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Titelbild: Steinadlermonitoring 2013 © Reinhard Thaller

Mag. Alexander Maringer hat Ökologie mit zoologischem Schwerpunkt an der Universität Salzburg studiert. Nebenbei hat er Ausbildungen für ArcGis sowie diverse außeruniversitäre Projektmanagement- und Medien-Schulungen absolviert. Seit 2011 arbeitet er als Zoologe im Fachbereich Naturraum & Naturschutz in der Nationalpark Gesäuse GmbH.

1) Beschreibe bitte kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Alexander Maringer © Helmut Fröschl

Ich bezeichne meinen Job gerne als „zoologischer Projektmanager“. Ich bin für den zoologischen Teil des Naturraummanagements, des Monitorings und der Forschung im Nationalpark Gesäuse zuständig. Das beginnt beim Luchs und Rothirsch, reicht über Insekten und endet bei kleinsten Gewässerorganismen.

Forschungsfragen, Monitoring usw. werden größtenteils mit Hilfe externer Spezialisten bearbeitet. Ich formuliere den Arbeitsauftrag, begleite die Arbeiten bis hin zum Endbericht und sorge dafür, dass die Erkenntnisse in der Arbeit des Nationalparks auch umgesetzt werden. Neben den sehr spannenden Tagen im Freiland steckt dahinter ein nicht unbeträchtlicher Verwaltungsaufwand und Wissensmanagement am Computer.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Es ist eine Kombination aus Forschung am Puls der Zeit, Austausch mit internationalen ExpertInnen, Aufbereitung von Informationen für Öffentlichkeit, Presse und Fachpublikum, sowie dem Verschneiden von Ergebnissen für weitere Forschungsfragen. Ich kann dabei meinen eigenen Ideen nachgehen und habe ausreichend finanziellen Spielraum um allen Aufgaben gerecht werden zu können.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Es bleibt schwierig, den Grundgedanken eines Nationalparks, den Prozessschutz, in den Köpfen der Menschen zu verankern. Die wirklich ungezähmte Natur löst Urängste des Kontrollverlustes aus und kaum jemand möchte sich darauf einlassen. Dabei kann jede Lawinenrinne bei uns Zeugnis geben, um wieviel artenreicher und diverser ein Ökosystem ist, das von uns Menschen nicht ständig gepflegt und behütet wird.

Letztlich muss man sich auch verteidigen, dass ein Nationalpark der Öffentlichkeit Geld kostet. Ja, er kostet Geld, nämlich jeder Österreicherin und jedem Österreicher genau 25 Cent pro Jahr!

4) Wie bist Du auf diesen Job aufmerksam geworden?

Die Stelle war in einer großen österreichischen Tageszeitung ausgeschrieben. 90% des Profils traf auf meinen Berufswunsch zu und so musste ich mich einfach bewerben, auch wenn des Gesäuse nicht gerade der Nabel der Welt ist.

5) Welche Qualifikationen waren besonders entscheidend, dass Du diesen Job bekommen hast?

Wenn wir über Freilandarbeit sprechen, dann ist Flexibilität gefragt. Das Wetter im Gebirge ist launisch und selbst weitgereiste Spezialisten sind nicht davor gefeit, dass ihre Zielarten sich bei nassem, trockenem, kaltem oder heißem Wetter nicht blicken lassen. Hier vor Ort die Lage für mehrere Teams gleichzeitig einzuschätzen, sie zu betreuen und das Zwischenmenschliche nicht zu kurz kommen zu lassen, ist mir wichtig, kann aber im Frühsommer schon einmal zum Belastungstest werden.

Weiters ist es wichtig, das Geleistete gut darzustellen. Das haben sich alle ExpertInnen verdient, dass ihre Arbeit sichtbar und ihr Wert anerkannt werden. In der heutigen Zeit ist das eine Art Marketing für Forschung. Nur so ist man bei Förderungen erfolgreich und bekommt auch öffentliche Aufmerksamkeit.

Johnsbach (li) und Panorama des Johnsbach mit Hochtorgruppe (re) © Andreas Hollinger

6) War es schon immer Dein Wunsch eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Das Biologiestudium war schon immer mein großer Wunsch. In der ersten Klasse Gymnasium hat ein Biologielehrer mein bereits sehr frühes Interesse für Natur und Tiere verstärkt und ich habe „Feuer gefangen“. Ich belegte naturwissenschaftliche Fächer und freute mich über das Fach „Biologie vertiefend“. Nach der Matura kam nichts anderes als ein Biologiestudium in Betracht.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für BiologInnen?

Ich sehe in meinem Umfeld ein breites Spektrum. Von jungen fähigen BiologInnen, die für ihr Alter ein erstaunliches Spezialwissen mitbringen, sich aber unter Wert verkaufen (müssen), über Technische Büros, die den Wert ihrer Arbeit sehr wohl kennen und oft gesuchte Spezialisten stellen können, bis zu emeritierten Persönlichkeiten, die in ihrem Spezialgebiet allein auf weiter Flur geblieben sind.

In manchen Tätigkeitsfeldern ist die Konkurrenz groß und es fällt selbst den fachlich Besten schwer sich zu behaupten, in anderen Feldern bleiben Ausschreibungen ohne Echo, weil es schlicht niemanden gibt, der die Fragestellung bearbeiten kann.

Es gibt Vieles zu tun für BiologInnen, davon bin ich fest überzeugt. Nur das Wissen, das uns vielleicht fehlt, das kann niemand von heute auf Morgen aus dem Ärmel ziehen. Wer aber den Markt beobachtet, seine Interessen konsequent verfolgt und seine Qualifikationen ausbaut, der wird auch erfolgreich sein.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig, welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Ja, ein einschlägiges Studium ist Voraussetzung. Ich habe Ökologie an der Universität Salzburg studiert und mich auf zoologische Themen spezialisiert. Daneben habe ich Ausbildungen für das Geografischen Informationssystem ArcGIS und diverse außeruniversitäre Projektmanagement- und Medien-Schulungen gemacht.

Notwendig wäre es meines Erachtens schon während des Studiums mehr über die rechtlichen Aspekte der Naturschutzarbeit zu lernen. Darüber hinaus sollte man auf praktische Dinge, wie Projektanträge, Werkverträge und ähnliches vorbereitet werden. All dem steht man ja völlig hilflos gegenüber, wenn man das erste Mal damit konfrontiert wird.

Alexander bei der Arbeit: links © Birgit Falter, rechts © Reinhard Thaller

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Zum einen ist es das Wissen über Ökosystemzusammenhänge, das es mir ermöglicht, täglich Einordnungen vorzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Zum anderen ist es die im Studium nicht besonders geliebte Theorie, wie man zu einer belastbaren, wissenschaftlichen Studie kommt und seine Ergebnisse korrekt verfasst. Was nie schadet ist Artenkenntnis, denn wenn einem jemand ein Insekt unter die Nase hält, sollte man zumindest wissen, in welchem Buch (oder auf welcher Internetseite) man zu suchen beginnt.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

Viele beginnen im Nationalpark mit einem Projekt und erweitern ihr Aufgabengebiet bis zu einer Fixanstellung. Bei mir war es wohl ein eher ungewöhnlicher Werdegang, denn ich hatte davor noch nie in einem Nationalpark gearbeitet.

Egal was du tust, wenn du es mit Leidenschaft tust, wirst du gut sein und dich von anderen abheben. Es ist aber auch notwendig nach links und rechts zu schauen und von anderen zu lernen.

Vielen Dank!

Weblink: Nationalpark Gesäuse