Titelbild: Habichtskauz-Kücken (c)Marc Graf
Übersetzung aus dem Englischen: Kerstin Thonhauser
Izquierdo-Acebes D., 2011. Die Rückkehr des Königs des Waldes. Bioskop (1), 21-23.

Die Wiederansiedelung des Habichtskauz (Strix uralensis) in Österreichs Wäldern.

Es ist schon fast hundert Jahre her, dass der tiefe Ruf des Habichtskauz an klaren, späten Herbstnächten im Wienerwald widerhallte. Dank der Bemühungen einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Richard Zink, befindet sich diese großartige Spezies auf ihrem Weg zurück in Österreichs Wälder, wo sie Ende des 20. Jahrhunderts verschwunden ist.

Es handelt sich hierbei um ein sehr umfangreiches Projekt an dem sich verschiedene Kollaborationspartner beteiligen und das von der Jagd- und Forstgesellschaft unterstützt wird. Seit 2009 sind 50 Vögel zwischen dem Wienerwald (29 Vögel, 17 Männchen und 12 Weibchen) und dem Wildnissgebiet Dürrenstein (21 Vögel, 10 Männchen und 11 Weibchen) freigelassen worden. Diese Vögel haben sich außerordentlich gut angepasst und zeigen, dass der Habichtskauz auf dem Weg  zurück zu jenem Thron ist den er damals verloren hat. Der König des Waldes kehrt zurück!

S. uralensis ist die zweitgrößte Eulenart in Österreich, einzig der Uhu (Bubo bubo) übertrifft ihn noch in seiner Größe. Da der Uhu jedoch bevorzugt auf offenen Flächen jagt, ist der Habichtskauz der größte, nachtaktive Greifvogel in Österreichs Wäldern.

Trotz seiner liebenswerten und teils verschlafenen  Erscheinung, handelt es sich beim Habichtskauz um einen gewandten Überlebenskünstler, dem selbst schlechteste Wetterbedingungen nichts anhaben  können. Er ist ein überaus geschickter Jäger, der sogar noch unter einer 15 cm dicken Schneedecke Beute machen kann. Als Elternteil zeichnet er sich durch große Aufopferung und wenn die Situation es verlangt, auch durch eine vehemente Verteidigung der Kücken aus.

www.habichtskauz.at
(c) Norbert Potensky

Das Verbreitungsgebiet des Habichtkauzes erstreckt sich über Eurasien obwohl er in den westlichsten Gebieten schon ausgestorben ist. Auf der IUCN Roten Liste wird er als „nicht gefährdet“ eingestuft, da sein natürliches Verbreitungsgebiet sehr groß ist und speziell in den östlichen Staaten mehrere tausend Paare in gesunden Populationen leben. In Deutschland (Nationalpark Bayrischer Wald) und der tschechischen Republik (Národní Park Šumava) konnte der Habichtskauz bereits erfolgreich wieder angesiedelt werden. Das Hauptziel der Wiederansiedelung in Österreich ist es, diese neuen Populationen mit angrenzenden Populationen in Italien, Slowenien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei zu verbinden.

Der erste Schritt, bevor man eine Spezies in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet wiedereinführt, ist es all jene Faktoren die zum Aussterben geführt haben zu eliminieren. Im Falle des Habichtskauzes waren dies vor allem eine direkte Ausrottung und der Verlust von Lebensraum und Brutstätten. Durch die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Jägern, bei der es vor allem um ein besseres Verständnis für die Rolle des Habichtskauz im Ökosystem Wald geht, konnte der erste Faktor bereits stark reduziert werden.

Es wurde gezeigt, dass Arten der Gattung Strix an bestimmte Habitate im Wald sehr stark gebunden und angepasst sind. Moderne Waldwirtschaft hat daher einen negativen Einfluss auf diese Arten da sie starke Veränderungen im Ökosystem Wald bewirken. Diese Veränderungen betreffen die Eulen hauptsächlich auf zwei Arten:
Erstens, es kommt zum Verlust von Brutstätten. Obwohl man gewöhnlich annimmt, dass Eulen nur in Baumhöhlen brüten, weiß man mittlerweile, dass sie  auch gebrochene Baumstümpfe oder sogar die Nester von anderen Raubvögeln verwenden. Durch intensive Waldwirtschaft reduziert sich die Anzahl an Totholz und alten Bäumen, welche als potenzielle Nitzplätze dienen könnten signifikant, da die meisten Bäume bereits sehr jung geschlagen werden.

Zweitens, in bewirtschafteten Wäldern kommt es zu einem Verlust der Heterogenität. Durch die Pflanzung von schnell wachsenden Baumarten nach Abholzungen kommt es zur Bildung von homogenen Wäldern. Das führt nicht nur zu einem Abfall der Biodiversität per se, sondern hat auch einen negativen Einfluss auf die Nahrungskette. Wenn zum Beispiel, in einem heterogenen Ökosystem eine Baumart, aus welchen Gründen auch immer, weniger Früchte produziert, so kann dieser Futter mangel, der für bestimmte pflanzenfressende Arten entsteht, durch andere Arten wettgemacht werden. Dadurch werden die Populationen von Pflanzenfressern weniger stark dezimiert, die ihrerseits ja wieder einen Einfluss auf die Populationen von Raubtieren haben.

www.habichtskauz.at

Die Einführung von Schutzgebieten, wie zum Beispiel die Kernzonen im Biosphärenpark Wienerwald oder dem Wildnissgebiet Dürrnstein, sollten helfen, um dieser Art von Problemen in Zukunft aus dem Weg zu gehen, obwohl man schon anmerken muss, dass diese Schutzgebiete räumlich einge-schränkt und auch sehr jung sind. Ein Problem das nicht in naher Zukunft geklärt werden kann ist der Mangel an Beutetieren (es gibt ein Programm, das sich der Zufütterung von Jungvögeln im ersten Jahr angenommen hat, um die Überlebenschancen der noch unerfahrenen Jungen im ersten Winter zu erhöhen). Der Mangel an Nistmöglichkeiten kann mithilfe von künstlichen Nistkästen überbrückt werden (momentan gibt es ca. 100 Stück und 50 weitere in Planung). In den zwei Jahren seit Beginn der Installation haben sich die Nistkästen als ein sehr effizientes System bewährt, wie sich anhand der hohen Besetzungsrate durch den Waldkauz (Strix aluco) gezeigt hat.

Obwohl es noch ein weiter Weg bis zur Etablierung einer nachhaltigen Habichtskauz Population in Österreichs Wäldern ist, so ist die Rückkehr der Spezies bereits Realität und mit dem Engagement und der Mitarbeit von vielen begeisterten Menschen mag der Tag nicht mehr allzu fern sein, an dem der tiefe Ruf des Habichtskauz wieder durch klare, späte Herbstnächte hallt.