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Titelbild: Sorbus danubialis (Rosaceae) Quelle: Monika Kiehn

Lange mussten österreichische Künstlerinnen und Künstler, die sich mit botanisch korrekten Darstellungen von Pflanzen beschäftigen, darauf warten, aber jetzt ist es soweit: Auch in Österreich gibt es mit dem Verein „Wiener Schule der botanischen Illustration“ endlich eine eigene Plattform für sie. Am 26. Jänner 2018 fand die erste Versammlung des Vereins statt.

Bild 1: TeilnehmerInnen der Veranstaltung am 26.1.2018; © Monika Kiehn

Die Gründung der „Wiener Schule der botanischen Illustration“ war bereits im Oktober 2017 auf Initiative der international ausgezeichneten Künstlerin Mag. art. Margareta Pertl erfolgt, die auch Research Fellow des Botanischen Gartens und der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien ist. Der gesamtösterreichische Verein soll zur Belebung der weit zurückreichenden Tradition der botanischen Illustration dienen. Österreich hatte im 18. Jahrhundert, unter anderem mit den reich illustrierten Werken eines Nikolaus Joseph von Jacquin oder auch durch die Arbeiten der Brüder Franz und Ferdinand Bauer, in der botanischen Illustration Weltruhm erworben, aber seit dem war diese Kunstgattung hierzulande nahezu verschwunden. Der Name „Wiener Schule der botanischen Illustration“ wurde in Anerkennung dieser Tradition gewählt. Der Verein hat seinen Sitz im Botanischen Garten der Universität Wien, dessen Direktor der herausragende Botaniker Jacquin von 1769 bis 1796 war.
Im Botanischen Garten finden schon seit fast 10 Jahren, in Zusammenarbeit mit der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich, Kurse in botanischer Illustration statt, die von Mag. Margareta Pertl geleitet werden.

Bild 2: Neomoorea irrorata (Orchidaceae) © Margareta Pertl]

Die synergetische Verbindung von Kunst und Wissenschaft soll in Zukunft zusätzlich durch Schulungen intensiviert und durch Publikationen präsentiert werden. Auch werden sich der Verein und seine Mitglieder an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligen und sich mit anderen Organisationen austauschen.
Das große Interesse an dieser Thematik wurde durch den regen Zuspruch deutlich, den die erste öffentliche Vorstellung des Vereins Ende Januar im Botanischen Garten der Universität Wien hatte. Nach Ende dieser Versammlung konnte man bereits 53 Mitglieder zählen. Dies allein zeigt, wie sehr die „Wiener Schule der botanischen Illustration“ ein Desiderat war, und lässt für die Zukunft auf viele qualitativ hochwertige Pflanzen-Illustrationen aus Österreich hoffen.

Bild 3: Aster himalaicus (Asteraceae) © Marion Pass
Bild 4: Inula oculus-christi (Asteraceae) © Friederike Kirchner

Die botanische Illustration ist eine Kunst, die sich, anders als die botanische Malerei oder Blumenmalerei, an den morphologischen Bauprinzipien der Pflanzen orientiert und somit für die botanische Richtigkeit der Darstellungen steht. Für die Wissenschaft sind botanische Illustrationen daher auch heute noch von großem Wert, denn sie leisten, was auch die besten Fotografien nicht können – es werden alle wesentlichen Merkmale zur Charakterisierung einer Pflanze in einem Bild vereint. Dazu kommt noch ein hoher ästhetischer Wert einer guten Illustration, die immer auch ein Kunstwerk ist und die individuelle Handschrift der Künstlerin oder des Künstlers trägt.

Bild 5: Echinacea purpurea (Asteraceae) © Mischa Skorecz

Vereinigungen, die sich nicht nur der Blumenmalerei, sondern auch und ganz besonders der botanischen Illustration widmen, gibt es schon in vielen Ländern der Welt. Vor allem im angloamerikanischen Bereich, so in Großbritannien, Irland, Australien und den USA, haben diese Organisationen eine lange Tradition. Aber auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern gibt es inzwischen eine rege Tätigkeit von entsprechenden Vereinen, und Künstlerinnen und Künstler stehen dadurch in regelmäßigem Kontakt.

Der Verein hofft auf zahlreiche weitere Interessentinnen und Interessenten für seine Tätigkeit.

Kontaktdaten:
Wiener Schule der botanischen Illustration,
https://www.botanische-illustration.at/
c/o Botanischer Garten der Universität Wien,
Rennweg 14, 1030 Wien;
E-Mail: margareta.pertl@gmail.com