Titelbild: Ökologe Albin Blaschka – die Arbeit im Freiland ist neben Literaturrecherche, Absprachen mit Projektbeteiligten, Nachbereitung, Auswertung und Publikationstätigkeit nur ein Aspekt seines Arbeitsbereiches. Quelle: Albin Blaschka

Albin Blaschka

Albin Blaschka ist seit September 2002 an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft (einer Dienststelle des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – BMLFUW), zuerst über Werkverträge, seit Anfang 2004 als „Freier Dienstnehmer“, tätig. Zwischen 1992 und 2000 hat er Ökologie an der Universität Salzburg studiert (Magister) und zwischen 2008 und 2015 im Rahmen seiner Tätigkeiten, über die Universität Salzburg ein Doktorat absolviert.

Sein „offizieller“ Arbeitsbereich ist Projektmanagement und Support von internationalen Projekten. Die fachlich-wissenschaftlichen Tätigkeiten umfassen angewandte Fragestellungen aus den Bereichen Vegetationsökologie, Landschaftsökologie, ökologische Wiederbegrünung und Renaturierungsökologie. Zurzeit beschäftigt sich Albin Blaschka intensiv mit dem Management von Almweiden unter sich ändernden Bedingungen, unterschiedlichen Landnutzungssystemen und multifunktional genutzten Landschaften. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist es, Wissen und Erkenntnisse der Grundlagenforschung für die praktische Anwendung aufzubereiten und an Bedarfsträger (Landwirte, aber auch Naturschutz und Tourismus, etc.) weiterzugeben.

1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Mein eigentlicher Aufgabenbereich liegt im Projektmanagement für internationale Projekte unserer Forschungsanstalt: Informationen über Ausschreibungen zusammentragen, bei der Antragsstellung mitarbeiten, Berichtswesen und Abrechnungen sowie Beratungen und Hilfestellungen für KollegInnen an der Forschungsanstalt.
Es bleibt aber auch Zeit für fachlich-wissenschaftliche Tätigkeiten, entweder in den Projekten für deren Management ich verantwortlich bin, oder aber auch in eigenen oder von KollegInnen durchgeführten Projekten. Die zeitliche Aufteilung hängt stark von der Jahreszeit beziehungsweise vom jeweiligen Projektzyklus ab und natürlich davon, wie viele Projekte gerade an unserer Anstalt laufen. Wenn ich hauptsächlich wissenschaftlich arbeite, verteilt sich meine Zeit auf verschiedene Bereiche: Vorbereitungen und Literaturrecherche, Absprachen sowohl mit am Projekt beteiligten KollegInnen, aber auch mit GrundeigentümerInnen usw., Geländearbeit/Datenaufnahmen während der Vegetationsperiode(spätes Frühjahr und Sommer), Nachbereitung (Proben versorgen, Dokumentation, Datenmanagement, Nachbestimmungen von Arten) und Auswertungen (Statistik, GIS, etc.), Berichtswesen und Publikationstätigkeiten.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Die Abwechslung, die Herausforderung, Theorie und Konzepte in praxistaugliche Maßnahmen oder Empfehlungen umzusetzen, Wissen aus unterschiedlichen Bereichen (Botanik/Ökologie, Landschaftsökologie, Naturschutz, Landwirtschaft) zu verknüpfen und manchmal zu sehen, dass Ergebnisse der eigenen Arbeit von den BedarfsträgerInnen verwendet werden.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Anstrengend wird es, wenn es gilt gegen vorgefasste Meinungen und gegenseitige Vorurteile (Ökologie/Naturschutz auf der einen und Landwirtschaft auf der anderen Seite) anzukämpfen – „Wir haben das immer schon so gemacht, und werden das jetzt nicht ändern“. Auch Hierarchien und Bürokratie lassen einen von Zeit zu Zeit das Vorbild von Don Quijote ziemlich erstrebenswert erscheinen, bei allem Verständnis, dass in einer (alpinen Kultur-) Landschaft, in der viele Interessen zu Recht herrschen, Regeln und deren Einhaltung unbedingt notwendig sind.

4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?

Durch puren Zufall bzw. eigentlich Glück: Eine Studienkollegin hatte einen Werkvertrag an der Forschungsanstalt, den sie aber wegen einer anderen Jobmöglichkeit, die ihr mehr entsprach, nicht mehr vollständig erfüllen konnte. Nach Gesprächen mit dem verantwortlichen Kollegen, konnte sie den Werkvertrag auf mich übertragen – ich war damals freiberuflich tätig und immer auf der Suche nach Aufträgen. Daraus ergaben sich Folgeaufträge, zuerst ebenfalls auf Werkvertragsbasis. So entstand dann im Rahmen meines ersten EU/INTERREG – Projektes ein zeitlich begrenzter Vertrag als freier Dienstnehmer, dem durchgehend bis heute weitere folgten.

5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?

Die fachlichen Grundlagen der Ökologie bzw. die Kenntnis naturräumlicher Zusammenhänge und Grundkenntnisse der landwirtschaftlichen Forschung und Arbeit sind die unverzichtbare Basis. Weiter sind Datenmanagement, systemtheoretisches und räumliches Denken, GIS, grundlegende Programmierkenntnisse und Organisationstalent notwendig.
Jedoch alles, was irgendwann notwendig wäre, kann man nicht lernen/beherrschen. Daher ist es ebenso unverzichtbar, zu wissen, wo die eigenen Kenntnisse aufhören und es nicht klug ist, zu versuchen diese sich anzueignen, sondern sich KollegInnen zu suchen und mit diesen Kooperationen aufzubauen und gemeinsam an die Lösung des Problems heranzugehen.

6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Im Prinzip entspricht es meinem Berufswunsch – auch wenn mein absoluter Wunschtraum während des Studiums ursprünglich mehr im universitären Umfeld bzw. im Bereich der Grundlagenforschung angesiedelt war. Auch ist der Teil meiner Arbeit, der rein im administrativen Bereich angesiedelt ist, nicht unbedingt motivierend. Er gehört jedoch dazu und bietet andererseits auch interessante Einblicke in andere Tätigkeitsbereiche. Abgesehen davon ist Projektmanagement auch ein Teil jeder wissenschaftlichen Arbeit, auch wenn mir das früher noch nicht bewusst war.

Landschaft als Labor bzw. Untersuchungsobjekt und angewandtes Arbeiten ist abwechslungsreich, heißt auch außerhalb der eigenen Expertise selbst mit anzupacken. Quelle: Albin Blaschka

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?

Die Situation ist sicher sehr schwierig und mit hohem Risiko verbunden, einen guten Job zu finden, speziell wenn man räumlich nicht so flexibel sein kann oder will. Beschränkt man sich auf die Stadt, in der man studiert hat oder die unmittelbare Umgebung, gibt man sich selber noch ein großes Handicap dazu. Sieht man sich als EuropäerIn und hat man auch entsprechende Fremdsprachenkenntnisse (im Prinzip heißt das zusätzlich zu Englisch eine weitere Sprache), erweitert dies die Chancen sehr. Wichtig sind auf jeden Fall Engagement, Fertigkeiten und Fähigkeiten („soft skills“), die über das rein Fachliche hinausgehen, leider auch meist mehr als für einen „normalen“ Job.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Biologiestudium ist auf jeden Fall notwendig. Kenntnisse der Landwirtschaft, zu Landnutzungssystemen allgemein und der Tierhaltung im speziellen, die ich mir in großen Teilen „on the job“ angeeignet habe, sind für die Art von Fragen, die ich bearbeite, ebenso notwendig. Kenntnisse in Ökonomie wären wünschenswert, fundierte Kenntnisse in Datenmanagement und Computer allgemein sind ebenso unverzichtbarer Teil des „Handwerks“. Diese habe ich mir zuerst als Hobby bereits zu Schulzeiten, dann im Rahmen meiner Arbeiten seit der Diplomarbeit selbst angeeignet. Statistik war während meines Diplomstudiums noch nicht so bedeutend, was sich aber inzwischen geändert hat, und das ist gut so.
Über Ausbildung/Lernen hinausgehend ist sicher ein gutes Maß an Organisationstalent und ein gewisses Selbstvertrauen und Auftreten (Vorträge, Besprechungen, etc.) zumindest hilfreich. Auch erleichtert eine gewisse Stressresistenz und Leidensfähigkeit, „Wetterfestigkeit“ und „Robustheit“ die Geländearbeiten.
Im Umfeld internationaler Kooperationen und dem Publizieren der Ergebnisse sind gute Englischkenntnisse Grundbedingung, (grundlegende) Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache auf jeden Fall hilfreich und ein zusätzlicher Bonus.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Kenntnisse von ökosystemaren Zusammenhängen, Wissen über heimische Pflanzengemeinschaften, systemisches Denken, Artenkenntnisse und das systematische Herangehen an ein Problem/an eine Frage, also die „wissenschaftliche Methodik“ als solches, auch wenn das jetzt ein wenig klischeehaft klingt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Bei aller Begeisterung für das eigene Fach und der notwendigen Konzentration darauf, ist es unbedingt notwendig, sich einen offenen Geist zu bewahren und zu akzeptieren, dass das Studium einem nur den Weg weist und Lernen ein ständiger Prozess und damit Teil des eigenen Lebens sein muss. Auch sich eine gesunde Portion kindlicher Neugierde und Spieltrieb zu bewahren, sich die Hartnäckigkeit aneignen, alles (auch sich selbst bzw. die eigene Meinung) in Frage zu stellen. Und über allem muss Ausdauer stehen und die Konsequenz sich von Misserfolgen jeglicher Art auf dem Weg zu einem „guten“ Job nicht abbringen zu lassensowie dabei auch nicht zu vergessen, dass das Leben aus mehr als Arbeit besteht, mag man sich auch noch so sehr damit identifizieren.

Vielen Dank für das Interview!

Titelbild: © Rodrigo Soldon 2 via Flickr

Wolfram Tertschnig ist derzeit Leiter der Abteilung I/3 Umweltförderpolitik, Nachhaltigkeit, Biodiversität des Bundesministerium für ein lebenswertes Österreich (BMLFUW). Das Doktoratsstudium der Zoologie, mit Nebenfach Psychologie, hat er 1986 mit seiner Dissertation an der damals neu eingerichteten Abteilung für Marinbiologie – Meeresökologie abgeschlossen. Bevor er 1988 als Referent für Chemikalienpolitik im österreichischen Umweltministerium tätig wurde, arbeitete er vor allem an FWF-finanzierten und mit ausländischen Forschungsfinanzierungen dotierten Projekten mit, zum Beispiel im tropischen Atlantik (Bermuda) und in Mittelamerika (Belize).
Nach einem Jahr im Ministerium bekam er bereits die Chance Abteilungsleiter der neuen Abteilung für Technologiepolitik im Umweltbereich zu werden; von da an folgten weitere leitende Funktionen in den Bereichen Umweltförderung, Umweltforschung und Forschungskoordination, Umweltbildung, sowie Planung im Bereich nachhaltige Entwicklung. Tertschnig war maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung des Nationalen Umweltplans und der Österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie beteiligt.

1) Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Arbeitsalltag. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Wolfram Tertschnig – Leiter der Abteilung I/3 Umweltförderpolitik, Nachhaltigkeit, Biodiversität des BMLFUW © BMLFUW

Der Arbeitsalltag besteht im Wesentlichen aus Steuerung und Koordination in meinen Zuständigkeitsbereichen. Dazu gehört ebenso die koordinierende Steuerung im Bereich von umweltschutzrelevanten Förderungen – im betrieblichen Bereich aber auch teilweise privat (zum Beispiel thermische Sanierung), als auch die Lenkung in Bereichen wie Bildung, NGO-Management, Ressourcenpolitik, Corporate Social Responsibility, und so weiter. Zudem bin ich für die Abteilung an sich und für die Führung meiner MitarbeiterInnen verantwortlich – wir sind derzeit 16 Personen in der Abteilung. Personalmanagement und die notwendigen Skills, die man in diesem Bereich braucht, sind also ebenfalls wesentliche und prägende Aufgaben meiner Rolle.

2) Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Ich bin in einem Bereich gelandet, in dem ich gestalten und entwickeln, sowie auch politische Prozesse beeinflussen kann. Das war aber nicht mein Motiv, Biologie zu studieren und ist auch nicht der typische Startpunkt im Ministerium. Durch vielfältige Interessen konnte ich mich über die Zeit hinweg für diese Position qualifizieren. So ist es mir nun möglich, in Dingen, die mir wichtig sind einen Beitrag zu leisten, sodass sich Veränderungen zum Positiven ergeben – ob es nun Klimapolitik ist oder die Frage, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen. Ich beschäftige mich mit echten Zukunftsfragen. Diese haben zwar nicht viel mit Detailkenntnissen aus meinem Studium zu tun – aber hier liegt mein spezielles Interesse. In meinem Tätigkeitsbereich ist es sehr von Vorteil, wenn man einen breiten Interessensbereich hat und in der Lage ist, über den Tellerrand zu blicken.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Ihrem Beruf? Was sind für Sie die größten Herausforderungen?

Wenn man im Umweltschutz, der Umweltpolitik, der Umweltverwaltung und nahen Bereichen arbeitet, dann ist man in fast allen Konstellationen mit einer Schwierigkeit konfrontiert: bereichsübergreifend zu denken und arbeiten. Man muss sich bei Herausforderungen bewähren, die ganz wenig mit fachspezifischer Komplexität einer bestimmten Frage zu tun haben, sondern viel mehr mit der Fähigkeit, sich mit Themenbereichen zu vernetzen, in denen man keine Fachkompetenz besitzt. Dies hat viel mit der eigenen Arbeitsweise zu tun: wieweit man in der Lage ist, eigenständig zu arbeiten und zu denken, sowie wie sozialkompetent jemand ist.

Natürlich kann dies von Bereich zu Bereich ein bisschen unterschiedlich sein. Ich bin an eigenständigen und vielseitigen Personen interessiert. In anderen Bereich geht es vielleicht eher um fachspezifische Ausbildungen.

4) Wie sind Sie auf diesen Job aufmerksam geworden?

Eigentlich bin ich zufällig über persönliche Beziehungen im Ministerium gelandet. Ich war nach meinem Studium im Wackel zwischen der Erfüllung meines Lebenstraums im Wasser zu arbeiten und der Notwendigkeit, mit einem sicheren Job in das Berufsleben einzusteigen. Damals gab es das Instrument “Akademikertraining”, wodurch ich verschiedene Möglichkeiten ausprobieren konnte; ich habe auch versucht, im Umweltbundesamt unterzukommen. Dann bekam ich die Chance im Ministerium zu arbeiten und bin hier picken geblieben.

5) Welche Qualifikationen sind für Ihre Tätigkeit besonders wichtig?

Es gibt hierfür keine Einheitsempfehlung, da es vom Anwendungs- und Tätigkeitsbereich abhängt, welche Kombinationen nun gesucht werden. Ich kann nur soviel sagen: Leute, die ich interessant finde, sind jene, die aus dem Regelstudium ausbrechen. Niemand im Ministerium sucht explizit eine/n BiologIn mit Spezialkenntnissen. Es werden Generalisten mit Querschnittserfahrungen, sowohl im Studium als auch studiumsbegleitend, gesucht. Hierzu zählen naturwissenschaftliche, technische, juristische, ökonomische Kenntnisse, sowie Erfahrungen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zentral mit dem gewählten Studium oder der Bachelor-/Masterarbeit zu tun haben. Die Kenntnise müssen nicht auf akademischer Basis gewonnen werden, sondern können auch in (gesellschaftlichem) Engagement Ausdruck finden. Des Weiteren sind auch vielfältige Auslandserfahrungen und Sprachkenntnisse wichtig. Ich war damals einer der wenigen in meinem Studium, die versuchten während der Dissertation und danach Auslandserfahrungen zu sammeln; heute gehören solche Punkte zu einem guten Lebenslauf dazu.

Ein Grundverständnis von Biologie reicht in einem Bereich, in dem es um Generalistentum und sektorübergreifende Arbeit geht, nicht aus. Es braucht auch die Motivation sich mit Bereichen auseinanderzusetzen, die man im Rahmen der Uniausbildung nicht gelernt hat, oder bereits ein fächerübergreifendes Studium zu betreiben.

Tertschnig bei der Green Events Conference 2015 © F.J. Morgenbesser via Flickr

6) War es schon immer Ihr Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hatten Sie früher andere Berufswünsche?

Nein, überhaupt nicht. Das Ministerium war für mich vor meiner Anstellung eine unbekannte Welt. Mit zwölf Jahren habe ich gewusst, dass ich im Meer arbeiten möchte. Das war auch der Grund warum ich Biologie studierte: ich war viecherdamisch und wollte etwas mit Meer machen. Ich bin auch lange Zeit jeden zweiten Abend auf der Uni gesessen und habe verbissen versucht, berufsbegleitend zu habilitieren, aber irgendwann ist mir die Puste ausgegangen. Der Traumjob wäre also gewesen in der Meeresforschung bleiben zu können, aber ich habe mich dann für einen anderen Weg entschieden. Die Möglichkeiten für eine universitäre Anstellung waren eben auch damals schon überschaubar.

7) Wie sehen Sie die Arbeitsmarktsituation in Ihrem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Es gibt Chancen für BiologInnen im Ministerium, allerdings sind diese nicht besser, als für Leute, die aus anderen Studienrichtungen kommen. Ein abgeschlossenes Biologiestudium ist noch kein Garant für eine Anstellung im Ministerium. Wir suchen hier vor allem Generalisten, die Kenntnisse und Interesse in drei Bereichen haben: Jus – man sollte mit rechtlichen Fragestellungen konzeptiv und im Vollzug umgehen können; Naturwissenschaften – ein technisch-naturwissenschaftlicher oder biologischer Hintergrund; sowie Kenntnise bezüglich betriebs- und volkswirtschaftlicher Fragestellungen. Auch ein bisschen akademisches Wissen hinsichtlich der Frage, wie Politik zustande kommt kann nicht schaden. Es gibt also keinen Grund anzunehmen, dass NaturwissenschaftlerInnen bessere Karten haben. Zudem sind betriebliche Erfahrungen und Verwaltungspraktika, sowie auch Auslandserfahrungen und eine breite Qualifikation von Vorteil.

8) Ist ein Biologiestudium für Ihre Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Wie ich bereits erwähnt habe: Wer mit einer reinen akademischen Qualifikation als BiologIn im Ministerium unterkommen möchte, muss extremes Glück haben, etwa weil in einer bestimmten Nische gerade Spezialwissen gefragt ist, welches auf hohe politische Nachfrage stößt – da fällt mir im Moment aber nicht direkt etwas ein. Bei uns werden eher Menschen gesucht, die durch ihre Vita nicht nur qualifiziert, sondern auch interessant sind, da sie Qualifikationen im Kernbereiche des Studiums aufweisen, aber auch darüber hinaus. In meiner Abteilung arbeiten zum Beispiel auch Juristen, Landschaftsplaner sowie Wasser- und Kulturtechniker. Eine der Stärken einer thematisch so breit aufgestellten Abteilung, wie ich sie leite ist, dass man Einblicke in vielfältige Bereiche gewinnt. Ich tu mir selber leicht, mich mit möglichst vielen Dingen zu beschäftigen und ich denke, das ist etwas, das Leute auszeichnen sollte, die in diesem Ministerium arbeiten.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigen Sie in Ihrem Berufsalltag am häufigsten?

Nichts – das Studium war damals anders angelegt. Ich habe durch die oberflächliche Wissensvermittlung nur ein bisschen Grundwissen erhalten. Die Ausbildung in der Biologie war zudem damals sehr politikfremd.

Meine nicht intensiv betreute Dissertation hat hingegen dazu beigetragen Selbstständigkeit zu entwickeln und komplexe Zusammenhänge analytisch betrachten und interpretieren zu lernen. Die relevanten Inhalte für meinen derzeitigen Beruf habe ich mir also mehr oder weniger selber beigebracht, sicherlich nicht im damaligen Betrieb von Vorlesungen und Praktika. Ich hatte auch das Glück zu einer Zeit in den Beruf einzusteigen, in der Learning-on-the-Job noch Praxis und nicht die Ausnahme war.

10) Was würden Sie Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Ich beziehe mich auf meine vorherigen Antworten: Schaut über den Tellerrand! Es bringt viel, wenn man inhaltlich vielfältig und multidisziplinär orientiert ist; in sprachlicher Hinsicht mehr als lediglich Deutsch kann und möglichweise außerhalb des akademischen und universitären Betriebs bereits Erfahrungen gewonnen hat, wie zum Beispiel im verwaltlichen und betrieblichen Bereich.


Vielen Dank!

Abb. 1: Ulrike Mittermüller, BSc.

Titelbild: © Ulrike Mittermüller

Ulrike Mittermüller, BSc., hat Biologie mit dem Schwerpunkt Natur- und Umweltschutz an der Universität Wien studiert und arbeitet als selbstständige Waldpädagogin und Naturvermittlerin in Niederösterreich.

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Zu meinen Aufgaben zählen die Organisation, Koordination und Durchführung von Exkursionen und Workshops.
Als Naturvermittlerin und Waldpädagogin ist es mir ein Anliegen, die Teilnehmer meiner Veranstaltungen mit dem Wald bzw. der Natur vertraut zu machen.
Während unserer Führungen verbringen wir unsere gemeinsame Zeit mit jeder Menge Spaß in der Natur, hier wird das Wissen spielerisch vermittelt und nachhaltig gefestigt.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Am meisten gefällt mir, dass ich den Teilnehmern – Kindern und Erwachsenen – das vermitteln kann, von dem ich selbst sehr begeistert bin: die Natur.
Ich habe eine sehr abwechslungsreiche und kreative Arbeit, bei der ich meine Kurse so gestalten kann, wie ich das möchte. Besonders schön ist es, wenn ich die selbst gestalteten Konzepte dann durchführen kann und diese gut angenommen werden.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich, sich auf verschiedenste Gruppen einzulassen und das Wissen an die jeweilige Gruppe, zum Beispiel Kindergartenkinder, Erwachsene, Senioren oder auch Personen mit besonderen Bedürfnissen anzupassen.

Abb. 2: Kindern die Umwelt näher bringen – für Ulrike Mittermüller der Traumjob und Berufsalltag in einem. © Ulrike Mittermüller

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Vor einigen Jahren bin ich zufällig auf die Ausbildung zur zertifizierten Waldpädagogin gestoßen und informierte mich darüber. Für mich war die Kombination von Forstwirtschaft und Naturschutz sehr spannend.
Nach dem Abschluss der Ausbildung führte ich zuerst Gruppen in den Wienerwald Naturparken. Dann machte ich mich selbstständig, da ich die Organisation der Führungen auch sehr spannend finde.
Da es immer wieder Veränderungen gibt, habe ich mich mit meinen KollegInnen zu der Kooperationsplattform „Natur plus – mehr erleben“ zusammengeschlossen. Dies erleichtert die Organisation und außerdem können wir unseren Kunden ein breiter gefächertes Angebot bieten.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Einerseits natürlich die Ausbildung zur zertifizierten Waldpädagogin, bei der ich lernte, Wissen spielerisch zu vermitteln. Andererseits aber auch diverse Übungen beziehungsweise Exkursionen an der Uni Wien, bei denen ein guter Grundstock der Artenkenntnis für die Arbeit in der Natur gelegt wurde.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Schon früh war es mein Wunsch, später einmal als Biologin tätig zu sein. Die Idee, dies mit Vermittlungsarbeit zu kombinieren kam allerdings erst später.

Abb. 3: Das das wohl für ein Tier ist? Ulrike Mittermüller bringt Kinder und Tiere auf Tuchfühlung, um Ängste abzubauen und Interesse an der Natur zu wecken. © Ulrike Mittermüller
Abb. 4: So bunt ist die Natur – Kinder lernen über die Farben und Farbstoffe von Pflanzen. © Ulrike Mittermüller

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Sicherlich ist die Arbeitsmarktsituation für BiologInnen schwierig. Man muss sein Feld finden und überlegen, wie man dieses am Besten für sich nutzen kann. Allerdings muss man auch mutig genug sein, einfach ins kalte Wasser zu springen. Wenn man diesen Mut aufbringen kann, wird man auch seinen Weg machen.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Notwendig ist es nicht, allerdings ist es sehr hilfreich. Die Artenkenntnis, die mir im Studium vermittelt wurde, erleichtert mir die Arbeit ungemein. Außerdem lernt man im Studium die ökologischen Kreisläufe sehr gut kennen. Das Studium hilft mir also sicherlich auch dabei, auf die Fragen der Besucher meiner Führungen besser eingehen zu können.

Abb. 5: Teil der Workshops: Holz als Naturwerkstoff erleben und im wahrsten Sinne beGREIFEN. © Ulrike Mittermüller

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Besonders häufig brauche ich botanische und zoologische sowie auch naturschutzrelevante Inhalte.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Sich die Arbeit bei der einen oder anderen Führung einmal anzuschauen. Man sollte für diese Tätigkeit auch motiviert sein, seine botanische und zoologische Artenkenntnis stetig auszubauen um für Fragen von TeilnehmerInnen gut gewappnet zu sein.

Vielen Dank!

Weblink: Natur plus – mehr erleben

Titelbild: Kathrin beim Honigbienenworkshop mit Kindern im NationalparkCamp Lobau. © Gerhard Hofer

Mag. Kathrin Hischenhuber hat bis 2011 Zoologie, mit dem Schwerpunkt Evolution und Insekten, an der Universität Wien studiert. Seit 2008 ist sie bei der UmweltBildungWien tätig, wo sie seit 2011 Vollzeit als Besucherbetreuerin in Front und Back Office sowie als pädagogische Mitarbeiterin und Projektleiterin angestellt ist.

Mag. Kathrin Hischenhuber

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Meine Hauptaufgaben sind die Durchführung von Exkursionen, Workshops und Camps vor allem mit biologischem Schwerpunkt. Außerdem bin ich für die pädagogische Leitung verschiedener Umweltstationen und Veranstaltungsreihen sowie die Konzeptgestaltung für verschiedene Zielgruppen zuständig.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mir gefällt die Vielfalt an Aufgaben, sodass kein Tag wie der andere ist. An einem Tag sind Kindergartengruppen zu Gast, am nächsten führe ich Workshops mit Jugendlichen aus ganz Europa durch und am dritten plane ich neue Workshops und Veranstaltungen für PädagogInnen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich im Front Office täglich eine Vielzahl an Programmen gut vorzubereiten, bestmöglich und gut gelaunt durchzuführen – ganz gleich ob es schüttet, eine Hitzeperiode oder Gelsenplage herrscht, es Tag oder Nacht ist oder man vielleicht unausgeschlafen ist. Im Back Office ist es immer eine große, aber schöne, Herausforderung, innovative Veranstaltungen auf dem hohen Qualitätslevel der UmweltBildungWien für Zielgruppen von Jung bis Junggeblieben zu planen und zu realisieren.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Im Biozentrum der Universität Wien gab es einen Bio-Informationstag, bei dem auch die UmweltBildungWien zu Gast war. Ich war von der Idee, Menschen die Biologie greifbarer zu machen, sofort begeistert und habe mich, wie man sieht erfolgreich, beworben.

Exkursion in Ungarn mit Jugendlichen im Rahmen eines bilateralen EU-Projektes. © Gerhard Hofer

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Neben dem Biologiestudium ist es sicher die Bereitschaft, immer dazuzulernen und in einem großen, vielfältigen Team auch über die Grenzen Österreichs zu arbeiten sowie die Fähigkeit kreative Prozesse und Projekte mitzugestalten und umzusetzen.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ursprünglich wollte ich in der Verhaltensforschung tätig werden. Nach den ersten Semestern hat sich mein Interesse aber Insekten und Naturschutzthemen zugewandt und ich habe parallel zum Studium begonnen, in der Vermittlungsarbeit vor allem mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, wo ich bis heute tätig bin.

Auf der Suche nach Bodenlebewesen mit Familien. © Gerhard Hofer

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Die Jobaussichten für Biologen werden allgemein als eher schlecht eingestuft, aber ich denke, dass jeder seine Nische findet, wenn er Geduld beim Suchen aufweist, weiß was er machen möchte und bereit ist Kompromisse einzugehen.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Das Biologiestudium ist notwendig, weil ich sonst keine Programme im biologischen Bereich planen und umsetzen könnte. Eine pädagogische Ausbildung und viele themenspezifische Zusatzqualifikationen (Fremdsprachen, Management, Spezialausbildungen bei der Hege und Pflege ausgewählter Arten wie die Imkerei, etc.) sind sehr hilfreich.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Ökologie, Zoologie und Botanik (Artkenntnisse, Ökosysteme, Naturschutz etc.) sind sicher die Inhalte, die ich am häufigsten anwende.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Ich würde raten, sich im Gegensatz zum wissenschaftlichen Bereich, nicht nur auf ein Fachgebiet zu spezialisieren, sich auch nach Abschluss des Studiums weiterzubilden und bereit zu sein, in viele Bereiche hineinzuschnuppern sowie auch „nichtbiologische“ Tätigkeiten auszuüben.

Vielen Dank!

Weblink: UmweltBildungAustria

Titelbild: Von Blattschneiderameisen der Gattung Atta skelettiertes Blatt im „Regenwald der Österreicher“ in Costa Rica, aufgenommen im Rahmen eines Projektpraktikums mit Studierenden der Universität Wien im Februar 2015. © Franz Essl

Univ.-Ass. Mag. Dr. Franz Essl arbeitet seit September 2003 im Umweltbundesamt in der Abteilung Biologische Vielfalt und Naturschutz. Seit Mai 2013 arbeitet er in einer zweiten Halbtagsstelle zusätzlich an der Universität Wien in der Abteilung für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie als Universitätsassistent.

Univ.-Ass. Mag. Dr. Franz Essl. Naturschutzbiologe am Umweltbundesamt und an der Uni Wien

1) Franz, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Mein Arbeitsschwerpunkt umfasst Naturschutzforschung mit einem besonderen Interessensschwerpunkt auf biologische Invasionen, Klimawandel und seine Auswirkungen auf Arten und Lebensräume, Biogeographie und Instrumente des Naturschutzes (z.B. Rote Listen). Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich: Einreichung, Leitung und Bearbeitung von Projekten, Lehre, Betreuung von Masterarbeiten und Dissertationen, Abhaltung von Vorträgen, Teilnahme an Tagungen und Workshops, Medienarbeit und Verfassung von Veröffentlichungen – v.a. von Artikeln in Fachzeitschriften, aber auch von Büchern und Buchbeiträgen. Generell ist meine Arbeit charakterisiert durch eine starke internationale Ausrichtung.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mich motiviert besonders, Zusammenhänge in der Natur und daraus resultierende Konsequenzen für die Menschheit besser zu verstehen, v.a. im Kontext des rasanten globalen Wandels. Dabei arbeite ich sehr gerne im Team, wobei für mich dabei hohe Eigenmotivation, Zuverlässigkeit, Kreativität und Freude an der Arbeit wichtige Kriterien sind.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Die große Bandbreit an Aufgaben verlangt eine entsprechend große Breite persönlicher Fähigkeiten. Diese Anforderungen alle gut abzudecken, persönliche Stärken auszubauen und Schwächen zu beseitigen, ist nicht immer einfach.

Eine zweite Herausforderung ist das Zeitmanagement. Dies bedeutet für mich u.a. eine Fokussierung auf die wichtigen Aufgaben und Ziele und weniger wichtige Arbeiten – falls möglich – nicht zu machen oder zu delegieren. Denn es gibt auch ein Leben jenseits der Arbeit …

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich hatte schon vor meiner Anstellung im Umweltbundesamt zwei Projekte für das Umweltbundesamt bearbeitet, daraus ist dann damals eigentlich von selbst die Möglichkeit einer Anstellung erwachsen. Die Position an der Universität Wien ergab sich in Folge der Neubesetzung des Lehrstuhls für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie. Da ich eine jahrelange intensive Kooperation mit dieser Abteilung hatte, war die Annahme einer halben Assistenzstelle ein für mich logischer Schritt, der sich bislang sehr bewährt hat.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Entscheidend sind sowohl gute fachliche, als auch organisatorische und leitende Fähigkeiten. Für ebenfalls besonders wichtig halte ich Belastbarkeit, Übersicht, Fokussierung und Reflexion, aber auch Kritikfähigkeit und aus Fehlern zu lernen.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ein intensives Interesse für die Natur begleitet mich seit meiner Kindheit. Früher sah ich meine Zukunft im angewandten Naturschutz – dem ich mich weiterhin verbunden fühle. Die Fokussierung auf Forschung erfolgte erst später, gegen Ende meines Studiums, und teilweise sogar erst nachher. Es ist nie zu spät, sich ändernden Interessen zu folgen.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Ich würde mich nicht an etwas besseren oder schlechteren Berufsaussichten bei der Wahl des Studiums orientieren – viel wichtiger ist das eigene Interesse. Generell ist es aber eher schwierig, als Ökologe/in eine fixe Position zu finden – sowohl im angewandten Bereich, als auch in der Forschung. Dabei hat sich die Arbeitsplatzsituation in den letzten 15 Jahren verschlechtert. Der Grund dafür ist, dass die Mehrzahl der Stellen von Personen besetzt ist, die in den nächsten Jahren noch nicht in Pension gehen werden und weil eine Ausweitung des Stellenangebotes nur in geringem Ausmaß erfolgt. Andererseits meine ich aber, dass AbsolventInnen mit Ausdauer und Zähigkeit sowie einer fundierten Ausbildung Jobs finden werden. Zum Einstieg wird es zwar oft nicht die perfekte Stelle sein, aber so kann man Erfahrungen sammeln, die später sehr hilfreich bei der Arbeitssuche sind.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Für Forschung im Bereich Ökologie und Naturschutzbiologie ist eine fundierte fachliche Grundlage essenziell und das Biologiestudium bietet hier die beste Grundlage. Nahezu ebenso wichtig sind sehr gute analytische und methodische Kenntnisse (z.B. Statistik, GIS, Datenbanken), Englischkenntnisse, und die Fähigkeiten in Netzwerken und Teams zu denken und zu arbeiten. Generell kann ich empfehlen, auf eine gewisse inhaltliche und thematische Breite in der Ausbildung zu achten. Aber: Die individuelle Interessenslage und die persönlichen Stärken entscheiden letztlich darüber, welche konkreten Qualifikationen besonders wichtig sind – diesen Weg muss jede/r für sich selbst gehen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das ist schwierig zu beantworten. Am wichtigsten sind für mich wohl die fachlichen und methodischen Grundlagen, die ich mir während des Studiums angeeignet habe. Vieles, was heute für meine Arbeit wichtig geworden ist, habe ich jedoch nicht oder nur bedingt während des Studiums gelernt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Ich würde folgendes raten:

Finde heraus was Dir an einer Arbeit wichtig ist und folge deinen Interessen und Neigungen.

Sei ambitioniert, habe Ausdauer, lass dich nicht entmutigen, bleibe selbstkritisch.

Bleibe neugierig, versuche immer wieder Neues und lerne weiter.

Vielen Dank!

Titelbild: Steinadlermonitoring 2013 © Reinhard Thaller

Mag. Alexander Maringer hat Ökologie mit zoologischem Schwerpunkt an der Universität Salzburg studiert. Nebenbei hat er Ausbildungen für ArcGis sowie diverse außeruniversitäre Projektmanagement- und Medien-Schulungen absolviert. Seit 2011 arbeitet er als Zoologe im Fachbereich Naturraum & Naturschutz in der Nationalpark Gesäuse GmbH.

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Alexander Maringer © Helmut Fröschl

Ich bezeichne meinen Job gerne als „zoologischer Projektmanager“. Ich bin für den zoologischen Teil des Naturraummanagements, des Monitorings und der Forschung im Nationalpark Gesäuse zuständig. Das beginnt beim Luchs und Rothirsch, reicht über Insekten und endet bei kleinsten Gewässerorganismen.

Forschungsfragen, Monitoring usw. werden größtenteils mit Hilfe externer Spezialisten bearbeitet. Ich formuliere den Arbeitsauftrag, begleite die Arbeiten bis hin zum Endbericht und sorge dafür, dass die Erkenntnisse in der Arbeit des Nationalparks auch umgesetzt werden. Neben den sehr spannenden Tagen im Freiland steckt dahinter ein nicht unbeträchtlicher Verwaltungsaufwand und Wissensmanagement am Computer.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Es ist eine Kombination aus Forschung am Puls der Zeit, Austausch mit internationalen ExpertInnen, Aufbereitung von Informationen für Öffentlichkeit, Presse und Fachpublikum, sowie dem Verschneiden von Ergebnissen für weitere Forschungsfragen. Ich kann dabei meinen eigenen Ideen nachgehen und habe ausreichend finanziellen Spielraum um allen Aufgaben gerecht werden zu können.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Es bleibt schwierig, den Grundgedanken eines Nationalparks, den Prozessschutz, in den Köpfen der Menschen zu verankern. Die wirklich ungezähmte Natur löst Urängste des Kontrollverlustes aus und kaum jemand möchte sich darauf einlassen. Dabei kann jede Lawinenrinne bei uns Zeugnis geben, um wieviel artenreicher und diverser ein Ökosystem ist, das von uns Menschen nicht ständig gepflegt und behütet wird.

Letztlich muss man sich auch verteidigen, dass ein Nationalpark der Öffentlichkeit Geld kostet. Ja, er kostet Geld, nämlich jeder Österreicherin und jedem Österreicher genau 25 Cent pro Jahr!

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Die Stelle war in einer großen österreichischen Tageszeitung ausgeschrieben. 90% des Profils traf auf meinen Berufswunsch zu und so musste ich mich einfach bewerben, auch wenn des Gesäuse nicht gerade der Nabel der Welt ist.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Wenn wir über Freilandarbeit sprechen, dann ist Flexibilität gefragt. Das Wetter im Gebirge ist launisch und selbst weitgereiste Spezialisten sind nicht davor gefeit, dass ihre Zielarten sich bei nassem, trockenem, kaltem oder heißem Wetter nicht blicken lassen. Hier vor Ort die Lage für mehrere Teams gleichzeitig einzuschätzen, sie zu betreuen und das Zwischenmenschliche nicht zu kurz kommen zu lassen, ist mir wichtig, kann aber im Frühsommer schon einmal zum Belastungstest werden.

Weiters ist es wichtig, das Geleistete gut darzustellen. Das haben sich alle ExpertInnen verdient, dass ihre Arbeit sichtbar und ihr Wert anerkannt werden. In der heutigen Zeit ist das eine Art Marketing für Forschung. Nur so ist man bei Förderungen erfolgreich und bekommt auch öffentliche Aufmerksamkeit.

Johnsbach (li) und Panorama des Johnsbach mit Hochtorgruppe (re) © Andreas Hollinger

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Das Biologiestudium war schon immer mein großer Wunsch. In der ersten Klasse Gymnasium hat ein Biologielehrer mein bereits sehr frühes Interesse für Natur und Tiere verstärkt und ich habe „Feuer gefangen“. Ich belegte naturwissenschaftliche Fächer und freute mich über das Fach „Biologie vertiefend“. Nach der Matura kam nichts anderes als ein Biologiestudium in Betracht.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Ich sehe in meinem Umfeld ein breites Spektrum. Von jungen fähigen BiologInnen, die für ihr Alter ein erstaunliches Spezialwissen mitbringen, sich aber unter Wert verkaufen (müssen), über Technische Büros, die den Wert ihrer Arbeit sehr wohl kennen und oft gesuchte Spezialisten stellen können, bis zu emeritierten Persönlichkeiten, die in ihrem Spezialgebiet allein auf weiter Flur geblieben sind.

In manchen Tätigkeitsfeldern ist die Konkurrenz groß und es fällt selbst den fachlich Besten schwer sich zu behaupten, in anderen Feldern bleiben Ausschreibungen ohne Echo, weil es schlicht niemanden gibt, der die Fragestellung bearbeiten kann.

Es gibt Vieles zu tun für BiologInnen, davon bin ich fest überzeugt. Nur das Wissen, das uns vielleicht fehlt, das kann niemand von heute auf Morgen aus dem Ärmel ziehen. Wer aber den Markt beobachtet, seine Interessen konsequent verfolgt und seine Qualifikationen ausbaut, der wird auch erfolgreich sein.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ja, ein einschlägiges Studium ist Voraussetzung. Ich habe Ökologie an der Universität Salzburg studiert und mich auf zoologische Themen spezialisiert. Daneben habe ich Ausbildungen für das Geografischen Informationssystem ArcGIS und diverse außeruniversitäre Projektmanagement- und Medien-Schulungen gemacht.

Notwendig wäre es meines Erachtens schon während des Studiums mehr über die rechtlichen Aspekte der Naturschutzarbeit zu lernen. Darüber hinaus sollte man auf praktische Dinge, wie Projektanträge, Werkverträge und ähnliches vorbereitet werden. All dem steht man ja völlig hilflos gegenüber, wenn man das erste Mal damit konfrontiert wird.

Alexander bei der Arbeit: links © Birgit Falter, rechts © Reinhard Thaller

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Zum einen ist es das Wissen über Ökosystemzusammenhänge, das es mir ermöglicht, täglich Einordnungen vorzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Zum anderen ist es die im Studium nicht besonders geliebte Theorie, wie man zu einer belastbaren, wissenschaftlichen Studie kommt und seine Ergebnisse korrekt verfasst. Was nie schadet ist Artenkenntnis, denn wenn einem jemand ein Insekt unter die Nase hält, sollte man zumindest wissen, in welchem Buch (oder auf welcher Internetseite) man zu suchen beginnt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Viele beginnen im Nationalpark mit einem Projekt und erweitern ihr Aufgabengebiet bis zu einer Fixanstellung. Bei mir war es wohl ein eher ungewöhnlicher Werdegang, denn ich hatte davor noch nie in einem Nationalpark gearbeitet.

Egal was du tust, wenn du es mit Leidenschaft tust, wirst du gut sein und dich von anderen abheben. Es ist aber auch notwendig nach links und rechts zu schauen und von anderen zu lernen.

Vielen Dank!

Weblink: Nationalpark Gesäuse

Titelbild: Margit Delefant in Costa Rica mit Schüler/innen und Student/innen

Margit Delefant unterricht am BG/BRG Fürstenfeld Biologie und Umweltkunde, Chemie, Physik und Gesundheitsbildung. An der KF-Uni Graz ist sie Koordinatorin für Fachdidaktik für das Unterrichtsfach Biologie- und Umweltkunde. An Schulen ist sie seit 1983 tätig, Lektorin für Fachdidaktik ist sie seit 2005.

Mag. Margit Delefant

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich unterrichte Zehn- bis Fünfzigjährige. Hauptaufgaben dabei sind Planung, Kreativität und Koordination.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Mir gefällt die tägliche “Biodiversität” in meinem Arbeitsalltag mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Am schwierigsten sind für mich die Herausforderungen durch das “System” Schule, mit dem ich nicht immer ganz einverstanden bin. An zwei verschiedenen Dienststellen zu arbeiten, erfordert gute Selbstorganisation.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Auf einen Job als Lehrerin habe ich einige Jährchen gewartet. In dieser Zeit habe ich im Naturschutz und bei verschiedenen biologischen Projekten gearbeitet und recht bald als Lehrbeauftragte an der Uni. Dadurch habe ich auch vom Pilotprojekt der Uni Graz gewusst, für die fachdidaktische Lehre Bundeslehrer/innen anzustellen.

10. Gesundheitstag, Elternverein BG/BRG Fürstenfeld, 2013

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Entscheidend dafür war bestimmt, dass ich schon länger in der Lehrer/innenaus- und -fortbildung tätig war.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Lehrerin wollte ich immer sein, allerdings war ich mit meiner Ausbildung im didaktischen Bereich nicht zufrieden und habe daher Wege gesucht, um mich in diesem Bereich zu steigern.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Für Biologielehrer/innen sind die Anstellungsaussichten in den meisten Bundesländern derzeit gut. Da momentan sehr viele Kolleg/innen das LA-Studium abschließen, werden die Chancen für Anstellungen in den nächsten Jahren aber schlechter.

Healthy Food Day, BG/BRG Fürstenfeld 2014

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Das neue Biologie-Lehramtsstudium wird natürlich eine gute Basisausbildung sein, allerdings bringt jede zusätzliche Qualifikation Rückhalt und Motivation für den Beruf. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in jeder Phase des Studiums kann ich ausdrücklich empfehlen.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Um ein/e guter Biologielehrer/in zu sein, braucht man ein möglichst breites Basiswissen aus allen biologischen Teilbereichen, aber auch vernetzendes Denken ist unumgänglich. Für den Schulalltag ist auch eine große Portion an Empathie empfehlenswert.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Um als Biologielehrer/in erfolgreich zu sein, sollte man sich während der Ausbildung um solide Fachkenntnisse kümmern, aber auch Flexibilität und Kreativität nicht zu kurz kommen lassen.

Vielen Dank!

Titelbild: Eine mikrofluidische Kammer für in-vitro Kultur, die in Zusammenarbeit mit der technischen Universität Enschede entwickelt wurde. Diese neuartige Kulturmethode, die das Milieu der Eileiter simuliert, wurde von Kieslinger im IVF Labor VUmc erstmalig an menschlichen Embryonen getestet. © D.C. Kieslinger

Mag. Dorit Kieslinger hat in Graz Zoologie studiert und ist nach ihrem Erasmus Jahr in Utrecht (Niederlande), nach Amsterdam gezogen. Sie arbeitet seit 6 ½ Jahren im IVF Zentrum des Universitätskrankenhauses Amsterdam (VUmc) und ist dort seit 2010 als Klinische Embryologin beschäftigt. Zusätzlich zu ihrer Arbeit im IVF Labor erforscht sie neue Methoden, die die Erfolgsquote von In-vitro-Fertilisation (IVF) Behandlungen erhöhen sollen.

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Die Beer Buddies und Mikrobiologen Dr. Andreas Weilhartner und Dr. Christian Semper sind seit wenigen Wochen offiziell die Gründer und Betreiber der nachhaltigen Bierbrauerei „The Beer Buddies“ im oberösterreichischen Tragwein.

1) Beschreibt bitte kurz Euren Arbeitsalltag. Was sind Eure Hauptaufgaben?

The Beer Buddies: Dr. Andreas Weilhartner (links) und Dr. Christian Semper (rechts)

Wir haben erst vor kurzem eröffnet, also hat die Routine noch nicht so richtig Einzug gehalten. Momentan brauen wir von Montag bis Mittwoch Bier, am Donnerstag müssen wir das Bier dann abfüllen und dann sind auch organisatorische Tätigkeiten fällig, Freitag und Samstag haben wir einen Ab-Hof-Verkauf und der Sonntag ist meist für die Buchhaltung reserviert.
Zusätzlich zum Brauereibetrieb in einem 400 Jahre alten Hof im oberösterreichischen Tragwein stellen wir Teile des Gebäudes auch als Event-Location zur Verfügung und organisieren auch selbst Events. Das heißt, auch Eventmanagement und PR wollen neben Brauereibetrieb und Content Management unserer Internet- und Social Media-Seiten in unserer 7-Tage-Woche noch untergebracht werden.

2) Was gefällt Euch an Eurem Job am meisten?

Bierbrauen verstehen wir als Kunst. Daher ist es uns immer schon ein Anliegen gewesen, dass wir ein qualitativ hochwertiges, andersartiges Bier auf den Markt bringen können. Die masssenproduzierten Biere geben geschmacklich doch viel zu wenig her! Besonders gut gefällt uns aber auch, dass wir von der Herstellung bis zum Verkauf selbst Einfluss auf das Produkt haben – mit allen Konsequenzen. Außerdem ist es natürlich toll, sein Hobby zum Beruf machen zu können!

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Eurem Beruf? Was sind für Euch die größten Herausforderungen?

Anfänglich war die größte Herausforderung der Weg in die Selbstständigkeit an sich: Es kostet sehr viel Geld, selbstständig zu werden – ganz besonders, wenn eine Produktionsanlage dafür benötigt wird. Die Banken geben aber kaum mehr etwas für Geschäftsideen her. Umso wichtiger ist die Investorensuche – und dafür braucht man einen Businessplan. Außerdem muss man damit rechnen, dass man mindestens das erste halbe Jahr kein Einkommen hat. Im Tagesgeschäft ist die größte Herausforderung eigentlich der Dschungel an Steuergesetzen, mit denen man sich herumschlagen muss. Einen guten Steuerberater an seiner Seite zu haben, hilft hier aber enorm!

4) Was hat Euch dazu bewogen, eine Brauerei aufzumachen?

Wir waren schon seit der Studienzeit leidenschaftliche Biertrinker – Beer Buddies eben! Schon bald hat uns aber die Qualität der Massenware überhaupt nicht mehr vom Hocker gerissen, dann haben wir eben kleinere Brauereien aufgesucht. Auf der Uni hatten wir dann einen Professor, der es uns ermöglichte, an der FH Wels an einem Braukurs teilzunehmen. Das Bier vom Braukurs war total anders – eine richtige Geschmacksexplosion! Und das Tolle daran war: Die waren gerade dabei, ein Heimbrauset zu entwickeln. Dann haben wir uns so eines für 400€ angeschafft, und haben zu Hause weiter an Rezepten gearbeitet. So wurden wir 2012 zu Hobbybrauern. Weil immer mehr Freunden unser Bier geschmeckt hat, mussten wir die Produktion dementsprechend vergrößern.
Nach der Promotion 2014 habe ich (Anm.: Andi) mich entschieden, mich selbstständig zu machen. Also haben Christian und ich beschlossen, wir kaufen uns eine Brauanlage. Neu sind die sehr teuer, aber wir haben dann sehr schnell eine gebrauchte finden und reparieren können. Wir hatten dann nur ein Problem: Wohin eigentlich damit? Die Standortsuche für eine Brauerei ist nämlich gar nicht so einfach: Die Wasserqualität muss schon einmal stimmen. Weich sollte das Wasser sein und frei von Belastungen. Das heißt keinesfalls in der Nähe intensiv bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen und ein calciumarmes Gestein als Untergrund. Schlussendlich hatten wir nach vielen Wasserprobenahmen in Niederösterreich, Wien und Oberösterreich das Glück, dass mein Nachbar im Mühlviertel, ein Architekt, von meiner Idee so begeistert war, dass er uns unseren heutigen Standort angeboten hat: ein 400 Jahre alter, denkmalgeschützter Hof, der früher eine Schmiede war am Kettenbach. Ein Brunnen und die erhoffte ausgezeichnete Wasserqualität waren auch schon vorhanden und so konnte es gleich mal losgehen! Es ist halt so, wie ich oft sage: „Wenn man wirklich an etwas glaubt, dann ergibt sich das auch!“

5) Welche Qualifikationen sind für Eure Tätigkeit besonders wichtig?

Die Brauerei ist seit kurzem ein freies Gewerbe – das bedeutet, dass man die Lehre zum Braumeister nicht zwingend machen muss, um selbst eine Brauerei zu eröffnen. Mikrobiologe zu sein schadet aber auf gar keinen Fall: man hat ja ein gutes Gespür für Hygiene, versteht sich darauf, mit Hefen zu arbeiten und tut sich auch leicht damit, wissenschaftliche Publikationen zu lesen. Man möchte gar nicht glauben, wie wertvoll es ist, das zu können: an Hopfen- aber auch Hefevariationen wird unglaublich viel geforscht! Mindestens genau so wichtig ist es aber, mit Leuten umgehen zu können. Man muss serviceorientiert sein und auch dann freundlich bleiben können, wenn man schon richtig genervt ist.

Interessant war auch die Ausbildung zum Biersommelier: Da haben wir nicht nur unser Wissen über die Technik erweitern können, sonder auch gelernt, wie man Bierfehler erkennt. Außerdem haben wir auch mehr über Food Pairing, also die idealen Kombinationen von Bier mit Essen, gelernt – das war schon sehr spannend!

6) War es schon immer Euer Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattet Ihr früher andere Berufswünsche?

Eigentlich stand im Raum, beim Wasseramt anzufangen. Ich (Anm.: Andi) hatte ja erst auch Limnologie studiert. Dadurch, dass meine Frau aus Honduras ist, bin ich aber im Zuge von Familienbesuchen mit vielen sozialen Gegensätzen in Kontakt gekommen. Von ihren, teilweise sehr erfolgreichen, Verwandten habe ich dann auch viele Lektüren zum Thema Entrepreneurial Spirit bekommen: Richard Branson, Steve Jobs und Donald Trump sind schon recht interessante Persönlichkeiten – sie hatten, wie ich auch, den Wunsch, etwas Eigenes zu kreieren. Schlussendlich haben sich Christian und ich dann durchaus bewusst dazu entschieden, als Bierbrauer den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Bislang haben wir es noch nicht bereut!

7) Wie seht Ihr die Arbeitsmarktsituation in Eurem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologen?

Momentan sind Craft Beers ein Trend – die Leute wollen andersartiges Bier! Die Craft Beer-Lokale schießen ja gerade wie die Schwammerl aus dem Boden. Blauäugigkeit ist aber nicht angebracht: die Umstände müssen schon passen, um sich selbstständig zu machen. Wir haben zum Beispiel auch das Glück, dass unser Bürgermeister unsere Firma sehr pusht. Er hat uns geholfen, dass die Medien auf uns aufmerksam werden. Berichterstattung ist natürlich sehr wichtig. Wenn Kapital vorhanden ist und das Konzept passt, ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, um durchzustarten!

8) Ist ein Biologiestudium für Eure Arbeit notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Nötig ist es bestimmt nicht. Im Grunde „reicht“ eine Lehre als Braumeister völlig. Hilfreich sind aber wie gesagt sicherlich viele Kenntnisse, die wir im (Mikro-) Biologiestudium erworben haben. Und auch die Ausbildung zum Biersommellier war von Vorteil. Grundsätzlich gilt aber: Am wichtigsten ist, dass man den „Entrepreneurial Spirit“ auch selbst hat: man muss von seiner Idee überzeugt und auch wirklich bereit sein, deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigt Ihr in Eurem Berufsalltag am häufigsten?

Inhaltlich kommen uns vor allem Kenntnisse im Bereich Fermentation, Hygiene und Mykologie zugute. Ansonsten ist es natürlich auch gut, an den wissenschaftlichen Jargon auf Deutsch und Englisch gewöhnt zu sein, weil einem dadurch nicht die ganzen spannenden Papers zum Thema neue Hefen- und Hopfensorten durch die Lappen gehen! Und was auch hilft, sind die schlechten Berufsaussichten für Biologen: Wären die nicht gewesen, hätten wir vielleicht auf den Weg in die Selbstständigkeit verzichtet.

10) Was würdet Ihr Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Macht das Beste aus der beinharten Realität und wagt einfach den Sprung ins kalte Wasser!

Vielen Dank!

Zur Webseite der Beer Buddies: www.thebeerbuddies.at
Sie haben auch eine Facebook-Seite: http://www.facebook.com/thebeerbuddies

Titelbild: Sterilisation von Petrischalen und Effekt auf Salmonella (rechts steril). Quelle: Wikicommons.

Mag. Harald Truschner hat an der Karl-Franzens-Universität in Graz Biologie studiert. Weiters absolvierte er zahlreiche Lehrveranstaltungen an der Technischen Universität Graz. Seit 1990 ist er am ILV – Institut für Lebensmittelsicherheit, Veterinärwesen und Umwelt des Landes Kärnten, im Bereich Lebensmittelsicherheit tätig. Dort bekleidet er die Funktion als Lebensmittelgutachter.

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