Marc ist seit knapp vier Jahren als selbstständiger Reportage/Naturfotograf tätig. Er verbindet mit seinen Foto-Reportagen und Multimedia-Produkten Biologie und Fotografie und setzt auf die Medien Bild und Text als Botschafter in Sachen Naturschutz. Seine Arbeiten werden regelmäßig in österreichischen Magazinen, wie dem Universum Magazin und Illustrierten veröffentlicht. Für den Nationalpark Thayatal hat er in den letzten zwei Jahren an einer Multimedia-Kampagne gearbeitet und gemeinsam mit seiner Partnerin, der Ökologin und Autorin Christine Sonvilla, zeigt er sein Erlebtes auch in Vorträgen.

1) Marc, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Einen typischen, geregelten Arbeitsalltag gibt es in dem Sinn nicht. Es geht vielmehr darum, kreativ zu sein und die eigenen Ideen konsequent zu verfolgen. Den Workflow würde ich so beschreiben:

Ideenfindung – Umsetzung (Fotografieren, Filmen) – Aufbereitung – Präsentation.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Es ist schön, ein Produkt vom Anfang bis zum Ende komplett selbst schaffen zu können. Flexibilität und Kreativität bekommen dabei auch einen neuen Stellenwert. Ich weiß nicht, ob ich da für andere sprechen kann, aber mich beflügelt ein neues Projekt jedesmal aufs Neue. Das gibt Kraft und macht Spaß, ist gleichzeitig aber natürlich auch Arbeit, die ich dafür aber gerne „in Kauf nehme“.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Auf sich aufmerksam zu machen, gehört sicher zu den schwierigen Schritten in die Selbstständigkeit. Der beste Antrieb dafür ist aber sicher auch der eigene Ehrgeiz. Je mehr ich mich selbst antreibe, desto mehr kann ich erreichen. Das ist das Schöne an der Selbstständigkeit. Der Rest ist dann eine Frage der Konsequenz.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Die Idee, selbstständig an Natur- und Tierthemen als Fotograf/Filmer zu arbeiten, gehört schon seit Ewigkeiten einfach dazu. Das Studium hat mich darin aber sicher noch bestärkt. Vielen Forschungsthemen fehlt, meiner Meinung nach, oftmals ein öffentliches Sprachrohr außerhalb der Wissenschaften. Und in dieser Tätigkeit verstehe ich Fotografie als sehr effizientes und universelles Werkzeug.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Der Studienabschluss war für mich genauso wichtig, wie die fachliche Kompetenz in der Fotografie. Gerade in diesem Job gibt es aber keinen finalen Status Quo. Oftmals braucht es zur Umsetzung neuer Ideen auch neue Hilfsmittel, neue Techniken, etc. Es ist also ein ständiger Lern- oder besser Entwicklungsprozess. Das macht das Ganze aber auch spannend und abwechslungsreich.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Kurz und bündig – schon immer.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke, dass die Biologie enormes Potenzial hat, mit anderen Fachdisziplinen, wie Wirtschaft, Recht, Kommunikation, etc. kombiniert zu werden. Natur und Umwelt haben auf uns und all unsere Lebensaspekte enormen Einfluss und auch auf unser Wirtschaften. Das im Studium erworbene KnowHow ist dabei extrem wertvoll. Vor allem das Wissen und das Verständnis für den Wert einer funktionierenden Lebewelt kann/muss/soll/ darf der Öffentlichkeit mitgeteilt werden und wer könnte das besser, als BiologInnen? Mit einer gesunden Portion Kreativität finden sich so für geeignete BiologInnen in vielen Bereichen Arbeitsmöglichkeiten.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Gerade im Bereich Natur/Tierfotografie ist fundiertes Wissen über Flora und Fauna und die Zusammenhänge in unserer Umwelt nicht nur hilfreich, sondern wichtig für alle Beteiligten. Fotograf und Umwelt. Es hilft nicht nur in der Umsetzung eigener Ideen und Projekte. Es lassen sich so auch Konflikte beim Arbeiten vermeiden. Die Arbeit eines Naturfotografen soll ja im Sinne der Natur stehen und dabei keinen negativen Einfluss auf sie nehmen. Es geht nicht um das Foto um jeden Preis, sondern darum, den richtigen Moment einzufangen. Dabei gehört es auch dazu, sich zurücknehmen zu können und Tieren, Pflanzen, der Natur generell ihren Raum zu lassen. Dieses Wissen und dieser Respekt der Umwelt gegenüber, werden einem im Studium sicher nahegelegt.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Vor allem Naturschutzrecht und Artenschutz. Mit diesen Themen setze ich mich thematisch am häufigsten auseinander.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Die eigenen Ziele mit Konsequenz und Spaß zu verfolgen. Je ausgereifter und klarer die eigene Vorstellung von Beruf und der eigenen Zukunft ist, desto einfacher ist es auch sie umzusetzen. Wie mit meiner fotografischen Arbeit, so sehe ich es auch mit der beruflichen Orientierung: je klarer die Idee am Anfang, desto schneller die Umsetzung. Ob ich nun Fotograf, Grundlagenforscher oder Biologe im Feld sein möchte – je klarer ich meine Ziele sehe, desto schneller werden sie Realität.

Vielen Dank für das Interview!


Marc Graf
GRAF MARC Photography

Titelbild: Bei der Arbeit mit Flusskrebsen (vor unerwünschten elektromagnetischen Strahlungen schützt ein Aluminiumnetz als Faraday’scher Käfig)

Lukas Landler

PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA)

Lukas Landler hat in Wien Zoologie studiert. Seit 2011 ist er PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA) und wechselweise als Teaching Assistant (TA) oder als Research Assistant (RA) angestellt – die Art der Anstellung hängt vor allem von vorhanden Mitteln des Labors ab. Sein Forschungsgebiet ist die magnetische Orientierung von Tieren.

1) Lukas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

In meiner Funktion als TA unterrichte ich normalerweise zwei bis drei Biologie Labor Kurse (24 Studierende pro Kurs), wobei die Themen und Experimente vorgegeben sind. Allerdings haben wir einigen Freiraum was Benotung und Schwerpunkte anbelangt. In Semestern in denen ich als RA angestellt bin (20 Stunden pro Woche), arbeite ich vor allem an der magnetischen Orientierung von Fruchtfliegen, eines der Projekte unseres Labors das voll finanziert ist. Neben beiden Tätigkeiten muss ich natürlich auch an meiner Dissertation arbeiten, die immer parallel neben den beiden oberhalb angesprochenen Beschäftigungen abläuft.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Dass ich genau an der Thematik arbeiten kann, an der ich immer arbeiten wollte (magnetische Orientierung  von Tieren). Die Möglichkeiten in meinem Labor, bezüglich Forschung, sind besser als alles was ich davor zur Verfügung hatte und die Ausbildung auf dem „graduatelevel“ (PhD und Master) an meiner Uni ist auf einem  sehr guten Niveau.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Es ist sicherlich eine Herausforderung, die gewohnte Umgebung und Kultur zu verlassen und für doch recht lange Zeit im Ausland zu leben. Der Süd-Osten der USA war jedenfalls nie mein Traumziel. Zu den kulturellen Anpassungen kommen natürlich auch sprachliche Schwierigkeiten zu Beginn, ich musste beispielsweise in meinem ersten Semester unterrichten, was durchaus eine Herausforderung darstellte. Das Unterrichten mit der eigentlichen Dissertationsarbeit unter einen Hut zu bringen, benötigt einige Organisation. Mit genug Interesse für das Thema ist auch das kein wirkliches Problem.

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

In meinem Fall habe ich ziemlich genau gewusst welche Labors für mich interessant wären, daher habe ich einfach Professoren dieser Labors angeschrieben und gefragt ob sie Interesse an einem Dissertanten hätten. Ich hatte Glück, dass meine erste Wahl (John Phillips, mein jetziger Betreuer) gerade auf der Suche nach einem Dissertanten war.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Meine Diplomarbeit behandelte ein sehr ähnliches Thema wie mein jetziges Dissertationsthema. Für Bewerbungen in den USA muss desweiteren ein GRE (eine Art Eignungstest für Studierende) mit einer gewissen Punkteanzahl abgeschlossen werden, dieser hatte in meinem Fall aber nur eine geringe Bedeutung. Hauptsache ist, dass man den/die zukünftige/n BetreuerIn überzeugt der/die richtige zu sein für die Stelle.

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Ich hatte schon immer den Wunsch in der Forschung tätig zu sein/zu bleiben.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Bis zu einer (zumindest teilbezahlten) Dissertation zu kommen ist verhältnismäßig einfach (zumindest wenn man sich international umschaut). Die Schwierigkeiten beginnen eher danach.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ein Biologiestudium ist die einzige wirkliche Voraussetzung. Weitere Forschungserfahrung hilft aber doch sehr, auch wissenschaftliche Publikationen sind meist erwünscht.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das ist schwierig zu beantworten, da meine Thematik sehr speziell ist. Die solide Grundausbildung der Universität Wien in Zoologie/Physiologie und Evolution/Systematik hat mir hier aber doch schon oft sehr geholfen.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

So viel Forschungserfahrung sammeln wie möglich. Auch versuchen, diverse Ergebnisse zu publizieren, selbstständig Fachliteratur lesen, um zu wissen was einen wirklich interessiert und mit den Namen in diesen Feldern vertraut zu werden und schlussendlich keine Angst haben „große Namen“ auch anzuschreiben (und sich auch von Absagen nicht entmutigen lassen).

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
Lukas Landler
Virginia Tech / Phillips Lab / Lab Members

Clemens Gumpinger

blattfisch – Technisches Büro für Gewässerökologie

Clemens Gumpinger arbeitete nach seinem Studiums (Studium Irregulare an Universität für Bodenkultur und Universität Wien: „Angewandte Hydrobiologie und Gewässerkunde”) knapp zwei Jahre in einem kleinen Gewässerökologie-Büro in Deutschland. Nach seiner Rückkehr gründete er 1999 das Technische Büro für Gewässerökologie, bzw. meldete es gewerberechtlich an. Mit der Etablierung einer Homepage unter www.blattfisch.at (der Name leitet sich vom Logo ab) wurde auch der Firmenname zunehmend um “blattfisch” ergänzt. Aktuell ist er der Leiter des Büros und beschäftigt 10 Mitarbeiter.

1)     Clemens, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Meine Hauptaufgaben haben sich im Laufe der Jahre natürlich verändert. Zum aktuellen Zeitpunkt verbringe ich viel (zuviel) Zeit im Büro, um mich um verwaltungstechnische Notwendigkeiten zu kümmern.

Hauptsächlich bin ich für die Projektakquisition und –präsentation (bei den Auftraggebern) zuständig. Daneben versuche ich einige wenige “persönliche” Projekte zu machen, damit ich mich nicht zu weit von der “tatsächlichen Arbeit” eines Gewässerökologen – vor allem im Freiland entferne.

2)      Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Die Vielfältigkeit der Anforderungen ist sehr interessant und hält die Neugierde aufrecht. Am meisten Freude hat man, wenn Projekte tatsächlich zu Erhalt oder gar Verbesserungen unserer Umwelt und der Natur führen.

3)      Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung ist, nicht daran zu verzweifeln, dass man im angewandten Bereich (wir sind auch viel planerisch tätig) – vor allem in großen Infrastruktur- oder anderen wirtschaftlich begründeten Projekten  – nur die Möglichkeit hat, die mit dem Projekt verbundene Naturzerstörung so gering wie möglich zu halten oder nur Teile zu kompensieren.

Am schwierigsten ist definitiv, den Menschen klar zu machen, dass wir auf unsere Natur aufpassen und sie erhalten müssen, um die Lebensgrundlage für die zukünftigen Generationen zu erhalten. Sehr mühsam ist dabei, dass die allermeisten Menschen keine Ahnung von ökologischen Zusammenhängen haben oder sich die Natur mit viel Halbwissen so erklären, wie sie sie eben gerne sehen wollen.

Hier geht es zum Blattfisch!

4)      Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Ich war immer schon “naturbegeistert”, deswegen habe ich zuerst Biologie und später das Studium Irregulare gewählt. Während des Studiums am Institut für Hydrobiologie an der Boku habe ich meine Verbundenheit zu Gewässern entdeckt und vertieft. Bezüglich des Jobs war es einfach eine Notwendigkeit, sich selbständig zu machen.

5)      Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Ein abgeschlossenes Studium ist zumindest ein hilfreiches Kriterium bei der Gründung eines Büros, das ja durchaus viele verwaltungstechnische Anforderungen mit sich bringt. Zusätzliche (v. a. wirtschaftlich orientierte) Ausbildungen sind natürlich auch ein Vorteil.

6)      War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Da “früher” bei mir schon etwas länger zurückliegt, kann ich mich nicht mehr an alle Berufswünsche erinnern, es gab aber nach der Matura durchaus den Versuch, in künstlerischer Richtung zu arbeiten (z.B. industrial design). Letztendlich habe ich diese Wünsche aber mit zu wenig Nachdruck verfolgt.

7)      Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für  BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

Ich denke schon. Man muss sich dessen bewusst sein, dass diese “Umwelt- und Naturschutzbranche” nicht dazu geeignet ist, sehr viel Geld zu verdienen. Allerdings ist die Betätigung in der Regel sehr befriedigend. Die Arbeitsumgebung (freie Natur, letzte intakte Landschaften und Gewässer, etc.) und die Beschäftigung mit Lebewesen wiegen dieses finanzielle Manko sehr gut auf.

8)      Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

In der Biologie kann man sich ja sehr in Detailbereiche vertiefen. Dies kann auch im Job hilfreich sein (z.B. Insektenexperten, etc.). In der angewandten Arbeit ist aber häufig zusätzliches wirtschaftliches und technisches Wissen sehr hilfreich. In meinem Fall gehört beispielsweise eine große Portion wasserbautechnisches Verständnis zum Repertoire, das man ständig braucht.

9)      Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Das Verständnis für ökologische Zusammenhänge und biologische Regelkreise ist von eminenter Bedeutung. Einerseits ist dies nötig, um die Auswirkungen von Eingriffen in die Umwelt gut abschätzen zu können, andererseits ist die Wissensvermittlung – vor allem die Erklärung, wie spezifische Vorhaben ökologisch einzuschätzen sind – in der täglichen Arbeit permanent gefragt.

10)      Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Einerseits sollte man sich ein möglichst umfangreiches fundiertes Wissen über – ebendiese – ökologischen Zusammenhänge aneignen. Andererseits sollte man sich – auf Basis dieses Wissens – viel zutrauen und fachlich versiert auch gegenüber scheinbar übermächtigen Organisationen aufzutreten wagen.
Ergänzend sind eine gute Menschenkenntnis, eine positive Einstellung trotz häufig nicht machbar erscheinender ökologischer Umsetzunsgaspekte und eine gewisse Kompromissfähigkeit sehrwichtig.

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt
www.blattfisch.at
technisches büro für gewässerökologie
gabelsbergerstraße 7
4600 wels