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Titelbild: MitarbeiterInnen des Büros des Rektorats. Quelle: Universität Wien

Johannes Sorz

Johannes Sorz ist an der Uni Wien im Büro des Rektorats beschäftigt, wo er als Referent für Forschung und Nachwuchsförderung tätig ist. Nach seinem Studium der Botanik an der Uni Wien hat er sein Doktoratsstudium an der Universität für Bodenkultur am Department für Integrative Biologie abgeschlossen. Vor seiner derzeitigen Tätigkeit war er als Experte für das FP7 (7 th Framework Programme for Research and Technological Development der EU) im Bereich europäische und internationale Programme der FFG (Forschungsförderungsgesellschaft) beschäftigt.

Im Büro des Rektorats ist er einerseits die direkte Ansprechperson für alle fachlichen Fragen des für die Forschung zuständigen Rektoratsmitglieds als auch Ansprechpartner für alle zentralen Einrichtungen der Universität im Bereich Forschung (z. B. Forschungsservice, DoktorandInnenzentrum, Qualitätssicherung). Er unterstützt das Rektorat zudem bei der Ausarbeitung und bei den Verhandlungen der Leistungsvereinbarungen mit dem Bundesministerium, bei den Budgetverhandlungen (Zielvereinbarungen) mit den Fakultäten und Zentren und ist für Auswertungen und Monitoring von wissenschaftlichen Leistungen (Drittmitteleinwerbungen, Publikationen, Patente, etc.) und für die Entwicklung von Indikatoren zur leistungsorientierten Mittelvergabe im Bereich der Forschung zuständig. Seine weiteren Kernaufgaben umfassen außerdem: Entwicklung und Administration der universitätsinternen Forschungsförderungsmechanismen (Forschungsplattformen, Forschungsverbünde, Forschungscluster); Hochschulrankings (Analyse der Ergebnisse und Vorbereitung der Presseaussendungen); Erstellung von Analysen und Berichten zu aktuellen Trends in der Forschung und in der nationalen und internationalen Forschungs- und Forschungsförderungslandschaft.

Auch selbst ist er in der Forschung aktiv, nämlich im Bereich der Bibliometrie/Szientometrie (Auswertung von wissenschaftlichen Ergebnissen) und beschäftigt sich außerdem wissenschaftlich mit der Aussagekraft von Universitätsrankings. In diesen Bereichen hat er bereits wissenschaftliche Artikel publiziert. Seine neueste Arbeit kann man hier nachlesen.

1) Beschreibe kurz Deinen Arbeitsalltag. Was sind Deine Hauptaufgaben?

Ich komme so um acht Uhr ins Büro und arbeite in der Regel acht bis neun Stunden. Es gibt saisonale Stoßzeiten wie zum Beispiel die Vorbereitungen der Zielvereinbarungen mit den Fakultäten, die eher arbeitsintensiv sind. Meist sind Anfragen (Mail, Telefon) von WissenschaftlerInnen der Uni Wien zu den Förderinstrumenten oder von FunktionsträgerInnen zu den diversen Beschlüssen des Rektorats zu beantworten. Sehr oft benötigen entweder der Vizerektor für Forschung oder der Rektor bestimmte Auswertungen. Wie z.B. wer forscht an der Uni Wien zum Thema x? Oder eine Delegation aus dem Land x kommt zu Besuch, wer kooperiert in der Forschung mit Universitäten in diesem Land? Wieviel hat der oder die ForscherIn y in den letzten Jahren publiziert? Welche Universitäten in Österreich oder in einem anderen Land forschen im Bereich x?
Stehen Leistungsvereinbarungen, Zielvereinbarungen oder die Erstellung eines aktuellen Entwicklungsplans an, dann sind vorbereitende Unterlagen für das Rektorat zu erstellen und man macht sich gemeinsam mit den Rektoratsmitgliedern Gedanken über die strategischen Ziele der Universität und wie diese mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen sind. Dafür gibt es immer eine Menge Termine fachlich zu betreuen, rektoratsintern, mit den Fakultätsleitungen, mit den Leitungen der Serviceeinrichtungen oder anderen Leitungsorganen (Senat, Unirat), Ministerialbeamten, etc.
Ein wichtiger Teil der Regelarbeit ist auch die Vorbereitung der Rektoratssitzungen. Einmal die Woche findet ein Treffen aller Rektoratsmitglieder statt und dafür müssen alle möglichen Unterlagen vorbereitet werden. Hat der/die VizerektorIn für Forschung einen Bericht vorzulegen oder es gibt ein Thema, das einen Beschluss aller Rektoratsmitglieder benötigt (z.B. Budgets für Ausschreibungen, Bestellung von FunktionsträgerInnen, Entwurf einer Leistungsvereinbarung), dann muss ich die Unterlagen dafür vorbereiten und mich um die Umsetzung der Beschlüsse kümmern.
Wenn eine Ausschreibung, zum Beispiel für Forschungsplattformen, offen ist, dann nimmt das über mehrere Monate den Großteil meiner Arbeitszeit ein. Hier sind die Ausschreibungen zu konzipieren und zu budgetieren, viele Anfragen von WissenschaftlerInnen zu beantworten, die Ausschreibungen abzuwickeln, die Einrichtung der erfolgreichen Projekte zu administrieren und der Fortschritt der Projekte zu überwachen und zu dokumentieren.

2) Was gefällt Dir an Deinem Job am meisten?

Die Vielseitigkeit der Aufgaben (es gibt immer neue Anfragen, Projekte, Themen…) und des Teams (Ex-WissenschaftlerInnen, JuristInnen, PR-Leute) sowie die sehr kompetente Büroleitung.
Außerdem kann ich mich mit dem Bereich Forschung und Hochschulen beschäftigen, was mich interessiert. An einer großen, fachlich sehr heterogenen Universität hat man mit vielen unterschiedlichen Forschungsthemen aus allen Bereichen von Archäologie über Molekularbiologie bis Quantenphysik zu tun, was ich persönlich sehr spannend finde.
Selbstverständlich ist auch die freie Zeiteinteilung ein großer Vorteil. Es gibt bestimmte Deadlines, die zu erfüllen sind, aber keine Stechuhr. Das ist sehr praktisch, wenn man ein Kind hat, das zum Beispiel am Nachmittag zum Arzt oder früher aus dem Kindergarten abgeholt werden muss. Ich kann entweder früher in die Arbeit kommen, am Abend von zuhause aus arbeiten oder die Arbeit an anderen Tagen nachholen.

3) Was gehört zu den schwierigsten Dingen in Deinem Beruf? Was sind für Dich die größten Herausforderungen?

Zeitdisziplin: die Deadlines auch einzuhalten ist eine Herausforderung.
Bei den vielen verschiedenen Anforderungen und Themen ist es wichtig, nicht den Überblick zu verlieren, und abzuschätzen wieviel Zeit und Energie in eine Aufgabe investiert werden muss, und/oder ob eine Aufgabe auch delegiert werden kann, etwa an eine zentrale Serviceeinrichtung.

4) Wie bist Du auf Deinen Job aufmerksam geworden?

Ich habe mich auf ein Inserat in einer österreichischen Tageszeitung beworben.

5) Welche Qualifikationen sind für Deine Tätigkeit besonders wichtig?

Es gibt mehrere wichtige Punkte:

  • Akademischer Abschluss und Promotion: Für den akademischen Reputationsnachweis – von ForscherInnen, insbesondere ProfessorInnen, wird man ohne Doktorat kaum wahrgenommen, beziehungsweise würden sie sich „nichts erzählen“ lassen, wenn es um Forschung geht.
  • Eigene Erfahrung in der Forschung: Diese hatte ich durch meine Dissertation und meine Mitarbeit bei einem FWF-Projekt.
  • Erfahrung im Bereich Forschungsförderung, vor allem mit EU-Projekten: Diese hatte ich durch meine Tätigkeit bei der FFG.
  • Zeitliche Flexibilität (mal viel, mal wenig arbeiten, mal muss was schnell fertig sein, mal hat man Zeit…).

6) War es schon immer Dein Wunsch, eine Arbeit dieser Art auszuüben oder hattest Du früher andere Berufswünsche?

Nein. Ich wollte ursprünglich Wissenschaftler werden und den Wald retten. Habe mich aber aus pragmatischen Gründen dann für eine Karriere in der Wissenschaftsadministration entschieden, da ich nach dem Doktoratsstudium in Wien bleiben und eine Familie gründen wollte. Einen unbefristeten Arbeitsvertrag findet man in diesem Lebensabschnitt eher in der Administration als in der Forschung. Ich wollte mein Leben nicht darauf aufbauen, von einer zeitlich befristeten oft prekären Stelle zur nächsten zu springen. Seit ich an der Universität Wien tätig bin, weiß ich, dass das eigentlich der Regelfall ist und, dass es für eine erfolgreiche ForscherInnenkarriere auch notwendig ist, Forschungserfahrung im Ausland zu sammeln. Ich habe für mich persönlich allerdings gemerkt, dass mich die Wissenschaft nicht in diesem Ausmaß begeistert, dass ich dafür bereit wäre, ein Leben als wissenschaftlicher Nomade zu führen, der mit viel Glück irgendwann mal nach Wien zurückberufen wird oder eine Dauerstelle bekommt.

7) Wie siehst Du die Arbeitsmarktsituation in Deinem Umfeld? Wie stehen die Jobaussichten für Biologinnen und Biologen?

Das hängt sehr stark vom genauen Betätigungsfeld und Schwerpunkt ab, und davon was man machen will. In der Wissenschaft gibt es immer Möglichkeiten, wenn man bereit ist Opfer zu bringen, und ins Ausland zu gehen, siehe oben. Es gibt Felder, die derzeit sehr gefragt sind, wie etwa die Bioinformatik. Hier sind die Chancen, in Österreich und abseits der Universität was zu finden sehr gut. Das gleiche gilt für Biochemie und Molekularbiologie, wobei der Markt hier teilweise schon gesättigt ist. Mit organismischer Biologie ist es sehr schwer abseits der universitären Forschung etwas zu finden, wo man das Gelernte auch anwenden kann. Ich kenne allerdings niemanden, der lange arbeitslos geblieben ist. Viele meiner damaligen StudienkollegInnen sind in der Wissenschaftsadministration oder in ganz anderen Betätigungsfeldern tätig.

8) Ist ein Biologiestudium für Deine Position notwendig; welche anderen Ausbildungen wären hilfreich?

Wie oben beschrieben: Ein Doktorat war Voraussetzung, obwohl nicht notwendigerweise in der Biologie. Für die Stelle bei der FFG war ein naturwissenschaftliches Doktorat Voraussetzung, und diese war mein Sprungbrett für meine derzeitige Position. Man lernt dann eigentlich alles im Job. Wenn man in dem Bereich noch höher hinaus will, ist ein MBA oder jede Art der Ausbildung im Bereich Wirtschaft/Finanzen sicher hilfreich.

9) Welche Inhalte des Biologiestudiums benötigst Du in Deinem Berufsalltag am häufigsten?

Statistik, Mathematik und Kenntnisse der Aufbereitung wissenschaftlicher Daten.

10) Was würdest Du Biologiestudierenden raten, die sich für einen ähnlichen Job interessieren?

1. Sich bereits im Studium Gedanken über die Berufswahl und mögliche Alternativen machen, und bei der Wahl des Studienzweiges darauf zu achten. Auch bei der Masterarbeit ein einschlägiges Thema wählen.
2. Rechtzeitig während des Studiums einschlägige Praktika machen, um einen Einblick in mögliche Betätigungsfelder zu bekommen und um Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen.
3. Wenn man wirklich eine Tätigkeit im Bereich der Wissenschaftsadministration von vornherein anstrebt, sollte man eher nach dem BA ein Jus- oder Wirtschaftsstudium anhängen. Sich jedenfalls den MA und insbesondere das Doktorat wirklich gut überlegen. Das kann Lebenszeit sparen, wenn man nicht wirklich in die Forschung gehen will und bringt oft mehr Chancen, auch abseits der Unis. Es gibt auch interessante Postgraduate-Angebote (wie Wissenschaftskommunikation, PR, MBA, etc.), die mehr Sinn machen als ein Doktorat.

Vielen Dank für das Interview!

Universität Wien
Die Universität Wien wurde 1365 in Wien gegründet und zählt zu den ältesten und größten in Europa. Sie ist mit derzeit rund 93.000 Studenten und circa 9.700 MitarbeiterInnen die größte Forschungsinstitution Österreichs, und bietet mit über 180 Studien das vielfältigste Studienangebot des Landes. Im Bereich der Forschung gliedert sie sich in 15 Fakultäten und 4 Zentren, für die Organisation der Studien sind 49 Studienprogrammleitungen und der Studienpräses verantwortlich. Administrativ gliedert sich die Uni in 5 Stabstellen, 11 Dienstleistungseinrichtungen und die Qualitätssicherung.
Das Büro des Rektorats unterstützt den Rektor und die VizerektorInnen bei der Vorbereitung der zu treffenden strategischen Entscheidungen im Zusammenwirken mit den anderen universitären Organen (insbesondere Universitätsrat, Senat, DekanInnen, StudienprogrammleiterInnen, etc.).

FP7: 7th Framework Programme for Research and Technological Development
Das 7. Rahmenprogramm (7. RP) mit einer Laufzeit von 7 Jahren (2007-2013) war das zu der Zeit größte transnationale Forschungsprogramm der Europäischen Union mit einem Gesamtbudget von 54 Milliarden Euro. Das Ziel der Rahmenprogramme ist die Stärkung der wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen der Industrie der Gemeinschaft sowie die Förderung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Im Rahmenprogramm werden die wissenschaftlichen und technologischen Ziele, die Grundzüge der Maßnahmen und Forschungsprioritäten, der Gesamthöchstbetrag und vorläufige Verteilung der Mittel, sowie die Einzelheiten der finanziellen Beteiligung der EU festgelegt.
Das Nachfolgeprogramm, gültig von 2014 – 2020, nennt sich Horizon 2020.