Titelbild: (c) Nathan Reading from Halesowen, UK [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons

Nach einem Ferialpraktikum 2005 sowie dem Diplompraktikum 2006/07 für ihr Studium an der Fachhochschule Krems, ist die Niederösterreicherin DI(FH) Karin Schöndorfer seit 2007 Vollzeit als Angestellte der Firma Biomin Holding GmbH tätig. Sie konnte in dieser Zeit erst die Forschungsmitarbeit, dann die Projektleitung im Bereich Futtermittelkonservierung einschließlich der Betreuung von Bachelor- und Masterkandidatinnen bei deren Abschlussarbeit und schließlich auch die Produktregistrierung kennenlernen, mit der sie sich hauptberuflich seit etwa zwei Jahren als Regulatory Affairs Manager auseinandersetzt.

Karin Schöndorfer

1) Karin, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich bin bei der Firma Biomin Holding GmbH in der Produktregistrierung von Futtermittelzusätzen tätig. Meine Arbeit umfasst das Erstellen von Dossiers, die die Produkte den behördlichen Vorgaben entsprechend möglichst genau beschreiben müssen. Diese Beschreibung erfolgt sowohl im Hinblick auf Charakterisierung der Produkte als auch auf sicherheitstechnische Aspekte und Effizienz der Produkte. Um diese Informationen zu erhalten arbeite ich stark mit meinen Kollegen aus Forschung und Entwicklung zusammen. Auch (fachliche und sprachliche) Korrektur von Forschungsreports, Literaturarbeiten und Networking mit Kollegen aus anderen Ländern stehen gelegentlich auf der Tagesordnung.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Kein Produkt ist wie das andere und jede aktive Substanz hat eine andere Wirkungsweise und einen anderen Hintergrund. Dies bedeutet, dass man sich mit jedem Produkt im Detail auseinandersetzen muss um verstehen zu können, welche regulatorischen Anforderungen damit verbunden sind. Somit lernt man immer etwas Neues kennen. Außerdem sind auch die Verordnungen und Richtlinien stetigen Änderungen unterworfen. Die Arbeit wird daher nie langweilig, obwohl sie eine (fast) reine Schreibtischarbeit ist.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Der Brückenschlag zwischen den regulatorischen Anforderungen und den praktischen Möglichkeiten diese zu erfüllen, ist manchmal herausfordernd. Man ist oft auf der Suche nach geeigneten Methoden um die erforderlichen Untersuchungen durchführen zu können. Außerdem sind die entsprechenden Richtlinien und Gesetze nicht immer einfach zu verstehen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich habe bereits einige Jahre im gleichen Unternehmen ein kleines Forschungsprojekt im Bereich der Futterkonservierung geleitet. Im Zuge dessen habe ich mir einige nützliche Fähigkeiten für die Registrierungsarbeit angeeignet – genaue Dokumentation, to-the-point Präsentation von Ergebnissen und Mitarbeiterkoordination. Eines Tages ist mir angeboten worden an einem Registrierungsdossier mitzuarbeiten. Ich habe die Herausforderung angenommen und in der Folge meine Tätigkeit in der Abteilung Regulatory Affairs neben meiner Forschungsarbeit aufgenommen. Schließlich hat sich mein Forschungsprojekt weiterentwickelt – seitdem widme ich mich ganz der Produktregistrierung.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Für meine Tätigkeit benötigt man vor allem eine Affinität zum Schreiben, zum Heraussuchen und genauen Lesen und Weitergeben von Informationen. Erfahrungen im Projektmanagement sind ebenfalls hilfreich. Außerdem darf man keine Scheu vor juristischen Texten haben. Die Tatsache, dass man wenig von dem, womit man im nächsten Moment arbeiten muss, zuvor bereits im Detail gelernt hat, darf einen auch nicht abschrecken. Die vollständige Beherrschung der englischen Sprache ist ebenfalls ein Muss. Zuletzt sind ein gewisses Maß an Geduld und gute Kommunikation für die Arbeit sehr praktisch.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich habe vor dem Studium die Handelsakademie mit Fremdsprachenschwerpunkt besucht. Mein ursprünglicher Studien- bzw. Berufswunsch war Englisch und Spanisch als Dolmetscherin oder Übersetzerin. Ich habe diesen Wunsch aber aufgegeben da es relativ schwierig ist mit einer solchen Ausbildung (speziell in diesen doch sehr gängigen Sprachen) konkurrenzfähig zu werden. Da naturwissenschaftliches Interesse aber durchaus vorhanden war habe ich als Alternative einen englischsprachigen FH-Studiengang der medizinischen und pharmazeutischen Biotechnologie in Krems besucht, der mir schließlich die Tür zu meiner Tätigkeit geöffnet hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke, es kommt sehr darauf an, woran man letztendlich arbeiten möchte. In meiner Firma werden beispielsweise immer wieder Forschungs- bzw. Labormitarbeiter gesucht.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Für meine Position ist ein Biologiestudium nicht unbedingt erforderlich. Allerdings gehört ein Grundverständnis für naturwissenschaftliche Methoden (zB mikro- und molekularbiologische Methoden, diverse Analytik) schon zu den Voraussetzungen. Andere Ausbildungen, mit denen man in der Produktregistrierung für Futtermittelzusätze landen könnte, sind zum Beispiel diverse biologisch-technische Studiengänge, analytische Studien, Ernährungswissenschaften, Tierernährung oder (Veterinär-)Medizin. Es gibt inzwischen auch Studiengänge die auf die Tätigkeiten in Regulatory Affairs vorbereiten (zum Beispiel auf der Fachhochschule Krems).

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Inhalte aus der Mikro- und Molekularbiologie sowie aus dem Projektmanagement aus meinem Studium kommen mir immer wieder unter. Außerdem war es wichtig wissenschaftliches Schreiben und Statistik gelernt zu haben. Zusätzlich bin ich sehr froh über alles, was ich möglichst früh an wissenschaftlichem Englisch lernen konnte. Und, mit einem halben Augenzwinkern: die Kenntnisse in Maschineschreiben und Microsoft Office aus der Schule bleiben ein Dauerbrenner bei Dossierumfängen von mehreren Hundert Seiten!

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Vorher schon mal ein paar Jahre Laborluft schnuppern! – Das bringt Verständnis für Abläufe, gibt ein Gefühl dafür wie lang Laborexperimente dauern können und macht bereits mit diversen Methoden vertraut. Dies alles hilft um herauszufinden welche Erwartungen man haben kann, wenn man an der anderen Seite des Schreibtisches sitzt und von den Kollegen im Labor Ergebnisse erwartet.
Der zweite Teil ist dran bleiben und Begeisterung zeigen! Das Interesse für juristische Angelegenheiten in Kombination mit biologischen Fakten und hohe Selbstmotivation sowie die Bereitschaft auf Menschen zuzugehen und über allerhand Dinge nachzufragen ist bereits die halbe Miete. Aber das Dranbleiben ist auch für die Tätigkeit selber wichtig um Registrierungsprojekte zeitgerecht einreichen zu können. Wer Registrierung aber nur als Notlösung sieht („Ich wär viel lieber in der Forschung aber da bekomm ich keinen Job“), der sollte es besser bleiben lassen.

Vielen Dank für das Interview!