Fotos des Monats (ABA Kalender)

Foto und Text: Daniel Pelz

Barbengruppe in der Traisen (NÖ). Besonders die Zerstörung von Laich- und Jungfischhabitaten sowie die Unterbrechung der Laichwanderung durch Flussverbauung sorgen für einen Rückgang dieser Art. Foto: Daniel Pelz

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Die Barbe (Barbus barbus) ist ein Vertreter der Karpfenartigen und die Leitfischart der Barbenregion (Epipotamal) in unseren Flüssen. Namensgebend sind die Barteln am unterständigen Maul von denen sie je zwei am Unter- und Oberkiefer besitzt. Die Barbe lebt gesellig in Gruppen und als strömungsliebende (reophile) Art bevorzugt sie strömende und strukturreiche Gewässerbereiche. Sie hält sich meist am Boden auf, wo sie sich hauptsächlich von Wirbellosen ernährt.

Sie kann bis zu 90 cm lang werden und kommt in ganz Europa mit Ausnahme von Skandinavien, Dänemark, Irland und Schottland vor. In der Literatur wird eine Lebenserwartung von 15 Jahren angegeben, man geht aber davon aus, dass sie auch älter werden können. Die Färbung variiert von braun bis grün auf dem Rücken mit grünlichen bis goldenen Flanken, einem weißen Bauch und grauen bis grünen Flossen mit einem rötlichen Schimmer.

Zur Laichzeit, die von Mai bis Juni geht, wandern Barben in Nebenflüsse, um über seichten, überströmten Kiesflächen zu laichen. Dabei laicht ein Weibchen mit mehreren Männchen gemeinsam ab.
Früher war die Barbe eine Massenfischart in den Tieflandflüssen Österreichs. Heute leidet dieser Wanderfisch, wie viele andere heimische Fischarten, unter der Flussverbauung, Gewässerverschmutzung sowie Fragmentierung und Verschwinden ihrer Lebensräume. Oft fehlt es auch an geeignetem Habitat für juvenile Barben. Aufgrund des starken Bestandsrückganges ist sie in der Roten Liste Österreichs als „nahezu gefährdet“ gelistet. Um nicht nur auf ihre eigene Bedrohung, sondern auch um stellvertretend auf die schlechten Zustände unserer heimischen Gewässer aufmerksam zu machen, ist die Barbe zum Fisch des Jahres 2022 gewählt worden.

Die Tiere auf dem Foto stammen aus der Traisen in Niederösterreich. Die Traisen ist ein stark anthropogen beeinflusster Fluss mit einer sehr langen Restwasserstrecke. Diese führt meist nur wenig Wasser und bietet dadurch kaum geeignete Habitate für die verschiedensten Fischarten und Altersklassen. Zahlreiche Querbauwerke unterbinden zusätzlich die Wanderbewegungen und im Sommer erwärmt sich das langsam fließende Wasser stark, was für strömungsliebende Fische problematisch werden kann. Im Jahr 2016 wurde der Unterlauf bis zur Donaumündung auf einer Länge von ca. 10 km renaturiert, da nach der Errichtung des Kraftwerks Altenwörth der Flusslauf umgeleitet wurde und als strukturloser Kanal in die Donau mündete. Das Life+ Traisen Projekt ist bis heute das größte Renaturierungsprojekt Österreichs und die begleitenden Monitoringprogramme zeigen eine Zunahme der Fischbestände. Auch viele andere Tier- und Pflanzenarten wie Schwarzstörche, Biber, Seeadler, Uferschwalben, Osterluzeifalter und verschiedene Orchideen finden dort ideale Lebensbedingungen.