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Die Naturwissenschaften sind bisweilen wie gebohnertes Parkett, „ein Paradeis, für den, der gut zu tanzen weiß“ – und der männlich ist, wie es oft scheint. Doch gibt es sie, die weiblichen Vorbilder, die mit ihren Karrieren und Forschungserfolgen aktuell das Gegenteil beweisen. Eine „Tanzanleitung“.

Es ist ein ungewöhnliches Bild, das am 07. Oktober 2020 um die Welt geht – zwei Frauen, ein Nobelpreis für Chemie: Jennifer A. Doudna und Emmanuelle Charpentier überzeugen mit ihrer Forschung zu CRISPR/Cas9. Beide tragen Halstücher, lächeln in die Kamera. An der Stelle hätte so mancher eher Krawatten erwartet, Anzüge, Bärte, womöglich eine Brille zwischen angegrauten Schläfen. Die Naturwissenschaft ist für gewöhnlich männlich, zumindest auf dem Weltmeisterschaftsparkett. Zwei Naturwissenschaftlerinnen auf dieser Bühne, an sich schon selten in Nobelpreissphären, und dann noch als Team ist eine Revolution – ein erfreulicher Fortschritt und zugleich ein gesellschaftlich beschämender: denn unter mehr als 900 Laureaten, die seit 1901 ausgezeichnet wurden, waren trotz vorhandener Kandidatinnen bislang nur 57 Frauen; weniger als die Hälfte davon ausgezeichnet im Bereich Naturwissenschaft.

Mind the gap

Das spiegeln nicht nur die männlich dominierten Bildgalerien vieler Universitäten wider, sondern auch aktuelle Statistiken. Laut Eurostat betrug der Frauenanteil bei rund 15 Millionen WissenschaftlerInnen und IngenieurInnen in der EU im Jahr 2018 zwar 41 %. Bei genauerer Betrachtung ergeben sich jedoch länder- und fachspezifisch große Unterschiede. So ist nur in vier EU-Mitgliedsstaaten das Verhältnis relativ ausgewogen (Litauen, Bulgarien, Lettland, Dänemark). In manch anderen Mitgliedsstaaten beträgt der Frauenanteil weniger als ein Drittel, etwa in Deutschland.

Österreich wiederum liegt im EU-weiten Vergleich mit Platz 10 gut im Rennen, bewegt sich aber was den Anteil der Naturwissenschafts-Absolventinnen betrifft noch immer bei nur 38 %: der Löwenanteil davon angesiedelt in den Biowissenschaften, dann folgen mit Abstand Mathematik & Statistik, Exakte Naturwissenschaften und, deutlich abgeschlagen, die Informatik. Schaut man zudem auf das obere Ende der Karriereleiter nehmen die Zahlen weiter ab. In der Schweiz etwa halbiert sich die Zahl der Frauen auf dem Weg Richtung Professur.  

Das verwundert nicht, scheinen doch weibliche Vorbilder, die es in die Spitzenforschung geschafft haben, auf den ersten Blick dünn gesät. Doch es gibt sie durchaus – nicht nur frühere Größen, wie Marie Curie mit ihren Arbeiten zur Radioaktivität oder Emmy Noether, die Begründerin der modernen Algebra. Auch aktuell finden sich weltweit Naturwissenschaftlerinnen mit tollen Karrieren, die in diversen Funktionen tätig sind und damit beweisen, dass man es schaffen kann.

Tanz auf dem Naturwissenschaftsparkett – drei Forscherinnen berichten

Im deutschen Raum gehören zu dieser Riege etwa Helma Wennemers,  Professorin für Organische Chemie an der ETH Zürich und Leiterin des Instituts für Organische Chemie; Ulrike Tappeiner, Professorin für  Ökologie an der Universität Innsbruck, Institutsleiterin am Institut für Alpine Umwelt an der EURAC Bozen und Präsidentin der Freien Universität Bozen sowie Gabriele Werner-Felmayer, Professorin für Biologische Chemie an der Medizinischen Universität Innsbruck und Vorsitzende von Ethucation, der österreichischen Einheit des Internationalen Netzwerks für Medizinethik. Alle drei haben sämtliche Stationen durchlaufen, die es braucht, um in einer akademischen Laufbahn erfolgreich zu sein, und haben viele Hürden selbst erlebt oder beobachten können.

Frauen in den Naturwissenschaften
Ulrike Tappeiner (c) unibz, Helma Wennemers (c) ETH Zürich, Gabriele Werner-Felmayer (c) MUI/D. Bullock

#Vorrunde – Mut zu MINT

Beobachtbar sei z.B., dass es schon früh eine gesellschaftliche Erwartungshaltung und stereotype Vorstellungen gibt, welche oft auch von den Medien mitgetragen werden, betont Ulrike Tappeiner. Helma Wennemers hat die Auswirkungen bereits miterlebt: „Bei der Veranstaltung Girls at Science vor einigen Jahren hat ein Journalist ein Mädchen gefragt, ob sie auch Professorin werden wolle“, erzählt Wennemers, „es meinte darauf, als Mädchen wird man Laborantin, studieren ist was für Jungs.“ Das zeige, dass man die Gesellschaft mehr in die Pflicht nehmen müsse.  Studien zeigen zudem, dass die Erwartungshaltung sogar die Notengebung in der Schule negativ beeinflusst – als Folge trauen sich Mädchen manche MINT-Fächer oft nicht zu oder verlieren das Interesse. Das schlägt sich wiederum in der Einschreibungsstatistik der Universitäten nieder. Man müsse daher früh ansetzen, sind sich die Professorinnen einig.  

#Zwischenrunde– Partnersuche

Nach PhD und Post Doc – „wenn die Luft dünner wird“, wie es Gabriele Werner-Felmayer ausdrückt – seien dann härtere Bandagen und Sportsgeist gefragt, sowohl auf Konferenzen als auch bei Forschungsanträgen. Seilschaften und MentorInnen sind in dem Abschnitt der Karriere besonders wichtig. „Allerdings tun sich Männer etwas leichter damit, auf Netzwerke zuzugreifen“, meint Tappeiner. Frauen verfügen oft nicht über solche „Buddy Systeme“, gerade weil es so wenig Frauen in diesen Sphären der Naturwissenschaften gibt. Entweder macht man es also wie Nobelpreisträgerin Frances Arnold und sucht sich kurzerhand einen männlichen Mentor, der einen unterstützt, oder man wendet sich an spezielle Mentoring-Programme wie an jenes in Innsbruck. Gabriele Werner-Felmayer engagiert sich dort seit 15 Jahren beim Helene Wastl Medizin Mentoring-Programm für Frauen: „Es soll Frauen bei der Karriereplanung unterstützen, auch bei Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Forschung.“

#Endrunde – den Balanceakt schaffen

Familiengründung ist nicht leicht als Forscherin, v.a. nicht während der turbulenten Zeit bis zur Habilitierung, sofern diese angestrebt wird. Aber es ist möglich, wie die Professorinnen aus Erfahrung wissen. Allerdings gehe es nicht ohne Unterstützung des Arbeitgebers und des Umfeldes. Da seien auch die Väter gefragt – viele engagieren sich heute bereits sehr, wie die Professorinnen in ihren Forschungsgruppen bemerken. Einen besonders geeigneten Zeitpunkt für Familie gäbe es jedoch nicht, das sei situationsabhängig. Eine gewisse Unsicherheit bei der Planung resultiere da immer auch aus dem System heraus, weiß Tappeiner. „Die kurzen Verträge sind ein großes Problem.“ Auch unterschiedliche Regelungen in der EU machen die Situation schwierig. So gibt es z.B. das international lange etablierte Tenure-Track-System, das angehenden ProfessorInnen eine Laufbahnstelle verschafft, in Österreich de facto erst seit 2015. Da sei auch die Politik in der Pflicht, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, meint Werner-Felmayer.

Wer wagt gewinnt

„Was man in der Wissenschaft braucht sind Förderer“, sagt Tappeiner, Förderer und MentorInnen, die weiblich oder eben auch männlich sein können und sollen. Je bunt gemischter das Umfeld, desto besser. Das gilt für Forschungsgruppen ebenso wie für Gremien und Kommissionen, die z.B. über eine Berufung entscheiden. Hier können Frauenförderprogramme helfen sowie Quoten, aber mit Maß. Schließlich wolle keine nur als “Quotenfrau” berufen werden oder der Quote wegen ihre ganze Zeit in Gremien zubringen müssen, statt zu forschen, betont Tappeiner. Prinzipiell aber „macht unser System solche Regelungen nötig, damit sich was ändert“, ist Werner-Felmayer überzeugt. Am Ende hat jedoch jede Forscherin ihre Karriere selbst in der Hand. Frauen, die das Naturwissenschaftsparkett erobern möchten, sollten es daher wie beim Tanzen machen: eine grundsätzliche „Choreographie“ überlegen, individuelle Schritte wählen, die begeistern, optimistisch sein, dass es klappen wird und dann step by step ihren eigenen Weg auf dem Parkett machen. In jedem Falle sollten sie aber – da sind sich die Professorinnen einig – „an sich glauben und sich nicht beirren lassen.“

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Weiterführende Literatur

Helene Wastl Mentoring Programm für Frauen

Frauenanteil Österreich

Forschung als Männerdomäne

Studie Schulnoten Mädchen

Titelbild: mohamed Hassan |pixabay

Frauen in der Wissenschaft hatten es bis jetzt noch nicht leicht und an den Zahlen zeigt sich, es ist noch viel zu tun. Frauenförderungsprogramme soll(t)en da Abhilfe schaffen. Aber auch hier machen sich schon Veränderungen breit. Ein Blick zurück, in die Gegenwart und die Zukunft der Frauenförderung.

Die Geschichte der Frauenförderung an österreichischen Universitäten beginnt spät. Mehr als 500 Jahre nach der Gründung der Universität Wien durfte im Jahr 1897 die erste Frau, Gabriele Possaner von Ehrenthal, immatrikulieren. Seit dem sind die Zahlen von weiblichen Studierenden stark gestiegen. Von einem anfänglichen Verhältnis Frauen zu Männern von 1:183 lag das Verhältnis zur Jahrtausendwende 2000/1 bei ungefähr 1,5:1 (Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung in Österreich, BMBWF 2018, pdf). Auch im Österreichvergleich lassen sich ähnliche Werte feststellen. Der Frauenanteil an Studierenden liegt bei knapp 53 Prozent [unidata.gv.at]. Woran liegt es dann, dass der Frauenanteil bei Professuren nur bei 23 % liegt?

Die Leaky Pipeline: Frauenanteile nehmen im Karriereverlauf ab

Die so genannte „Leaky Pipeline“ fängt in Österreich schon früh an. Vergleicht man 28 EU-Länder liegt Österreich mit einem Frauenanteil von 42 Prozent unter den AbsolventInnen eines Doktorats –bzw. PhD Studiums abgeschlagen auf Platz 27. Die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen in Wissenschaft und Forschung sind somit geringer als in anderen EU-Ländern. In Österreich ist jede fünfte Wissenschafterin einer Hochschule teilzeitbeschäftigt. Das wirkt sich auch auf den so genannten „Gender Pay Gap“ aus. In Österreich liegt das Einkommen für Frauen in Wissenschaft und Forschung um durchschnittlich 19,5 Prozent unter dem Einkommen von männlichen Kollegen.

Die „Leaky Pipeline“ zeigt sich vor allem auch in der Führungsebene. Hier wird es Frauen weiter erschwert, sobald sie die Karriereleiter erklimmen. „Die Netzwerkstrukturen in Führungsebenen sind immer noch männerdominiert“, so Politikwissenschafterin Sonja Puntscher Riekmann in einem Interview mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. „Frauen haben es oft noch nicht geschafft, in diese wirklich einzudringen. Warum das nicht gelingt, ist schwer zu sagen“, wie die Archäologin Katharina Rebay-Salisbury meint. Eine Theorie aus der Evolutionsforschung versucht dies jedoch zu erklären: Frauennetzwerke waren immer schon sehr „familienbasiert“, während Männer oft eigene Banden gegründet haben. Dies findet man heutzutage immer noch vor. „Frauen sollten sich davon aber auf keinen Fall unterkriegen lassen“, so Sonja Puntscher Riekmann.

Österreich hat in den letzten zehn Jahren versucht, diese Zahlen in eine andere Richtung zu lenken. So konnte etwa ein Anstieg um 40 Prozent bei den Professuren von Frauen verzeichnet werden. Im EU-Vergleich hat Österreich die höchste Steigerungsrate aufzuweisen. Wie kam es dazu? Gleichstellungsziele wurden das erste Mal Anfang der 1990er Jahre vom Wissenschaftsministerium geschaffen. Zu der Zeit wurden Arbeitskreise für Gleichbehandlungsfragen errichtet, um Diskriminierung bei Personalverfahren zu verhindern. Im Jahr 2002 wurde dann das „Universitätsgesetz 2002“ verabschiedet in dem ein Frauenförderungsplan und ein Gleichstellungsplan in die Satzung aufgenommen wurden. Dies verlagerte die Zuständigkeit der Gleichstellung von Frauen und Männern an die Universitäten.

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Leaky Pipeline

Unter der „Leaky Pipeline“ versteht man den absinkenden Frauenanteil auf steigenden Bildungsabschlüssen und Karrierestufen. Der Begriff wurde in den 1979er Jahren in den USA eingeführt und soll als Metapher dienen. Schüttet man Wasser (junge Frauen) in ein Rohr, welches undicht ist, wird am auf der anderen Seite des Rohres wenig Wasser hinausfließen (Frauen in hohen Führungspositionen). (Understanding STEM: Current Perceptions, pdf)

Das Gesetz orientiert sich an drei Zielen:

1. Integration von Frauen auf allen Hierarchieebenen von Wissenschaft und Forschung.

2. Abschaffung „struktureller Barrieren“ für Frauen, damit beiden Geschlechtern dieselben Karrierewege offenstehen.

3. Integration von Genderfragen in Forschungsinhalte. Zur Unterstützung dieser Zielsetzungen wurden vom Ministerium Förderungsprogramme extra für Frauen ins Leben gerufen.

Frauenförderungsprogramme zur Umsetzung der Gleichstellungsziele

Zur Umsetzung dieser Gleichstellungsziele wurden von ministerieller Seite einige Frauenförderungsprogramme ins Leben gerufen

Zwei wichtige Frauenförderungsprogramme kommen vom Wissenschaftsfonds FWF:

  • Das Hertha-Firnberg-Programm richtet sich an Frauen am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere. Dabei sollen die Karrierechancen an österreichischen Forschungsseinrichtungen erhöht werden. Außerdem soll das Programm dazu dienen, Frauen nach einer Karenzphase den Wiedereinstieg in die wissenschaftliche Laufbahn zu erleichtern.
  • Das Senior Postdoc-Programm Elise Richter soll Frauen nach Projektabschluss ermöglichen, eine inländische oder ausländische Professur anzutreten.
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Hertha Firnberg

Die 1909 in Niederösterreich geborene Hertha Firnberg war eine sozialdemokratische Politikerin und Soziologin. Sie war die erste Wissenschaftsministerin der Zweiten Republik und hat die Wissenschaftspolitik als eigenes Politfeld etabliert. In ihrer Amtszeit ist sie auch für Frauenrechte und Verbesserung der Bildungschancen von Mädchen und Frauen in der Wissenschaft eingetreten.

Mehr zu Hertha Firnberg auf Webseite der Universität Wien

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Elise Richter

Elise Richter, geboren 1865 in Wien, war die erste habilitierte Frau an der Universität Wien 1905 und erst die vierte promovierte Frau 1901. Ab 1928 leitete sie das „phonetische Institut“ an der Universität Wien und gründete 1922 den „Verband für akademische Frauen in Österreich“. Im Nationalsozialismus wurde sie aus rassistischen Gründen verfolgt und 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 verstarb. ()

Mehr zu Elise Richter auf der Webseite der Universität Wien

Das Bundesministerium BMK (für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) verfolgt mit dem Programm FEMtech das Ziel, dass Frauen gleiche Rahmenbedingungen und Erfolgschancen vorfinden wie Männer. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und gemischte Teams zu fördern, werden Forschungsinstitutionen mit dem Ziel eines höheren Frauenanteils unterstützt. Das Programm zielt auf die industrielle und außeruniversitäre Forschung ab. Auch junge Frauen werden von FEMtech bei der Praktikumsfindung untersucht.

Frauen sind in der Forschung immer noch unterrepräsentiert

Trotz all dieser Programme ist von Gleichstellung noch keine Rede. Einige vom FWF veröffentlichte Grafiken von 2018 zeigen deutlich die Unterrepräsentation von Frauen in der österreichischen Forschungslandschaft. Nur knapp über ein Drittel der Projektförderungen (35,5 Prozent) gehen an Frauen.

Obwohl die Frauenquoten bei Projekten in den Fachgebieten Biologie, Medizin, Geistes- und Sozialwissenschaften über 40 Prozent liegen, drückt das Fachgebiet Naturwissenschaften und Technik den Durchschnitt. In diesem Bereich liegt die Quote an bewilligten Projekten bei gerade einmal 20 Prozent. Auch die internationalen GutachterInnen sind zum Großteil männlich. Gerade einmal 24,1 Prozent der Gutachten werden von Frauen verfasst. Das ist auch nicht verwunderlich. Global betrachtet, ist weniger als ein Drittel der WissenschafterInnen weiblich (Unesco Institute for Statistics, pdf).

Abb. 1 Gestellte und bewilligte Projekte (FWF Chancengleichheit 2018).

Abb. 2 Angefragte und erhaltene Gutachten (FWF Chancengleichheit 2018).

In den nächsten Jahren soll es beim FWF zu einer Veränderung kommen. Wie im Mehrjahresprogramm 2019-2021 bekannt dargelegt wird, sollen die oben genannten Frauenförderprogramme komplett gestrichen werden. Das Hertha-Firnberg-Programm und das Lise-Meitner-Programm werden zu einem Early-Stage-Programm zusammengeführt und das Elise-Richter-Programm wird mit dem Start-Programm zu einem Advanced-Stage-Programm zusammengelegt. Bei beiden Programmen sollen sowohl männliche, als auch weibliche Forschende einreichen dürfen. Das Early-Stage-Programm richtet sich demnach an WissenschafterInnen am Beginn ihrer Karriere, um in der Forschung Fuß zu fassen. Das Advanced-Stage-Programm soll bei der Weiterentwicklung und Durchführung innovativer Projekte helfen. Warum aber ein bestehendes Modell verändern?

Abb. 3 Politische Meilensteine der Frauenförderung in Österreich.

Die Karriereprogramme werden „regelmäßig einer Zielüberprüfung unterzogen und – wo notwendig – weiterentwickelt“, so der FWF. „Die Universitäten verändern sich, so müssen es die Karriereproramme auch“. Besonders hervorgehoben wird allerdings, dass sich die Programme besonders auch an Frauen richten. Die Hälfte der Mittel soll an Frauen gehen und die Bewilligungsquote darf die der Männer nicht unterschreiten. Dabei soll auch an Frauen mehr Geld gehen, da diese Programme mit 40 Millionen Euro budgetiert werden sollen. Das Elise-Richter-Programm und Lise-Meitner-Programm waren zusammen auf 13 Millionen Euro budgetiert.

Es wird also wieder weniger auf Frauenförderprogramme gesetzt, sondern die Entwicklung soll wieder in Richtung Quotenregelungen gehen. Es besteht jetzt natürlich auch Grund zur Sorge, dass gute Projekte von Männern abgelehnt werden, weil zu wenige Frauen eingereicht haben und so wieder ein Ungleichgewicht entstehen wird. Der FWF teilt diese Bedenken jedoch nicht. „Die Anzahl der Doktorandinnen und Absolventinnen könne man nicht dahingehend deuten“, so Barbara Zimmermann vom FWF.

Dass die altbewährten Frauenförderprogramme auf der anderen Seite auch belächelt werden, hat Sonja Puntscher Riekmann auch schon am eigenen Leib erfahren. Sätze wie „Sie haben den Grant ja nur bekommen, weil Sie eine Frau sind“, gab es schon öfter. Trotzdem haben die Frauenexzellenzprogramme einen hervorragenden Ruf. Dies ist dem FWF bewusst. „Etablierte Frauenförderungsmaßnahmen“ sollen weitergeführt werden. Wie das aussehen wird, ist noch nicht ganz ersichtlich. Es wird sich also in den nächsten Jahren zeigen, wie das Projekt „Frauenquoten“ funktionieren wird. Der Staat sollte sich aber die Chance nicht entgehen lassen, gut ausgebildete Frauen zu fördern und diese 50 Prozent deshalb nicht einfach vergessen.

Episode

Das Naturwissenschaftsparkett – „ein Paradeis, für den, der gut zu tanzen weiß“ … und der männlich ist, wie es oft scheint. Ulrike Tappeiner (EURAC Bozen), Gabriele Werner-Felmayer (Med. Univ. Innsbruck) und Helma Wennemers (ETH Zürich) beweisen mit ihren herausragenden Karrieren das Gegenteil. Ein Gespräch über Forschung aus Leidenschaft, strategische Entscheidungen und persönliche Erfolgsrezepte.

Sendung auf Freies Radio Innsbruck (https://www.freirad.at/) am 8.3.2021