Titelbild: Bei der Arbeit mit Flusskrebsen (vor unerwünschten elektromagnetischen Strahlungen schützt ein Aluminiumnetz als Faraday’scher Käfig)

Lukas Landler

PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA)

Lukas Landler hat in Wien Zoologie studiert. Seit 2011 ist er PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA) und wechselweise als Teaching Assistant (TA) oder als Research Assistant (RA) angestellt – die Art der Anstellung hängt vor allem von vorhanden Mitteln des Labors ab. Sein Forschungsgebiet ist die magnetische Orientierung von Tieren.

1) Lukas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

In meiner Funktion als TA unterrichte ich normalerweise zwei bis drei Biologie Labor Kurse (24 Studierende pro Kurs), wobei die Themen und Experimente vorgegeben sind. Allerdings haben wir einigen Freiraum was Benotung und Schwerpunkte anbelangt. In Semestern in denen ich als RA angestellt bin (20 Stunden pro Woche), arbeite ich vor allem an der magnetischen Orientierung von Fruchtfliegen, eines der Projekte unseres Labors das voll finanziert ist. Neben beiden Tätigkeiten muss ich natürlich auch an meiner Dissertation arbeiten, die immer parallel neben den beiden oberhalb angesprochenen Beschäftigungen abläuft.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Dass ich genau an der Thematik arbeiten kann, an der ich immer arbeiten wollte (magnetische Orientierung  von Tieren). Die Möglichkeiten in meinem Labor, bezüglich Forschung, sind besser als alles was ich davor zur Verfügung hatte und die Ausbildung auf dem „graduatelevel“ (PhD und Master) an meiner Uni ist auf einem  sehr guten Niveau.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Es ist sicherlich eine Herausforderung, die gewohnte Umgebung und Kultur zu verlassen und für doch recht lange Zeit im Ausland zu leben. Der Süd-Osten der USA war jedenfalls nie mein Traumziel. Zu den kulturellen Anpassungen kommen natürlich auch sprachliche Schwierigkeiten zu Beginn, ich musste beispielsweise in meinem ersten Semester unterrichten, was durchaus eine Herausforderung darstellte. Das Unterrichten mit der eigentlichen Dissertationsarbeit unter einen Hut zu bringen, benötigt einige Organisation. Mit genug Interesse für das Thema ist auch das kein wirkliches Problem.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

In meinem Fall habe ich ziemlich genau gewusst welche Labors für mich interessant wären, daher habe ich einfach Professoren dieser Labors angeschrieben und gefragt ob sie Interesse an einem Dissertanten hätten. Ich hatte Glück, dass meine erste Wahl (John Phillips, mein jetziger Betreuer) gerade auf der Suche nach einem Dissertanten war.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Meine Diplomarbeit behandelte ein sehr ähnliches Thema wie mein jetziges Dissertationsthema. Für Bewerbungen in den USA muss desweiteren ein GRE (eine Art Eignungstest für Studierende) mit einer gewissen Punkteanzahl abgeschlossen werden, dieser hatte in meinem Fall aber nur eine geringe Bedeutung. Hauptsache ist, dass man den/die zukünftige/n BetreuerIn überzeugt der/die richtige zu sein für die Stelle.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich hatte schon immer den Wunsch in der Forschung tätig zu sein/zu bleiben.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Bis zu einer (zumindest teilbezahlten) Dissertation zu kommen ist verhältnismäßig einfach (zumindest wenn man sich international umschaut). Die Schwierigkeiten beginnen eher danach.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Biologiestudium ist die einzige wirkliche Voraussetzung. Weitere Forschungserfahrung hilft aber doch sehr, auch wissenschaftliche Publikationen sind meist erwünscht.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das ist schwierig zu beantworten, da meine Thematik sehr speziell ist. Die solide Grundausbildung der Universität Wien in Zoologie/Physiologie und Evolution/Systematik hat mir hier aber doch schon oft sehr geholfen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

So viel Forschungserfahrung sammeln wie möglich. Auch versuchen, diverse Ergebnisse zu publizieren, selbstständig Fachliteratur lesen, um zu wissen was einen wirklich interessiert und mit den Namen in diesen Feldern vertraut zu werden und schlussendlich keine Angst haben „große Namen“ auch anzuschreiben (und sich auch von Absagen nicht entmutigen lassen).

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
Lukas Landler
Virginia Tech / Phillips Lab / Lab Members

In einer Auffangstation für Menschenaffen in Sambia können Studierende Feldforschung betreiben / Spender:innen gesucht. Weiterlesen

Titelbild: Habichtskauz-Kücken (c)Marc Graf
Übersetzung aus dem Englischen: Kerstin Thonhauser
Izquierdo-Acebes D., 2011. Die Rückkehr des Königs des Waldes. Bioskop (1), 21-23.

Die Wiederansiedelung des Habichtskauz (Strix uralensis) in Österreichs Wäldern.

Es ist schon fast hundert Jahre her, dass der tiefe Ruf des Habichtskauz an klaren, späten Herbstnächten im Wienerwald widerhallte. Dank der Bemühungen einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Richard Zink, befindet sich diese großartige Spezies auf ihrem Weg zurück in Österreichs Wälder, wo sie Ende des 20. Jahrhunderts verschwunden ist.

Es handelt sich hierbei um ein sehr umfangreiches Projekt an dem sich verschiedene Kollaborationspartner beteiligen und das von der Jagd- und Forstgesellschaft unterstützt wird. Seit 2009 sind 50 Vögel zwischen dem Wienerwald (29 Vögel, 17 Männchen und 12 Weibchen) und dem Wildnissgebiet Dürrenstein (21 Vögel, 10 Männchen und 11 Weibchen) freigelassen worden. Diese Vögel haben sich außerordentlich gut angepasst und zeigen, dass der Habichtskauz auf dem Weg  zurück zu jenem Thron ist den er damals verloren hat. Der König des Waldes kehrt zurück!

S. uralensis ist die zweitgrößte Eulenart in Österreich, einzig der Uhu (Bubo bubo) übertrifft ihn noch in seiner Größe. Da der Uhu jedoch bevorzugt auf offenen Flächen jagt, ist der Habichtskauz der größte, nachtaktive Greifvogel in Österreichs Wäldern.

Trotz seiner liebenswerten und teils verschlafenen  Erscheinung, handelt es sich beim Habichtskauz um einen gewandten Überlebenskünstler, dem selbst schlechteste Wetterbedingungen nichts anhaben  können. Er ist ein überaus geschickter Jäger, der sogar noch unter einer 15 cm dicken Schneedecke Beute machen kann. Als Elternteil zeichnet er sich durch große Aufopferung und wenn die Situation es verlangt, auch durch eine vehemente Verteidigung der Kücken aus.

www.habichtskauz.at
(c) Norbert Potensky

Das Verbreitungsgebiet des Habichtkauzes erstreckt sich über Eurasien obwohl er in den westlichsten Gebieten schon ausgestorben ist. Auf der IUCN Roten Liste wird er als „nicht gefährdet“ eingestuft, da sein natürliches Verbreitungsgebiet sehr groß ist und speziell in den östlichen Staaten mehrere tausend Paare in gesunden Populationen leben. In Deutschland (Nationalpark Bayrischer Wald) und der tschechischen Republik (Národní Park Šumava) konnte der Habichtskauz bereits erfolgreich wieder angesiedelt werden. Das Hauptziel der Wiederansiedelung in Österreich ist es, diese neuen Populationen mit angrenzenden Populationen in Italien, Slowenien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei zu verbinden.

Der erste Schritt, bevor man eine Spezies in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet wiedereinführt, ist es all jene Faktoren die zum Aussterben geführt haben zu eliminieren. Im Falle des Habichtskauzes waren dies vor allem eine direkte Ausrottung und der Verlust von Lebensraum und Brutstätten. Durch die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Jägern, bei der es vor allem um ein besseres Verständnis für die Rolle des Habichtskauz im Ökosystem Wald geht, konnte der erste Faktor bereits stark reduziert werden.

Es wurde gezeigt, dass Arten der Gattung Strix an bestimmte Habitate im Wald sehr stark gebunden und angepasst sind. Moderne Waldwirtschaft hat daher einen negativen Einfluss auf diese Arten da sie starke Veränderungen im Ökosystem Wald bewirken. Diese Veränderungen betreffen die Eulen hauptsächlich auf zwei Arten:
Erstens, es kommt zum Verlust von Brutstätten. Obwohl man gewöhnlich annimmt, dass Eulen nur in Baumhöhlen brüten, weiß man mittlerweile, dass sie  auch gebrochene Baumstümpfe oder sogar die Nester von anderen Raubvögeln verwenden. Durch intensive Waldwirtschaft reduziert sich die Anzahl an Totholz und alten Bäumen, welche als potenzielle Nitzplätze dienen könnten signifikant, da die meisten Bäume bereits sehr jung geschlagen werden.

Zweitens, in bewirtschafteten Wäldern kommt es zu einem Verlust der Heterogenität. Durch die Pflanzung von schnell wachsenden Baumarten nach Abholzungen kommt es zur Bildung von homogenen Wäldern. Das führt nicht nur zu einem Abfall der Biodiversität per se, sondern hat auch einen negativen Einfluss auf die Nahrungskette. Wenn zum Beispiel, in einem heterogenen Ökosystem eine Baumart, aus welchen Gründen auch immer, weniger Früchte produziert, so kann dieser Futter mangel, der für bestimmte pflanzenfressende Arten entsteht, durch andere Arten wettgemacht werden. Dadurch werden die Populationen von Pflanzenfressern weniger stark dezimiert, die ihrerseits ja wieder einen Einfluss auf die Populationen von Raubtieren haben.

www.habichtskauz.at

Die Einführung von Schutzgebieten, wie zum Beispiel die Kernzonen im Biosphärenpark Wienerwald oder dem Wildnissgebiet Dürrnstein, sollten helfen, um dieser Art von Problemen in Zukunft aus dem Weg zu gehen, obwohl man schon anmerken muss, dass diese Schutzgebiete räumlich einge-schränkt und auch sehr jung sind. Ein Problem das nicht in naher Zukunft geklärt werden kann ist der Mangel an Beutetieren (es gibt ein Programm, das sich der Zufütterung von Jungvögeln im ersten Jahr angenommen hat, um die Überlebenschancen der noch unerfahrenen Jungen im ersten Winter zu erhöhen). Der Mangel an Nistmöglichkeiten kann mithilfe von künstlichen Nistkästen überbrückt werden (momentan gibt es ca. 100 Stück und 50 weitere in Planung). In den zwei Jahren seit Beginn der Installation haben sich die Nistkästen als ein sehr effizientes System bewährt, wie sich anhand der hohen Besetzungsrate durch den Waldkauz (Strix aluco) gezeigt hat.

Obwohl es noch ein weiter Weg bis zur Etablierung einer nachhaltigen Habichtskauz Population in Österreichs Wäldern ist, so ist die Rückkehr der Spezies bereits Realität und mit dem Engagement und der Mitarbeit von vielen begeisterten Menschen mag der Tag nicht mehr allzu fern sein, an dem der tiefe Ruf des Habichtskauz wieder durch klare, späte Herbstnächte hallt.