unwesentlich für unsere Berufssparte sind aber vor allem auch der sichere Job samt adäquater Bezahlung bei trotzdem flexiblen/familientauglichen Arbeitszeiten, die Möglichkeit im Zuge von Aussendiensten in der Natur des traumhaften Bezirkes unterwegs sein zu können und – wie in meinem Falle glücklicherweise – wunderbare Arbeitskollegen!

LIFE+ Projekt in Admont: Enns Renaturierung (© C. Mairhuber)

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Aufgrund zeitlicher und finanzieller Ressourcen ist es nicht immer möglich, Grundlageninformationen entsprechender Genauigkeit selbst zu erheben bzw. einzuholen , demnach sind Entscheidungen de facto oftmals bei pessimaler Datenlage zu treffen, was einem – wie man später meist merkt – manchmal besser, manchmal auch schlechter gelingt!

Weiters sind wir in unserem Tun strikt an rechtliche Vorgaben (zB Gesetze, Verordnungen,…) gebunden, deren Inhalt, sowie juristische Auslegung man sich durchaus das ein oder andere mal anders wünschen würde, aber beim Erlassen derartiger Rechtsgrundlagen werden/sind eben nicht ausschließlich “Naturschutz-Belange” heranzuziehen!

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Im Gespräch mit Biologen-Kollegen wurde ich auf dieses Stellenangebot aufmerksam gemacht.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Grundsätzliche Voraussetzung für diese Stelle ist ein Studium der Biologie (“Freiland-/Feldbiologe”; kein “Laborbiologe”).

Ausschlaggebend für die Vergabe sind aber die Zusatzqualifikationen (technische Ausbildungen, ua. CAD & GIS-Kentnisse; rechtliche Grundkenntnisse; breites naturschutzfachliches Wissen), ausreichend Praxis, sowie entsprechende soziale Kompetenz und Auftreten.

Amphibienschutz an Landesstraßen (© C. Mairhuber)

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Einen Beruf inmitten der Natur (zB als Gärtner, Jäger, Fischer, Förster) auszuüben war schon immer mein Herzenswunsch. Dass ich mich genau in diese Richtung entwickelt habe, ist eigentlich mehr oder weniger nur Zufall.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Grundsätzlich erscheint mir die Arbeitsmarktsituation für “Freilandbiologen” immerwährend schwierig zu sein, da beständig zahlreiche Studenten diese Richtung wählen und der Bedarf in der Privatwirtschaft, sowie im öffentlichen Dienst (Verwaltung, Museen, Universität,..) jedoch enden wollend ist.

Ich möchte aber keinesfalls jemanden entmutigen, dieses Studium bzw. diese “Fachrichtung” zu wählen, da das Studium selbst höchst spannend ist und sich – nicht zufällig – die begeistertsten, innovativsten und einsatzbereitesten Studenten (die sich zB bei Exkursionen oder auch anderen Lehrveranstaltungen bereits nach wenigen Minuten hervorheben/herauskristallisieren) auch später beruflich fix verankert wieder finden, da genau diese Personen während deren Ausbildung zahlreiche Praktika machen, somit zu vielen Zusatzqualifikationen kommen und im Laufe der Zeit ein breites Netzwerk an Personen aufgebaut haben und dadurch von ua. auch nicht öffentlich ausgeschrieben, internen Stellenangeboten erfahren bzw. sich aufgrund deren besseren Qualifikationen bei Hearings durchsetzen!

Demnach lautet mein Motto für Interessierte “Gas geben und das zu machen bzw. weiter zu verfolgen , was euch Spaß macht, selbst wenn zahlreiche Zurufer von Außen euch dies nicht wirklich empfehlen”!

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Biologiestudium ist obligat, daneben sind sämtliche, der ua. Fähigkeiten von Vorteil (s. Frage 5)

  • Technische Kenntnisse (Pläne lesen, Karten interpretieren, v.a. GIS/CAD, PC-Kenntnisse, Bauaufsichten…)
  • Grundlagenwissen Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei
  • Breites fachliches Wissen ist bevorzugt (Artenkenntnisse bei Tier- und Pflanzenarten, Lebensräume, Gewässerökologie)
  • Rechtliche Grundkenntnisse (EU-Vorgaben, Bundes- & Landesgesetze, weitere Gesetze, Normen, Vorgaben …)
  • Umwelt-/Ökopädagogik
  • Erfahrungen im Formulieren von Gutachten

Außendienste samt Erfahrungen mit Dritten (Landwirten, Projektplanern, Baufirmen usw.)

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Die Erkenntnisse der Verhaltensforschung, darüber hinaus v.a. die Artenkenntnis und die Fähigkeiten, Ergebnisse samt Schlussfolgerungen zu Papier zu bringen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

… sich früh genug um ausreichend Praxis zu kümmern, nach dem Studium erst daran zu denken, ist ein bisschen spät!

… auch über den Tellerrand zu schauen, welche relevanten – v.a. fachlich nahen – Belange außer dem Naturschutz auch noch existieren!

… gutes Durchhaltevermögen!

… & zu guter Letzt: ”reich heiraten”!

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt und Links zum Thema:
Christian Mairhuber – Verwaltung Land Steiermark
Life+ Projekt: „Flusslandschaft Enns“

Dr. Klaus Atzwanger studierte Zoologie und Anthropologie mit Schwerpunkt Verhaltenswissenschaften an der Universität Wien. Nach der Mitarbeit in diversen wissenschaftlichen Projekten ist er seit 2001 Unternehmensberater und arbeitet in Innovationsprojekten der technischen Industrie in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Marketing und Vertrieb.

Klaus Atzwanger – Verhaltenswissenschafter und Unternehmensberater

1) Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Arbeitsalltag. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Ich arbeite in der Unternehmensberatung. Meine Firma entwickelt Methoden, um abzuschätzen ob Dinge oder Produkte in Zukunft am Markt auf Akzeptanz treffen. Es geht also hauptsächlich um die Begleitung der technischen Industrie bei Innovationseinführungen. Ein Unternehmen hat hunderte Ideen und wir arbeiten heraus, welche dieser Ideen es verfolgen sollte, um in 10 Jahren erfolgreich zu sein.

2) Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Wenn ich ein Projekt habe, das ich abwickeln soll, gibt es keine Standardmethode, sondern man muss sich immer individuelle Lösungen für Problemstellungen überlegen. Diese Methodenentwicklung und das Überlegen, wie ein Problem zu knacken ist, ist sicher das spannendste an meinem Beruf. Auch die Präsentation der Projekte gefällt mir sehr gut.

3) Gibt es auch Dinge, die Sie an Ihrem Beruf weniger spannend finden?

Die konkrete Umsetzung der entwickelten Lösungswege ist sozusagen Pflicht, das ist für mich nicht mehr so spannend. Aber das muss ich Gott sei Dank kaum selbst machen, sondern nur kontrollieren, dass es funktioniert und dass es der Kunde auch gut findet.

4) Wie sind Sie auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich habe verschiedene Szenarien durchgespielt, was man als Verhaltensbiologe machen kann. Und so kam ich eben darauf, dass ich mit meinem Wissen über Verhaltensforschung am Menschen gut in die Personalentwicklung, ins Marketing oder in die Beratung gehen kann.

 5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Sie diesen Job bekommen haben?

Selbstverständlich sind das Biologiestudium und das Wissen über menschliches Verhalten sehr wichtig für meinen Job. Davon bin ich überzeugt. Aber es spielen natürlich auch andere Faktoren, die nicht direkt mit der Biologie zu tun haben, eine sehr große Rolle. Zum Beispiel ist die Formulierung der Inhalte von großer Bedeutung. Man muss dazu in der Lage sein, komplexe Inhalte einfach und nachvollziehbar, aber trotzdem richtig darzustellen. Dies ist sehr wichtig für meinen Beruf, aber natürlich auch für viele andere Berufe.

6) War es schon immer Ihr Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hatten Sie früher andere Berufswünsche?

Bevor ich in der Unternehmensberatung Fuß fasste, war ich viele Jahre in der Wissenschaft. Nach dem PhD und Post-Doc habe ich einige freie, selbst finanzierte Projekte gemacht. Irgendwann dachte ich mir, ich möchte nicht über 40 werden und immer noch freie Projekte machen. Es gibt nämlich eine sehr harte Konkurrenz mit den fix angestellten Kollegen. Und ich wollte am Ende des Tages nicht zweiter Sieger sein! So habe ich mich dann entschieden, aus der Wissenschaft auszusteigen.

7) Wie sehen Sie die Arbeitsmarktsituation in Ihrem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Es gibt natürlich kaum Stellenanzeigen, in denen steht: „Biologe/Verhaltensforscher gesucht“. Als Biologe muss man sich selbst ein Berufsbild oder eine Nische entwickeln. Man muss sich überlegen, welche Fähigkeiten man hat und wo diese gebraucht werden. Der Weg zum Erfolg ist schwer, weil man sich gegen viele Konkurrenten durchsetzen muss. Aber ganz gleich, welche Studienrichtung man wählt, solange man in seinem Gebiet mit Freude und Energie arbeitet und in seinem Fach ein Spezialist wird, dann findet man einen Job, der einen glücklich macht.

8) Ist ein Biologiestudium für Ihre Position notwendig?

Ohne das Biologiestudium und ohne die lange wissenschaftliche Beschäftigung mit menschlichem Verhalten könne ich meinen Job heute nicht so ausführen, wie ich es tue. Aber die Promotion, also der Doktortitel an sich, ist nicht wirklich ausschlaggebend. Die analytische Denkweise und die Sicht auf die Welt, die ich mir während des Studiums angeeignet habe, jedoch schon.

 9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigen Sie in Ihrem Berufsalltag am häufigsten?

Das Wissen über menschliches Verhalten spielt in meinem Beruf eine zentrale Rolle.

10) Was würden Sie Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Das ist sehr schwierig. Meinen Beruf kann man nicht direkt über eine Ausbildungsschiene erreichen, es geht um die Kombination verschiedener Wissensgebiete. Wenn man zehn Jahre Wissenschaftler ist, bewegt man sich in einer völlig anderen Welt als im Bereich des Managements. Es ist wie eine zweite Welt, eine Parallelwelt. Den Sprung vom einen zum anderen muss man daher wollen. Bei mir hat sich das gut ergeben, aber ich kann den Wechsel nicht jedem empfehlen. Als Biologe muss man sich selbst passende Berufsnischen suchen. Und das ist natürlich von Person zu Person verschieden.

Titelbild: (c) D Mitriy [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Johannes Leitner hat von 1999 bis 2006 an der Universität Wien sowie an der Universität Oulu, Finnland, Astronomie und Physik studiert. Er ist Astrobiologe bei der Forschungsplattform ExoLife sowie Lehrender an der Universität Wien. Des Weiteren ist er Inhaber und Geschäftsführer der SCI.E.S.COM.
Sein Tätigkeitsbereich umfasst unter anderem Vorträge im Bereich Naturwissenschaften. Auf den Grund gegangen werden hier vor allem Themen wie „Gefahren aus dem All“, dem Sonnensystem, „Misson to Mars – Wann wird der erste Mensch seinen Fußabdruck auf dem Mars hinterlassen?“, „Auf der Suche nach der zweiten Erde – Sind wir allein?“, oder „Lust auf die unendlichen Weiten…“. Die nächsten Termine finden sich hier: http://www.sci-e-s.com/kalender_2014.htm

Johannes Leitner Portrait

1) Johannes, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Die Forschungsplattform ExoLife beschäftigt sich mit den grundlegendsten Fragestellungen innerhalb der sehr interdisziplinären Wissenschaft der Astrobiologie. Im Vordergrund steht dabei eine der wohl ältesten Fragen der Menschheit: Sind wir allein? Die moderne astrobiologische Forschung stützt sich im Wesentlichen auf zwei Zugängen zu dieser Frage. Einerseits entwickeln wir Modelle, um aus den vorhandenen Beobachtungsdaten die Umweltbedingungen auf anderen Planeten oder Monden und deren Entwicklung abzuleiten. Das ist relativ einfach, wenn es sich um Planeten in unserem Sonnensystem handelt, um solche, die wir mit Satelliten erkunden können, es ist aber umso hypothetischer je weniger wir von den Planeten wissen, und insbesondere bei extrasolaren Planeten, wo wir nur selten mehr Daten als Masse, Durchmesser, große Bahnhalbachse des Planeten und einige Sternparameter zur Verfügung haben. Andererseits beschäftigen wir uns in der Astrobiologie auch mit Experimenten um die Entstehung des Lebens besser zu verstehen, oder mit Studien zu speziell ausgewählten Organismen um deren Überlebensfähigkeit bzw. -strategien unter veränderten Umweltbedingungen oder im freien Weltraum zu erforschen.

Diese beiden Ansätze prägen auch meinen Arbeitsalltag. Gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen führen wir bei der Forschungsplattform ExoLife Experimente zur Synthese von Aminosäuren, und dabei insbesondere unter „exotischen“ Bedingungen, also beispielsweise mit verschiedenen Atmosphärenzusammensetzungen, aber auch mit alternativen Lösungsmitteln durch. Dadurch versuchen wir herauszufinden, ob mit anderen „Zutaten“ ebenfalls die Bausteine des Lebens entstehen können. Und wir entwickeln Modelle um die Habitabilitätsparameter von Eismonden im Sonnensystem besser zu verstehen. Viele Stunden sind auch Diskussionen und dem Entwickeln von Ideen und Experimenten gemeinsam mit den KollegInnen von der Forschungsplattform gewidmet.

Daneben bin ich auch in der universitären Lehre tätig, in unserem Astrobiologieseminar versuchen wir die verschiedenen Disziplinen zusammenzuführen. Seit Jahren engagiere ich mich neben der Lehre auch in der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissenschaftspopularisierung. In verschiedenen Vorträgen versuche ich die populärsten Fragestellungen der Astronomie und Astrobiologie allgemein verständlich zu beleuchten und unter dem Motto: „Astrobiologie als interdisziplinärer Zugang zur Naturwissenschaft“ in der Erwachsenenbildung und in der Hochbegabtenförderung unsere zukünftigen NachwuchswissenschaftlerInnen für die Astrobiologie zu begeistern.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Die zentrale Frage der Astrobiologie ist für mich von großem Reiz, deswegen finde ich die alltägliche Arbeit daran hochspannend. Mein Arbeitstag ist meist sehr abwechslungsreich und Langeweile ist mir fremd. In einem Team zu arbeiten, das gemeinsam der Natur „auf die Schliche“ kommen möchte, macht einfach viel Spaß.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Zu den größten Herausforderungen im heutigen Wissenschaftsalltag gehört leider der „Kampf“ um Forschungsgelder, um Drittmittel. Leider müssen wir heute einen Gutteil unserer Zeit dafür aufwenden, aus dem viel zu niedrig dotiertem Topf mit Fördermitteln unseren Anteil zu bekommen. Gerade die interdisziplinäre Grundlagenforschung hat es dabei schwerer als die klassischen Naturwissenschaften oder die Technik. Zu den schwierigsten Aufgaben gehört es auch zu entscheiden, welche Messungen wir aus Kostengründen nicht durchführen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich hatte die Möglichkeit vom Anfang an bei der Entstehung der Forschungsplattform Exolife mitzuwirken und meine Ideen einbringen zu können. Dadurch haben sich verschiedene Projekte aus dem Themenbereich der Astrobiologie für mich ergeben.
Meine Vortragstätigkeit hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, zum Bespiel über das Programm “University Meets Public” bzw. “VHS Science”. Es hat mir immer Spaß gemacht und so habe ich diese Tätigkeiten von der Erwachsenenbildung dann auch auf die Hochbegabtenförderung ausgedehnt und letztendlich dafür die SCI.E.S.COM gegründet.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Durch mein Studium der Astronomie mit Schwerpunkt Planetologie hatte ich den großen Vorteil bereits in das Thema Habitabilität eingearbeitet zu sein, und durch mein frühes Interesse an der Astrobiologie habe ich auch schon einige Arbeiten auf diesem Gebiet verfasst. Schon während meines Studiums besuchte ich Lehrveranstaltungen aus der Erdwissenschaft, der Geophysik und Chemie und nahm an einer summer school der ESA (Europäische Weltraumbehörde) zum Thema Astrobiologie im Tiroler Alpbach teil. Interdisziplinäres Arbeiten war schon immer ein großer Wunsch von mir und ich habe meine ganze Ausbildung daraufhin ausgerichtet.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Der erste Berufswunsch, an den ich mich heute zurückerinnern kann, war Astronaut. Damit war mein Weg in die Naturwissenschaft praktisch schon vorgezeichnet. Ich denke, das habe ich mit sehr vielen AstronomInnen gemeinsam. Im Laufe meines Astronomiestudiums hat sich mein Interesse dann immer mehr zu den Planetenwissenschaften verschoben und in meiner kürzlich fertiggestellten Dissertation vollzog ich noch den letzten Schritt von der Planetologie zur Astrobiologie.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Für die Biologie selbst kann ich diese Frage aus meiner Situation heraus nur schwer beantworten, prinzipiell denke ich aber, dass es für NaturwissenschaftlerInnen verhältnismäßig einfach ist, eine spannende Beschäftigung zu finden. Wichtig ist es dabei auf jeden Fall eine gewisse Flexibilität an den Tag legen und nicht davor zurückzuscheuen, sich in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten oder vielleicht den Traumjob im Ausland zu suchen. Im akademischen Umfeld in Österreich ich es in den letzten Jahren meiner Erfahrung nach schwieriger geworden eine Stelle zu finden, auch durch vermehrte Auslandsberufungen. Ich kann allen Studierenden nur empfehlen, selbst einmal Auslandserfahrung zu sammeln, am besten schon während des Studiums durch ein Auslandssemester.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Durch meinen astronomischen Zugang zur Astrobiologie musste ich mich aber auch in mir bis dato unbekannte Inhalte einarbeiten, in Themen, die eher in der Biologie zu finden sind und in einem klassischen Astronomiestudium nicht gelehrt werden. Ich glaube aber, dass es relativ egal ist, ob der Schritt in die Astrobiologie über die Biologie oder über die Astronomie/Physik erfolgt, in jedem Fall muss man sich zumindest die für die jeweilige Forschungsfrage wichtigsten interdisziplinären Themen selbstständig erarbeiten.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Für die wissenschaftliche Arbeit innerhalb der Astrobiologie ist ein Biologiestudium auf jeden Fall sehr hilfreich. Ökologie, Mikrobiologie, oder spezieller: Kreislaufsysteme, Evolutionsbiologie, Photosynthese um nur ein paar konkretere Themen zu nennen, spielen in der Astrobiologie eine wichtige Rolle. Aber es sind auch fundierte Kenntnisse der anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen von Nöten.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Ich kann nur jeder angehenden Biologin und jedem angehenden Biologen, die/der gern interdisziplinär arbeitet und sich für das Weltall interessiert, empfehlen, zumindest einmal in die Astrobiologie hineinzuschnuppern. Und wenn jemand seine Zukunft in dieser Disziplin sieht, dann würde ich empfehlen, viele Lehrveranstaltungen in verwandten naturwissenschaftlichen Disziplinen zu besuchen.

Vielen Dank für das Interview!

Weblink:
Webseite von SCI.E.S.COM