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Titelbild: (c) Nathan Reading from Halesowen, UK [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons

Nach einem Ferialpraktikum 2005 sowie dem Diplompraktikum 2006/07 für ihr Studium an der Fachhochschule Krems, ist die Niederösterreicherin DI(FH) Karin Schöndorfer seit 2007 Vollzeit als Angestellte der Firma Biomin Holding GmbH tätig. Sie konnte in dieser Zeit erst die Forschungsmitarbeit, dann die Projektleitung im Bereich Futtermittelkonservierung einschließlich der Betreuung von Bachelor- und Masterkandidatinnen bei deren Abschlussarbeit und schließlich auch die Produktregistrierung kennenlernen, mit der sie sich hauptberuflich seit etwa zwei Jahren als Regulatory Affairs Manager auseinandersetzt.

Karin Schöndorfer

1) Karin, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich bin bei der Firma Biomin Holding GmbH in der Produktregistrierung von Futtermittelzusätzen tätig. Meine Arbeit umfasst das Erstellen von Dossiers, die die Produkte den behördlichen Vorgaben entsprechend möglichst genau beschreiben müssen. Diese Beschreibung erfolgt sowohl im Hinblick auf Charakterisierung der Produkte als auch auf sicherheitstechnische Aspekte und Effizienz der Produkte. Um diese Informationen zu erhalten arbeite ich stark mit meinen Kollegen aus Forschung und Entwicklung zusammen. Auch (fachliche und sprachliche) Korrektur von Forschungsreports, Literaturarbeiten und Networking mit Kollegen aus anderen Ländern stehen gelegentlich auf der Tagesordnung.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Kein Produkt ist wie das andere und jede aktive Substanz hat eine andere Wirkungsweise und einen anderen Hintergrund. Dies bedeutet, dass man sich mit jedem Produkt im Detail auseinandersetzen muss um verstehen zu können, welche regulatorischen Anforderungen damit verbunden sind. Somit lernt man immer etwas Neues kennen. Außerdem sind auch die Verordnungen und Richtlinien stetigen Änderungen unterworfen. Die Arbeit wird daher nie langweilig, obwohl sie eine (fast) reine Schreibtischarbeit ist.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Der Brückenschlag zwischen den regulatorischen Anforderungen und den praktischen Möglichkeiten diese zu erfüllen, ist manchmal herausfordernd. Man ist oft auf der Suche nach geeigneten Methoden um die erforderlichen Untersuchungen durchführen zu können. Außerdem sind die entsprechenden Richtlinien und Gesetze nicht immer einfach zu verstehen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich habe bereits einige Jahre im gleichen Unternehmen ein kleines Forschungsprojekt im Bereich der Futterkonservierung geleitet. Im Zuge dessen habe ich mir einige nützliche Fähigkeiten für die Registrierungsarbeit angeeignet – genaue Dokumentation, to-the-point Präsentation von Ergebnissen und Mitarbeiterkoordination. Eines Tages ist mir angeboten worden an einem Registrierungsdossier mitzuarbeiten. Ich habe die Herausforderung angenommen und in der Folge meine Tätigkeit in der Abteilung Regulatory Affairs neben meiner Forschungsarbeit aufgenommen. Schließlich hat sich mein Forschungsprojekt weiterentwickelt – seitdem widme ich mich ganz der Produktregistrierung.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Für meine Tätigkeit benötigt man vor allem eine Affinität zum Schreiben, zum Heraussuchen und genauen Lesen und Weitergeben von Informationen. Erfahrungen im Projektmanagement sind ebenfalls hilfreich. Außerdem darf man keine Scheu vor juristischen Texten haben. Die Tatsache, dass man wenig von dem, womit man im nächsten Moment arbeiten muss, zuvor bereits im Detail gelernt hat, darf einen auch nicht abschrecken. Die vollständige Beherrschung der englischen Sprache ist ebenfalls ein Muss. Zuletzt sind ein gewisses Maß an Geduld und gute Kommunikation für die Arbeit sehr praktisch.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich habe vor dem Studium die Handelsakademie mit Fremdsprachenschwerpunkt besucht. Mein ursprünglicher Studien- bzw. Berufswunsch war Englisch und Spanisch als Dolmetscherin oder Übersetzerin. Ich habe diesen Wunsch aber aufgegeben da es relativ schwierig ist mit einer solchen Ausbildung (speziell in diesen doch sehr gängigen Sprachen) konkurrenzfähig zu werden. Da naturwissenschaftliches Interesse aber durchaus vorhanden war habe ich als Alternative einen englischsprachigen FH-Studiengang der medizinischen und pharmazeutischen Biotechnologie in Krems besucht, der mir schließlich die Tür zu meiner Tätigkeit geöffnet hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke, es kommt sehr darauf an, woran man letztendlich arbeiten möchte. In meiner Firma werden beispielsweise immer wieder Forschungs- bzw. Labormitarbeiter gesucht.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Für meine Position ist ein Biologiestudium nicht unbedingt erforderlich. Allerdings gehört ein Grundverständnis für naturwissenschaftliche Methoden (zB mikro- und molekularbiologische Methoden, diverse Analytik) schon zu den Voraussetzungen. Andere Ausbildungen, mit denen man in der Produktregistrierung für Futtermittelzusätze landen könnte, sind zum Beispiel diverse biologisch-technische Studiengänge, analytische Studien, Ernährungswissenschaften, Tierernährung oder (Veterinär-)Medizin. Es gibt inzwischen auch Studiengänge die auf die Tätigkeiten in Regulatory Affairs vorbereiten (zum Beispiel auf der Fachhochschule Krems).

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Inhalte aus der Mikro- und Molekularbiologie sowie aus dem Projektmanagement aus meinem Studium kommen mir immer wieder unter. Außerdem war es wichtig wissenschaftliches Schreiben und Statistik gelernt zu haben. Zusätzlich bin ich sehr froh über alles, was ich möglichst früh an wissenschaftlichem Englisch lernen konnte. Und, mit einem halben Augenzwinkern: die Kenntnisse in Maschineschreiben und Microsoft Office aus der Schule bleiben ein Dauerbrenner bei Dossierumfängen von mehreren Hundert Seiten!

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Vorher schon mal ein paar Jahre Laborluft schnuppern! – Das bringt Verständnis für Abläufe, gibt ein Gefühl dafür wie lang Laborexperimente dauern können und macht bereits mit diversen Methoden vertraut. Dies alles hilft um herauszufinden welche Erwartungen man haben kann, wenn man an der anderen Seite des Schreibtisches sitzt und von den Kollegen im Labor Ergebnisse erwartet.
Der zweite Teil ist dran bleiben und Begeisterung zeigen! Das Interesse für juristische Angelegenheiten in Kombination mit biologischen Fakten und hohe Selbstmotivation sowie die Bereitschaft auf Menschen zuzugehen und über allerhand Dinge nachzufragen ist bereits die halbe Miete. Aber das Dranbleiben ist auch für die Tätigkeit selber wichtig um Registrierungsprojekte zeitgerecht einreichen zu können. Wer Registrierung aber nur als Notlösung sieht („Ich wär viel lieber in der Forschung aber da bekomm ich keinen Job“), der sollte es besser bleiben lassen.

Vielen Dank für das Interview!

Tobias Friedel hat, nach dem Besuch der Land- und Forstwirtschaftlichen Schule in Wieselburg, begonnen Biologie in Wien zu studieren. 2008 hat er das Studium mit der Spezialisierung Anthropologie/ Humanökologie abgeschlossen. Seit 2009 arbeitet er bei dem technischen Büro für erneuerbare Energie „ImWind Operations GmbH“. Er betreut dort die Naturschutzbelange im Zusammenhang mit Windkraftprojekten.

1) Tobias, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Tobias Friedel

Genehmigungsverfahren, UVP Verfahren, Technische Planung von Windparks, Betreuung von Ausgleichsflächen, Konzeption von Vorhaben und Ausgleichsmaßnahmen.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Abwechslungsreich, Beschäftigung mit Naturschutz- und Wildökologiebelangen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Viele Dinge im Kopf behalten und vorantreiben.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Durch Kontakte.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Individuelle Zusatzqualifikationen, in meinem Fall war das Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich habe mich immer eher treiben lassen und bin dort geblieben, wo es mir gefallen hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Immer mehr Betreiber erkennen die Bedeutung des Naturschutzes, damit verbunden ist eine fachlich profunde Auseinandersetzung damit, ich denke Biologen sind da immer noch gefragt.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Alles andere als Biologie ist gefragt. Um als Biologe in diesem Bereich Erfolg zu haben muss man die Leute überzeugen, dass man den Unternehmen einen Mehrwert bringt. Das ist oft nicht leicht.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Ich brauche letztlich mein biologisches Verständnis. Ich habe ständig mit anderen Fragestellungen zu tun und muss dafür Einschätzungen oder Lösungen finden. Ich weiß, wo ich nachlesen oder nachfragen kann.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Zusatzqualifikationen sind entscheidend, zb. ACAD oder GIS, Projektmanagement, Recht (Naturschutzrelevant), Raumplanung, Land- und Forstwirtschaft …

Vielen Dank für das Interview!

Tobias Friedel
Visitenkarte bei ImWind

Titelbild: Zellkultur in Petrischale (c) kaibara87  via Wikimedia Commons

Mag. Dr. Wolfgang Holnthoner arbeitet am Ludwig-Boltzmann-Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie. Er leitet die Arbeitsgruppe für Endothelzellbiologie. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Regeneration von verletztem Gewebe und das „Tissue Engineering“, also das künstliche Herstellen von funktionellen Organen.
Diese Organe müssen natürlich mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, wodurch sich die Notwendigkeit von künstlichen Blut- und Lymphgefäßen ergibt. Wolfgang Holnthoner hat an der Universität Wien Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologe und Genetik studiert. Nach seiner Dissertation an der Universität Wien (Dissertationsfach Molekularbiologie) wechselte er im Rahmen eines Erwin-Schrödinger-Stipendiums an die Universität Helsinki (Finnland), um sein Postdoc-Training zu absolvieren. Seit 2009 arbeitet Holnthoner am LBI Trauma in der Forschung, zudem unterrichtet er an der FH Technikum Wien im Rahmen der Studiengänge „Biomedical Engineering“ und „Tissue Engineering and Regenerative Medicine“.

Wolfgang Holnthoner

1) Wolfgang, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Mein Arbeitsalltag gestaltet sich sehr vielfältig. Als Gruppenleiter muss man einen Überblick über die Forschungsprojekte behalten, was nicht immer einfach ist. Ebenso mühsam kann das Auftreiben von Geldmitteln für die Forschung sein. Zu diesem Zweck arbeite ich sehr oft an entsprechenden nationalen und internationalen Forschungsanträgen. Die Forschungsergebnisse müssen dann in ein Manuskript „verpackt“ werden und optimalerweise in einem angesehenen Journal publiziert werden. In regelmäßigen Abständen trifft sich die Arbeitsgruppe als solche, um aktuelle Probleme zu diskutieren. Ich bin auch sowas wie ein „Motivator“ und „Mediator“. Der Ausbau und die Pflege der Netzwerke und die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner stellt ebenso eine Hauptaufgabe für mich dar.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mit gefällt am meisten, dass ich relativ (!) unabhängig arbeiten kann. Meine Arbeitszeiten sind flexibel, ich kann sie mir im Wesentlichen selber einteilen. Das spannendste an meiner Arbeit ist jedoch, immer an etwas Neuem zu forschen, Dinge neu zu entdecken, an neuen Entwicklungen beteiligt zu sein, und vor allem macht es Spaß, mit meinem hervorragenden Team zusammenzuarbeiten.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Als forschender Biologe ist man des Öfteren mit Zeiten konfrontiert, in denen Projekte gar nicht oder nur sehr schlecht funktionieren. Wenn man ein Experiment plant und zum Schluss die erforderlichen Zellkulturen mit Bakterien kontaminiert sind, kann die Arbeit von Wochen mit einem Schlag vernichtet sein. Eine gewisse Frusttoleranz ist also extrem wichtig. Diese zu entwickeln, ist sicherlich nicht einfach. Ebenso schwierig ist natürlich auch die Finanzierung der Forschung. Man muss ständig Geld auftreiben, um Mitarbeiter und teure Reagenzien anschaffen zu können.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Als ich von meinem Auslandsaufenthalt in Finnland zurückgekommen bin, war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung hier in Wien. Es war letztlich ein Zufall, dass ich genau hier gelandet bin.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Als Forscher ist eine Dissertation unumgänglich. Das Doktorat ermöglicht einem Biologen eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Mein Auslandsaufenthalt war jedenfalls sehr hilfreich, sowohl im Sinne des wissenschaftlichen Trainings (PostDoc) als auch was die Sprachfertigkeit in Englisch anlangt. Schließlich müssen alle Forschungsanträge und Publikationen auf Englisch geschrieben werden. Letztlich ist die immer wieder zitierte „Sozialkompetenz“ extrem wichtig.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Nach meiner Matura wollte ich „das Leben“ studieren. Ich hatte die Entscheidung zwischen Germanistik und Biologie. Letztlich wurde es dann doch Biologie. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, was ich nach meinem Studium machen wollte.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Die Situation für forschende BiologInnen in Österreich ist sicherlich nicht einfach. Das hat zum Großteil mit den verfügbaren finanziellen Mitteln zu tun. Jedoch gibt es Unterschiede zwischen dem akademischen und dem privatwirtschaftlichen Bereich.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Als Biologe mit Schwerpunkt Gefäßbiologie bin ich in meiner Position als Gruppenleiter der Endothelzellgruppe sicherlich an der richtigen Stelle. An unserem Institut arbeiten wir jedoch sehr interdisziplinär. Ich arbeite mit BiotechnologInnen, ChemikerInnnen, Medizinern und Tierärzten eng zusammen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Natürlich vergisst man vieles, was man im Studium gelernt hat, wieder, und letztlich merkt man sich nur die Dinge, die man im Alltag auch wirklich braucht. Ich habe die Studienzweige Mikrobiologie und Genetik gewählt. Vor allem die Genetik spielt natürlich eine große Rolle in meinen Forschungsprojekten, ebenso die Molekular- und Zellbiologie. Ich finde, dass das Biologiestudium an der Universität Wien eine sehr fundierte Ausbildung bietet.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Auf alle Fälle nach dem Studium einen Auslandsaufenthalt in Erwägung ziehen (es muss nicht immer Amerika sein!). Des Weiteren schon sehr früh beginnen, ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Als Forscher arbeitet man immer im Team (oder wie mein Chef sagen würde: „Art is I, Science is We“. Heutzutage ist die Präsentation der eigenen Person dank Portale wie Linked.in oder Researchgate.com ja sehr einfach.

Vielen Dank für das Interview!

Wolfgang Holnthoner
Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie, Endothelial Cell Group
Profil bei researchgate.net

Helene Möslinger hat Zoologie an der Uni Wien studiert. Anschließend hat sie drei Jahre am Wolfsforschungszentrum (Wolf Science Center) in Ernstbrunn bei der Aufzucht, beim Training und bei Experimenten mit Wölfen und Hunden mitgearbeitet.
Nach einem Praktikum bei LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, begann Helene im Juni 2011 als Mitarbeiterin im Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ (www.wolfsregion-lausitz.de) und ist seit 2013 zusätzlich als freiberufliche Mitarbeiterin bei LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland tätig.

Helene mit einer Urinprobe für das Wolfs-Monitoring (c)Martin Hudák

1) Helene, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Das Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ ist die zentrale öffentliche Anlaufstelle zum Thema Wolf in Sachsen. Im Rahmen meiner Tätigkeit beantworte ich Anfragen zum Wolf aus der Bevölkerung, von Behörden oder auch Medien. Zum Beispiel über Verhalten, dessen Verbreitung in Sachsen bzw. auch Deutschland. Des Weiteren halte ich Vorträge und organisiere Exkursionen für Schulklassen und Erwachsene. Wir verfassen Pressemitteilungen, Newsletter, erstellen Faltblätter, betreuen Infostände, … Ziel ist es über den Wolf als Tierart aufzuklären, Ängste und Vorbehalte zu minimieren, um so ein Zusammenleben von Wolf und Mensch zu ermöglichen.
Das Institut LUPUS für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland ist unter anderem für das Monitoring der Wölfe in Sachsen und Süd-Brandenburg beauftragt. Im Zuge dessen arbeite ich mit bei den Monitoringsarbeiten, also der Datenerhebung und Überwachung – und der weiteren Bearbeitung dieser in einzelnen Rudeln. Zum Beispiel erbringen des Nachweises von Vorkommensgebieten, Reproduktion, Feststellung der Mindestzahlen der Tiere in dem jeweiligen Rudel, Sammeln von Proben für genetische Untersuchungen und für die Nahrungsanalysen.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Im Kontaktbüro vor allem die Arbeit mit Kindern, da diese meist dem Thema offen und neutral eingestellt sind. Sie fragen unbefangen nach und informieren sich. Ebenso freut mich wenn man mit Menschen spricht und man merkt, dass sie über das soeben erfahrene nachdenken, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Bei LUPUS gefällt mir die Herausforderung herauszufinden, wie die Wölfe in der Kulturlandschaft leben, das Überprüfen verschiedener Theorien über den Wolf und der Umgang mit immer wieder neu auftretenden Situationen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Der Wolf ist eine sehr emotional befangene Tierart, jeder Mensch hat sein eigenes Bild von einem Wolf. So ist es manchmal schwierig sich mit Fakten gegen so manch eine falsche Darstellung zu behaupten. Häufig wird der Wolf als Sündenbock für alles Mögliche herangezogen und es ist of schwierig das Gegenteil zu beweisen. Der Wolf ist ein kräftiges Tier aber er ist nicht böse und nicht aggressiv.

Die Herausforderung bei LUPUS ist es den Nachweis eines Wolfes in einem Gebiet zu erbringen. Die Welpen nachzuweisen. Spuren und Hinweise zu verstehen und zu deuten. Den Überblick über die Territorien zu behalten, Dynamiken zwischen und innerhalb der Territorien erkennen und zu verstehen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Aus Interesse am Thema habe ich mich informiert und habe dann beim Institut LUPUS ein Praktikum absolviert. Im Zuge dessen bin ich auf die frei werdende Stelle im Kontaktbüro aufmerksam geworden.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Biologiestudium war auf jeden Fall von Vorteil und vor allem meine Erfahrung im Bereich Wölfe sowie meine Einstellung den Wolf den Menschen näher zu bringen, ihn nicht schön zu reden und auch nicht zu verteufeln. Engagement und immer wieder Interesse an der Sache zeigend.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Zumindest seit Schulzeiten wollte ich Biologie studieren und schon lange hatte ich auch großes Interesse am Wolf. Mittlerweile habe ich mich in sehr vielen Bereichen mit dem Wolf beschäftigt. So reicht es vom direkten Kontakt über das erheben von Hin – und Nachweisen freilebender Wölfe bis hin zum Informationstransfer an die Bevölkerung. Vieles aus meinem Studium konnte ich bisher anwenden und viel Neues habe ich dazu gelernt. Vor allem die Monitoringstätigkeiten sind mir wichtig und bereichern die Öffentlichkeitsarbeit. So ist es ganz etwas anderes über einen Bereich zu sprechen, wenn man selbst bereits darin Erfahrung gesammelt hat, als wenn man nur davon gelesen hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ja es gibt sie, jedoch sind sie je nach Bereich selten und vor allem schnell vergriffen. Es gäbe vor allem viel Arbeit die gemacht werden will, aber häufig fehlen den einzelnen Institutionen die finanziellen Mittel um weitere Leute zu beschäftigen.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Studium im Naturwissenschaftlichen Bereich ist auf jeden Fall von Vorteil, oder zumindest eine Ausbildung im Bereich Naturschutz, Umweltschutz. Aber auch eine Ausbildung im Sozialwisschenschaftlichenbereich wäre sehr vorteilhaft.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Ökologische Zusammenhänge, Räuber-Beute Beziehungen, Kenntnisse über Populationsdynamiken, Physiologische Mechanismen. Generell Zusammenhänge verstehen lernen. Im Prinzip kann man sehr viel vom Gelernten immer wieder anwenden. Vor allem bei Fragen, kann man sich häufig mittels Grundwissen das eine oder andere erschließen. Das Detail muss man ohnehin nachlesen.
Präsentationstechniken, was leider bei mir im Studium etwas kurz kam.
Management und rechtliche Bedingungen im Naturschutz (national als auch international). Beides wurde zumindest damals kaum im Studium behandelt. Dies sind jedoch Bereiche mit denen man in der Arbeitswelt konfrontiert wird und in deren Rahmen man sich bewegt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Dran bleiben! Wenn man weiß was man möchte, nicht locker lassen und nicht abschrecken lassen. Zusammenhänge lernen, nicht jedes Fach für sich sehen. Praktikas machen! Auch wenn diese im Bereich Naturschutz und Freilandforschung häufig nicht oder nur wenig bezahlt werden, die Erfahrungen machen sich bezahlt.

Vielen Dank für das Interview!

Helene Möslinger
Wolfsregion Lausitz

Cornelia Franz-Schaider arbeitet an der  Karl-Franzens Universität Graz, wo sie am Institut für Zoologie als “Senior Lecturer” angestellt ist. Ihre Hauptaufgabe ist die Lehre im Fach Zoologie, die Betreuung von Master- und Bachelorarbeiten, sowie organisatorische Mitarbeit. Sie ist mit Unterbrechungen seit 1996 externe Lehrbeauftragte am Institut für Zoologie, seit 2009 hat sie eine Halbtagsstelle als Lecturer, seit Sommer 2013 einen unbefristeten Vertrag.

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Andreas Kaufmann hatte bereits seit den späten 1980er Jahren beruflich mit Land- und Forstwirtschaft, mit Tierhaltung, Tierparks und Zoos zu tun und verwandelte Mitte der 1990er Jahre einen Wildpark in einen international anerkannten und wissenschaftlich geführten Zoo, den Tierpark Herberstein. Noch in einem Angestelltenverhältnis, war Andreas bereits nebenbei als Freelancer, vor allem im Zoobereich, tätig. Seit 2007 ist er ausschließlich selbständig und hat 2008 die GoWILD KG – Zoo & Wildlife Consulting Services, (seit 2012 mit der Erweiterung “Film Productions“), gegründet, deren Miteigentümer und Geschäftsführer er ist (siehe auch Infokasten am Ende des Beitrags). Andreas ist Leiter der Tierpflegerausbildung im WIFI Wien, Lektor an der Karl-Franzens Universität Graz, Vorstandsmitglied der Animal Transportation Association (ATA) und Berater der International Air Transport Association (IATA) im Auftrag der Welt-Zoo-Organisation WAZA.

1) Andreas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Das Schöne an meiner Tätigkeit ist, dass kaum ein Tag dem anderen gleicht, sofern man von den Tagen, die man mit Buchhaltung, Bankangelegenheiten, usw. verbringt, absieht. Grundsätzlich ist jedes Projekt das wichtigste und wir streben stets danach, die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen. Natürlich ist es außerordentlich wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben, Kontakte zu pflegen und sich selbst zu präsentieren, zu vermarkten um neue Aufträge zu akquirieren, wobei man durchaus einfallsreich und proaktiv sein kann.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Abb. 1 Andreas Kaufmann bei einer Diskussion im Zoo

Zweifellos die Abwechslung, die stets neuen Herausforderungen, die Möglichkeit viel zu reisen, auch wenn die ganze Fliegerei manchmal richtig anstrengend sein kann. Ich lerne viele großartige und interessante Leute kennen, kann mit ihnen arbeiten, von ihnen lernen, aber auch Wissen und Erfahrung an andere Menschen weitergeben. Es ist ein unheimlich angenehmes und befriedigendes Gefühl etwas zustande zu bringen und Erfolg zu haben. Manchmal bekommt man auch die Chance, etwas wirklich Gutes und Wertvolles zum Ganzen beitragen zu können! Der Ansatz besteht immer darin, etwas besser zu machen als es vorher war!

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Mir selbst frei zu geben und abzuschalten.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Bei meiner Tätigkeit handelt es sich ja nicht um einen Job, den man irgendwo findet. Die kurze Version lautet vermutlich: es hat sich so ergeben, … und etwas Glück. Ich glaube nicht, dass wir hier Platz für die lange Version haben!

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Es ist mehr die Summe der Dinge als die einzelnen Bausteine. Eine fundierte Ausbildung und jahrelange praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen und Sparten, ermöglichen uns heute, in Kombination mit einem guten Netzwerk, ein “one-stop-shop” für praktisch alle tierbezogenen Bereiche anzubieten – ein Vorteil und Alleinstellungsmerkmal! Dazu kommt die Fähigkeit andere Positionen zu akzeptieren, zu verstehen und daraus win-win Situationen kreieren zu können. Außerdem eine gewisse Unnachgiebigkeit und Sturheit in grundsätzlichen Fragen, innerer Antrieb, Überzeugungskraft und zu wissen, wohin man will.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Alles deutet darauf hin, dass ich für diesen Beruf geboren wurde!

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich glaube, es ist wichtig, das zu machen, was man für richtig hält und was man tun möchte. Nur dann wird man wirklich gut! Und gute Leute haben immer eine Chance!

Abb.2 Mit Asiatischem Elefant

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Das Biologiestudium bildet die Grundlage. Eine gesunde und stabile Basis ist wichtig, reicht aber noch nicht aus. Man darf nicht stehen bleiben, muss sich ständig weiterbilden, Erfahrungen machen und daraus lernen. Praktische Erfahrung ist unersetzlich. Was man selbst begreift und hautnah spürt, bleibt im Kopf! Grundlagen in Wirtschaft und Steuerfragen sind heute lebensnotwendig, Sprachen helfen ebenfalls. Unter Berücksichtigung der globalen Entwicklung, empfehle ich Mandarin!

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Meine Studienzeit ist ja schon ein Weilchen her, aber ich hatte sehr gute Lehrer, die in der Lage waren Zoologie und Natur mit Literatur, Kunst, Musik, …, und Geschichte zu verbinden, Lehrer die Zusammenhänge herstellen konnten und mir gezeigt haben, dass es nicht nur eine Wahrheit und einen Zugang gibt, auch wenn es sich augenscheinlich um dieselbe Sache handelt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Erfahrungen sammeln, sich für nichts zu schade und dennoch zielstrebig sein, die Studienzeit nutzen um Erfahrungen und Kontakte zu sammeln, sich orientieren, Gelegenheiten wahrnehmen und Chancen ergreifen!

Abb. 3 Abschluss der Florida Exkursion 2013
GoWILD Logo

Vielen Dank für das Interview!

Das Betätigungsfeld der GoWILD KG ist ständig im Fluss, erweitert und verändert sich mit den Ansprüchen der jeweiligen Zeit und den Erfordernissen. Im Wesentlichen dreht sich’s aber immer um Natur, Tiere, Zusammenhänge, Information und Bildung. In den letzten Jahren geht’s auch immer mehr um gesetzliche Rahmenbedingungen im internationalen Kontext im Artenschutz, in der Tierhaltung und im Tiertransport. Zu den nationalen und internationalen Kunden gehören Zoos, Behörden, Arten-, Naturschutz- und Tierschutzvereine, Interessensvertretungen, …., aber auch zahlreiche Studenten, die den einen oder anderen unserer Kurse absolvieren (siehe Abbildung 3).
www.gowild.at

Verena Wiesbauer Ali

ECO ISLANDERS MALDIVES

Verena Wiesbauer Ali arbeitet selbstständig als freischaffende Meeresbiologin (“consultant”). Im Jahr 2011 gründete sie auf den Malediven die Firma ECO ISLANDERS MALDIVES. Unter anderem führt sie Umweltverträglichkeitsprüfungen und Monitorings zu Land und im Wasser durch, leitet ein Marine Centre, bietet Workshops und Fortbildungen an und engagiert sich für den Schutz und die Sanierung von Korallenriffen.

1) Verena, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich bin prinzipiell an 3-4 Tagen in der Woche in zwei verschiedenen Hotelinseln als Meeresbiologin tätig, sowohl als Lektorin, als auch als Managerin eines kleines Marine Centres in einem Hotel. Ich habe sehr viel Kontakt zu Touristen und verbinde im Grunde genommen Meeresbiologie und Tourismus auf den Malediven. An den anderen Tagen der Woche bin flexibel, je nach laufenden Projekten, entweder auf weiteren Inseln tätig oder arbeite ab und zu auch von zu Hause aus an Berichten.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Dass ich durch mein biologisches Wissen dazu beitragen kann, Touristen, die meist mit Biologie nicht viel zu tun hatten, die Meeresbiologie näher zu bringen und zu sehen, was ich dadurch bewirken kann. Der abwechslungsreiche Arbeitsalltag ist spannend, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

In meinem Fall ist es eine Herausforderung, biologisches Wissen für alle Nationalitäten verständlich aufzubereiten und alle Hotelgäste zu erreichen. Eine (positive) Herausforderung ist es auch, den Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Frustrierend ist, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann, und zu sehen, dass es den Einheimischen leider sehr an Liebe zu ihrer Umwelt mangelt.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

In diese Art von Job bin ich durch meinen Lektor auf der Universität (Dr. Reinhard Kikinger, Biologie) geraten, der von einer Stelle als Meeresbiologin gehört hat und mich dafür empfohlen hat. Danach habe ich zwei Jahre lang in einer privaten Firma als Umweltverträglichkeitsprüferin gearbeitet. Diese Firma habe ich im Internet gegoogelt und sie einfach angeschrieben. Zufällig suchten sie eine Meeresbiologin. Als ich im Umweltministerium als Prüferin registriert wurde, habe ich mich selbstständig gemacht. Dies ermöglicht mir nun, in verschiedenen Bereichen tätig zu sein, d.h. einerseits als Umweltverträglichkeitsprüferin (ca. 10% meiner Zeit), andererseits als “consultant” auf zwei verschiedenen Inseln. Den Job als Lektorin habe ich bekommen, nachdem ich dem Management den ersten meeresbiologischen Vortrag gratis angeboten habe; der hat ihnen gefallen und jetzt mache ich das seit mehr als zwei Jahren. Die Arbeit als Leiterin eines Marine Centres habe ich durch den Eigentümer angeboten bekommen, der über einige Ecken von mir gehört hatte und gerade nach einer Meeresbiologin gesucht hatte.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Ein Universitätsabschluss, Flexibilität, Enthusiasmus und Engagement und eine “can-do-attitude”. Entscheidend, diesen Job zu behalten ist, 110% dabei zu sein. Man muss sehr verständnisvoll sein, mit unterschiedlichen Kulturen zusammen arbeiten können und etwaige Engstirnigkeiten komplett ablegen.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich hatte während meiner Gymnasiumzeit keine konkreten Berufswünsche. Erst gegen Ende erwachte das Interesse an der Biologie. Privat bin ich auf die Malediven gestoßen und dort “hängen” geblieben. Dann hab ich mich entschieden, etwas zu studieren, womit ich hier leben kann. Ich bin also von einem generellen Interesse an Biologie an die Meeresbiologie geraten. Die Verbindung zum Tourismus hat sich mit der Zeit ergeben und sich als “Traum-Kombination” für mich herausgestellt.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Es gibt immer wieder freie Stellen als MeeresbiologInnen. Ich betreibe eine Webseite, auf der sich fertige MeeresbiologInnen (BSc, MSc, PhD) registrieren können und die ich im Falle einer freien Stelle kontaktiere, ob sie sich gerne bewerben wollen: http://gimmarine.webs.com.

Ich kann nur den Link zwischen BiologInnen und der Personalabteilung oder dem Management herstellen. Der Service ist für alle Seiten gratis. Es gibt natürlich keinen Überfluss an Stellen… Immerhin 25 MeeresbiologInnen (darunter 6 Österreicherinnen) haben über meine Webseite in den letzten 2 Jahren eine Stelle gefunden. Davon haben einige bereits nach Vertragsende die Malediven verlassen. Die meisten bleiben nicht länger als ein Jahr; selten 2-3 Jahre.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ja, ein Biologiestudium ist notwendig, im Speziellen Meeresbiologie. Eine Tauchausbildung ist ebenfalls notwendig. Diese hat man allerdings als MeeresbiologIn sowieso.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Die praktische Arbeit im Korallenriff. Das meeresbiologische Praktikum in Dahab war eines der sinnvollsten meeresbiologischen Kurse. In meinem Fall waren Dr. Kikinger’s Vorlesungen über das Plankton und über die Biodiversität der Malediven, sowie Prof. Velimirov’s “Biologie rezenter Riffe” extrem hilfreich. Prof. Karl Kleemann’s “Kanaeozoische Scleractinia” war hart, aber hat den Grundstein gelegt, sich später weiter in Korallentaxonomie einzulesen. Prof. Stachowitsch Vorlesungen waren alle sehr inspirierend, sein Engagement ist ansteckend und hat mir sehr geholfen. Natürlich sind auch alle einführenden Vorlesungen unheimlich wichtig, um sich ein Grundwissen anzueignen. GIS, Statistik, Präsentationstechniken und wissenschaftliche Schreibtechniken sind ebenfalls sehr wichtig und sollte man als Meeresbiologe nicht unterschätzen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

MeeresbiologInnen, die gerne auf den Malediven arbeiten möchten, können sich gerne auf meiner Webseite (gratis) registrieren, allerdings sind die Stellen natürlich limitiert und man darf sich nicht zu viel erwarten. Als Österreicherin kann ich – nur für wirklich enthusiastische KandidatInnen – ein besonders gutes Wort einlegen. Die Entscheidung liegt beim Management und man darf nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt.

Generelle Empfehlungen: Engstirnigkeit und Sorgen ablegen; offen sein und positiv denken; sich nicht zu viel Stress machen. Arbeitet in verschiedenen verwandten Bereichen; nehmt auch mal eine Volunteer-Position an, wenn es finanziell möglich ist. Macht viele Praktika, lernt von anderen Biologen, reist ins Ausland! Es gibt immer irgendwo Stellen, für die man geeignet ist, besonders in Entwicklungsländern.  Exzellentes Englisch ist von großem Vorteil; eine oder mehrere weitere Fremdsprachen besonders im Hotel ein besonders dickes Plus. In Entwicklungsländern ist wohl die Bezahlung nicht besonders hoch, aber der Lebensstil ist anders und am wichtigsten ist, dass einem die Arbeit Spaß macht. Es eröffnen sich immer weitere Wege. Offenheit und Anpassungsfähigkeit (andere Länder, andere Sitten, andere Arbeitsstile). Als Meeresbiologe hat man häufig bessere Chancen, einen Job zu bekommen, wenn man zusätzlich Dive Master oder Dive Instructor ist. Als Absolvent einer österreichischen Universität hat man in Asien besonders gute Aussichten.Und wer mal die Malediven mit kleinem Budget bereisen und/oder betauchen möchte, darf sich gerne unter ecoislanders@gmail.com melden!

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
Verena Wiesbauer Ali
www.ecoislanders.com
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Marc ist seit knapp vier Jahren als selbstständiger Reportage/Naturfotograf tätig. Er verbindet mit seinen Foto-Reportagen und Multimedia-Produkten Biologie und Fotografie und setzt auf die Medien Bild und Text als Botschafter in Sachen Naturschutz. Seine Arbeiten werden regelmäßig in österreichischen Magazinen, wie dem Universum Magazin und Illustrierten veröffentlicht. Für den Nationalpark Thayatal hat er in den letzten zwei Jahren an einer Multimedia-Kampagne gearbeitet und gemeinsam mit seiner Partnerin, der Ökologin und Autorin Christine Sonvilla, zeigt er sein Erlebtes auch in Vorträgen.

1) Marc, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Einen typischen, geregelten Arbeitsalltag gibt es in dem Sinn nicht. Es geht vielmehr darum, kreativ zu sein und die eigenen Ideen konsequent zu verfolgen. Den Workflow würde ich so beschreiben:

Ideenfindung – Umsetzung (Fotografieren, Filmen) – Aufbereitung – Präsentation.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Es ist schön, ein Produkt vom Anfang bis zum Ende komplett selbst schaffen zu können. Flexibilität und Kreativität bekommen dabei auch einen neuen Stellenwert. Ich weiß nicht, ob ich da für andere sprechen kann, aber mich beflügelt ein neues Projekt jedesmal aufs Neue. Das gibt Kraft und macht Spaß, ist gleichzeitig aber natürlich auch Arbeit, die ich dafür aber gerne „in Kauf nehme“.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Auf sich aufmerksam zu machen, gehört sicher zu den schwierigen Schritten in die Selbstständigkeit. Der beste Antrieb dafür ist aber sicher auch der eigene Ehrgeiz. Je mehr ich mich selbst antreibe, desto mehr kann ich erreichen. Das ist das Schöne an der Selbstständigkeit. Der Rest ist dann eine Frage der Konsequenz.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Die Idee, selbstständig an Natur- und Tierthemen als Fotograf/Filmer zu arbeiten, gehört schon seit Ewigkeiten einfach dazu. Das Studium hat mich darin aber sicher noch bestärkt. Vielen Forschungsthemen fehlt, meiner Meinung nach, oftmals ein öffentliches Sprachrohr außerhalb der Wissenschaften. Und in dieser Tätigkeit verstehe ich Fotografie als sehr effizientes und universelles Werkzeug.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Der Studienabschluss war für mich genauso wichtig, wie die fachliche Kompetenz in der Fotografie. Gerade in diesem Job gibt es aber keinen finalen Status Quo. Oftmals braucht es zur Umsetzung neuer Ideen auch neue Hilfsmittel, neue Techniken, etc. Es ist also ein ständiger Lern- oder besser Entwicklungsprozess. Das macht das Ganze aber auch spannend und abwechslungsreich.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Kurz und bündig – schon immer.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke, dass die Biologie enormes Potenzial hat, mit anderen Fachdisziplinen, wie Wirtschaft, Recht, Kommunikation, etc. kombiniert zu werden. Natur und Umwelt haben auf uns und all unsere Lebensaspekte enormen Einfluss und auch auf unser Wirtschaften. Das im Studium erworbene KnowHow ist dabei extrem wertvoll. Vor allem das Wissen und das Verständnis für den Wert einer funktionierenden Lebewelt kann/muss/soll/ darf der Öffentlichkeit mitgeteilt werden und wer könnte das besser, als BiologInnen? Mit einer gesunden Portion Kreativität finden sich so für geeignete BiologInnen in vielen Bereichen Arbeitsmöglichkeiten.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Gerade im Bereich Natur/Tierfotografie ist fundiertes Wissen über Flora und Fauna und die Zusammenhänge in unserer Umwelt nicht nur hilfreich, sondern wichtig für alle Beteiligten. Fotograf und Umwelt. Es hilft nicht nur in der Umsetzung eigener Ideen und Projekte. Es lassen sich so auch Konflikte beim Arbeiten vermeiden. Die Arbeit eines Naturfotografen soll ja im Sinne der Natur stehen und dabei keinen negativen Einfluss auf sie nehmen. Es geht nicht um das Foto um jeden Preis, sondern darum, den richtigen Moment einzufangen. Dabei gehört es auch dazu, sich zurücknehmen zu können und Tieren, Pflanzen, der Natur generell ihren Raum zu lassen. Dieses Wissen und dieser Respekt der Umwelt gegenüber, werden einem im Studium sicher nahegelegt.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Vor allem Naturschutzrecht und Artenschutz. Mit diesen Themen setze ich mich thematisch am häufigsten auseinander.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Die eigenen Ziele mit Konsequenz und Spaß zu verfolgen. Je ausgereifter und klarer die eigene Vorstellung von Beruf und der eigenen Zukunft ist, desto einfacher ist es auch sie umzusetzen. Wie mit meiner fotografischen Arbeit, so sehe ich es auch mit der beruflichen Orientierung: je klarer die Idee am Anfang, desto schneller die Umsetzung. Ob ich nun Fotograf, Grundlagenforscher oder Biologe im Feld sein möchte – je klarer ich meine Ziele sehe, desto schneller werden sie Realität.

Vielen Dank für das Interview!


Marc Graf
GRAF MARC Photography

Titelbild: Bei der Arbeit mit Flusskrebsen (vor unerwünschten elektromagnetischen Strahlungen schützt ein Aluminiumnetz als Faraday’scher Käfig)

Lukas Landler

PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA)

Lukas Landler hat in Wien Zoologie studiert. Seit 2011 ist er PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA) und wechselweise als Teaching Assistant (TA) oder als Research Assistant (RA) angestellt – die Art der Anstellung hängt vor allem von vorhanden Mitteln des Labors ab. Sein Forschungsgebiet ist die magnetische Orientierung von Tieren.

1) Lukas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

In meiner Funktion als TA unterrichte ich normalerweise zwei bis drei Biologie Labor Kurse (24 Studierende pro Kurs), wobei die Themen und Experimente vorgegeben sind. Allerdings haben wir einigen Freiraum was Benotung und Schwerpunkte anbelangt. In Semestern in denen ich als RA angestellt bin (20 Stunden pro Woche), arbeite ich vor allem an der magnetischen Orientierung von Fruchtfliegen, eines der Projekte unseres Labors das voll finanziert ist. Neben beiden Tätigkeiten muss ich natürlich auch an meiner Dissertation arbeiten, die immer parallel neben den beiden oberhalb angesprochenen Beschäftigungen abläuft.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Dass ich genau an der Thematik arbeiten kann, an der ich immer arbeiten wollte (magnetische Orientierung  von Tieren). Die Möglichkeiten in meinem Labor, bezüglich Forschung, sind besser als alles was ich davor zur Verfügung hatte und die Ausbildung auf dem „graduatelevel“ (PhD und Master) an meiner Uni ist auf einem  sehr guten Niveau.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Es ist sicherlich eine Herausforderung, die gewohnte Umgebung und Kultur zu verlassen und für doch recht lange Zeit im Ausland zu leben. Der Süd-Osten der USA war jedenfalls nie mein Traumziel. Zu den kulturellen Anpassungen kommen natürlich auch sprachliche Schwierigkeiten zu Beginn, ich musste beispielsweise in meinem ersten Semester unterrichten, was durchaus eine Herausforderung darstellte. Das Unterrichten mit der eigentlichen Dissertationsarbeit unter einen Hut zu bringen, benötigt einige Organisation. Mit genug Interesse für das Thema ist auch das kein wirkliches Problem.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

In meinem Fall habe ich ziemlich genau gewusst welche Labors für mich interessant wären, daher habe ich einfach Professoren dieser Labors angeschrieben und gefragt ob sie Interesse an einem Dissertanten hätten. Ich hatte Glück, dass meine erste Wahl (John Phillips, mein jetziger Betreuer) gerade auf der Suche nach einem Dissertanten war.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Meine Diplomarbeit behandelte ein sehr ähnliches Thema wie mein jetziges Dissertationsthema. Für Bewerbungen in den USA muss desweiteren ein GRE (eine Art Eignungstest für Studierende) mit einer gewissen Punkteanzahl abgeschlossen werden, dieser hatte in meinem Fall aber nur eine geringe Bedeutung. Hauptsache ist, dass man den/die zukünftige/n BetreuerIn überzeugt der/die richtige zu sein für die Stelle.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich hatte schon immer den Wunsch in der Forschung tätig zu sein/zu bleiben.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Bis zu einer (zumindest teilbezahlten) Dissertation zu kommen ist verhältnismäßig einfach (zumindest wenn man sich international umschaut). Die Schwierigkeiten beginnen eher danach.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Biologiestudium ist die einzige wirkliche Voraussetzung. Weitere Forschungserfahrung hilft aber doch sehr, auch wissenschaftliche Publikationen sind meist erwünscht.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das ist schwierig zu beantworten, da meine Thematik sehr speziell ist. Die solide Grundausbildung der Universität Wien in Zoologie/Physiologie und Evolution/Systematik hat mir hier aber doch schon oft sehr geholfen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

So viel Forschungserfahrung sammeln wie möglich. Auch versuchen, diverse Ergebnisse zu publizieren, selbstständig Fachliteratur lesen, um zu wissen was einen wirklich interessiert und mit den Namen in diesen Feldern vertraut zu werden und schlussendlich keine Angst haben „große Namen“ auch anzuschreiben (und sich auch von Absagen nicht entmutigen lassen).

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
Lukas Landler
Virginia Tech / Phillips Lab / Lab Members

Clemens Gumpinger

blattfisch – Technisches Büro für Gewässerökologie

Clemens Gumpinger arbeitete nach seinem Studiums (Studium Irregulare an Universität für Bodenkultur und Universität Wien: „Angewandte Hydrobiologie und Gewässerkunde”) knapp zwei Jahre in einem kleinen Gewässerökologie-Büro in Deutschland. Nach seiner Rückkehr gründete er 1999 das Technische Büro für Gewässerökologie, bzw. meldete es gewerberechtlich an. Mit der Etablierung einer Homepage unter www.blattfisch.at (der Name leitet sich vom Logo ab) wurde auch der Firmenname zunehmend um “blattfisch” ergänzt. Aktuell ist er der Leiter des Büros und beschäftigt 10 Mitarbeiter.

1)     Clemens, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Meine Hauptaufgaben haben sich im Laufe der Jahre natürlich verändert. Zum aktuellen Zeitpunkt verbringe ich viel (zuviel) Zeit im Büro, um mich um verwaltungstechnische Notwendigkeiten zu kümmern.

Hauptsächlich bin ich für die Projektakquisition und –präsentation (bei den Auftraggebern) zuständig. Daneben versuche ich einige wenige “persönliche” Projekte zu machen, damit ich mich nicht zu weit von der “tatsächlichen Arbeit” eines Gewässerökologen – vor allem im Freiland entferne.

2)      Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Die Vielfältigkeit der Anforderungen ist sehr interessant und hält die Neugierde aufrecht. Am meisten Freude hat man, wenn Projekte tatsächlich zu Erhalt oder gar Verbesserungen unserer Umwelt und der Natur führen.

3)      Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung ist, nicht daran zu verzweifeln, dass man im angewandten Bereich (wir sind auch viel planerisch tätig) – vor allem in großen Infrastruktur- oder anderen wirtschaftlich begründeten Projekten  – nur die Möglichkeit hat, die mit dem Projekt verbundene Naturzerstörung so gering wie möglich zu halten oder nur Teile zu kompensieren.

Am schwierigsten ist definitiv, den Menschen klar zu machen, dass wir auf unsere Natur aufpassen und sie erhalten müssen, um die Lebensgrundlage für die zukünftigen Generationen zu erhalten. Sehr mühsam ist dabei, dass die allermeisten Menschen keine Ahnung von ökologischen Zusammenhängen haben oder sich die Natur mit viel Halbwissen so erklären, wie sie sie eben gerne sehen wollen.

Hier geht es zum Blattfisch!

4)      Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich war immer schon “naturbegeistert”, deswegen habe ich zuerst Biologie und später das Studium Irregulare gewählt. Während des Studiums am Institut für Hydrobiologie an der Boku habe ich meine Verbundenheit zu Gewässern entdeckt und vertieft. Bezüglich des Jobs war es einfach eine Notwendigkeit, sich selbständig zu machen.

5)      Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Ein abgeschlossenes Studium ist zumindest ein hilfreiches Kriterium bei der Gründung eines Büros, das ja durchaus viele verwaltungstechnische Anforderungen mit sich bringt. Zusätzliche (v. a. wirtschaftlich orientierte) Ausbildungen sind natürlich auch ein Vorteil.

6)      War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Da “früher” bei mir schon etwas länger zurückliegt, kann ich mich nicht mehr an alle Berufswünsche erinnern, es gab aber nach der Matura durchaus den Versuch, in künstlerischer Richtung zu arbeiten (z.B. industrial design). Letztendlich habe ich diese Wünsche aber mit zu wenig Nachdruck verfolgt.

7)      Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für  BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke schon. Man muss sich dessen bewusst sein, dass diese “Umwelt- und Naturschutzbranche” nicht dazu geeignet ist, sehr viel Geld zu verdienen. Allerdings ist die Betätigung in der Regel sehr befriedigend. Die Arbeitsumgebung (freie Natur, letzte intakte Landschaften und Gewässer, etc.) und die Beschäftigung mit Lebewesen wiegen dieses finanzielle Manko sehr gut auf.

8)      Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

In der Biologie kann man sich ja sehr in Detailbereiche vertiefen. Dies kann auch im Job hilfreich sein (z.B. Insektenexperten, etc.). In der angewandten Arbeit ist aber häufig zusätzliches wirtschaftliches und technisches Wissen sehr hilfreich. In meinem Fall gehört beispielsweise eine große Portion wasserbautechnisches Verständnis zum Repertoire, das man ständig braucht.

9)      Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das Verständnis für ökologische Zusammenhänge und biologische Regelkreise ist von eminenter Bedeutung. Einerseits ist dies nötig, um die Auswirkungen von Eingriffen in die Umwelt gut abschätzen zu können, andererseits ist die Wissensvermittlung – vor allem die Erklärung, wie spezifische Vorhaben ökologisch einzuschätzen sind – in der täglichen Arbeit permanent gefragt.

10)      Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Einerseits sollte man sich ein möglichst umfangreiches fundiertes Wissen über – ebendiese – ökologischen Zusammenhänge aneignen. Andererseits sollte man sich – auf Basis dieses Wissens – viel zutrauen und fachlich versiert auch gegenüber scheinbar übermächtigen Organisationen aufzutreten wagen.
Ergänzend sind eine gute Menschenkenntnis, eine positive Einstellung trotz häufig nicht machbar erscheinender ökologischer Umsetzunsgaspekte und eine gewisse Kompromissfähigkeit sehrwichtig.

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
www.blattfisch.at
technisches büro für gewässerökologie
gabelsbergerstraße 7
4600 wels