Dr. Wilhelm Richard Baier studierte Biologie, Medienkunde, Philosophie und Linguistik an der Universität Graz. Seinen Abschluss machte er in Biologie und Medienkunde. Seit 1993 ist er pädagogischer Mitarbeiter der Grazer URANIA und hier vor allem mit der naturwissenschaftlich ausgerichteten Bildungsarbeit betraut. Die Österreichische URANIA für Steiermark ist ein gemeinnütziger und unabhängiger Bildungsverein mit Naheverhältnis zu den Grazer Universitäten, als solches Mitglied des Bildungsnetzwerkes Steiermark sowie des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen.

Dr. Wilhelm Richard Baier

1) Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Arbeitsalltag. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Als pädagogischer Mitarbeiter der Grazer Urania organisiere ich die URANIA-Lehrgänge (ehemals den Lehrgang universitären Charakters für Ökologie und Naturschutz, dann die Berufsreifeprüfung und derzeit den Pflichtschulabschluss) sowie die URANIA-Vorträge. Daneben aber auch Kurse im MINT-Bereich. Seit 1999 manage ich als Obmann den von mir gegründeten Chor der URANIA. Im November 2012 ließ ich mich von der WBA (Österreichischen Weiterbildungsakademie) offiziell als Erwachsenenbildner zertifizieren.

2) Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Die Organisation und Betreuung der URANIA-Vorträge. Das ist immer spannend und abwechslungsreich.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Ihrem Beruf? Was sind für Sie die größten Herausforderungen?

Offizielle Anträge und Berichte erstellen und dafür Kostenaufstellungen und Abrechnungen machen gehört für mich zu den schwierigeren Dingen. Leider nimmt das im Laufe der Jahre einen immer größeren Raum bei meiner Arbeit ein.

4) Wie sind Sie auf diesen Job aufmerksam geworden?

Es war eine Blindbewerbung. Nachdem ich im Lektoratswesen für naturwissenschaftliche Verlage nicht Fuß fassen konnte, habe ich mich bei meinen Bewerbungen in der Folge auf Bildungseinrichtungen konzentriert.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Sie diesen Job bekommen haben?

Meine Vielseitigkeit, meine breitgestreuten Kompetenzen und Interessen sowie mein naturwissenschaftliches Studium. Die Urania wollte damals aufgrund der Ökowelle einen Lehrgang für Ökologie und Naturschutz einrichten und suchte dafür einen Fachreferenten. Ich wurde mit der Umsetzung betraut. Der Lehrgang lief einige Jahre sehr gut, bis uns durch ein neues UOG (=Universitäts-Organisationsgesetz; Anm. der Redaktion) der universitäre Charakter des Lehrgangs entzogen wurde. Außerdem ging auch die Nachfrage zurück.

6) War es schon immer Ihr Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hatten Sie früher andere Berufswünsche?

Zuerst wollte ich in die Forschung, später versuchte ich bei naturwissenschaftlichen Verlagen mein Glück, bis ich mich dann auf die Erwachsenenbildung konzentrierte.

7) Wie sehen Sie die Arbeitsmarktsituation in Ihrem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Wenn man offen bleibt, stehen sie gar nicht so schlecht. Man muss sich eben bewusst sein, dass man als Akademiker für vieles geeignet ist, auch für fachfremde Jobs. Eine naturwissenschaftliche Ausbildung befähigt einen auch auf anderen Gebieten, sich zurecht zu finden und Gutes zu leisten.

8) Ist ein Biologiestudium für Ihre Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Grundsätzlich ist jedes Studium geeignet, um in der Erwachsenenbildung tätig zu werden. In meinem Fall war mein Biologiestudium sehr hilfreich, da ich mehrere Jahre lang den Lehrgang für Ökologie und Naturschutz organisierte und betreute. Auch für die MINT-Fächer ist meine Ausbildung von Nutzen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigen Sie in Ihrem Berufsalltag am häufigsten?

Es sind weniger die Inhalte, sondern das systematische und evidenzbasierte Denken sowie eine pragmatische Herangehensweise – also die realistische Einschätzung des Machbaren, die für meinen Job besonders wertvoll sind. Und das hat man neben den Inhalten implizit auch im Studium vermittelt bekommen.

10) Was würden Sie Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Es kann für Biologen durchaus interessant sein, sich in der Erwachsenenbildung zu engagieren. Die Entfremdung des modernen Menschen von der Natur ist sehr groß, die Sehnsucht nach dem Natürlichen auch. Vor allem in der Naturerlebnispädagogik, aber auch in der Vermittlung von Natur- und Ökologieverständnis sind engagierte und versierte Biologen sicher gefragt. Außerdem gibt es zur Zeit eine europaweite Initiative, das Interesse an den MINT-Fächern (= Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik; Anm. der Redaktion) zu fördern. Sie bestimmen zwar unseren Alltag, trotzdem sind die individuellen Kompetenzen darin im Durchschnitt eher marginal.

Titelbild: Schulexkursion Gymnasium Admont. © C. Mairhuber

Mag. Dr. Christian Mairhuber ist seit 2010 Vertragsbediensteter beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung: sog. “Naturschutzbeauftragter” an der Baubezirksleitung des (österreichweit größten) Bezirkes Liezen. Zuvor (2004-2010) war er Biologe bei dem Technischen Büro für Biologie Ökoteam (www.oekoteam.at) in Graz.
Parallel dazu ist er seit 2002 Lehrbeauftragter der Uni Graz.

Christian Mairhuber

1) Christian, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Den überwiegenden Teil (~80-90%) meiner Arbeitszeit beanspruchen Amtssachverständigendienste für diverse Behörden (zB für Bezirkshauptmannschaft/Polit. Expositur, Landesregierung (zB UVP-Verfahren), Agrarbezirksbehörde).
Daneben bleibt aber noch ein wenig Zeit für zB Vertragsnaturschutz, Öffentlichkeitsarbeit (Exkursionen & Vorträge mit/bei Schulen, Kindergärten,verschiedenen Naturschutzorganisationen uvm.), für Projektbegleitung bei Naturschutzprojekten (zB life+) und weiteren landeseigenen Vorhaben (v.a. Wasser- und Straßenbauprojekte).

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Das Spannendste an meinem Beruf ist sicher das sehr breite, äußerst diverse Aufgabenspektrum (von zB Kleintieren wie Insekten über Amphiben, Reptilien, Vögeln bis zu großen Säugetieren; von der Gewässerökologie über Offenland bis zu Wald) bei den verschiedenen Vorhabensbereichen (und somit auch diversen Rechtsgrundlagen) in den unterschiedlichsten Größenausprägungen. So landen bei mir Anfragen zur Entfernung von einzelnen Bäumen oder zu kleinsten Grabenräumungen, über Haus- , Wege- und Straßen- und Kraftwerksbauvorhaben ebenso am Tisch, wie große, UVP-pflichtige Projekte!

Spannend an meinem Beruf ist weiters, täglich mit den unterschiedlichsten Personen (-gruppen) tun zu haben und – trotz teilweise auf beiden Seiten vorhandenen Vorbehalten – immer wieder gute Lösungswege bzw. Kompromisse zu finden.

Schön ist es weiters, bei der täglichen Arbeit durch die Einbindung in die Planungsphase oder spätestens im Verwaltungsverfahren selbst, aktiv Naturschutzbelange einbringen zu können, gegebenenfalls weitere Maßnahmen einzufordern und zu entwickeln und die Ergebnisse einige Zeit später im Zuge der obligaten Überprüfungen zu evaluieren!

Darüber hinaus ist es ein sehr großer Vorteil in einer derart großen Organisation tätig sein zu dürfen, da zu nahezu jedem Rechts- und Fachbereich erfahrene Kollegen existieren, die man jederzeit um Auskunft bitten kann.

Nicht ganz unwesentlich für unsere Berufssparte sind aber vor allem auch der sichere Job samt adäquater Bezahlung bei trotzdem flexiblen/familientauglichen Arbeitszeiten, die Möglichkeit im Zuge von Aussendiensten in der Natur des traumhaften Bezirkes unterwegs sein zu können und – wie in meinem Falle glücklicherweise – wunderbare Arbeitskollegen!

LIFE+ Projekt in Admont: Enns Renaturierung (© C. Mairhuber)

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Aufgrund zeitlicher und finanzieller Ressourcen ist es nicht immer möglich, Grundlageninformationen entsprechender Genauigkeit selbst zu erheben bzw. einzuholen , demnach sind Entscheidungen de facto oftmals bei pessimaler Datenlage zu treffen, was einem – wie man später meist merkt – manchmal besser, manchmal auch schlechter gelingt!

Weiters sind wir in unserem Tun strikt an rechtliche Vorgaben (zB Gesetze, Verordnungen,…) gebunden, deren Inhalt, sowie juristische Auslegung man sich durchaus das ein oder andere mal anders wünschen würde, aber beim Erlassen derartiger Rechtsgrundlagen werden/sind eben nicht ausschließlich “Naturschutz-Belange” heranzuziehen!

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Im Gespräch mit Biologen-Kollegen wurde ich auf dieses Stellenangebot aufmerksam gemacht.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Grundsätzliche Voraussetzung für diese Stelle ist ein Studium der Biologie (“Freiland-/Feldbiologe”; kein “Laborbiologe”).

Ausschlaggebend für die Vergabe sind aber die Zusatzqualifikationen (technische Ausbildungen, ua. CAD & GIS-Kentnisse; rechtliche Grundkenntnisse; breites naturschutzfachliches Wissen), ausreichend Praxis, sowie entsprechende soziale Kompetenz und Auftreten.

Amphibienschutz an Landesstraßen (© C. Mairhuber)

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Einen Beruf inmitten der Natur (zB als Gärtner, Jäger, Fischer, Förster) auszuüben war schon immer mein Herzenswunsch. Dass ich mich genau in diese Richtung entwickelt habe, ist eigentlich mehr oder weniger nur Zufall.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Grundsätzlich erscheint mir die Arbeitsmarktsituation für “Freilandbiologen” immerwährend schwierig zu sein, da beständig zahlreiche Studenten diese Richtung wählen und der Bedarf in der Privatwirtschaft, sowie im öffentlichen Dienst (Verwaltung, Museen, Universität,..) jedoch enden wollend ist.

Ich möchte aber keinesfalls jemanden entmutigen, dieses Studium bzw. diese “Fachrichtung” zu wählen, da das Studium selbst höchst spannend ist und sich – nicht zufällig – die begeistertsten, innovativsten und einsatzbereitesten Studenten (die sich zB bei Exkursionen oder auch anderen Lehrveranstaltungen bereits nach wenigen Minuten hervorheben/herauskristallisieren) auch später beruflich fix verankert wieder finden, da genau diese Personen während deren Ausbildung zahlreiche Praktika machen, somit zu vielen Zusatzqualifikationen kommen und im Laufe der Zeit ein breites Netzwerk an Personen aufgebaut haben und dadurch von ua. auch nicht öffentlich ausgeschrieben, internen Stellenangeboten erfahren bzw. sich aufgrund deren besseren Qualifikationen bei Hearings durchsetzen!

Demnach lautet mein Motto für Interessierte “Gas geben und das zu machen bzw. weiter zu verfolgen , was euch Spaß macht, selbst wenn zahlreiche Zurufer von Außen euch dies nicht wirklich empfehlen”!

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Biologiestudium ist obligat, daneben sind sämtliche, der ua. Fähigkeiten von Vorteil (s. Frage 5)

  • Technische Kenntnisse (Pläne lesen, Karten interpretieren, v.a. GIS/CAD, PC-Kenntnisse, Bauaufsichten…)
  • Grundlagenwissen Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei
  • Breites fachliches Wissen ist bevorzugt (Artenkenntnisse bei Tier- und Pflanzenarten, Lebensräume, Gewässerökologie)
  • Rechtliche Grundkenntnisse (EU-Vorgaben, Bundes- & Landesgesetze, weitere Gesetze, Normen, Vorgaben …)
  • Umwelt-/Ökopädagogik
  • Erfahrungen im Formulieren von Gutachten

Außendienste samt Erfahrungen mit Dritten (Landwirten, Projektplanern, Baufirmen usw.)

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Die Erkenntnisse der Verhaltensforschung, darüber hinaus v.a. die Artenkenntnis und die Fähigkeiten, Ergebnisse samt Schlussfolgerungen zu Papier zu bringen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

… sich früh genug um ausreichend Praxis zu kümmern, nach dem Studium erst daran zu denken, ist ein bisschen spät!

… auch über den Tellerrand zu schauen, welche relevanten – v.a. fachlich nahen – Belange außer dem Naturschutz auch noch existieren!

… gutes Durchhaltevermögen!

… & zu guter Letzt: ”reich heiraten”!

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt und Links zum Thema:
Christian Mairhuber – Verwaltung Land Steiermark
Life+ Projekt: „Flusslandschaft Enns“

Dr. Klaus Atzwanger studierte Zoologie und Anthropologie mit Schwerpunkt Verhaltenswissenschaften an der Universität Wien. Nach der Mitarbeit in diversen wissenschaftlichen Projekten ist er seit 2001 Unternehmensberater und arbeitet in Innovationsprojekten der technischen Industrie in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Marketing und Vertrieb.

Klaus Atzwanger – Verhaltenswissenschafter und Unternehmensberater

1) Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Arbeitsalltag. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Ich arbeite in der Unternehmensberatung. Meine Firma entwickelt Methoden, um abzuschätzen ob Dinge oder Produkte in Zukunft am Markt auf Akzeptanz treffen. Es geht also hauptsächlich um die Begleitung der technischen Industrie bei Innovationseinführungen. Ein Unternehmen hat hunderte Ideen und wir arbeiten heraus, welche dieser Ideen es verfolgen sollte, um in 10 Jahren erfolgreich zu sein.

2) Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Wenn ich ein Projekt habe, das ich abwickeln soll, gibt es keine Standardmethode, sondern man muss sich immer individuelle Lösungen für Problemstellungen überlegen. Diese Methodenentwicklung und das Überlegen, wie ein Problem zu knacken ist, ist sicher das spannendste an meinem Beruf. Auch die Präsentation der Projekte gefällt mir sehr gut.

3) Gibt es auch Dinge, die Sie an Ihrem Beruf weniger spannend finden?

Die konkrete Umsetzung der entwickelten Lösungswege ist sozusagen Pflicht, das ist für mich nicht mehr so spannend. Aber das muss ich Gott sei Dank kaum selbst machen, sondern nur kontrollieren, dass es funktioniert und dass es der Kunde auch gut findet.

4) Wie sind Sie auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich habe verschiedene Szenarien durchgespielt, was man als Verhaltensbiologe machen kann. Und so kam ich eben darauf, dass ich mit meinem Wissen über Verhaltensforschung am Menschen gut in die Personalentwicklung, ins Marketing oder in die Beratung gehen kann.

 5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Sie diesen Job bekommen haben?

Selbstverständlich sind das Biologiestudium und das Wissen über menschliches Verhalten sehr wichtig für meinen Job. Davon bin ich überzeugt. Aber es spielen natürlich auch andere Faktoren, die nicht direkt mit der Biologie zu tun haben, eine sehr große Rolle. Zum Beispiel ist die Formulierung der Inhalte von großer Bedeutung. Man muss dazu in der Lage sein, komplexe Inhalte einfach und nachvollziehbar, aber trotzdem richtig darzustellen. Dies ist sehr wichtig für meinen Beruf, aber natürlich auch für viele andere Berufe.

6) War es schon immer Ihr Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hatten Sie früher andere Berufswünsche?

Bevor ich in der Unternehmensberatung Fuß fasste, war ich viele Jahre in der Wissenschaft. Nach dem PhD und Post-Doc habe ich einige freie, selbst finanzierte Projekte gemacht. Irgendwann dachte ich mir, ich möchte nicht über 40 werden und immer noch freie Projekte machen. Es gibt nämlich eine sehr harte Konkurrenz mit den fix angestellten Kollegen. Und ich wollte am Ende des Tages nicht zweiter Sieger sein! So habe ich mich dann entschieden, aus der Wissenschaft auszusteigen.

7) Wie sehen Sie die Arbeitsmarktsituation in Ihrem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Es gibt natürlich kaum Stellenanzeigen, in denen steht: „Biologe/Verhaltensforscher gesucht“. Als Biologe muss man sich selbst ein Berufsbild oder eine Nische entwickeln. Man muss sich überlegen, welche Fähigkeiten man hat und wo diese gebraucht werden. Der Weg zum Erfolg ist schwer, weil man sich gegen viele Konkurrenten durchsetzen muss. Aber ganz gleich, welche Studienrichtung man wählt, solange man in seinem Gebiet mit Freude und Energie arbeitet und in seinem Fach ein Spezialist wird, dann findet man einen Job, der einen glücklich macht.

8) Ist ein Biologiestudium für Ihre Position notwendig?

Ohne das Biologiestudium und ohne die lange wissenschaftliche Beschäftigung mit menschlichem Verhalten könne ich meinen Job heute nicht so ausführen, wie ich es tue. Aber die Promotion, also der Doktortitel an sich, ist nicht wirklich ausschlaggebend. Die analytische Denkweise und die Sicht auf die Welt, die ich mir während des Studiums angeeignet habe, jedoch schon.

 9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigen Sie in Ihrem Berufsalltag am häufigsten?

Das Wissen über menschliches Verhalten spielt in meinem Beruf eine zentrale Rolle.

10) Was würden Sie Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Das ist sehr schwierig. Meinen Beruf kann man nicht direkt über eine Ausbildungsschiene erreichen, es geht um die Kombination verschiedener Wissensgebiete. Wenn man zehn Jahre Wissenschaftler ist, bewegt man sich in einer völlig anderen Welt als im Bereich des Managements. Es ist wie eine zweite Welt, eine Parallelwelt. Den Sprung vom einen zum anderen muss man daher wollen. Bei mir hat sich das gut ergeben, aber ich kann den Wechsel nicht jedem empfehlen. Als Biologe muss man sich selbst passende Berufsnischen suchen. Und das ist natürlich von Person zu Person verschieden.

Titelbild: (c) D Mitriy [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Johannes Leitner hat von 1999 bis 2006 an der Universität Wien sowie an der Universität Oulu, Finnland, Astronomie und Physik studiert. Er ist Astrobiologe bei der Forschungsplattform ExoLife sowie Lehrender an der Universität Wien. Des Weiteren ist er Inhaber und Geschäftsführer der SCI.E.S.COM.
Sein Tätigkeitsbereich umfasst unter anderem Vorträge im Bereich Naturwissenschaften. Auf den Grund gegangen werden hier vor allem Themen wie „Gefahren aus dem All“, dem Sonnensystem, „Misson to Mars – Wann wird der erste Mensch seinen Fußabdruck auf dem Mars hinterlassen?“, „Auf der Suche nach der zweiten Erde – Sind wir allein?“, oder „Lust auf die unendlichen Weiten…“. Die nächsten Termine finden sich hier: http://www.sci-e-s.com/kalender_2014.htm

Johannes Leitner Portrait

1) Johannes, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Die Forschungsplattform ExoLife beschäftigt sich mit den grundlegendsten Fragestellungen innerhalb der sehr interdisziplinären Wissenschaft der Astrobiologie. Im Vordergrund steht dabei eine der wohl ältesten Fragen der Menschheit: Sind wir allein? Die moderne astrobiologische Forschung stützt sich im Wesentlichen auf zwei Zugängen zu dieser Frage. Einerseits entwickeln wir Modelle, um aus den vorhandenen Beobachtungsdaten die Umweltbedingungen auf anderen Planeten oder Monden und deren Entwicklung abzuleiten. Das ist relativ einfach, wenn es sich um Planeten in unserem Sonnensystem handelt, um solche, die wir mit Satelliten erkunden können, es ist aber umso hypothetischer je weniger wir von den Planeten wissen, und insbesondere bei extrasolaren Planeten, wo wir nur selten mehr Daten als Masse, Durchmesser, große Bahnhalbachse des Planeten und einige Sternparameter zur Verfügung haben. Andererseits beschäftigen wir uns in der Astrobiologie auch mit Experimenten um die Entstehung des Lebens besser zu verstehen, oder mit Studien zu speziell ausgewählten Organismen um deren Überlebensfähigkeit bzw. -strategien unter veränderten Umweltbedingungen oder im freien Weltraum zu erforschen.

Diese beiden Ansätze prägen auch meinen Arbeitsalltag. Gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen führen wir bei der Forschungsplattform ExoLife Experimente zur Synthese von Aminosäuren, und dabei insbesondere unter „exotischen“ Bedingungen, also beispielsweise mit verschiedenen Atmosphärenzusammensetzungen, aber auch mit alternativen Lösungsmitteln durch. Dadurch versuchen wir herauszufinden, ob mit anderen „Zutaten“ ebenfalls die Bausteine des Lebens entstehen können. Und wir entwickeln Modelle um die Habitabilitätsparameter von Eismonden im Sonnensystem besser zu verstehen. Viele Stunden sind auch Diskussionen und dem Entwickeln von Ideen und Experimenten gemeinsam mit den KollegInnen von der Forschungsplattform gewidmet.

Daneben bin ich auch in der universitären Lehre tätig, in unserem Astrobiologieseminar versuchen wir die verschiedenen Disziplinen zusammenzuführen. Seit Jahren engagiere ich mich neben der Lehre auch in der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissenschaftspopularisierung. In verschiedenen Vorträgen versuche ich die populärsten Fragestellungen der Astronomie und Astrobiologie allgemein verständlich zu beleuchten und unter dem Motto: „Astrobiologie als interdisziplinärer Zugang zur Naturwissenschaft“ in der Erwachsenenbildung und in der Hochbegabtenförderung unsere zukünftigen NachwuchswissenschaftlerInnen für die Astrobiologie zu begeistern.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Die zentrale Frage der Astrobiologie ist für mich von großem Reiz, deswegen finde ich die alltägliche Arbeit daran hochspannend. Mein Arbeitstag ist meist sehr abwechslungsreich und Langeweile ist mir fremd. In einem Team zu arbeiten, das gemeinsam der Natur „auf die Schliche“ kommen möchte, macht einfach viel Spaß.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Zu den größten Herausforderungen im heutigen Wissenschaftsalltag gehört leider der „Kampf“ um Forschungsgelder, um Drittmittel. Leider müssen wir heute einen Gutteil unserer Zeit dafür aufwenden, aus dem viel zu niedrig dotiertem Topf mit Fördermitteln unseren Anteil zu bekommen. Gerade die interdisziplinäre Grundlagenforschung hat es dabei schwerer als die klassischen Naturwissenschaften oder die Technik. Zu den schwierigsten Aufgaben gehört es auch zu entscheiden, welche Messungen wir aus Kostengründen nicht durchführen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich hatte die Möglichkeit vom Anfang an bei der Entstehung der Forschungsplattform Exolife mitzuwirken und meine Ideen einbringen zu können. Dadurch haben sich verschiedene Projekte aus dem Themenbereich der Astrobiologie für mich ergeben.
Meine Vortragstätigkeit hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, zum Bespiel über das Programm “University Meets Public” bzw. “VHS Science”. Es hat mir immer Spaß gemacht und so habe ich diese Tätigkeiten von der Erwachsenenbildung dann auch auf die Hochbegabtenförderung ausgedehnt und letztendlich dafür die SCI.E.S.COM gegründet.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Durch mein Studium der Astronomie mit Schwerpunkt Planetologie hatte ich den großen Vorteil bereits in das Thema Habitabilität eingearbeitet zu sein, und durch mein frühes Interesse an der Astrobiologie habe ich auch schon einige Arbeiten auf diesem Gebiet verfasst. Schon während meines Studiums besuchte ich Lehrveranstaltungen aus der Erdwissenschaft, der Geophysik und Chemie und nahm an einer summer school der ESA (Europäische Weltraumbehörde) zum Thema Astrobiologie im Tiroler Alpbach teil. Interdisziplinäres Arbeiten war schon immer ein großer Wunsch von mir und ich habe meine ganze Ausbildung daraufhin ausgerichtet.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Der erste Berufswunsch, an den ich mich heute zurückerinnern kann, war Astronaut. Damit war mein Weg in die Naturwissenschaft praktisch schon vorgezeichnet. Ich denke, das habe ich mit sehr vielen AstronomInnen gemeinsam. Im Laufe meines Astronomiestudiums hat sich mein Interesse dann immer mehr zu den Planetenwissenschaften verschoben und in meiner kürzlich fertiggestellten Dissertation vollzog ich noch den letzten Schritt von der Planetologie zur Astrobiologie.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Für die Biologie selbst kann ich diese Frage aus meiner Situation heraus nur schwer beantworten, prinzipiell denke ich aber, dass es für NaturwissenschaftlerInnen verhältnismäßig einfach ist, eine spannende Beschäftigung zu finden. Wichtig ist es dabei auf jeden Fall eine gewisse Flexibilität an den Tag legen und nicht davor zurückzuscheuen, sich in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten oder vielleicht den Traumjob im Ausland zu suchen. Im akademischen Umfeld in Österreich ich es in den letzten Jahren meiner Erfahrung nach schwieriger geworden eine Stelle zu finden, auch durch vermehrte Auslandsberufungen. Ich kann allen Studierenden nur empfehlen, selbst einmal Auslandserfahrung zu sammeln, am besten schon während des Studiums durch ein Auslandssemester.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Durch meinen astronomischen Zugang zur Astrobiologie musste ich mich aber auch in mir bis dato unbekannte Inhalte einarbeiten, in Themen, die eher in der Biologie zu finden sind und in einem klassischen Astronomiestudium nicht gelehrt werden. Ich glaube aber, dass es relativ egal ist, ob der Schritt in die Astrobiologie über die Biologie oder über die Astronomie/Physik erfolgt, in jedem Fall muss man sich zumindest die für die jeweilige Forschungsfrage wichtigsten interdisziplinären Themen selbstständig erarbeiten.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Für die wissenschaftliche Arbeit innerhalb der Astrobiologie ist ein Biologiestudium auf jeden Fall sehr hilfreich. Ökologie, Mikrobiologie, oder spezieller: Kreislaufsysteme, Evolutionsbiologie, Photosynthese um nur ein paar konkretere Themen zu nennen, spielen in der Astrobiologie eine wichtige Rolle. Aber es sind auch fundierte Kenntnisse der anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen von Nöten.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Ich kann nur jeder angehenden Biologin und jedem angehenden Biologen, die/der gern interdisziplinär arbeitet und sich für das Weltall interessiert, empfehlen, zumindest einmal in die Astrobiologie hineinzuschnuppern. Und wenn jemand seine Zukunft in dieser Disziplin sieht, dann würde ich empfehlen, viele Lehrveranstaltungen in verwandten naturwissenschaftlichen Disziplinen zu besuchen.

Vielen Dank für das Interview!

Weblink:
Webseite von SCI.E.S.COM

Titelbild: (c) Nathan Reading from Halesowen, UK [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons

Nach einem Ferialpraktikum 2005 sowie dem Diplompraktikum 2006/07 für ihr Studium an der Fachhochschule Krems, ist die Niederösterreicherin DI(FH) Karin Schöndorfer seit 2007 Vollzeit als Angestellte der Firma Biomin Holding GmbH tätig. Sie konnte in dieser Zeit erst die Forschungsmitarbeit, dann die Projektleitung im Bereich Futtermittelkonservierung einschließlich der Betreuung von Bachelor- und Masterkandidatinnen bei deren Abschlussarbeit und schließlich auch die Produktregistrierung kennenlernen, mit der sie sich hauptberuflich seit etwa zwei Jahren als Regulatory Affairs Manager auseinandersetzt.

Karin Schöndorfer

1) Karin, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich bin bei der Firma Biomin Holding GmbH in der Produktregistrierung von Futtermittelzusätzen tätig. Meine Arbeit umfasst das Erstellen von Dossiers, die die Produkte den behördlichen Vorgaben entsprechend möglichst genau beschreiben müssen. Diese Beschreibung erfolgt sowohl im Hinblick auf Charakterisierung der Produkte als auch auf sicherheitstechnische Aspekte und Effizienz der Produkte. Um diese Informationen zu erhalten arbeite ich stark mit meinen Kollegen aus Forschung und Entwicklung zusammen. Auch (fachliche und sprachliche) Korrektur von Forschungsreports, Literaturarbeiten und Networking mit Kollegen aus anderen Ländern stehen gelegentlich auf der Tagesordnung.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Kein Produkt ist wie das andere und jede aktive Substanz hat eine andere Wirkungsweise und einen anderen Hintergrund. Dies bedeutet, dass man sich mit jedem Produkt im Detail auseinandersetzen muss um verstehen zu können, welche regulatorischen Anforderungen damit verbunden sind. Somit lernt man immer etwas Neues kennen. Außerdem sind auch die Verordnungen und Richtlinien stetigen Änderungen unterworfen. Die Arbeit wird daher nie langweilig, obwohl sie eine (fast) reine Schreibtischarbeit ist.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Der Brückenschlag zwischen den regulatorischen Anforderungen und den praktischen Möglichkeiten diese zu erfüllen, ist manchmal herausfordernd. Man ist oft auf der Suche nach geeigneten Methoden um die erforderlichen Untersuchungen durchführen zu können. Außerdem sind die entsprechenden Richtlinien und Gesetze nicht immer einfach zu verstehen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich habe bereits einige Jahre im gleichen Unternehmen ein kleines Forschungsprojekt im Bereich der Futterkonservierung geleitet. Im Zuge dessen habe ich mir einige nützliche Fähigkeiten für die Registrierungsarbeit angeeignet – genaue Dokumentation, to-the-point Präsentation von Ergebnissen und Mitarbeiterkoordination. Eines Tages ist mir angeboten worden an einem Registrierungsdossier mitzuarbeiten. Ich habe die Herausforderung angenommen und in der Folge meine Tätigkeit in der Abteilung Regulatory Affairs neben meiner Forschungsarbeit aufgenommen. Schließlich hat sich mein Forschungsprojekt weiterentwickelt – seitdem widme ich mich ganz der Produktregistrierung.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Für meine Tätigkeit benötigt man vor allem eine Affinität zum Schreiben, zum Heraussuchen und genauen Lesen und Weitergeben von Informationen. Erfahrungen im Projektmanagement sind ebenfalls hilfreich. Außerdem darf man keine Scheu vor juristischen Texten haben. Die Tatsache, dass man wenig von dem, womit man im nächsten Moment arbeiten muss, zuvor bereits im Detail gelernt hat, darf einen auch nicht abschrecken. Die vollständige Beherrschung der englischen Sprache ist ebenfalls ein Muss. Zuletzt sind ein gewisses Maß an Geduld und gute Kommunikation für die Arbeit sehr praktisch.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich habe vor dem Studium die Handelsakademie mit Fremdsprachenschwerpunkt besucht. Mein ursprünglicher Studien- bzw. Berufswunsch war Englisch und Spanisch als Dolmetscherin oder Übersetzerin. Ich habe diesen Wunsch aber aufgegeben da es relativ schwierig ist mit einer solchen Ausbildung (speziell in diesen doch sehr gängigen Sprachen) konkurrenzfähig zu werden. Da naturwissenschaftliches Interesse aber durchaus vorhanden war habe ich als Alternative einen englischsprachigen FH-Studiengang der medizinischen und pharmazeutischen Biotechnologie in Krems besucht, der mir schließlich die Tür zu meiner Tätigkeit geöffnet hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke, es kommt sehr darauf an, woran man letztendlich arbeiten möchte. In meiner Firma werden beispielsweise immer wieder Forschungs- bzw. Labormitarbeiter gesucht.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Für meine Position ist ein Biologiestudium nicht unbedingt erforderlich. Allerdings gehört ein Grundverständnis für naturwissenschaftliche Methoden (zB mikro- und molekularbiologische Methoden, diverse Analytik) schon zu den Voraussetzungen. Andere Ausbildungen, mit denen man in der Produktregistrierung für Futtermittelzusätze landen könnte, sind zum Beispiel diverse biologisch-technische Studiengänge, analytische Studien, Ernährungswissenschaften, Tierernährung oder (Veterinär-)Medizin. Es gibt inzwischen auch Studiengänge die auf die Tätigkeiten in Regulatory Affairs vorbereiten (zum Beispiel auf der Fachhochschule Krems).

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Inhalte aus der Mikro- und Molekularbiologie sowie aus dem Projektmanagement aus meinem Studium kommen mir immer wieder unter. Außerdem war es wichtig wissenschaftliches Schreiben und Statistik gelernt zu haben. Zusätzlich bin ich sehr froh über alles, was ich möglichst früh an wissenschaftlichem Englisch lernen konnte. Und, mit einem halben Augenzwinkern: die Kenntnisse in Maschineschreiben und Microsoft Office aus der Schule bleiben ein Dauerbrenner bei Dossierumfängen von mehreren Hundert Seiten!

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Vorher schon mal ein paar Jahre Laborluft schnuppern! – Das bringt Verständnis für Abläufe, gibt ein Gefühl dafür wie lang Laborexperimente dauern können und macht bereits mit diversen Methoden vertraut. Dies alles hilft um herauszufinden welche Erwartungen man haben kann, wenn man an der anderen Seite des Schreibtisches sitzt und von den Kollegen im Labor Ergebnisse erwartet.
Der zweite Teil ist dran bleiben und Begeisterung zeigen! Das Interesse für juristische Angelegenheiten in Kombination mit biologischen Fakten und hohe Selbstmotivation sowie die Bereitschaft auf Menschen zuzugehen und über allerhand Dinge nachzufragen ist bereits die halbe Miete. Aber das Dranbleiben ist auch für die Tätigkeit selber wichtig um Registrierungsprojekte zeitgerecht einreichen zu können. Wer Registrierung aber nur als Notlösung sieht („Ich wär viel lieber in der Forschung aber da bekomm ich keinen Job“), der sollte es besser bleiben lassen.

Vielen Dank für das Interview!

Titelbild: Zellkultur in Petrischale (c) kaibara87  via Wikimedia Commons

Mag. Dr. Wolfgang Holnthoner arbeitet am Ludwig-Boltzmann-Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie. Er leitet die Arbeitsgruppe für Endothelzellbiologie. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Regeneration von verletztem Gewebe und das „Tissue Engineering“, also das künstliche Herstellen von funktionellen Organen.
Diese Organe müssen natürlich mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, wodurch sich die Notwendigkeit von künstlichen Blut- und Lymphgefäßen ergibt. Wolfgang Holnthoner hat an der Universität Wien Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologe und Genetik studiert. Nach seiner Dissertation an der Universität Wien (Dissertationsfach Molekularbiologie) wechselte er im Rahmen eines Erwin-Schrödinger-Stipendiums an die Universität Helsinki (Finnland), um sein Postdoc-Training zu absolvieren. Seit 2009 arbeitet Holnthoner am LBI Trauma in der Forschung, zudem unterrichtet er an der FH Technikum Wien im Rahmen der Studiengänge „Biomedical Engineering“ und „Tissue Engineering and Regenerative Medicine“.

Wolfgang Holnthoner

1) Wolfgang, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Mein Arbeitsalltag gestaltet sich sehr vielfältig. Als Gruppenleiter muss man einen Überblick über die Forschungsprojekte behalten, was nicht immer einfach ist. Ebenso mühsam kann das Auftreiben von Geldmitteln für die Forschung sein. Zu diesem Zweck arbeite ich sehr oft an entsprechenden nationalen und internationalen Forschungsanträgen. Die Forschungsergebnisse müssen dann in ein Manuskript „verpackt“ werden und optimalerweise in einem angesehenen Journal publiziert werden. In regelmäßigen Abständen trifft sich die Arbeitsgruppe als solche, um aktuelle Probleme zu diskutieren. Ich bin auch sowas wie ein „Motivator“ und „Mediator“. Der Ausbau und die Pflege der Netzwerke und die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner stellt ebenso eine Hauptaufgabe für mich dar.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mit gefällt am meisten, dass ich relativ (!) unabhängig arbeiten kann. Meine Arbeitszeiten sind flexibel, ich kann sie mir im Wesentlichen selber einteilen. Das spannendste an meiner Arbeit ist jedoch, immer an etwas Neuem zu forschen, Dinge neu zu entdecken, an neuen Entwicklungen beteiligt zu sein, und vor allem macht es Spaß, mit meinem hervorragenden Team zusammenzuarbeiten.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Als forschender Biologe ist man des Öfteren mit Zeiten konfrontiert, in denen Projekte gar nicht oder nur sehr schlecht funktionieren. Wenn man ein Experiment plant und zum Schluss die erforderlichen Zellkulturen mit Bakterien kontaminiert sind, kann die Arbeit von Wochen mit einem Schlag vernichtet sein. Eine gewisse Frusttoleranz ist also extrem wichtig. Diese zu entwickeln, ist sicherlich nicht einfach. Ebenso schwierig ist natürlich auch die Finanzierung der Forschung. Man muss ständig Geld auftreiben, um Mitarbeiter und teure Reagenzien anschaffen zu können.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Als ich von meinem Auslandsaufenthalt in Finnland zurückgekommen bin, war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung hier in Wien. Es war letztlich ein Zufall, dass ich genau hier gelandet bin.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Als Forscher ist eine Dissertation unumgänglich. Das Doktorat ermöglicht einem Biologen eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Mein Auslandsaufenthalt war jedenfalls sehr hilfreich, sowohl im Sinne des wissenschaftlichen Trainings (PostDoc) als auch was die Sprachfertigkeit in Englisch anlangt. Schließlich müssen alle Forschungsanträge und Publikationen auf Englisch geschrieben werden. Letztlich ist die immer wieder zitierte „Sozialkompetenz“ extrem wichtig.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Nach meiner Matura wollte ich „das Leben“ studieren. Ich hatte die Entscheidung zwischen Germanistik und Biologie. Letztlich wurde es dann doch Biologie. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, was ich nach meinem Studium machen wollte.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Die Situation für forschende BiologInnen in Österreich ist sicherlich nicht einfach. Das hat zum Großteil mit den verfügbaren finanziellen Mitteln zu tun. Jedoch gibt es Unterschiede zwischen dem akademischen und dem privatwirtschaftlichen Bereich.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Als Biologe mit Schwerpunkt Gefäßbiologie bin ich in meiner Position als Gruppenleiter der Endothelzellgruppe sicherlich an der richtigen Stelle. An unserem Institut arbeiten wir jedoch sehr interdisziplinär. Ich arbeite mit BiotechnologInnen, ChemikerInnnen, Medizinern und Tierärzten eng zusammen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Natürlich vergisst man vieles, was man im Studium gelernt hat, wieder, und letztlich merkt man sich nur die Dinge, die man im Alltag auch wirklich braucht. Ich habe die Studienzweige Mikrobiologie und Genetik gewählt. Vor allem die Genetik spielt natürlich eine große Rolle in meinen Forschungsprojekten, ebenso die Molekular- und Zellbiologie. Ich finde, dass das Biologiestudium an der Universität Wien eine sehr fundierte Ausbildung bietet.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Auf alle Fälle nach dem Studium einen Auslandsaufenthalt in Erwägung ziehen (es muss nicht immer Amerika sein!). Des Weiteren schon sehr früh beginnen, ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Als Forscher arbeitet man immer im Team (oder wie mein Chef sagen würde: „Art is I, Science is We“. Heutzutage ist die Präsentation der eigenen Person dank Portale wie Linked.in oder Researchgate.com ja sehr einfach.

Vielen Dank für das Interview!

Wolfgang Holnthoner
Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie, Endothelial Cell Group
Profil bei researchgate.net

Helene Möslinger hat Zoologie an der Uni Wien studiert. Anschließend hat sie drei Jahre am Wolfsforschungszentrum (Wolf Science Center) in Ernstbrunn bei der Aufzucht, beim Training und bei Experimenten mit Wölfen und Hunden mitgearbeitet.
Nach einem Praktikum bei LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, begann Helene im Juni 2011 als Mitarbeiterin im Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ (www.wolfsregion-lausitz.de) und ist seit 2013 zusätzlich als freiberufliche Mitarbeiterin bei LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland tätig.

Helene mit einer Urinprobe für das Wolfs-Monitoring (c)Martin Hudák

1) Helene, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Das Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ ist die zentrale öffentliche Anlaufstelle zum Thema Wolf in Sachsen. Im Rahmen meiner Tätigkeit beantworte ich Anfragen zum Wolf aus der Bevölkerung, von Behörden oder auch Medien. Zum Beispiel über Verhalten, dessen Verbreitung in Sachsen bzw. auch Deutschland. Des Weiteren halte ich Vorträge und organisiere Exkursionen für Schulklassen und Erwachsene. Wir verfassen Pressemitteilungen, Newsletter, erstellen Faltblätter, betreuen Infostände, … Ziel ist es über den Wolf als Tierart aufzuklären, Ängste und Vorbehalte zu minimieren, um so ein Zusammenleben von Wolf und Mensch zu ermöglichen.
Das Institut LUPUS für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland ist unter anderem für das Monitoring der Wölfe in Sachsen und Süd-Brandenburg beauftragt. Im Zuge dessen arbeite ich mit bei den Monitoringsarbeiten, also der Datenerhebung und Überwachung – und der weiteren Bearbeitung dieser in einzelnen Rudeln. Zum Beispiel erbringen des Nachweises von Vorkommensgebieten, Reproduktion, Feststellung der Mindestzahlen der Tiere in dem jeweiligen Rudel, Sammeln von Proben für genetische Untersuchungen und für die Nahrungsanalysen.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Im Kontaktbüro vor allem die Arbeit mit Kindern, da diese meist dem Thema offen und neutral eingestellt sind. Sie fragen unbefangen nach und informieren sich. Ebenso freut mich wenn man mit Menschen spricht und man merkt, dass sie über das soeben erfahrene nachdenken, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Bei LUPUS gefällt mir die Herausforderung herauszufinden, wie die Wölfe in der Kulturlandschaft leben, das Überprüfen verschiedener Theorien über den Wolf und der Umgang mit immer wieder neu auftretenden Situationen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Der Wolf ist eine sehr emotional befangene Tierart, jeder Mensch hat sein eigenes Bild von einem Wolf. So ist es manchmal schwierig sich mit Fakten gegen so manch eine falsche Darstellung zu behaupten. Häufig wird der Wolf als Sündenbock für alles Mögliche herangezogen und es ist of schwierig das Gegenteil zu beweisen. Der Wolf ist ein kräftiges Tier aber er ist nicht böse und nicht aggressiv.

Die Herausforderung bei LUPUS ist es den Nachweis eines Wolfes in einem Gebiet zu erbringen. Die Welpen nachzuweisen. Spuren und Hinweise zu verstehen und zu deuten. Den Überblick über die Territorien zu behalten, Dynamiken zwischen und innerhalb der Territorien erkennen und zu verstehen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Aus Interesse am Thema habe ich mich informiert und habe dann beim Institut LUPUS ein Praktikum absolviert. Im Zuge dessen bin ich auf die frei werdende Stelle im Kontaktbüro aufmerksam geworden.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Biologiestudium war auf jeden Fall von Vorteil und vor allem meine Erfahrung im Bereich Wölfe sowie meine Einstellung den Wolf den Menschen näher zu bringen, ihn nicht schön zu reden und auch nicht zu verteufeln. Engagement und immer wieder Interesse an der Sache zeigend.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Zumindest seit Schulzeiten wollte ich Biologie studieren und schon lange hatte ich auch großes Interesse am Wolf. Mittlerweile habe ich mich in sehr vielen Bereichen mit dem Wolf beschäftigt. So reicht es vom direkten Kontakt über das erheben von Hin – und Nachweisen freilebender Wölfe bis hin zum Informationstransfer an die Bevölkerung. Vieles aus meinem Studium konnte ich bisher anwenden und viel Neues habe ich dazu gelernt. Vor allem die Monitoringstätigkeiten sind mir wichtig und bereichern die Öffentlichkeitsarbeit. So ist es ganz etwas anderes über einen Bereich zu sprechen, wenn man selbst bereits darin Erfahrung gesammelt hat, als wenn man nur davon gelesen hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ja es gibt sie, jedoch sind sie je nach Bereich selten und vor allem schnell vergriffen. Es gäbe vor allem viel Arbeit die gemacht werden will, aber häufig fehlen den einzelnen Institutionen die finanziellen Mittel um weitere Leute zu beschäftigen.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Studium im Naturwissenschaftlichen Bereich ist auf jeden Fall von Vorteil, oder zumindest eine Ausbildung im Bereich Naturschutz, Umweltschutz. Aber auch eine Ausbildung im Sozialwisschenschaftlichenbereich wäre sehr vorteilhaft.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Ökologische Zusammenhänge, Räuber-Beute Beziehungen, Kenntnisse über Populationsdynamiken, Physiologische Mechanismen. Generell Zusammenhänge verstehen lernen. Im Prinzip kann man sehr viel vom Gelernten immer wieder anwenden. Vor allem bei Fragen, kann man sich häufig mittels Grundwissen das eine oder andere erschließen. Das Detail muss man ohnehin nachlesen.
Präsentationstechniken, was leider bei mir im Studium etwas kurz kam.
Management und rechtliche Bedingungen im Naturschutz (national als auch international). Beides wurde zumindest damals kaum im Studium behandelt. Dies sind jedoch Bereiche mit denen man in der Arbeitswelt konfrontiert wird und in deren Rahmen man sich bewegt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Dran bleiben! Wenn man weiß was man möchte, nicht locker lassen und nicht abschrecken lassen. Zusammenhänge lernen, nicht jedes Fach für sich sehen. Praktikas machen! Auch wenn diese im Bereich Naturschutz und Freilandforschung häufig nicht oder nur wenig bezahlt werden, die Erfahrungen machen sich bezahlt.

Vielen Dank für das Interview!

Helene Möslinger
Wolfsregion Lausitz

Cornelia Franz-Schaider arbeitet an der  Karl-Franzens Universität Graz, wo sie am Institut für Zoologie als “Senior Lecturer” angestellt ist. Ihre Hauptaufgabe ist die Lehre im Fach Zoologie, die Betreuung von Master- und Bachelorarbeiten, sowie organisatorische Mitarbeit. Sie ist mit Unterbrechungen seit 1996 externe Lehrbeauftragte am Institut für Zoologie, seit 2009 hat sie eine Halbtagsstelle als Lecturer, seit Sommer 2013 einen unbefristeten Vertrag.

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Andreas Kaufmann hatte bereits seit den späten 1980er Jahren beruflich mit Land- und Forstwirtschaft, mit Tierhaltung, Tierparks und Zoos zu tun und verwandelte Mitte der 1990er Jahre einen Wildpark in einen international anerkannten und wissenschaftlich geführten Zoo, den Tierpark Herberstein. Noch in einem Angestelltenverhältnis, war Andreas bereits nebenbei als Freelancer, vor allem im Zoobereich, tätig. Seit 2007 ist er ausschließlich selbständig und hat 2008 die GoWILD KG – Zoo & Wildlife Consulting Services, (seit 2012 mit der Erweiterung “Film Productions“), gegründet, deren Miteigentümer und Geschäftsführer er ist (siehe auch Infokasten am Ende des Beitrags). Andreas ist Leiter der Tierpflegerausbildung im WIFI Wien, Lektor an der Karl-Franzens Universität Graz, Vorstandsmitglied der Animal Transportation Association (ATA) und Berater der International Air Transport Association (IATA) im Auftrag der Welt-Zoo-Organisation WAZA.

1) Andreas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Das Schöne an meiner Tätigkeit ist, dass kaum ein Tag dem anderen gleicht, sofern man von den Tagen, die man mit Buchhaltung, Bankangelegenheiten, usw. verbringt, absieht. Grundsätzlich ist jedes Projekt das wichtigste und wir streben stets danach, die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen. Natürlich ist es außerordentlich wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben, Kontakte zu pflegen und sich selbst zu präsentieren, zu vermarkten um neue Aufträge zu akquirieren, wobei man durchaus einfallsreich und proaktiv sein kann.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Abb. 1 Andreas Kaufmann bei einer Diskussion im Zoo

Zweifellos die Abwechslung, die stets neuen Herausforderungen, die Möglichkeit viel zu reisen, auch wenn die ganze Fliegerei manchmal richtig anstrengend sein kann. Ich lerne viele großartige und interessante Leute kennen, kann mit ihnen arbeiten, von ihnen lernen, aber auch Wissen und Erfahrung an andere Menschen weitergeben. Es ist ein unheimlich angenehmes und befriedigendes Gefühl etwas zustande zu bringen und Erfolg zu haben. Manchmal bekommt man auch die Chance, etwas wirklich Gutes und Wertvolles zum Ganzen beitragen zu können! Der Ansatz besteht immer darin, etwas besser zu machen als es vorher war!

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Mir selbst frei zu geben und abzuschalten.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Bei meiner Tätigkeit handelt es sich ja nicht um einen Job, den man irgendwo findet. Die kurze Version lautet vermutlich: es hat sich so ergeben, … und etwas Glück. Ich glaube nicht, dass wir hier Platz für die lange Version haben!

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Es ist mehr die Summe der Dinge als die einzelnen Bausteine. Eine fundierte Ausbildung und jahrelange praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen und Sparten, ermöglichen uns heute, in Kombination mit einem guten Netzwerk, ein “one-stop-shop” für praktisch alle tierbezogenen Bereiche anzubieten – ein Vorteil und Alleinstellungsmerkmal! Dazu kommt die Fähigkeit andere Positionen zu akzeptieren, zu verstehen und daraus win-win Situationen kreieren zu können. Außerdem eine gewisse Unnachgiebigkeit und Sturheit in grundsätzlichen Fragen, innerer Antrieb, Überzeugungskraft und zu wissen, wohin man will.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Alles deutet darauf hin, dass ich für diesen Beruf geboren wurde!

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich glaube, es ist wichtig, das zu machen, was man für richtig hält und was man tun möchte. Nur dann wird man wirklich gut! Und gute Leute haben immer eine Chance!

Abb.2 Mit Asiatischem Elefant

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Das Biologiestudium bildet die Grundlage. Eine gesunde und stabile Basis ist wichtig, reicht aber noch nicht aus. Man darf nicht stehen bleiben, muss sich ständig weiterbilden, Erfahrungen machen und daraus lernen. Praktische Erfahrung ist unersetzlich. Was man selbst begreift und hautnah spürt, bleibt im Kopf! Grundlagen in Wirtschaft und Steuerfragen sind heute lebensnotwendig, Sprachen helfen ebenfalls. Unter Berücksichtigung der globalen Entwicklung, empfehle ich Mandarin!

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Meine Studienzeit ist ja schon ein Weilchen her, aber ich hatte sehr gute Lehrer, die in der Lage waren Zoologie und Natur mit Literatur, Kunst, Musik, …, und Geschichte zu verbinden, Lehrer die Zusammenhänge herstellen konnten und mir gezeigt haben, dass es nicht nur eine Wahrheit und einen Zugang gibt, auch wenn es sich augenscheinlich um dieselbe Sache handelt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Erfahrungen sammeln, sich für nichts zu schade und dennoch zielstrebig sein, die Studienzeit nutzen um Erfahrungen und Kontakte zu sammeln, sich orientieren, Gelegenheiten wahrnehmen und Chancen ergreifen!

Abb. 3 Abschluss der Florida Exkursion 2013
GoWILD Logo

Vielen Dank für das Interview!

Das Betätigungsfeld der GoWILD KG ist ständig im Fluss, erweitert und verändert sich mit den Ansprüchen der jeweiligen Zeit und den Erfordernissen. Im Wesentlichen dreht sich’s aber immer um Natur, Tiere, Zusammenhänge, Information und Bildung. In den letzten Jahren geht’s auch immer mehr um gesetzliche Rahmenbedingungen im internationalen Kontext im Artenschutz, in der Tierhaltung und im Tiertransport. Zu den nationalen und internationalen Kunden gehören Zoos, Behörden, Arten-, Naturschutz- und Tierschutzvereine, Interessensvertretungen, …., aber auch zahlreiche Studenten, die den einen oder anderen unserer Kurse absolvieren (siehe Abbildung 3).
www.gowild.at

Verena Wiesbauer Ali

ECO ISLANDERS MALDIVES

Verena Wiesbauer Ali arbeitet selbstständig als freischaffende Meeresbiologin (“consultant”). Im Jahr 2011 gründete sie auf den Malediven die Firma ECO ISLANDERS MALDIVES. Unter anderem führt sie Umweltverträglichkeitsprüfungen und Monitorings zu Land und im Wasser durch, leitet ein Marine Centre, bietet Workshops und Fortbildungen an und engagiert sich für den Schutz und die Sanierung von Korallenriffen.

1) Verena, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich bin prinzipiell an 3-4 Tagen in der Woche in zwei verschiedenen Hotelinseln als Meeresbiologin tätig, sowohl als Lektorin, als auch als Managerin eines kleines Marine Centres in einem Hotel. Ich habe sehr viel Kontakt zu Touristen und verbinde im Grunde genommen Meeresbiologie und Tourismus auf den Malediven. An den anderen Tagen der Woche bin flexibel, je nach laufenden Projekten, entweder auf weiteren Inseln tätig oder arbeite ab und zu auch von zu Hause aus an Berichten.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Dass ich durch mein biologisches Wissen dazu beitragen kann, Touristen, die meist mit Biologie nicht viel zu tun hatten, die Meeresbiologie näher zu bringen und zu sehen, was ich dadurch bewirken kann. Der abwechslungsreiche Arbeitsalltag ist spannend, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

In meinem Fall ist es eine Herausforderung, biologisches Wissen für alle Nationalitäten verständlich aufzubereiten und alle Hotelgäste zu erreichen. Eine (positive) Herausforderung ist es auch, den Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Frustrierend ist, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann, und zu sehen, dass es den Einheimischen leider sehr an Liebe zu ihrer Umwelt mangelt.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

In diese Art von Job bin ich durch meinen Lektor auf der Universität (Dr. Reinhard Kikinger, Biologie) geraten, der von einer Stelle als Meeresbiologin gehört hat und mich dafür empfohlen hat. Danach habe ich zwei Jahre lang in einer privaten Firma als Umweltverträglichkeitsprüferin gearbeitet. Diese Firma habe ich im Internet gegoogelt und sie einfach angeschrieben. Zufällig suchten sie eine Meeresbiologin. Als ich im Umweltministerium als Prüferin registriert wurde, habe ich mich selbstständig gemacht. Dies ermöglicht mir nun, in verschiedenen Bereichen tätig zu sein, d.h. einerseits als Umweltverträglichkeitsprüferin (ca. 10% meiner Zeit), andererseits als “consultant” auf zwei verschiedenen Inseln. Den Job als Lektorin habe ich bekommen, nachdem ich dem Management den ersten meeresbiologischen Vortrag gratis angeboten habe; der hat ihnen gefallen und jetzt mache ich das seit mehr als zwei Jahren. Die Arbeit als Leiterin eines Marine Centres habe ich durch den Eigentümer angeboten bekommen, der über einige Ecken von mir gehört hatte und gerade nach einer Meeresbiologin gesucht hatte.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Ein Universitätsabschluss, Flexibilität, Enthusiasmus und Engagement und eine “can-do-attitude”. Entscheidend, diesen Job zu behalten ist, 110% dabei zu sein. Man muss sehr verständnisvoll sein, mit unterschiedlichen Kulturen zusammen arbeiten können und etwaige Engstirnigkeiten komplett ablegen.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich hatte während meiner Gymnasiumzeit keine konkreten Berufswünsche. Erst gegen Ende erwachte das Interesse an der Biologie. Privat bin ich auf die Malediven gestoßen und dort “hängen” geblieben. Dann hab ich mich entschieden, etwas zu studieren, womit ich hier leben kann. Ich bin also von einem generellen Interesse an Biologie an die Meeresbiologie geraten. Die Verbindung zum Tourismus hat sich mit der Zeit ergeben und sich als “Traum-Kombination” für mich herausgestellt.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Es gibt immer wieder freie Stellen als MeeresbiologInnen. Ich betreibe eine Webseite, auf der sich fertige MeeresbiologInnen (BSc, MSc, PhD) registrieren können und die ich im Falle einer freien Stelle kontaktiere, ob sie sich gerne bewerben wollen: http://gimmarine.webs.com.

Ich kann nur den Link zwischen BiologInnen und der Personalabteilung oder dem Management herstellen. Der Service ist für alle Seiten gratis. Es gibt natürlich keinen Überfluss an Stellen… Immerhin 25 MeeresbiologInnen (darunter 6 Österreicherinnen) haben über meine Webseite in den letzten 2 Jahren eine Stelle gefunden. Davon haben einige bereits nach Vertragsende die Malediven verlassen. Die meisten bleiben nicht länger als ein Jahr; selten 2-3 Jahre.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ja, ein Biologiestudium ist notwendig, im Speziellen Meeresbiologie. Eine Tauchausbildung ist ebenfalls notwendig. Diese hat man allerdings als MeeresbiologIn sowieso.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Die praktische Arbeit im Korallenriff. Das meeresbiologische Praktikum in Dahab war eines der sinnvollsten meeresbiologischen Kurse. In meinem Fall waren Dr. Kikinger’s Vorlesungen über das Plankton und über die Biodiversität der Malediven, sowie Prof. Velimirov’s “Biologie rezenter Riffe” extrem hilfreich. Prof. Karl Kleemann’s “Kanaeozoische Scleractinia” war hart, aber hat den Grundstein gelegt, sich später weiter in Korallentaxonomie einzulesen. Prof. Stachowitsch Vorlesungen waren alle sehr inspirierend, sein Engagement ist ansteckend und hat mir sehr geholfen. Natürlich sind auch alle einführenden Vorlesungen unheimlich wichtig, um sich ein Grundwissen anzueignen. GIS, Statistik, Präsentationstechniken und wissenschaftliche Schreibtechniken sind ebenfalls sehr wichtig und sollte man als Meeresbiologe nicht unterschätzen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

MeeresbiologInnen, die gerne auf den Malediven arbeiten möchten, können sich gerne auf meiner Webseite (gratis) registrieren, allerdings sind die Stellen natürlich limitiert und man darf sich nicht zu viel erwarten. Als Österreicherin kann ich – nur für wirklich enthusiastische KandidatInnen – ein besonders gutes Wort einlegen. Die Entscheidung liegt beim Management und man darf nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt.

Generelle Empfehlungen: Engstirnigkeit und Sorgen ablegen; offen sein und positiv denken; sich nicht zu viel Stress machen. Arbeitet in verschiedenen verwandten Bereichen; nehmt auch mal eine Volunteer-Position an, wenn es finanziell möglich ist. Macht viele Praktika, lernt von anderen Biologen, reist ins Ausland! Es gibt immer irgendwo Stellen, für die man geeignet ist, besonders in Entwicklungsländern.  Exzellentes Englisch ist von großem Vorteil; eine oder mehrere weitere Fremdsprachen besonders im Hotel ein besonders dickes Plus. In Entwicklungsländern ist wohl die Bezahlung nicht besonders hoch, aber der Lebensstil ist anders und am wichtigsten ist, dass einem die Arbeit Spaß macht. Es eröffnen sich immer weitere Wege. Offenheit und Anpassungsfähigkeit (andere Länder, andere Sitten, andere Arbeitsstile). Als Meeresbiologe hat man häufig bessere Chancen, einen Job zu bekommen, wenn man zusätzlich Dive Master oder Dive Instructor ist. Als Absolvent einer österreichischen Universität hat man in Asien besonders gute Aussichten.Und wer mal die Malediven mit kleinem Budget bereisen und/oder betauchen möchte, darf sich gerne unter ecoislanders@gmail.com melden!

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
Verena Wiesbauer Ali
www.ecoislanders.com
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