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Ein Feuersalamanderweibchen das beim ersten Regen nach den trockenen Sommermonaten ihr unterirdisches Versteck verlassen hat. Copyright: Kristin R. Szydlik

Noch ist der Feuersalamander eine in Österreich weit verbreitete Art, doch der Klimawandel, der Verlust geeigneter Lebensräume und eine sich bedrohlich ausbreitende Pilzerkrankung gefährden ihn zunehmend. Deshalb ist es höchste Zeit mehr über die Lebensweise und den Gesundheitszustand dieser Art zu erfahren, um sie bestmöglich zu schützen.

Unser unbekannter Nachbar

Das Leben des Feuersalamanders bleibt überwiegend vor unseren Blicken verborgen, denn die Amphibienart verbringt viel Zeit in unterirdischen Verstecken und ist häufig nachtaktiv. Insbesondere der erste Regen nach längerer Trockenheit lockt Feuersalamander (Salamandra salamandra) jedoch aus ihren Verstecken. Wie für Amphibien typisch, ist auch diese Art auf feuchte Umweltbedingungen angewiesen, denn ihre dünne Haut schützt sie nicht vor dem Austrocknen. Mit Körperlängen von über 20 Zentimeter ist der Feuersalamander der größte einheimische Salamander und kann in der Natur ein Alter von mehr als 20 Jahren erreichen. Feuersalamander bevorzugen feuchte Laubwälder mit sauberen, fischfreien Bachläufen oder Teichen. In solchen Lebensräumen können die Tiere ihr gesamtes Leben verbringen. Die Larven kommen im Wasser zur Welt und verbringen dort ihre ersten Lebensmonate, bevor sie als kleine Salamander an Land leben. Im Moos und Laub suchen sie nach ihrer Nahrung, wirbellosen Tieren, wie Regenwürmern, Spinnen, Insekten und Schnecken. Trockene Sommermonate sowie winterliche Frostperioden überdauern Feuersalamander in geschützten Verstecken, während sie ihren Stoffwechsel herunterregulieren und von ihren Reserven zehren.

Lebenszyklus der Feuersalamander.
Abbildung 1: Lebenszyklus der Feuersalamander. Copyright Illustration: Kristin R. Szydlik

Bedrohte Walddrachen im Wandel der Zeit

Ungünstige Wetterbedingungen, wie lange heiße und trockene Perioden, überstehen Feuersalamander vor allem durch ihr angepasstes Verhalten. Sie flüchten in sichere Verstecke und verharren dort, bis die Luftfeuchtigkeit steigt und Temperaturen zwischen 0 und 20°C erreicht sind. Aufgrund des Klimawandels verlängern sich die Perioden mit widrigen Bedingungen jedoch zunehmend. Die Sommer werden meist heißer und trockener, die Gefahr dabei: wenn der ersehnte Regen kommt, haben die Salamander womöglich bereits viele ihrer Reserven verbraucht und ihre körperliche Verfassung ist schlecht. Mildere Wintertemperaturen sorgen hingegen dafür, dass die Tiere ihren Stoffwechsel nicht weit genug herunterregulieren können, um die Zeit energiesparend zu überstehen.
Auch Verschlechterungen in ihrem Lebensraum machen den Feuersalamandern zu schaffen. Straßen trennen sie von ihren Fortpflanzungsgewässern und Totholz, in welchem sie sich verstecken oder Nahrung finden können, wird aus dem Wald entfernt.
Doch damit nicht genug. In 2010 sorgte ein eingeschleppter Pilz, in den Niederlanden für den Zusammenbruch einer ganzen Feuersalamanderpopulation (Spitzen-van der Sluijs et al., 2013; Martel et al., 2013) und breitet sich seither von dort über Deutschland, Belgien und Spanien hinweg aus (Böning et al., 2024). Die Folgen sind verheerend: Feuersalamander, die von der sogenannten Chytridiomykose oder auch „Salamanderpest“ befallen sind, versterben innerhalb von zwei Wochen und es kommt immer wieder zu Massensterben (Böning et al., 2024). Bisher wurden in Österreich noch keine Fälle der Chytridiomykose gemeldet (Quelle: Persönliche Kommunikation mit Dr. Doris Preininger, Mai 2025), doch es muss jederzeit damit gerechnet werden.

Info

Chytridiomykose, oder auch Salamanderpest, bezeichnet eine Pilzerkrankung ausgelöst durch den Pilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), der vor allem Schwanzlurche (Caudata) befällt. Ursprünglich stammt er aus Ostasien (Laking et al., 2017). In Europa sind insbesondere Feuersalamander von der Erkrankung betroffen. Der Hautpilz verbreitet sich durch Sporen, die lange Zeit überdauern können (Thomas et al., 2019). Infektionen führen zu Geschwüren und Hautläsionen, die sich zusätzlich mit Bakterien oder Viren infizieren, während Bsal das Immunsystem herunterreguliert (Böning et al., 2024). Erkrankte Feuersalamander leiden außerdem unter Muskelkrämpfen und stellen das Fressen ein, bis sie nach etwa zwei Wochen sterben (Martel et al. 2013). Eine aufwändige Wärmebehandlung einzelner Tiere in menschlicher Obhut ist möglich (Blooi et al., 2015).

Feuersalamander-Forschung in Wien

Der Tiergarten Schönbrunn organisiert seit 2016 ein österreichweites und jährliches Bsal-Monitoring in Kooperation mit freiwilligen Projektpartnern. Das Ergebnis: bisher konnten keine Fälle der Salamanderpest in Österreich festgestellt werden (Quelle: Dr. Doris Preininger). Gemeinsam mit dem Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien untersucht der Tiergarten Schönbrunn außerdem zurzeit das Mikrobiom der Feuersalamander und testet, ob sich pilzhemmende Bakterien auf ihrer Haut ansiedeln können. (Quelle: Persönliche Kommunikation mit Dr. Doris Preininger und Dr. Susanne Stückler, Tiergarten Schönbrunn, Mai 2025).
An der Universität Wien wurden in den letzten Jahren bereits Überwinterungsverstecke der Feuersalamander in Wien (Leeb, 2013), sowie ihre Bewegungsradien (Burgstaller et al., 2021) und körperliche Verfassung untersucht (Mayerhofer, 2013; Szydlik, 2025).
In den kommenden Jahren wird am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien weitere Forschung zu Feuersalamandern stattfinden. Dabei soll ein besseres Verständnis des Verhaltens, der körperlichen Verfassung und der Bestandsgröße im Wienerwald in den Fokus rücken. Ziel der Forschung ist es die Lebensweise der Feuersalamander weiter zu untersuchen, um daraus praktische Maßnahmen für den Artenschutz abzuleiten.

Gemeinsam für den Arterhalt

Doch man braucht kein wissenschaftliches Studium, um einen wertvollen Beitrag zum Erhalt von Feuersalamandern zu leisten.
Da die Sporen von Bsal die Infektionen auslösen, muss deren Verbreitung bestmöglich verhindert werden (Thomas et al., 2019). Am wichtigsten ist das gründliche Säubern der Wanderschuhe und anderer Wanderausrüstung, wenn unterschiedliche Regionen besucht werden. Durch das Entfernen von grobem Schmutz, das Abwaschen und anschließende Trocknen, oder im besten Fall das Desinfizieren mit Ethanol-haltigen Reinigungsmitteln, können die Dauersporen effizient abgetötet werden (Thomas et al., 2019). Diese Hygienemaßnahmen dämmen die Verbreitung durch den Menschen weitestgehend ein.

Amphibien dürfen grundsätzlich nicht berührt werden, um das menschliche und tierische Wohl sicherzustellen. Im Fall des Feuersalamanders wird die Bedeutung dieser Rücksichtnahme besonders gut sichtbar. Einerseits bleibt der Mensch durch den respektvollen Abstand vor dem Gift des Feuersalamanders geschützt, welches zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen führen kann. Andererseits schützt es die Amphibien vor toxischen Stoffen auf den Händen, wie Cremes und Mückenschutzsprays, sowie vor übertragbaren Erregern, wie dem Pilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans).
Findet man beim Waldspaziergang tote oder infizierte Feuersalamander, dann gilt in erster Linie: die Tiere nicht berühren! Stattdessen sollten Fotos gemacht, der Standort, das Datum und die Uhrzeit dokumentiert werden. Diese Daten im Anschluss unbedingt an die zuständige Kontaktperson des jeweiligen Bundeslandes weiterleiten (siehe Infobroschüre des Tiergarten Schönbrunn zu Bsal).
Wer Feuersalamander also bestmöglich schützen möchte, sollte sich an einige einfache Hygienemaßnahmen halten und die Tiere in der Natur immer aus respektvollem Abstand bewundern.

Wir bedanken uns herzlichst bei den Forschenden für den informativen Austausch und die spannenden Einblicke in ihre Forschungsfelder. Insbesondere bedanken wir uns bei Dr. Carolin Dittrich, Dr. Doris Preininger, Dr. Susanna Stückler, Dr. Stephan Burgstaller und Dr. Christoph Leeb für ihre wertvollen Anregungen zum Beitrag.

    Literatur

    Blooi, M., Martel, A., Haesebrouck, F., Vercammen, F., Bonte, D., Pasmans, F. (2015). Treatment of urodelans based on temperature dependent infection dynamics of Batrachochytrium salamandrivoransScientific Reports 5, 8037.DOI: 10.1038/srep08037

    Böning, P., Plewnia, A., Virgo, J., Adam, J., Banowski, N., Bleidißel, S., Dabbagh, N., Dalbeck, L., Düssel-Siebert, H., Ellwart, S., Feiler, L., Ferner, V., Fischer, M., Gemeinhardt, L., Guschal, M., Geiger, A., Hansbauer, G., Hechinger, M., Hildwein, T., Lötters, S. (2024). Die Salamanderpest: Charakterisierung, aktuelle Situation in Deutschland, Handlungsempfehlungen. 31. 1-38.

    Burgstaller, S., Leeb, C., Ringler, M., Gollmann, G. (2021). Demography and spatial activity of fire salamanders, Salamandra salamandra (Linnaeus, 1758), in two contrasting habitats in the Vienna Woods. Herpetozoa, 34(1), 23-34. DOI: 10.3897/herpetozoa.34.e58496.

    Infobroschüre des Tiergarten Schönbrunn zu Bsal: https://www.zoovienna.at/media/uploads/dokumente/bsal_info-folder.pdf

    Laking, A., Ngo, H., Pasmans, F., Martel, A., Nguyen, T. T. (2017). Batrachochytrium salamandrivorans is the predominant chytrid fungus in Vietnamese salamanders. Scientific Reports 7, 44443.DOI: 10.1038/srep44443

    Leeb, C. (2013). Mass hibernation and notes on the winter activity of fire salamanders (Salamandra salamandra) in the Maurer Wald (Vienna, Austria). Master Thesis, University of Vienna, Vienna.

    Martel, A., Spitzen-van der Sluijs, A., Blooi, M., Bert, W., Ducatelle, R., Fisher, M. C., Woeltjes, A., Bosman, W., Chiers, K., Bossuyt, F., Pasmans, F. (2013). Batrachochytrium salamandrivorans sp. nov. causes lethal chytridiomycosis in amphibians, Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America, 110 (38) 15325-15329, DOI: 10.1073/pnas.1307356110

    Mayerhofer, M. (2013). Life-history variation in fire salamanders (Salamandra salamandra, Linnaeus, 1758) in the Vienna Woods. Master Thesis, University of Vienna, Vienna.

    Spitzen-van der Sluijs, A., Spikmans, F., Bosman, W., de Zeeuw, M., van der Meij, T., Goverse, E., Kik, M., Pasmans, F., Martel, A. (2013). Rapid enigmatic decline drives the fire salamander (Salamandra salamandra) to the edge of extinction in the Netherlands. Amphibia-Reptilia34(2), 233-239. 
    DOI: 10.1163/15685381-00002891

    Szydlik, K. R. (2025). Seasonal Changes of Body Condition in a Population of Fire Salamanders (Salamandra salamandra) in Vienna. Master Thesis, University of Vienna, Vienna.

    Thomas, V., Wang, Y., Van Rooij, P., Verbrugghe, E., Baláž, V., Bosch, J., Cunningham, A., Fisher, M., Garner, T., Gilbert, M., Grasselli, E., Kinet, T., Laudelout, A., Lötters, S., Loyau, A., Miaud, C., Salvidio, S., Schmeller, D., Schmidt, B., Pasmans, F. (2019). Mitigating Batrachochytrium salamandrivorans in Europe. Amphibia-Reptilia. 40. 1-26. DOI: 10.1163/15685381-20191157.

    Website Tiergarten Schönbrunn: https://www.zoovienna.at/natur-und-artenschutz/artenschutzprojekt-feuersalamander/

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    Foto: Elisabeth Zeppetzauer, Psitamex

    Im Oktober 2023 haben uns Elisabeth Zeppetzauer und Sarai Anaya Valera, Gründerinnen der Organisation Psitamex, bereits von ihrer Arbeit bei einem JOBTalk erzählt. Seitdem ist vieles passiert, das die Ausdauer und Hoffnung auf die Probe stellt und neue große Herausforderungen mit sich bringt. Im Gespräch mit Elisabeth Zeppetzauer erhiet die ABA ein Update über die aktuelle Situation von Psitamex.

    Psitamex, eine österreichisch-mexikanische Initiative, steht für „Psitácidos mexicanos“, oder übersetzt „mexikanische Papageien“. Dieser in Mexiko eingetragene Verein wurde von zwei Biologinnen in Mexiko City gegründet: Sarai Anaya Valera and Elisabeth Zeppetzauer. Bereits davor haben sie in einem mexikanischen Auswilderungsprojekt für Papageien mitgearbeitet und dieses koordiniert. Zwei Jahre nach der ersten begleiteten, erfolreichen Auswilderung wurde schließlich der Verein Psitamex gegründet, dessen Ziel es ist, Papageien in Mexiko aus Käfighaltung zu rehabilitieren und in die Freiheit zu entlassen. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist auch die Öffentlichkeitsarbeit, denn viele Papageienarten sind vom Aussterben bedroht.

    Foto: Psitamex


    Artenschutz und Biodiversität – eine enge Vernetzung

    Papageien können einerseits als „flagship species“, Flagschiffarten, als auch als „umbrella species“, bzw. Schirmarten, bezeichnet werden. Sie ziehen nicht nur viel Aufmerksamkeit auf sich, sondern sind auch ein wesentlicher Bestandteil des Ökosystems ihrer Heimat. Sie verteilen die Samen verschiedener Pflanzenarten und arbeiten (sozusagen) auch als „Gärtner“ in ihrer Umwelt, da sie Äste von Bäumen stutzen und so zur Lichtverfügbarkeit für Pflanzen beitragen. Das fördert die Diversität und trägt zur Bewaldung bei. Artenschutz und Biodiversität sind somit sehr eng verknüpft.

    Als flagship species (Flagschiffart) bezeichnet man eine charismatische, populäre Art, die als Stellvertretung für Naturschutz-Anliegen dienen kann. Umbrella species (Schirmarten) hingegen sind für einen Lebensraum typische Arten, die ebenso zum Erhalt weiterer Arten dieses Lebensraumes beitragen.
    Quelle: Wörterbuch der Ökologie


    Ein weiterer Bestandteil dieses eng verbundenen Netzwerks ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung. Bei Monitoring-Projekten, dem Anbringen von Nistkästen und durch Tourenangebote kann die Selbstwirksamkeit der Bevölkerung gefördert werden.

    „Papageien können so auch eine Ressource für die Bevölkerung sein. Die Bevölkerung soll ins Handeln miteingebunden werden, damit auch die Zukunft für die Tiere und Menschen stabiler werden kann. Der Zusammenhang zwischen verschiedenen Feldern rückt immer mehr in den Mittelpunkt: Die Kooperation mit anderen Initiativen, die Kindererziehung oder die Sicherheit der lokalen Bevölkerung spielen alle zusammen.“, betont Elisabeth Zeppetzauer.



    Über Elisabeth Zeppetzauer

    Elisabeth Zeppetzauer hat in Salzburg Zoologie und Verhaltensforschung studiert und hat sich durch ihre Diplomarbeit näher mit Papageien beschäftigt. Dadurch ist sie in Kontakt mit der ARGE Papageienschutz gekommen, die es in Österreich seit 25 Jahren gibt. Im Jahr 2008 hat Elisabeth die Leitung der Schutzstation der ARGE Papageienschutz übernommen, die sich damals noch in Vösendorf bei Wien befand. In diesem Umfeld hat Elisabeth gelernt, dass ein Papagei durch richtige Haltung, ausreichend Stimulierung und genügend Enrichment wieder zum Wildtier werden kann. Und wenige Monate später war sie bereits in der Koordination eines Auswilderungsprojekts tätig.

    Enrichment bzw. Environmental Enrichment soll das Umfeld von Tieren, speziell in Gefangenschaft, stimulierend gestalten, um mehr Abwechslung oder eine naturähnlichere Umgebung zu schaffen. Beispielsweise kann die Futtersuche fordernd gestaltet oder Exploration und Kognition gefördert werden. Einige Möglichkeiten umfassen Spielzeuge, verstecktes Futter oder Pflanzen im Gehege oder der Voliere.
    Quelle: Smithsonians National Zoo & Conservation Biology Institute

     „Während meiner Tätigkeit bei der ARGE Papageienschutz ist der Gedanke in mir gewachsen, dass ich die Papageien gerne frei lassen möchte.“

    Foto: Psitamex


    Entwicklung der Vision

    Seit vielen Jahren lag der Fokus für Psitamex bereits darauf, einen geeigneten eigenen Standort für die eine Auswilderungsstation in Mexiko zu finden. Dabei gab es bestimmte Kriterien zu beachten: gute Erreichbarkeit, die Nähe zu einem Naturschutzgebiet und Gebäude mit einer ökologischen Bauweise. Nach Jahren der Suche wurde der perfekte Standort in Chiapas ausfindig gemacht. Dieser umfasst 500 Hektar und befindet sich nahe der Grenze zu Guatemala in der Pufferzone eines Biosphärenreservats. Am Standort hätten sieben bis zehn wildlebende Papageienarten vorkommen sollen, gesichtet wurde von Psitamex tatsächlich aber nur eine, was das Problem des Artensterbens deutlich widerspiegelt. Der Plan war, dass Psitamex auf diese Weise zu einer schon bestehenden Öko-Gemeinschaft dazustößt. Doch das letzte Jahr offenbarte neue Hürden.

    Ein Biosphärenreservat ist ein geschütztes, repräsentatives Ökosystem, dessen genetische Vielfalt vom Menschen unbeeinflusst bleiben soll.
    Quelle: Wörterbuch der Ökologie


    Herausforderungen in der Umsetzung

    Der vergangene Aufenthalt in Mexiko 2024 hat Psitamex vor neue und unerwartete Herausforderungen gestellt, die Elisabeth Zeppetzauer uns folglich darlegt.

    1) Waldbrände

    Als Folge des Klimawandels werden Waldbrände auch nahe dem Standort für die geplante Auffangstation häufiger. Im April 2024 war das Geländer über fünf Wochen von einem Waldbrand betroffen. Für Elisabeth Zeppetzauer war das die erste Erfahrung mit einem Waldbrand. Da erste Strukturen am Grundstück bereits standen, kehrte Psitamex nach der ersten Flucht in das nächste Dorf anschließend wieder zurück, um die Ausbreitung und Neuentfachung des Brands zu verhindern. Mit Metallrechen und Schaufel legten sie fünf Wochen lang Brandschneisen an und bedeckten Baumstümpfe mit Erde, um die Ausbreitung des Feuers einzubremsen. Durch diesen intensiven Einsatz konnte Schlimmeres verhindert werden.

    Aus dieser katastrophalen Situation konnten schließlich aber lehrreiche Schlüsse gezogen werden, die nun auch in die zukünftige Planung einfließen. So soll etwa ein Evakuierungsplan ausgearbeitet werden und auch Wasserauffangmöglichkeiten haben neue Priorität erhalten. Ein weiterer wichtiger Schritt, der zukünftig vor dem Rauch eines Waldbrandes bewahren kann, ist die Wiederherstellung und Aufforstung, da Bäume die Ausbreitung von Rauch einschränken. Diese weiteren Planungspunkte sollen zukünftig berücksichtigt werden. Denn Feuer hinterlässt nicht nur Verwüstung, sondern ist auch ein natürlicher Prozess, der Furchbarkeit und Wachstum fördert.

    Die Waldbrände waren jedoch nur eine von mehreren Herausforderungen.

    2) Soziale Herausforderungen

    Sozial sehr tiefgreifende Probleme haben sich zum selben Zeitpunkt zugespitzt. Die soziale Unsicherheit ist laut Elisabeth Zeppetzauer schon längst sehr hoch. Sie nennt Beispiele, wie Repression durch die Regierung, Waffenschmuggel, Drogenkartelle, organisierter Widerstand der indigenen Bevölkerung und Abwanderung vieler Menschen als Folge. Als Resultat gibt es weniger Struktur, oftmals keine ausreichende, medizinische Hilfe und mangelnde Bildungsmöglichkeiten. Viele der Problemstellen befinden sich direkt vor Ort, da es sehr nahe zur Grenze an Guatemala liegt. Elisabeth erzählt von Migrationsbewegungen, die teilweise von Afrika und Asien über Mittelamerika über die Grenze in die USA gelangen wollen, und die organisierte Kriminalität anziehen können. Diese Situation hat sich vor allem in den vergangenen zwei Jahren zugespitzt, davor waren es friedliche Gemeinden. „Inzwischen ist Gewalt zum Alltag geworden“, beschreibt Elisabeth Zeppetzauer die Situation.

    Aktuelle Wahlen hatten diesen Prozess angeheizt, da neue Regierungsposten besetzt werden mussten, was Mord, Entführungen und Korruption mit sich brachte. Elisabeth beschreibt, wie fünf bewaffnete Männer, während Psitamex vor dem Rauch des Waldbrandes flüchten musste, begonnen hatten, Einwohner:innen zu bedrohen und Geldforderungen zu stellen.

    Die sozialen Herausforderungen sind eine Hürde für Psitamex und können auch potentielle Folgen, wie illegale Abholzung, mit sich bringen. 

    Im Moment gibt es nur Gerüchte darüber, was vor Ort geschieht und wann es endet, ist unvorhersehbar. Wann Psitamex den Aufbau der Auffangstation abschließen können ist somit auch nicht klar. Eine Hoffnung ist der bestehende Rechtsanspruch auf das Land, da ein kleiner Teil davon von Psitamex bereits offiziell über einen Notar erworben wurde. Da es ein Biosphärenreservat ist, kann es bei der UNESCO eingeklagt werden.

    3) Hitzewelle

    Eine weitere Herausforderung, die Elisabeth schildert, war eine von mehreren Hitzewellen im letzten Jahr, die Temperaturen bis über 45°C zur Folge hatte. Sie erzählt von Tieren, die kollabierten und von den Bäumen fielen. Nicht alle Tiere seien dabei sofort gestorben, aber die wenigsten Menschen wussten damit umzugehen. Die Ursache könne zwar nicht bekämpft werden, aber Schadensbegrenzung sei möglich, wenn Menschen informiert werden. Deshalb erstellt Psitamex Infografiken und teilt die Information in sozialen Netzwerken, wie man mit verletzten Tieren umgehen kann. Mit dem Aufstellen von Wassertränken kann zumindest vereinzelt Tieren geholfen werden.

    Was bringt die Zukunft?

    Der letzte Mexikoaufenthalt zeichnete ein ernüchterndes Bild. Dennoch denkt Elisabeth Zeppetzauer auch an die Zukunft und will versuchen, aus den Umständen lehrreiche Schlüsse zu ziehen. Mit Drohnen sei es etwa möglich, genau zu analysieren, welche Bereiche vom Feuer betroffen sind. Um mit potentiell auftretenden Waldbränden künftig besser umgehen zu können, will Elisabeth Pläne für Wasserrückhaltemöglichkeiten schaffen. 

    Die Aktivitäten von Psitamex stehen keineswegs still. So wird durch Kooperationen mit anderen Vereinen weiter am Schutz der Papageien gearbeitet. Bis die eigenen Aktivitäten wieder fortgesetzt werden können, hat die Unterstützung durch mediale Aufmerksamkeit, Information der Öffentlichkeit und Spenden anderer Organisationen Priorität. Elisabeth will auch länderübergreifend arbeiten und steuert Kooperationen mit anderen Organisationen an. Ein grundlegender Ansatz, um eine stabile Basis für den Erhalt und Wiedereinführung heimischer Arten zu schaffen ist auch die Wiederherstellung von Ökosystemen.

    „Mein Fokus liegt darauf, zurück zum Anfang zu gehen und möglichst viele Papageien freizulassen, weil es für die Vögel und das Ökosystem wichtig ist und in weiterer Folge auch für den Menschen. Es ist emotional befreiend und beglückend, diese Tiere durch den Prozess zu begleiten.“

    Foto: Psitamex


    Vernetzung schafft Hoffnung

    Für Psitamex ist es wichtig, den Blick nach vorne nicht zu verlieren. Elisabeth Zeppetzauer will auch dazu ermutigen, die Aufmerksamkeit auch auf positive Veränderungen zu richten und diese auch zu feiern.

    Vernetzung mit anderen Initiativen, Vereinen und Einzelpersonen ist für sie von großer Bedeutung. Allen, die sich gerne selbst engagieren wollen, empfiehlt sie ebenfalls, Kontakt zu Personen und Organisationen herzustellen, die sich für Umwelt-, Natur- und Artenschutz einsetzen. Nicht jeder müsse dabei den gleichen Anhaltspunkt haben -für Elisabeth Zeppetzauer sind es die Papageien.

    Weitere Informationen

    Die Organisation Psitamex finanziert sich unter anderem über Spenden. Wer weitere Informationen über Psitamex oder Unterstützungsmöglichkeiten erhalten möchte, kann sich auf ihrer Webseite informieren oder direkt mit Psitamex in Kontakt treten.Weitere Informationen: https://psitamex.org/

    Foto: Psitamex

    Titelbild: Eisbär am Eisrand: © Steve Morello / WWF-Canon

    Klimawandel und Lebensraumzerstörung dezimieren Eisbären, Koalas und Jaguare – Hoffnung für Myanmars Elefanten, Saiga-Antilopen und Sehuencas-Wasserfrosch – WWF fordert globalen politischen Kraftakt zum Schutz tierischer und menschlicher Lebensgrundlagen.

    WWF Österreich zieht Bilanz und veröffentlicht die tierischen Gewinner und Verlierer des Jahres 2019. Klimakrise, Lebensraumzerstörung und Wilderei sorgen dafür, dass die Internationale Rote Liste auf über 30.000 bedrohte Tier- und Pflanzenarten angewachsen ist – ein trauriger Negativrekord. Menschliche Eingriffe machen vor allem den Eisbären, Koalas und Jaguaren das Überleben schwer. Entgegen dem Trend gibt es aber auch gute Nachrichten aus dem Tierreich. In Myanmar werden kaum noch Elefanten gewildert. Die Saiga-Antilopen erholen sich von einer Seuche. Und womöglich kann der Bestand des Sehuencas-Wasserfroschs durch den Fund eines Weibchens gerettet werden.

    „Der Mensch ist Zeuge und Verursacher des größten Artensterbens seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Vor allem die Klimakrise verändert Ökosysteme in dramatischem Tempo. Viele Tiere und Pflanzen können sich nicht schnell genug anpassen.“

    WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin.

    Die globalen Bestände an Fischen, Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien sind in den letzten 50 Jahren um durchschnittlich 60 Prozent eingebrochen. Auch Österreich ist kein Vorbild und verliert drastisch an Artenvielfalt. Etwa ein Drittel der heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gilt als gefährdet.

    „2020 braucht es einen globalen politischen Kraftakt für eine Trendwende im Umwelt- und Naturschutz. Erderhitzung und Artensterben sind Zwillingskrisen. Sie hängen unmittelbar zusammen und befeuern sich gegenseitig. Diese bedrohliche Entwicklung und die erschreckende Untätigkeit der Politik bedeuten nicht nur ein Fiasko für die Tierwelt. Letztlich zerstören wir damit unsere eigene Lebensgrundlage“, so Scattolin.

    VERLIERER 2019

    Eisbär (Ursus maritimus). Bild: Steve Morello / WWF-Canon

    Eisbär:
    Bis 2050 könnte die Arktis im Sommer komplett eisfrei sein. Doch Eisbären leben und jagen auf Packeis. Da ihr Lebensraum rapide schmilzt, halten sie sich schon jetzt vermehrt auf dem Festland auf. Angelockt von Nahrungsabfällen nähern sie sich dort menschlichen Siedlungen, was Konflikte verursacht und oft mit einem Abschuss endet. So wird die Klimaerhitzung nicht nur durch fehlendes Eis zum Überlebensproblem. Die Zahl der Eisbären ist auf Talfahrt, wie aktuelle Erhebungen der Weltnaturschutzunion IUCN belegen. Ein Drittel der globalen Population könnte bis 2050 verschwinden.

    Koala (Phascolarctos cinereus). Bild: Shutterstock / Yatra / WWF

    Koala:
    Den ver­heerenden Busch­bränden in Australien fielen hunderte Koalas zum Opfer. Große Flächen an Eukalyptus­wäldern, zugleich Lebensraum und Nahrungs­grundlage der Koalas, sind niedergebrannt.

    Doch auch ohne Großfeuer wird es für die Tiere immer enger. Australien rodet jedes Jahr schätzungsweise 500.000 Hektar Wald. In den vergangenen 25 Jahren ist die Koala-Population um rund ein Drittel eingebrochen.

    Jaguar (Panthera onca) in Pantanal, Brasilien. Bild: Y.-J. Rey-Millet / WWF

    Jaguar:
    Eines von vielen Opfern der Regen­­wald­brände im Amazonas ist der Jaguar. Die Flammen zerstören ins­­besondere seine Reviere in Brasilien und Bolivien.

    Mindestens 500 Raubkatzen starben im Feuer oder wurden aus ihrem Lebensraum vertrieben. Dadurch nehmen Konflikte zu. Die Tiere fliehen in andere Gebiete, auch in die Nähe von menschlichen Siedlungen, wo sie häufig erschossen werden.

    Kaiserpinguine (Aptenodytes forsteri). Bild: © Fritz Pölking / WWF

    Kaiser­pinguin:
    Schreitet die Erd­erhitzung in diesem Tempo voran, könnte die Population der Kaiser­pinguine bis 2100 um 86 Prozent abnehmen, wie Untersuchungen des Ozeanografischen Forschungsinstituts WHOI prognostizieren. Das für die Pinguine überlebenswichtige Packeis schmilzt. Den Tieren fehlt zunehmend Lebensraum zur Jagd und als Schutz vor Feinden. Bereits jetzt beobachten Forscher einen massiven Rückgang der Population und weniger überlebende Jungtiere.

    Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis). Bild: naturepl.com / Mark Carwardine / WWF

    Sumatra-Nashorn:
    In Malaysia ist das letzte Sumatra-Nashorn eines na­türlichen Todes gestorben. In Indo­nesien gibt es derzeit nach WWF-Schätzun­gen nicht einmal mehr 80 Tiere, verteilt auf neun isolierte Population. Die Nashörner kämpfen mit drastischem Lebensraumverlust, da Wald für Palmölplantagen, Papierproduktion und Bergbau gerodet wird. Außerdem fallen zahlreiche Tiere der Wilderei zum Opfer.

    Jangtse-Riesenweichschildkröte:
    Das letzte bekannte Weibchen der Jangtse-Riesenweichschildkröte verstarb dieses Jahr in einem chinesischen Zoo. Nun lebt nur noch ein männliches Exemplar im Zoo in Suzhou. In Vietnams freier Wildbahn gibt es lediglich zwei weitere Exemplare, deren Geschlecht allerdings unbekannt ist.

    GEWINNER 2019

    Asiatischer Elefant (Elephas maximus). Bild: Julia Thiemann / WWF-Germany

    Elefanten in Myanmar:
    Noch 2017 wurde in Myanmar fast wöchen­tlich ein Ele­fant wegen seiner Haut getötet, die in dem süd­­ost­­asiatischen Land zu Haut­cremes verarbeitet wird. Der WWF intensivierte seine Arbeit zur Eindämmung der Wilderei – mit großem Erfolg. In den Regionen Bago und Yangon wurden überhaupt keine Elefanten mehr illegal erlegt. In Irrawaddy hat sich die Zahl gewilderter Elefanten von 16 auf 7 mehr als halbiert.

    Saiga-Antilope:
    Tausende mongolische Saiga-Antilopen fielen 2017 einem tödlichen Virus zum Opfer, der von Schaf- und Ziegenherden übertragen wird. Die Seuche und der folgende harte Winter waren fatal. Die Population schrumpfte von 11.000 auf 3.000 Tiere. Mittlerweile zeigen die ersten Saigas Immunität gegen den gefährlichen Krankheitserreger, wodurch die Population wieder wächst.

    Sehuencas-Wasserfrosch:
    Als letzter seiner Art lebte ein männlicher Sehuencas-Wasserfrosch fast zehn Jahre alleine in einem Aquarium des Naturhistorischen Museums Alcide d’Orbigny in Bolivien. Im Zuge einer gezielten Suchaktion fand man in den Nebelwäldern des Landes ein weibliches Pendant. Durch zahlreiche Nachkommen könnte die schwindende Art nun doch erhalten bleibt.

    Goldschakal (Canis aureus). Bild: Ola Jennersten / WWF-Sweden

    Goldschakal:
    Da er wärmere Temper­aturen bevorzugt, breitet sich der Gold­schakal von seiner ange­stammten Region in Süd­osteuropa in die zunehmend milder werdende Mitte des Kontinents aus. Seine Population übersteigt in Europa momentan die des Wolfs um das Siebenfache. Auch im Osten Österreichs gibt es regelmäßige Sichtungen. Was für Artenschützer ein Grund zur Freude ist, nehmen Niederösterreich und das Burgendland zum Anlass, die europaweit streng geschützte Art zu bejagen. Obwohl der Erhaltungszustand immer noch ungünstig ist.

    Hirschferkel:
    Das hasengroße Huftier galt für fast 30 Jahre als verschollen. Im November 2019 sind mehrere Vietnam-Kantschile aus der Familie der Hirschferkel im Südosten Vietnams in Kamerafallen getappt. Die Region gehört zum Annamiten-Gebirge, einer der artenreichsten Regionen der Erde. Der WWF ist dort bereits seit Jahren für den Artenschutz aktiv.


    Georg Scattolin ist der Leiter des internationalen Programms beim WWF. Er hat an der Universität Wien im Hauptfach Zoologie diplomiert.
    Vor Beginn seiner WWF-Laufbahn im Jahr 2003 sammelte er Erfahrungen in den Bereichen Zoologie, Ökologie, Umweltbildung und Naturschutz im Rahmen von Tätigkeiten für die Universität Wien, das Naturhistorische Museum Wien und die internationale Kommission zum Schutz der Donau.
    Scattolin hat das Meeresprogramm des WWF Österreich begründet, war danach im Auftrag des WWF International in Papua-Neuguinea stationiert und koordiniert heute die internationalen Projekte des WWF Österreich in Südostasien und im Südpazifik.

    Titelbild: Habichtskauz-Kücken (c)Marc Graf
    Übersetzung aus dem Englischen: Kerstin Thonhauser
    Izquierdo-Acebes D., 2011. Die Rückkehr des Königs des Waldes. Bioskop (1), 21-23.

    Die Wiederansiedelung des Habichtskauz (Strix uralensis) in Österreichs Wäldern.

    Es ist schon fast hundert Jahre her, dass der tiefe Ruf des Habichtskauz an klaren, späten Herbstnächten im Wienerwald widerhallte. Dank der Bemühungen einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Richard Zink, befindet sich diese großartige Spezies auf ihrem Weg zurück in Österreichs Wälder, wo sie Ende des 20. Jahrhunderts verschwunden ist.

    Es handelt sich hierbei um ein sehr umfangreiches Projekt an dem sich verschiedene Kollaborationspartner beteiligen und das von der Jagd- und Forstgesellschaft unterstützt wird. Seit 2009 sind 50 Vögel zwischen dem Wienerwald (29 Vögel, 17 Männchen und 12 Weibchen) und dem Wildnissgebiet Dürrenstein (21 Vögel, 10 Männchen und 11 Weibchen) freigelassen worden. Diese Vögel haben sich außerordentlich gut angepasst und zeigen, dass der Habichtskauz auf dem Weg  zurück zu jenem Thron ist den er damals verloren hat. Der König des Waldes kehrt zurück!

    S. uralensis ist die zweitgrößte Eulenart in Österreich, einzig der Uhu (Bubo bubo) übertrifft ihn noch in seiner Größe. Da der Uhu jedoch bevorzugt auf offenen Flächen jagt, ist der Habichtskauz der größte, nachtaktive Greifvogel in Österreichs Wäldern.

    Trotz seiner liebenswerten und teils verschlafenen  Erscheinung, handelt es sich beim Habichtskauz um einen gewandten Überlebenskünstler, dem selbst schlechteste Wetterbedingungen nichts anhaben  können. Er ist ein überaus geschickter Jäger, der sogar noch unter einer 15 cm dicken Schneedecke Beute machen kann. Als Elternteil zeichnet er sich durch große Aufopferung und wenn die Situation es verlangt, auch durch eine vehemente Verteidigung der Kücken aus.

    www.habichtskauz.at
    (c) Norbert Potensky

    Das Verbreitungsgebiet des Habichtkauzes erstreckt sich über Eurasien obwohl er in den westlichsten Gebieten schon ausgestorben ist. Auf der IUCN Roten Liste wird er als „nicht gefährdet“ eingestuft, da sein natürliches Verbreitungsgebiet sehr groß ist und speziell in den östlichen Staaten mehrere tausend Paare in gesunden Populationen leben. In Deutschland (Nationalpark Bayrischer Wald) und der tschechischen Republik (Národní Park Šumava) konnte der Habichtskauz bereits erfolgreich wieder angesiedelt werden. Das Hauptziel der Wiederansiedelung in Österreich ist es, diese neuen Populationen mit angrenzenden Populationen in Italien, Slowenien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei zu verbinden.

    Der erste Schritt, bevor man eine Spezies in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet wiedereinführt, ist es all jene Faktoren die zum Aussterben geführt haben zu eliminieren. Im Falle des Habichtskauzes waren dies vor allem eine direkte Ausrottung und der Verlust von Lebensraum und Brutstätten. Durch die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Jägern, bei der es vor allem um ein besseres Verständnis für die Rolle des Habichtskauz im Ökosystem Wald geht, konnte der erste Faktor bereits stark reduziert werden.

    Es wurde gezeigt, dass Arten der Gattung Strix an bestimmte Habitate im Wald sehr stark gebunden und angepasst sind. Moderne Waldwirtschaft hat daher einen negativen Einfluss auf diese Arten da sie starke Veränderungen im Ökosystem Wald bewirken. Diese Veränderungen betreffen die Eulen hauptsächlich auf zwei Arten:
    Erstens, es kommt zum Verlust von Brutstätten. Obwohl man gewöhnlich annimmt, dass Eulen nur in Baumhöhlen brüten, weiß man mittlerweile, dass sie  auch gebrochene Baumstümpfe oder sogar die Nester von anderen Raubvögeln verwenden. Durch intensive Waldwirtschaft reduziert sich die Anzahl an Totholz und alten Bäumen, welche als potenzielle Nitzplätze dienen könnten signifikant, da die meisten Bäume bereits sehr jung geschlagen werden.

    Zweitens, in bewirtschafteten Wäldern kommt es zu einem Verlust der Heterogenität. Durch die Pflanzung von schnell wachsenden Baumarten nach Abholzungen kommt es zur Bildung von homogenen Wäldern. Das führt nicht nur zu einem Abfall der Biodiversität per se, sondern hat auch einen negativen Einfluss auf die Nahrungskette. Wenn zum Beispiel, in einem heterogenen Ökosystem eine Baumart, aus welchen Gründen auch immer, weniger Früchte produziert, so kann dieser Futter mangel, der für bestimmte pflanzenfressende Arten entsteht, durch andere Arten wettgemacht werden. Dadurch werden die Populationen von Pflanzenfressern weniger stark dezimiert, die ihrerseits ja wieder einen Einfluss auf die Populationen von Raubtieren haben.

    www.habichtskauz.at

    Die Einführung von Schutzgebieten, wie zum Beispiel die Kernzonen im Biosphärenpark Wienerwald oder dem Wildnissgebiet Dürrnstein, sollten helfen, um dieser Art von Problemen in Zukunft aus dem Weg zu gehen, obwohl man schon anmerken muss, dass diese Schutzgebiete räumlich einge-schränkt und auch sehr jung sind. Ein Problem das nicht in naher Zukunft geklärt werden kann ist der Mangel an Beutetieren (es gibt ein Programm, das sich der Zufütterung von Jungvögeln im ersten Jahr angenommen hat, um die Überlebenschancen der noch unerfahrenen Jungen im ersten Winter zu erhöhen). Der Mangel an Nistmöglichkeiten kann mithilfe von künstlichen Nistkästen überbrückt werden (momentan gibt es ca. 100 Stück und 50 weitere in Planung). In den zwei Jahren seit Beginn der Installation haben sich die Nistkästen als ein sehr effizientes System bewährt, wie sich anhand der hohen Besetzungsrate durch den Waldkauz (Strix aluco) gezeigt hat.

    Obwohl es noch ein weiter Weg bis zur Etablierung einer nachhaltigen Habichtskauz Population in Österreichs Wäldern ist, so ist die Rückkehr der Spezies bereits Realität und mit dem Engagement und der Mitarbeit von vielen begeisterten Menschen mag der Tag nicht mehr allzu fern sein, an dem der tiefe Ruf des Habichtskauz wieder durch klare, späte Herbstnächte hallt.