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Ein Feuersalamanderweibchen das beim ersten Regen nach den trockenen Sommermonaten ihr unterirdisches Versteck verlassen hat. Copyright: Kristin R. Szydlik

Noch ist der Feuersalamander eine in Österreich weit verbreitete Art, doch der Klimawandel, der Verlust geeigneter Lebensräume und eine sich bedrohlich ausbreitende Pilzerkrankung gefährden ihn zunehmend. Deshalb ist es höchste Zeit mehr über die Lebensweise und den Gesundheitszustand dieser Art zu erfahren, um sie bestmöglich zu schützen.

Unser unbekannter Nachbar

Das Leben des Feuersalamanders bleibt überwiegend vor unseren Blicken verborgen, denn die Amphibienart verbringt viel Zeit in unterirdischen Verstecken und ist häufig nachtaktiv. Insbesondere der erste Regen nach längerer Trockenheit lockt Feuersalamander (Salamandra salamandra) jedoch aus ihren Verstecken. Wie für Amphibien typisch, ist auch diese Art auf feuchte Umweltbedingungen angewiesen, denn ihre dünne Haut schützt sie nicht vor dem Austrocknen. Mit Körperlängen von über 20 Zentimeter ist der Feuersalamander der größte einheimische Salamander und kann in der Natur ein Alter von mehr als 20 Jahren erreichen. Feuersalamander bevorzugen feuchte Laubwälder mit sauberen, fischfreien Bachläufen oder Teichen. In solchen Lebensräumen können die Tiere ihr gesamtes Leben verbringen. Die Larven kommen im Wasser zur Welt und verbringen dort ihre ersten Lebensmonate, bevor sie als kleine Salamander an Land leben. Im Moos und Laub suchen sie nach ihrer Nahrung, wirbellosen Tieren, wie Regenwürmern, Spinnen, Insekten und Schnecken. Trockene Sommermonate sowie winterliche Frostperioden überdauern Feuersalamander in geschützten Verstecken, während sie ihren Stoffwechsel herunterregulieren und von ihren Reserven zehren.

Lebenszyklus der Feuersalamander.
Abbildung 1: Lebenszyklus der Feuersalamander. Copyright Illustration: Kristin R. Szydlik

Bedrohte Walddrachen im Wandel der Zeit

Ungünstige Wetterbedingungen, wie lange heiße und trockene Perioden, überstehen Feuersalamander vor allem durch ihr angepasstes Verhalten. Sie flüchten in sichere Verstecke und verharren dort, bis die Luftfeuchtigkeit steigt und Temperaturen zwischen 0 und 20°C erreicht sind. Aufgrund des Klimawandels verlängern sich die Perioden mit widrigen Bedingungen jedoch zunehmend. Die Sommer werden meist heißer und trockener, die Gefahr dabei: wenn der ersehnte Regen kommt, haben die Salamander womöglich bereits viele ihrer Reserven verbraucht und ihre körperliche Verfassung ist schlecht. Mildere Wintertemperaturen sorgen hingegen dafür, dass die Tiere ihren Stoffwechsel nicht weit genug herunterregulieren können, um die Zeit energiesparend zu überstehen.
Auch Verschlechterungen in ihrem Lebensraum machen den Feuersalamandern zu schaffen. Straßen trennen sie von ihren Fortpflanzungsgewässern und Totholz, in welchem sie sich verstecken oder Nahrung finden können, wird aus dem Wald entfernt.
Doch damit nicht genug. In 2010 sorgte ein eingeschleppter Pilz, in den Niederlanden für den Zusammenbruch einer ganzen Feuersalamanderpopulation (Spitzen-van der Sluijs et al., 2013; Martel et al., 2013) und breitet sich seither von dort über Deutschland, Belgien und Spanien hinweg aus (Böning et al., 2024). Die Folgen sind verheerend: Feuersalamander, die von der sogenannten Chytridiomykose oder auch „Salamanderpest“ befallen sind, versterben innerhalb von zwei Wochen und es kommt immer wieder zu Massensterben (Böning et al., 2024). Bisher wurden in Österreich noch keine Fälle der Chytridiomykose gemeldet (Quelle: Persönliche Kommunikation mit Dr. Doris Preininger, Mai 2025), doch es muss jederzeit damit gerechnet werden.

Info

Chytridiomykose, oder auch Salamanderpest, bezeichnet eine Pilzerkrankung ausgelöst durch den Pilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), der vor allem Schwanzlurche (Caudata) befällt. Ursprünglich stammt er aus Ostasien (Laking et al., 2017). In Europa sind insbesondere Feuersalamander von der Erkrankung betroffen. Der Hautpilz verbreitet sich durch Sporen, die lange Zeit überdauern können (Thomas et al., 2019). Infektionen führen zu Geschwüren und Hautläsionen, die sich zusätzlich mit Bakterien oder Viren infizieren, während Bsal das Immunsystem herunterreguliert (Böning et al., 2024). Erkrankte Feuersalamander leiden außerdem unter Muskelkrämpfen und stellen das Fressen ein, bis sie nach etwa zwei Wochen sterben (Martel et al. 2013). Eine aufwändige Wärmebehandlung einzelner Tiere in menschlicher Obhut ist möglich (Blooi et al., 2015).

Feuersalamander-Forschung in Wien

Der Tiergarten Schönbrunn organisiert seit 2016 ein österreichweites und jährliches Bsal-Monitoring in Kooperation mit freiwilligen Projektpartnern. Das Ergebnis: bisher konnten keine Fälle der Salamanderpest in Österreich festgestellt werden (Quelle: Dr. Doris Preininger). Gemeinsam mit dem Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien untersucht der Tiergarten Schönbrunn außerdem zurzeit das Mikrobiom der Feuersalamander und testet, ob sich pilzhemmende Bakterien auf ihrer Haut ansiedeln können. (Quelle: Persönliche Kommunikation mit Dr. Doris Preininger und Dr. Susanne Stückler, Tiergarten Schönbrunn, Mai 2025).
An der Universität Wien wurden in den letzten Jahren bereits Überwinterungsverstecke der Feuersalamander in Wien (Leeb, 2013), sowie ihre Bewegungsradien (Burgstaller et al., 2021) und körperliche Verfassung untersucht (Mayerhofer, 2013; Szydlik, 2025).
In den kommenden Jahren wird am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien weitere Forschung zu Feuersalamandern stattfinden. Dabei soll ein besseres Verständnis des Verhaltens, der körperlichen Verfassung und der Bestandsgröße im Wienerwald in den Fokus rücken. Ziel der Forschung ist es die Lebensweise der Feuersalamander weiter zu untersuchen, um daraus praktische Maßnahmen für den Artenschutz abzuleiten.

Gemeinsam für den Arterhalt

Doch man braucht kein wissenschaftliches Studium, um einen wertvollen Beitrag zum Erhalt von Feuersalamandern zu leisten.
Da die Sporen von Bsal die Infektionen auslösen, muss deren Verbreitung bestmöglich verhindert werden (Thomas et al., 2019). Am wichtigsten ist das gründliche Säubern der Wanderschuhe und anderer Wanderausrüstung, wenn unterschiedliche Regionen besucht werden. Durch das Entfernen von grobem Schmutz, das Abwaschen und anschließende Trocknen, oder im besten Fall das Desinfizieren mit Ethanol-haltigen Reinigungsmitteln, können die Dauersporen effizient abgetötet werden (Thomas et al., 2019). Diese Hygienemaßnahmen dämmen die Verbreitung durch den Menschen weitestgehend ein.

Amphibien dürfen grundsätzlich nicht berührt werden, um das menschliche und tierische Wohl sicherzustellen. Im Fall des Feuersalamanders wird die Bedeutung dieser Rücksichtnahme besonders gut sichtbar. Einerseits bleibt der Mensch durch den respektvollen Abstand vor dem Gift des Feuersalamanders geschützt, welches zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen führen kann. Andererseits schützt es die Amphibien vor toxischen Stoffen auf den Händen, wie Cremes und Mückenschutzsprays, sowie vor übertragbaren Erregern, wie dem Pilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans).
Findet man beim Waldspaziergang tote oder infizierte Feuersalamander, dann gilt in erster Linie: die Tiere nicht berühren! Stattdessen sollten Fotos gemacht, der Standort, das Datum und die Uhrzeit dokumentiert werden. Diese Daten im Anschluss unbedingt an die zuständige Kontaktperson des jeweiligen Bundeslandes weiterleiten (siehe Infobroschüre des Tiergarten Schönbrunn zu Bsal).
Wer Feuersalamander also bestmöglich schützen möchte, sollte sich an einige einfache Hygienemaßnahmen halten und die Tiere in der Natur immer aus respektvollem Abstand bewundern.

Wir bedanken uns herzlichst bei den Forschenden für den informativen Austausch und die spannenden Einblicke in ihre Forschungsfelder. Insbesondere bedanken wir uns bei Dr. Carolin Dittrich, Dr. Doris Preininger, Dr. Susanna Stückler, Dr. Stephan Burgstaller und Dr. Christoph Leeb für ihre wertvollen Anregungen zum Beitrag.

    Literatur

    Blooi, M., Martel, A., Haesebrouck, F., Vercammen, F., Bonte, D., Pasmans, F. (2015). Treatment of urodelans based on temperature dependent infection dynamics of Batrachochytrium salamandrivoransScientific Reports 5, 8037.DOI: 10.1038/srep08037

    Böning, P., Plewnia, A., Virgo, J., Adam, J., Banowski, N., Bleidißel, S., Dabbagh, N., Dalbeck, L., Düssel-Siebert, H., Ellwart, S., Feiler, L., Ferner, V., Fischer, M., Gemeinhardt, L., Guschal, M., Geiger, A., Hansbauer, G., Hechinger, M., Hildwein, T., Lötters, S. (2024). Die Salamanderpest: Charakterisierung, aktuelle Situation in Deutschland, Handlungsempfehlungen. 31. 1-38.

    Burgstaller, S., Leeb, C., Ringler, M., Gollmann, G. (2021). Demography and spatial activity of fire salamanders, Salamandra salamandra (Linnaeus, 1758), in two contrasting habitats in the Vienna Woods. Herpetozoa, 34(1), 23-34. DOI: 10.3897/herpetozoa.34.e58496.

    Infobroschüre des Tiergarten Schönbrunn zu Bsal: https://www.zoovienna.at/media/uploads/dokumente/bsal_info-folder.pdf

    Laking, A., Ngo, H., Pasmans, F., Martel, A., Nguyen, T. T. (2017). Batrachochytrium salamandrivorans is the predominant chytrid fungus in Vietnamese salamanders. Scientific Reports 7, 44443.DOI: 10.1038/srep44443

    Leeb, C. (2013). Mass hibernation and notes on the winter activity of fire salamanders (Salamandra salamandra) in the Maurer Wald (Vienna, Austria). Master Thesis, University of Vienna, Vienna.

    Martel, A., Spitzen-van der Sluijs, A., Blooi, M., Bert, W., Ducatelle, R., Fisher, M. C., Woeltjes, A., Bosman, W., Chiers, K., Bossuyt, F., Pasmans, F. (2013). Batrachochytrium salamandrivorans sp. nov. causes lethal chytridiomycosis in amphibians, Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America, 110 (38) 15325-15329, DOI: 10.1073/pnas.1307356110

    Mayerhofer, M. (2013). Life-history variation in fire salamanders (Salamandra salamandra, Linnaeus, 1758) in the Vienna Woods. Master Thesis, University of Vienna, Vienna.

    Spitzen-van der Sluijs, A., Spikmans, F., Bosman, W., de Zeeuw, M., van der Meij, T., Goverse, E., Kik, M., Pasmans, F., Martel, A. (2013). Rapid enigmatic decline drives the fire salamander (Salamandra salamandra) to the edge of extinction in the Netherlands. Amphibia-Reptilia34(2), 233-239. 
    DOI: 10.1163/15685381-00002891

    Szydlik, K. R. (2025). Seasonal Changes of Body Condition in a Population of Fire Salamanders (Salamandra salamandra) in Vienna. Master Thesis, University of Vienna, Vienna.

    Thomas, V., Wang, Y., Van Rooij, P., Verbrugghe, E., Baláž, V., Bosch, J., Cunningham, A., Fisher, M., Garner, T., Gilbert, M., Grasselli, E., Kinet, T., Laudelout, A., Lötters, S., Loyau, A., Miaud, C., Salvidio, S., Schmeller, D., Schmidt, B., Pasmans, F. (2019). Mitigating Batrachochytrium salamandrivorans in Europe. Amphibia-Reptilia. 40. 1-26. DOI: 10.1163/15685381-20191157.

    Website Tiergarten Schönbrunn: https://www.zoovienna.at/natur-und-artenschutz/artenschutzprojekt-feuersalamander/

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    In Österreich gibt es 50 verschiedene Gelsenarten (Stechmücken). Auch wenn diese sehr unterschiedliche ökologische Nischen besetzen, kann man kann sie grob in Lebensformtypen unterscheiden: Hausgelsen, Überschwemmungsgelsen, Frühjahrsgelsen und die Baumhöhlenbrüter. In den letzten Jahren wurden in Europa auch gebietsfremde Arten (Neobiota) eingeschleppt, wie z.B. die Asiatische Tigermücke.

    Weltweit gibt es über 3500 Gelsenarten (=Stechmücken, Culicidae), und alle sind unterschiedlich. Sie unterscheiden sich in Aussehen und Genetik, bewohnen verschiedene Kontinente, haben unterschiedliche Vorlieben bezüglich Lebensraum und Brutgewässer. Manche Gelsenweibchen stechen am liebsten Säugetiere, andere haben es auf Amphibien abgesehen. Es gibt Generalisten (weniger anspruchsvoll) und Spezialisten, verschiedene Paarungssysteme und unterschiedliche Strategien um den Winter zu überstehen. Bevor man das nächste Mal über „die Gelsen“ schimpft, sollte man sich also genau ansehen, wen man da eigentlich vor sich hat.

    In Österreich kann man 50 verschiedene Gelsenarten (aus 8 Gattungen) finden [1]. Nach ihren Präferenzen kann man diese grob in verschiedene Lebensraumtypen unterscheiden: Hausgelsen, Überschwemmungsgelsen, Frühjahrsgelsen und die Baumhöhlenbrüter.

    Hausgelsen

    Hausgelsen (hauptsächlich Arten der Gattung Culex; Abb. 1) sind vor allem im urbanen Raum zu finden. Der häufigste Vertreter dieser Gruppe ist in Österreich, sowie in vielen anderen Teilen Mitteleuropas, die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) [2]. Die Weibchen überwintern in der Natur in hohlen Bäumen und Erdlöchern, im Siedlungsbereich in Kellern, Dachböden oder anderen frostfreien Räumen. Im Frühjahr reichen kleinste Wasseransammlungen (in der Nähe ihres Winterschlafplatzes) für die Eiablage aus. Da diese Gelsen in unseren Behausungen überwintern, sind sie es auch, die uns im Frühling als erstes und im Spätherbst als letztes stechen wollen. Die Hausgelsen-Weibchen suchen ihre Opfer für die nächste Blutmahlzeit meist in der Dämmerung oder Nacht. Waren sie bei der Suche nach einem Wirtstier erfolgreich, nutzen sie nun das Protein aus der Blutmahlzeit, um daraus Eier zu entwickeln. Die Eier werden dann in Paketen – sogenannten Eischiffchen – auf der Wasseroberfläche abgelegt. Als Eiablageplatz eignen sich die Uferbereiche von Teichen und stehenden Wassergräben aber auch Regentonnen, Blumentopfuntersetzer oder Vogeltränken. Ein Weibchen legt etwa 150 - 250 Eier, aus denen sich dann mehrere Generationen pro Jahr entwickeln können [3]. Somit können Hausgelsen abhängig von den herrschenden Klimabedingungen (Niederschlag, Temperatur etc.) mehrere Generationen im Jahr hervorbringen. Je nach Witterung kann ein solches Weibchen bis zum Ende der Saison theoretisch mehrere Millionen Nachkommen haben.

    Hausgelsen-Weibchen legt gerade ein Eischiffchen auf der Wasseroberfläche ab.
    Abb. 1 Ein Hausgelsen-Weibchen legt gerade ein Eischiffchen auf der Wasseroberfläche ab. (Bild: flickr/Sean McCann, CC BY-NC-SA 2.0)

    Frühjahrsgelsen

    Im Gegensatz dazu haben Frühjahrsgelsen (diese stammen meist aus der Gattung Aedes, zB. Ae. cantans, Ae. communis, Ae. rusticus; aber auch Culiseta, zB. Cs. morsitans) nur eine Brut pro Jahr. Bei den Frühjahrsgelsen überwintern die Eier oder die Larven. Die Larven entwickeln sich bereits bei geringer Wassertemperatur (10 °C), sodass die ersten adulten Tiere bereits ab April zu finden sind.

    Überschwemmungsgelsen

    Überschwemmungsgelsen (eine Vielzahl der Aedes-Arten) sind aufgrund ihrer Eilegestrategie stark von der Dynamik der Auwälder abhängig. Die Weibchen legen ihre Eier in trockenliegende Überschwemmungsgebiete, wo diese oft über mehrere Jahre ohne Wasser überdauern können. Wenn nach einem Hochwasserereignis die Eier überflutet werden, kommt es zu einem Massenschlupf der Larven. Überschwemmungsgelsen verbleiben normalerweise in der Nähe ihres Brutplatzes, können aber passiv durch starken Wind weit vertragen werden. Im Gegensatz zur Hausgelse überleben die adulten Überschwemmungsgelsen meist nur bis zum nächsten Wetterumschwung und sterben spätestens im Herbst ab, und nur die Eier überwintern.

    Fiebergelsen

    Fiebergelsen (Gattung Anopheles) verdanken ihren Namen der Tatsache, dass sie Hauptüberträger der Malaria-Erreger sind. Sie sind vom Lebensformtyp ähnlich den Hausgelsen. Sie sind nachtaktiv und stechen am liebsten Säugetiere (v.a. Rinder, aber auch Menschen). Man findet sie in menschlichen Bauten aber noch häufiger in feuchten Räumen und Tierställen, in denen sie auch überwintern. Als Brutgewässer nutzen sie meist saubere natürliche Gewässer, wie grasige oder verkrautete Ufer von Seen oder Tümpeln.

    Baumhöhlenbrüter

    Die Baumhöhlenbrüter (hauptsächlich Vertreter der Gattung Aedes) waren bis vor ca. 30 Jahren eine recht wenig beachtete Gruppe. In dieser Gruppe legen Weibchen ihre Eier am Rand kleinster Wassermengen – wie eben in Baumhöhlen – ab. Kulturfolgende Vertreter dieser Gruppe finden im städtischen Raum eine Vielzahl an möglichen Brutgewässern. Regentonnen, Blumentopfuntersetzer, stehengelassener Müll, Spielzeug oder Werkzeug. Alle Gefäße, in denen sich Wasser sammeln kann, sind mögliche Brutgewässer für diese Arten – weshalb sie auch Container-Brüter genannt werden.

    Gebietsfremde Arten

    Gerade diese Container-brütenden Gelsen sind es, die in den letzten Jahrzehnten vermehrt in Europa eingeschleppt wurden. Hierbei gilt zu beachten, dass diese oft aus weit entfernten Gebieten (meist asiatischer Raum) stammenden, gebietsfremden Arten (Neobiota) nicht mit dem in den Medien gerne verwendeten Begriff „invasive Arten“ gleichzusetzen sind. Nach der Definition der IUCN (International Union for Conservation of Nature) gelten als invasive Arten nur solche, die nachweislich zu Veränderungen in der Struktur und Zusammensetzung von Ökosystemen führen, sich nachteilig auf die Ökosystemleistungen, die menschliche Wirtschaft und das Wohlbefinden auswirken [4]. Dies entspricht neben der Etablierung in einem neuen Gebiet auch der Verdrängung einheimischer Arten. Erst wenn dies zutrifft handelt es sich um invasive Arten.

    Eine gebietsfremde Art konnte sich in Österreich bereits etablieren: die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus). Diese Art ist ursprünglich in Korea, Japan, Taiwan, sowie im Süden von China und Südosten von Russland heimisch und wurde in Europa vermutlich durch den Gebrauchtreifen-Handel eingeschleppt [5]. In Europa wurde sie erstmals im Jahr 2000 in der Normandie (Orne), im Norden Frankreichs, nachgewiesen. Seit 2002 gibt es Belege dieser Art in Belgien, in der Schweiz seit 2008 und seit 2011 in Deutschland. In Österreich wurde die Asiatische Buschmücke ebenfalls erstmals 2011 in der Steiermark ermittelt [6], inzwischen ist sie jedoch in allen Bundesländern nachgewiesen worden. Sie ist mammalophil/anthropophil (sticht daher gerne Menschen) und im Gegensatz zu den meisten heimischen Arten auch tagaktiv.

    Im Gegensatz dazu konnte sich die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus; Abb. 2) in Österreich bisher noch nicht etablieren. Die Asiatische Tigermücke stammt ursprünglich aus den tropischen Wäldern Südost-Asiens und wurde nach Europa vor allem mit Gütertransporten (insbesondere mit Gebrauchtreifen und Glücksbambus) eingeschleppt [5]. Vor ungefähr 30 Jahren wurde sie erstmals in Albanien und später in Italien nachgewiesen und konnte sich von dort rasch in Südeuropa ausbreiten. Durch den passiven Transport adulter Tiere in Autos und Lastwägen wurde sie auch weiter in nördliche Gebiete verschleppt [7]. So erfolgten in Deutschland und der
    Schweiz Nachweise dieser Gelsenart besonders entlang Autobahnrouten aus Südeuropa [8], [9]. Die Asiatische Tigermücke hat sich in den letzten Jahren rapide in Europa ausgebreitet [5], [10] und wurde bereits in allen österreichischen Nachbarländern gefunden. In Italien, der Schweiz und Slowenien bestehen bereits etablierte Populationen.

    Auch in Österreich konnte Ae. albopictus bereits nachgewiesen werden: im Jahr 2012 in Tirol und im Burgenland, und seit 2016 an mehreren Standorten in Tirol. Bisher bestehen jedoch keine stabilen, überwinternden Populationen dieser Art in Österreich. Die nachgewiesenen Exemplare der Asiatischen Tigermücke scheinen jedes Jahr aufs Neue aus Nachbarländern importiert worden zu sein. Grund hierfür dürfte vor allem sein, dass diese Art, im Gegensatz zu der Asiatischen Buschmücke, aus tropischen Gebieten stammt. Die nördliche Ausbreitungsgrenze der Asiatischen Tigermücke in Europa wird vor allem durch die vorherrschenden Wintertemperaturen und die jährliche Jahresmitteltemperatur bestimmt [11]. Steigende Temperaturen im Zuge der Klimaerwärmung begünstigen somit die Etablierung von Populationen der Asiatischen Tigermücke in immer nördlicheren Gebieten.

    Eine Asiatische Tigermücke (Ae. albopictus)
    Abb. 2 Eine Asiatische Tigermücke (Ae. albopictus) erkennt man an dem weißen Streifen am Rückenschild, den weißen Spitzen an den Palpen, sowie den gestreiften Beinen. (Bild: flickr/Sean McCann, CC BY-NC-SA 2.0)
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    Ist es eine Tigermücke?

    Tigermücken sind sehr kleine Gelsen (passen problemlos auf eine 1-Cent-Münze). Man erkennt sie an ihrem weißen Streifen auf dem schwarzen Rückenschild und den schwarz-weiß gestreiften Hinterbeinen (Abb. 2). Aber Achtung! Die gestreiften Beine alleine sind noch kein eindeutiges Merkmal – auch sehr viele heimische Arten haben diese.
    TIPP: Mit der App Mosquito Alert kannst du ganz leicht überprüfen, ob du eine Tigermücke gefunden hast. Übermittle mit der App einfach ein Foto deiner Gelse und ExpertInnen geben dir innerhalb kurzer Zeit Bescheid, ob du tatsächlich eine Tigermücke oder eine andere gebietsfremde Art gefangen hast.
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    Literatur

    [1] C. Zittra, M. Car, M. Lechthaler, and W. Mohrig, “Diptera: Culicidae,” in Fauna Aquatica Austriaca, 3rd ed., O. Moog and A. Hartmann, Eds. Wien: BMLFUW, 2017, pp. 1–11.
    [2] K. Lebl et al., “Mosquitoes (Diptera: Culicidae) and their relevance as disease vectors in the city of Vienna, Austria,” Parasitol. Res., vol. 114, no. 2, 2014.
    [3] N. Becker, D. Petric, M. Zgomba, M. Madon, C. Dahl, and A. Kaiser, Mosquitoes and Their Control, 2nd ed. Springer, 2010.
    [4] C. Shine, N. Williams, and L. Gründling, Environmental Policy and Law Paper No. 40: A Guide to Designing Legal and Institutional Frameworks on Alien Invasive Species. 2000.
    [5] J. M. Medlock et al., “A review of the invasive mosquitoes in Europe: Ecology, public health risks, and control options,” Vector-Borne Zoonotic Dis., vol. 12, no. 6, pp. 435–447, 2012.
    [6] B. Seidel, D. Duh, N. Nowotny, and F. Allerberger, “Erstnachweis der Stechmücken Aedes (Ochlerotatus) japonicus japonicus (Theobald, 1901) in Österreich und Slowenien in 2011 und für Aedes (Stegomyia) albopictus (Skuse, 1895) in Österreich 2012 (Diptera: Culicidae),” Entomol. Zeitschrift – Stuttgart, vol. 112, no. 5, pp. 223–226, 2012.
    [7] E.-J. Scholte and F. Schaffner, “Waiting for the tiger – establishment and spread of Aedes albopictus mosquito in Europe,” in Emerging pests and vector-borne diseases in Europe. volume 1: Ecology and contro of vector-borne diseases, W. Takken and B. G. J. Knols, Eds. Wageningen Academic, Wageningen, 2007, pp. 241–260.
    [8] N. Becker et al., “Repeated introduction of Aedes albopictus into Germany, July to October 2012,” Parasitol. Res., vol. 112, no. 4, pp. 1787–1790, 2013.
    [9] E. Flacio, L. Engeler, M. Tonolla, and P. Müller, “Spread and establishment of Aedes albopictus in southern Switzerland between 2003 and 2014: an analysis of oviposition data and weather conditions,” Parasit. Vectors, vol. 9, no. 1, p. 304, 2016.
    [10] M. Bonizzoni, G. Gasperi, X. Chen, and A. A. James, “The invasive mosquito species Aedes albopictus: Current knowledge and future perspectives,” Trends Parasitol., vol. 29, no. 9, pp. 460–468, 2013.
    [11] D. Roiz, M. Neteler, C. Castellani, D. Arnoldi, and A. Rizzoli, “Climatic factors driving invasion of the tiger mosquito (Aedes albopictus) into new areas of Trentino, Northern Italy,” PLoS One, vol. 6, no. 4, p. e14800, 2011.

    Cornelia Franz-Schaider arbeitet an der  Karl-Franzens Universität Graz, wo sie am Institut für Zoologie als “Senior Lecturer” angestellt ist. Ihre Hauptaufgabe ist die Lehre im Fach Zoologie, die Betreuung von Master- und Bachelorarbeiten, sowie organisatorische Mitarbeit. Sie ist mit Unterbrechungen seit 1996 externe Lehrbeauftragte am Institut für Zoologie, seit 2009 hat sie eine Halbtagsstelle als Lecturer, seit Sommer 2013 einen unbefristeten Vertrag.

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    Titelbild: Bei der Arbeit mit Flusskrebsen (vor unerwünschten elektromagnetischen Strahlungen schützt ein Aluminiumnetz als Faraday’scher Käfig)

    Lukas Landler

    PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA)

    Lukas Landler hat in Wien Zoologie studiert. Seit 2011 ist er PhD-Student an der Virginia Tech (Blacksburg, USA) und wechselweise als Teaching Assistant (TA) oder als Research Assistant (RA) angestellt – die Art der Anstellung hängt vor allem von vorhanden Mitteln des Labors ab. Sein Forschungsgebiet ist die magnetische Orientierung von Tieren.

    1) Lukas, beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

    In meiner Funktion als TA unterrichte ich normalerweise zwei bis drei Biologie Labor Kurse (24 Studierende pro Kurs), wobei die Themen und Experimente vorgegeben sind. Allerdings haben wir einigen Freiraum was Benotung und Schwerpunkte anbelangt. In Semestern in denen ich als RA angestellt bin (20 Stunden pro Woche), arbeite ich vor allem an der magnetischen Orientierung von Fruchtfliegen, eines der Projekte unseres Labors das voll finanziert ist. Neben beiden Tätigkeiten muss ich natürlich auch an meiner Dissertation arbeiten, die immer parallel neben den beiden oberhalb angesprochenen Beschäftigungen abläuft.

    2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

    Dass ich genau an der Thematik arbeiten kann, an der ich immer arbeiten wollte (magnetische Orientierung  von Tieren). Die Möglichkeiten in meinem Labor, bezüglich Forschung, sind besser als alles was ich davor zur Verfügung hatte und die Ausbildung auf dem „graduatelevel“ (PhD und Master) an meiner Uni ist auf einem  sehr guten Niveau.

    3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

    Es ist sicherlich eine Herausforderung, die gewohnte Umgebung und Kultur zu verlassen und für doch recht lange Zeit im Ausland zu leben. Der Süd-Osten der USA war jedenfalls nie mein Traumziel. Zu den kulturellen Anpassungen kommen natürlich auch sprachliche Schwierigkeiten zu Beginn, ich musste beispielsweise in meinem ersten Semester unterrichten, was durchaus eine Herausforderung darstellte. Das Unterrichten mit der eigentlichen Dissertationsarbeit unter einen Hut zu bringen, benötigt einige Organisation. Mit genug Interesse für das Thema ist auch das kein wirkliches Problem.

    4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

    In meinem Fall habe ich ziemlich genau gewusst welche Labors für mich interessant wären, daher habe ich einfach Professoren dieser Labors angeschrieben und gefragt ob sie Interesse an einem Dissertanten hätten. Ich hatte Glück, dass meine erste Wahl (John Phillips, mein jetziger Betreuer) gerade auf der Suche nach einem Dissertanten war.

    5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

    Meine Diplomarbeit behandelte ein sehr ähnliches Thema wie mein jetziges Dissertationsthema. Für Bewerbungen in den USA muss desweiteren ein GRE (eine Art Eignungstest für Studierende) mit einer gewissen Punkteanzahl abgeschlossen werden, dieser hatte in meinem Fall aber nur eine geringe Bedeutung. Hauptsache ist, dass man den/die zukünftige/n BetreuerIn überzeugt der/die richtige zu sein für die Stelle.

    6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

    Ich hatte schon immer den Wunsch in der Forschung tätig zu sein/zu bleiben.

    7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Gibt es für BiologInnen Arbeitsmöglichkeiten?

    Bis zu einer (zumindest teilbezahlten) Dissertation zu kommen ist verhältnismäßig einfach (zumindest wenn man sich international umschaut). Die Schwierigkeiten beginnen eher danach.

    8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

    Ein Biologiestudium ist die einzige wirkliche Voraussetzung. Weitere Forschungserfahrung hilft aber doch sehr, auch wissenschaftliche Publikationen sind meist erwünscht.

    9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

    Das ist schwierig zu beantworten, da meine Thematik sehr speziell ist. Die solide Grundausbildung der Universität Wien in Zoologie/Physiologie und Evolution/Systematik hat mir hier aber doch schon oft sehr geholfen.

    10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

    So viel Forschungserfahrung sammeln wie möglich. Auch versuchen, diverse Ergebnisse zu publizieren, selbstständig Fachliteratur lesen, um zu wissen was einen wirklich interessiert und mit den Namen in diesen Feldern vertraut zu werden und schlussendlich keine Angst haben „große Namen“ auch anzuschreiben (und sich auch von Absagen nicht entmutigen lassen).

    Vielen Dank für das Interview!

    Kontakt
    Lukas Landler
    Virginia Tech / Phillips Lab / Lab Members