Helene Möslinger hat Zoologie an der Uni Wien studiert. Anschließend hat sie drei Jahre am Wolfsforschungszentrum (Wolf Science Center) in Ernstbrunn bei der Aufzucht, beim Training und bei Experimenten mit Wölfen und Hunden mitgearbeitet.
Nach einem Praktikum bei LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, begann Helene im Juni 2011 als Mitarbeiterin im Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ (www.wolfsregion-lausitz.de) und ist seit 2013 zusätzlich als freiberufliche Mitarbeiterin bei LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland tätig.

Helene mit einer Urinprobe für das Wolfs-Monitoring (c)Martin Hudák

1) Helene, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Das Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ ist die zentrale öffentliche Anlaufstelle zum Thema Wolf in Sachsen. Im Rahmen meiner Tätigkeit beantworte ich Anfragen zum Wolf aus der Bevölkerung, von Behörden oder auch Medien. Zum Beispiel über Verhalten, dessen Verbreitung in Sachsen bzw. auch Deutschland. Des Weiteren halte ich Vorträge und organisiere Exkursionen für Schulklassen und Erwachsene. Wir verfassen Pressemitteilungen, Newsletter, erstellen Faltblätter, betreuen Infostände, … Ziel ist es über den Wolf als Tierart aufzuklären, Ängste und Vorbehalte zu minimieren, um so ein Zusammenleben von Wolf und Mensch zu ermöglichen.
Das Institut LUPUS für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland ist unter anderem für das Monitoring der Wölfe in Sachsen und Süd-Brandenburg beauftragt. Im Zuge dessen arbeite ich mit bei den Monitoringsarbeiten, also der Datenerhebung und Überwachung – und der weiteren Bearbeitung dieser in einzelnen Rudeln. Zum Beispiel erbringen des Nachweises von Vorkommensgebieten, Reproduktion, Feststellung der Mindestzahlen der Tiere in dem jeweiligen Rudel, Sammeln von Proben für genetische Untersuchungen und für die Nahrungsanalysen.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Im Kontaktbüro vor allem die Arbeit mit Kindern, da diese meist dem Thema offen und neutral eingestellt sind. Sie fragen unbefangen nach und informieren sich. Ebenso freut mich wenn man mit Menschen spricht und man merkt, dass sie über das soeben erfahrene nachdenken, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Bei LUPUS gefällt mir die Herausforderung herauszufinden, wie die Wölfe in der Kulturlandschaft leben, das Überprüfen verschiedener Theorien über den Wolf und der Umgang mit immer wieder neu auftretenden Situationen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Der Wolf ist eine sehr emotional befangene Tierart, jeder Mensch hat sein eigenes Bild von einem Wolf. So ist es manchmal schwierig sich mit Fakten gegen so manch eine falsche Darstellung zu behaupten. Häufig wird der Wolf als Sündenbock für alles Mögliche herangezogen und es ist of schwierig das Gegenteil zu beweisen. Der Wolf ist ein kräftiges Tier aber er ist nicht böse und nicht aggressiv.

Die Herausforderung bei LUPUS ist es den Nachweis eines Wolfes in einem Gebiet zu erbringen. Die Welpen nachzuweisen. Spuren und Hinweise zu verstehen und zu deuten. Den Überblick über die Territorien zu behalten, Dynamiken zwischen und innerhalb der Territorien erkennen und zu verstehen.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Aus Interesse am Thema habe ich mich informiert und habe dann beim Institut LUPUS ein Praktikum absolviert. Im Zuge dessen bin ich auf die frei werdende Stelle im Kontaktbüro aufmerksam geworden.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, um zu diesem Job zu kommen?

Biologiestudium war auf jeden Fall von Vorteil und vor allem meine Erfahrung im Bereich Wölfe sowie meine Einstellung den Wolf den Menschen näher zu bringen, ihn nicht schön zu reden und auch nicht zu verteufeln. Engagement und immer wieder Interesse an der Sache zeigend.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Zumindest seit Schulzeiten wollte ich Biologie studieren und schon lange hatte ich auch großes Interesse am Wolf. Mittlerweile habe ich mich in sehr vielen Bereichen mit dem Wolf beschäftigt. So reicht es vom direkten Kontakt über das erheben von Hin – und Nachweisen freilebender Wölfe bis hin zum Informationstransfer an die Bevölkerung. Vieles aus meinem Studium konnte ich bisher anwenden und viel Neues habe ich dazu gelernt. Vor allem die Monitoringstätigkeiten sind mir wichtig und bereichern die Öffentlichkeitsarbeit. So ist es ganz etwas anderes über einen Bereich zu sprechen, wenn man selbst bereits darin Erfahrung gesammelt hat, als wenn man nur davon gelesen hat.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ja es gibt sie, jedoch sind sie je nach Bereich selten und vor allem schnell vergriffen. Es gäbe vor allem viel Arbeit die gemacht werden will, aber häufig fehlen den einzelnen Institutionen die finanziellen Mittel um weitere Leute zu beschäftigen.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Studium im Naturwissenschaftlichen Bereich ist auf jeden Fall von Vorteil, oder zumindest eine Ausbildung im Bereich Naturschutz, Umweltschutz. Aber auch eine Ausbildung im Sozialwisschenschaftlichenbereich wäre sehr vorteilhaft.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Ökologische Zusammenhänge, Räuber-Beute Beziehungen, Kenntnisse über Populationsdynamiken, Physiologische Mechanismen. Generell Zusammenhänge verstehen lernen. Im Prinzip kann man sehr viel vom Gelernten immer wieder anwenden. Vor allem bei Fragen, kann man sich häufig mittels Grundwissen das eine oder andere erschließen. Das Detail muss man ohnehin nachlesen.
Präsentationstechniken, was leider bei mir im Studium etwas kurz kam.
Management und rechtliche Bedingungen im Naturschutz (national als auch international). Beides wurde zumindest damals kaum im Studium behandelt. Dies sind jedoch Bereiche mit denen man in der Arbeitswelt konfrontiert wird und in deren Rahmen man sich bewegt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Dran bleiben! Wenn man weiß was man möchte, nicht locker lassen und nicht abschrecken lassen. Zusammenhänge lernen, nicht jedes Fach für sich sehen. Praktikas machen! Auch wenn diese im Bereich Naturschutz und Freilandforschung häufig nicht oder nur wenig bezahlt werden, die Erfahrungen machen sich bezahlt.

Vielen Dank für das Interview!

Helene Möslinger
Wolfsregion Lausitz

Andreas Kaufmann hatte bereits seit den späten 1980er Jahren beruflich mit Land- und Forstwirtschaft, mit Tierhaltung, Tierparks und Zoos zu tun und verwandelte Mitte der 1990er Jahre einen Wildpark in einen international anerkannten und wissenschaftlich geführten Zoo, den Tierpark Herberstein. Noch in einem Angestelltenverhältnis, war Andreas bereits nebenbei als Freelancer, vor allem im Zoobereich, tätig. Seit 2007 ist er ausschließlich selbständig und hat 2008 die GoWILD KG – Zoo & Wildlife Consulting Services, (seit 2012 mit der Erweiterung “Film Productions“), gegründet, deren Miteigentümer und Geschäftsführer er ist (siehe auch Infokasten am Ende des Beitrags). Andreas ist Leiter der Tierpflegerausbildung im WIFI Wien, Lektor an der Karl-Franzens Universität Graz, Vorstandsmitglied der Animal Transportation Association (ATA) und Berater der International Air Transport Association (IATA) im Auftrag der Welt-Zoo-Organisation WAZA.

1) Andreas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Das Schöne an meiner Tätigkeit ist, dass kaum ein Tag dem anderen gleicht, sofern man von den Tagen, die man mit Buchhaltung, Bankangelegenheiten, usw. verbringt, absieht. Grundsätzlich ist jedes Projekt das wichtigste und wir streben stets danach, die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen. Natürlich ist es außerordentlich wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben, Kontakte zu pflegen und sich selbst zu präsentieren, zu vermarkten um neue Aufträge zu akquirieren, wobei man durchaus einfallsreich und proaktiv sein kann.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Abb. 1 Andreas Kaufmann bei einer Diskussion im Zoo

Zweifellos die Abwechslung, die stets neuen Herausforderungen, die Möglichkeit viel zu reisen, auch wenn die ganze Fliegerei manchmal richtig anstrengend sein kann. Ich lerne viele großartige und interessante Leute kennen, kann mit ihnen arbeiten, von ihnen lernen, aber auch Wissen und Erfahrung an andere Menschen weitergeben. Es ist ein unheimlich angenehmes und befriedigendes Gefühl etwas zustande zu bringen und Erfolg zu haben. Manchmal bekommt man auch die Chance, etwas wirklich Gutes und Wertvolles zum Ganzen beitragen zu können! Der Ansatz besteht immer darin, etwas besser zu machen als es vorher war!

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Mir selbst frei zu geben und abzuschalten.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Bei meiner Tätigkeit handelt es sich ja nicht um einen Job, den man irgendwo findet. Die kurze Version lautet vermutlich: es hat sich so ergeben, … und etwas Glück. Ich glaube nicht, dass wir hier Platz für die lange Version haben!

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Es ist mehr die Summe der Dinge als die einzelnen Bausteine. Eine fundierte Ausbildung und jahrelange praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen und Sparten, ermöglichen uns heute, in Kombination mit einem guten Netzwerk, ein “one-stop-shop” für praktisch alle tierbezogenen Bereiche anzubieten – ein Vorteil und Alleinstellungsmerkmal! Dazu kommt die Fähigkeit andere Positionen zu akzeptieren, zu verstehen und daraus win-win Situationen kreieren zu können. Außerdem eine gewisse Unnachgiebigkeit und Sturheit in grundsätzlichen Fragen, innerer Antrieb, Überzeugungskraft und zu wissen, wohin man will.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Alles deutet darauf hin, dass ich für diesen Beruf geboren wurde!

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich glaube, es ist wichtig, das zu machen, was man für richtig hält und was man tun möchte. Nur dann wird man wirklich gut! Und gute Leute haben immer eine Chance!

Abb.2 Mit Asiatischem Elefant

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Das Biologiestudium bildet die Grundlage. Eine gesunde und stabile Basis ist wichtig, reicht aber noch nicht aus. Man darf nicht stehen bleiben, muss sich ständig weiterbilden, Erfahrungen machen und daraus lernen. Praktische Erfahrung ist unersetzlich. Was man selbst begreift und hautnah spürt, bleibt im Kopf! Grundlagen in Wirtschaft und Steuerfragen sind heute lebensnotwendig, Sprachen helfen ebenfalls. Unter Berücksichtigung der globalen Entwicklung, empfehle ich Mandarin!

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Meine Studienzeit ist ja schon ein Weilchen her, aber ich hatte sehr gute Lehrer, die in der Lage waren Zoologie und Natur mit Literatur, Kunst, Musik, …, und Geschichte zu verbinden, Lehrer die Zusammenhänge herstellen konnten und mir gezeigt haben, dass es nicht nur eine Wahrheit und einen Zugang gibt, auch wenn es sich augenscheinlich um dieselbe Sache handelt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Erfahrungen sammeln, sich für nichts zu schade und dennoch zielstrebig sein, die Studienzeit nutzen um Erfahrungen und Kontakte zu sammeln, sich orientieren, Gelegenheiten wahrnehmen und Chancen ergreifen!

Abb. 3 Abschluss der Florida Exkursion 2013
GoWILD Logo

Vielen Dank für das Interview!

Das Betätigungsfeld der GoWILD KG ist ständig im Fluss, erweitert und verändert sich mit den Ansprüchen der jeweiligen Zeit und den Erfordernissen. Im Wesentlichen dreht sich’s aber immer um Natur, Tiere, Zusammenhänge, Information und Bildung. In den letzten Jahren geht’s auch immer mehr um gesetzliche Rahmenbedingungen im internationalen Kontext im Artenschutz, in der Tierhaltung und im Tiertransport. Zu den nationalen und internationalen Kunden gehören Zoos, Behörden, Arten-, Naturschutz- und Tierschutzvereine, Interessensvertretungen, …., aber auch zahlreiche Studenten, die den einen oder anderen unserer Kurse absolvieren (siehe Abbildung 3).
www.gowild.at

Marc ist seit knapp vier Jahren als selbstständiger Reportage/Naturfotograf tätig. Er verbindet mit seinen Foto-Reportagen und Multimedia-Produkten Biologie und Fotografie und setzt auf die Medien Bild und Text als Botschafter in Sachen Naturschutz. Seine Arbeiten werden regelmäßig in österreichischen Magazinen, wie dem Universum Magazin und Illustrierten veröffentlicht. Für den Nationalpark Thayatal hat er in den letzten zwei Jahren an einer Multimedia-Kampagne gearbeitet und gemeinsam mit seiner Partnerin, der Ökologin und Autorin Christine Sonvilla, zeigt er sein Erlebtes auch in Vorträgen.

1) Marc, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Einen typischen, geregelten Arbeitsalltag gibt es in dem Sinn nicht. Es geht vielmehr darum, kreativ zu sein und die eigenen Ideen konsequent zu verfolgen. Den Workflow würde ich so beschreiben:

Ideenfindung – Umsetzung (Fotografieren, Filmen) – Aufbereitung – Präsentation.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Es ist schön, ein Produkt vom Anfang bis zum Ende komplett selbst schaffen zu können. Flexibilität und Kreativität bekommen dabei auch einen neuen Stellenwert. Ich weiß nicht, ob ich da für andere sprechen kann, aber mich beflügelt ein neues Projekt jedesmal aufs Neue. Das gibt Kraft und macht Spaß, ist gleichzeitig aber natürlich auch Arbeit, die ich dafür aber gerne „in Kauf nehme“.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Auf sich aufmerksam zu machen, gehört sicher zu den schwierigen Schritten in die Selbstständigkeit. Der beste Antrieb dafür ist aber sicher auch der eigene Ehrgeiz. Je mehr ich mich selbst antreibe, desto mehr kann ich erreichen. Das ist das Schöne an der Selbstständigkeit. Der Rest ist dann eine Frage der Konsequenz.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Die Idee, selbstständig an Natur- und Tierthemen als Fotograf/Filmer zu arbeiten, gehört schon seit Ewigkeiten einfach dazu. Das Studium hat mich darin aber sicher noch bestärkt. Vielen Forschungsthemen fehlt, meiner Meinung nach, oftmals ein öffentliches Sprachrohr außerhalb der Wissenschaften. Und in dieser Tätigkeit verstehe ich Fotografie als sehr effizientes und universelles Werkzeug.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Der Studienabschluss war für mich genauso wichtig, wie die fachliche Kompetenz in der Fotografie. Gerade in diesem Job gibt es aber keinen finalen Status Quo. Oftmals braucht es zur Umsetzung neuer Ideen auch neue Hilfsmittel, neue Techniken, etc. Es ist also ein ständiger Lern- oder besser Entwicklungsprozess. Das macht das Ganze aber auch spannend und abwechslungsreich.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Kurz und bündig – schon immer.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke, dass die Biologie enormes Potenzial hat, mit anderen Fachdisziplinen, wie Wirtschaft, Recht, Kommunikation, etc. kombiniert zu werden. Natur und Umwelt haben auf uns und all unsere Lebensaspekte enormen Einfluss und auch auf unser Wirtschaften. Das im Studium erworbene KnowHow ist dabei extrem wertvoll. Vor allem das Wissen und das Verständnis für den Wert einer funktionierenden Lebewelt kann/muss/soll/ darf der Öffentlichkeit mitgeteilt werden und wer könnte das besser, als BiologInnen? Mit einer gesunden Portion Kreativität finden sich so für geeignete BiologInnen in vielen Bereichen Arbeitsmöglichkeiten.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Gerade im Bereich Natur/Tierfotografie ist fundiertes Wissen über Flora und Fauna und die Zusammenhänge in unserer Umwelt nicht nur hilfreich, sondern wichtig für alle Beteiligten. Fotograf und Umwelt. Es hilft nicht nur in der Umsetzung eigener Ideen und Projekte. Es lassen sich so auch Konflikte beim Arbeiten vermeiden. Die Arbeit eines Naturfotografen soll ja im Sinne der Natur stehen und dabei keinen negativen Einfluss auf sie nehmen. Es geht nicht um das Foto um jeden Preis, sondern darum, den richtigen Moment einzufangen. Dabei gehört es auch dazu, sich zurücknehmen zu können und Tieren, Pflanzen, der Natur generell ihren Raum zu lassen. Dieses Wissen und dieser Respekt der Umwelt gegenüber, werden einem im Studium sicher nahegelegt.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Vor allem Naturschutzrecht und Artenschutz. Mit diesen Themen setze ich mich thematisch am häufigsten auseinander.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Die eigenen Ziele mit Konsequenz und Spaß zu verfolgen. Je ausgereifter und klarer die eigene Vorstellung von Beruf und der eigenen Zukunft ist, desto einfacher ist es auch sie umzusetzen. Wie mit meiner fotografischen Arbeit, so sehe ich es auch mit der beruflichen Orientierung: je klarer die Idee am Anfang, desto schneller die Umsetzung. Ob ich nun Fotograf, Grundlagenforscher oder Biologe im Feld sein möchte – je klarer ich meine Ziele sehe, desto schneller werden sie Realität.

Vielen Dank für das Interview!


Marc Graf
GRAF MARC Photography

In einer Auffangstation für Menschenaffen in Sambia können Studierende Feldforschung betreiben / Spender:innen gesucht. Weiterlesen

Titelbild: Habichtskauz-Kücken (c)Marc Graf
Übersetzung aus dem Englischen: Kerstin Thonhauser
Izquierdo-Acebes D., 2011. Die Rückkehr des Königs des Waldes. Bioskop (1), 21-23.

Die Wiederansiedelung des Habichtskauz (Strix uralensis) in Österreichs Wäldern.

Es ist schon fast hundert Jahre her, dass der tiefe Ruf des Habichtskauz an klaren, späten Herbstnächten im Wienerwald widerhallte. Dank der Bemühungen einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Richard Zink, befindet sich diese großartige Spezies auf ihrem Weg zurück in Österreichs Wälder, wo sie Ende des 20. Jahrhunderts verschwunden ist.

Es handelt sich hierbei um ein sehr umfangreiches Projekt an dem sich verschiedene Kollaborationspartner beteiligen und das von der Jagd- und Forstgesellschaft unterstützt wird. Seit 2009 sind 50 Vögel zwischen dem Wienerwald (29 Vögel, 17 Männchen und 12 Weibchen) und dem Wildnissgebiet Dürrenstein (21 Vögel, 10 Männchen und 11 Weibchen) freigelassen worden. Diese Vögel haben sich außerordentlich gut angepasst und zeigen, dass der Habichtskauz auf dem Weg  zurück zu jenem Thron ist den er damals verloren hat. Der König des Waldes kehrt zurück!

S. uralensis ist die zweitgrößte Eulenart in Österreich, einzig der Uhu (Bubo bubo) übertrifft ihn noch in seiner Größe. Da der Uhu jedoch bevorzugt auf offenen Flächen jagt, ist der Habichtskauz der größte, nachtaktive Greifvogel in Österreichs Wäldern.

Trotz seiner liebenswerten und teils verschlafenen  Erscheinung, handelt es sich beim Habichtskauz um einen gewandten Überlebenskünstler, dem selbst schlechteste Wetterbedingungen nichts anhaben  können. Er ist ein überaus geschickter Jäger, der sogar noch unter einer 15 cm dicken Schneedecke Beute machen kann. Als Elternteil zeichnet er sich durch große Aufopferung und wenn die Situation es verlangt, auch durch eine vehemente Verteidigung der Kücken aus.

www.habichtskauz.at
(c) Norbert Potensky

Das Verbreitungsgebiet des Habichtkauzes erstreckt sich über Eurasien obwohl er in den westlichsten Gebieten schon ausgestorben ist. Auf der IUCN Roten Liste wird er als „nicht gefährdet“ eingestuft, da sein natürliches Verbreitungsgebiet sehr groß ist und speziell in den östlichen Staaten mehrere tausend Paare in gesunden Populationen leben. In Deutschland (Nationalpark Bayrischer Wald) und der tschechischen Republik (Národní Park Šumava) konnte der Habichtskauz bereits erfolgreich wieder angesiedelt werden. Das Hauptziel der Wiederansiedelung in Österreich ist es, diese neuen Populationen mit angrenzenden Populationen in Italien, Slowenien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei zu verbinden.

Der erste Schritt, bevor man eine Spezies in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet wiedereinführt, ist es all jene Faktoren die zum Aussterben geführt haben zu eliminieren. Im Falle des Habichtskauzes waren dies vor allem eine direkte Ausrottung und der Verlust von Lebensraum und Brutstätten. Durch die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Jägern, bei der es vor allem um ein besseres Verständnis für die Rolle des Habichtskauz im Ökosystem Wald geht, konnte der erste Faktor bereits stark reduziert werden.

Es wurde gezeigt, dass Arten der Gattung Strix an bestimmte Habitate im Wald sehr stark gebunden und angepasst sind. Moderne Waldwirtschaft hat daher einen negativen Einfluss auf diese Arten da sie starke Veränderungen im Ökosystem Wald bewirken. Diese Veränderungen betreffen die Eulen hauptsächlich auf zwei Arten:
Erstens, es kommt zum Verlust von Brutstätten. Obwohl man gewöhnlich annimmt, dass Eulen nur in Baumhöhlen brüten, weiß man mittlerweile, dass sie  auch gebrochene Baumstümpfe oder sogar die Nester von anderen Raubvögeln verwenden. Durch intensive Waldwirtschaft reduziert sich die Anzahl an Totholz und alten Bäumen, welche als potenzielle Nitzplätze dienen könnten signifikant, da die meisten Bäume bereits sehr jung geschlagen werden.

Zweitens, in bewirtschafteten Wäldern kommt es zu einem Verlust der Heterogenität. Durch die Pflanzung von schnell wachsenden Baumarten nach Abholzungen kommt es zur Bildung von homogenen Wäldern. Das führt nicht nur zu einem Abfall der Biodiversität per se, sondern hat auch einen negativen Einfluss auf die Nahrungskette. Wenn zum Beispiel, in einem heterogenen Ökosystem eine Baumart, aus welchen Gründen auch immer, weniger Früchte produziert, so kann dieser Futter mangel, der für bestimmte pflanzenfressende Arten entsteht, durch andere Arten wettgemacht werden. Dadurch werden die Populationen von Pflanzenfressern weniger stark dezimiert, die ihrerseits ja wieder einen Einfluss auf die Populationen von Raubtieren haben.

www.habichtskauz.at

Die Einführung von Schutzgebieten, wie zum Beispiel die Kernzonen im Biosphärenpark Wienerwald oder dem Wildnissgebiet Dürrnstein, sollten helfen, um dieser Art von Problemen in Zukunft aus dem Weg zu gehen, obwohl man schon anmerken muss, dass diese Schutzgebiete räumlich einge-schränkt und auch sehr jung sind. Ein Problem das nicht in naher Zukunft geklärt werden kann ist der Mangel an Beutetieren (es gibt ein Programm, das sich der Zufütterung von Jungvögeln im ersten Jahr angenommen hat, um die Überlebenschancen der noch unerfahrenen Jungen im ersten Winter zu erhöhen). Der Mangel an Nistmöglichkeiten kann mithilfe von künstlichen Nistkästen überbrückt werden (momentan gibt es ca. 100 Stück und 50 weitere in Planung). In den zwei Jahren seit Beginn der Installation haben sich die Nistkästen als ein sehr effizientes System bewährt, wie sich anhand der hohen Besetzungsrate durch den Waldkauz (Strix aluco) gezeigt hat.

Obwohl es noch ein weiter Weg bis zur Etablierung einer nachhaltigen Habichtskauz Population in Österreichs Wäldern ist, so ist die Rückkehr der Spezies bereits Realität und mit dem Engagement und der Mitarbeit von vielen begeisterten Menschen mag der Tag nicht mehr allzu fern sein, an dem der tiefe Ruf des Habichtskauz wieder durch klare, späte Herbstnächte hallt.