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Die ABA nahm im Februar 2020 am Council Meeting der European Countries Biologist Association teil und ebnete so gemeinsam mit Delegierten anderer Staaten den Weg für eine zukünftige europäische Zusammenarbeit, um das breite Feld der Biologie international zu stärken.

Vom 7. bis 9. Februar 2020 fand in Utrecht das Council Meeting der European Countries Biologist Association (ECBA) statt, bei der wir als ABA mit drei Mitgliedern (Gerhard Aigner, Berry Maletzky, Dominique Waddoup) vor Ort waren, um die Interessen österreichischer Biolog*innen zu vertreten. Gemeinsam mit den Gesandten biologischer Vereine aus Deutschland, Griechenland, Niederlande, Italien, Norwegen, Portugal und Zypern (türkisch) sprachen wir über die Zukunft der Biologie in Europa und wie wir es gemeinsam schaffen können, den Stellenwert dieses Fachgebietes sowohl in der Gesellschaft als auch bei politischen Entscheidungsträger*innen zu stärken. Das erklärte Ziel der ECBA ist es, die Interessen der Biologie als Wissenschaft, der Biologie in der Bildung, der Anwendung von biologischem Wissen im weitesten Sinn und die Interessen ihrer Mitglieder zu repräsentieren.

ECBA-Council Meeting
Council Meeting der European Countries Biologist Association (ECBA) in Utrecht (7.-9.2.2020). Foto: ECBA

Die Tätigkeiten der ECBA waren in der jüngeren Vergangenheit relativ überschaubar und es fanden kaum gemeinsame Projekte zwischen den Mitgliedsländern statt. Außerdem wurde die Möglichkeit der internationalen Kommunikation nur von wenigen Mitgliedstaaten genutzt. Entsprechend war es das Ziel des Meetings einen Neustart der europäischen Idee zu forcieren und Statutenänderungen vorzunehmen. Wir setzten uns dafür ein, dass für zukünftige Entscheidungen jedes Mitgliedsland der ECBA eine Stimme hat, sodass jedes Land gemäß dem europäischen Geist gleichberechtigt ist.

Einige Vereine dieser Gesellschaft haben hohe Mitgliedszahlen wie beispielsweise der Ordine Nazionale dei Biologi (Italien) und Ordem dos Biólogos (Portugal). Das liegt unter anderem daran, dass diese Organisationen in ihren Ländern als Berufskammern agieren, ähnlich wie die Ärztekammer in Österreich. Hierzu muss man entsprechend Mitglied des jeweiligen Vereines sein, um als Biologe tätig sein zu dürfen. Durch die hohen Mitgliedszahlen haben diese Organisationen ebenfalls eine entsprechende Gewichtung bei Behörden und der zugehörigen Politik in ihrem Land. Die ABA gehört zwar zu den kleineren nationalen Vereinen, jedoch sind wir gemeinsam mit den Niederländern eine der motiviertesten Gruppierungen, welche die internationale Zusammenarbeit fördern und die ECBA unterstützen möchten. So engagiert sich auch Dominique Waddoup als Schriftführerin für die Organisation.

ABA zur Stellung der Biologie in Österreich

Hinsichtlich der aktuellen Situation in Österreich gingen wir insbesondere auf die geringen Stellenangebote für Biologieabsolvent*innen im Allgemeinen ein. Zusätzlich machten wir auf die geringe Bezahlung im Vergleich zu Hochschulabsolvent*innen anderer Fachrichtungen in privaten Wirtschaftssektoren aufmerksam. Ebenso sprachen wir die Situation jüngerer Biolog*innen an den Universitäten an: Häufig werden nur Teilzeitanstellungen vergeben, der Workload verlangt es jedoch regelmäßig weit mehr Zeit in den Job zu investieren als dies der Arbeitsvertrag vorsehen würde. Außerdem sind uns die befristeten Verträge an den Universitäten allgemein ein Dorn im Auge. Im Bereich der Wissenschaft wird das Feld der Biologie häufig in den Life Sciences integriert. Life Science Förderungen werden jedoch bevorzugt an medizinisch und molekularbiologisch sowie biotechnologische Forschungsprojekte vergeben. Klassische und fundamentale Felder wie beispielsweise Zoologie oder Botanik bleiben häufig außen vor. Ebenso werden bei Life Science Kongressen Präsentationen primär an Vortragende aus ersteren Bereichen vergeben. Zusätzlich kommt es derzeit in Österreich teilweise zu Überregulierungen in biologischen Bereichen: So nützt einem ein Hochschulabschluss in biologischen Disziplinen wenig, sei es Bachelor, Master oder PhD, wenn man selbständig Naturführungen oder naturpädagogische Tätigkeiten anbieten möchte. Erwirbt man eine dieser Lizenzen gelten diese nur in Österreich. Möchte man diese Tätigkeiten in anderen EU-Ländern ausüben, muss man zusätzliche Aufbaukurse absolvieren. Hierzu muss man nicht nur viel Zeit in die zusätzlichen Ausbildungen investieren, sondern auch tief ins eigene Geldbörserl greifen. Dies wäre eine Möglichkeit, in der sich die ECBA für eine europaweit einheitliche Lösung stark machen könnte.

 Ebenso hört man in Österreich von einigen Kliniken wo beispielsweise Masterabsolvent*innen der Mikrobiologie oder Molekularbiologie nicht in medizinischen Diagnostiklaboren angestellt werden dürfen. Das Ausstreichen von Agarplatten und die Kultivierung von Bakterien aus Patient*innenproben ist lediglich zertifizierten Biomedizinischen Analytiker*innen vorbehalten, wofür man wiederum separat ein FH Bachelor Studium absolvieren muss. Wenn die zukünftigen Entwicklungen in Österreich weiter in diese Richtung gehen, werden immer weniger Stellen für akademische Biolog*innen verfügbar sein.

Doch gibt es aus österreichischer Sicht der Dinge auch Positives zu Berichten. Die ABA ist sehr gut mit anderen nationalen biologieinteressierten Vereinen vernetzt und arbeitet an gemeinsamen Projekten. Zusätzlich steigt das Interesse für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der Öffentlichkeit; Greta Thunberg sei Dank! Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass unsere Politiker*innen demnächst nachziehen werden. Ich hoffe zumindest, dass mittlerweile auch unseren Touristiker*innen klar sein dürfte, dass die steigenden Nächtigungszahlen die Österreich in den Sommermonaten in den letzten Jahren verzeichnen durfte daher rühren, dass Urlauber zu uns kommen, um sportliche Aktivitäten auszuüben und parallel dazu unsere Natur genießen. Längst ist es nicht nur mehr der Wintersport oder unsere kulturellen Highlights die Touristen in unser schönes Österreich locken.

Wie geht es nun weiter?

Abschließend muss erwähnt werden, dass die ECBA nur das werden kann, was deren Mitglieder der verschiedenen Länder daraus machen und wie wir als ABA uns dort aktiv einbringen. Die ECBA gibt uns die Möglichkeiten einen starken, international agierenden Partner zur Seite zu haben, auch wenn wir nationale Projekte umsetzen wollen oder unserer Stimme bei Regierungsentscheidungen und Ähnlichem zukünftig einbringen möchten. Wir können die ECBA als Plattform nutzen, um bilateral mit Vereinen von Mitgliedsstaaten zu kommunizieren, gemeinsame Kampagnen zu starten oder Praktikumsaustauschprogramme für Biolog*innen zu organisieren (An letzterem zeigten sich beispielsweise die Norweger und Griechen sehr interessiert.) Deshalb sollten wir als ABA diese Chance nutzen, damit wir von diesem europäischen Dachverband profitieren können.