
:: Die seismische Unterwasser-Erforschung von Erdölvorkommen in Spanien
Das Landwirtschafts- und Umweltministerium Spaniens hat vor kurzem die Erforschung von Öl- und Gasquellen genehmigt. Deswegen ist es der spanischen Firma Repsol jetzt gestattet herauszufinden, ob in den Gewässern um die Kanaren Öl- und Gasquellen zu finden sind. Obwohl Lanzarote und Fuerteventura Biosphärenreservate sind, ist die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) dort positiv ausgefallen. Die Balearen hingegen warten auf die Entscheidung der Zentralregierung. Der aktuelle politische Konflikt zwischen Russland und Europa ist dabei, sich zu einem Energiekonflikt zu entwickeln. Diese Situation kann das Interesse von Unternehmen an Öl- und Gasquellen im Mittelmeer und den Kanaren beschleunigen.
Seit 1981 gewinnt die Repsol-Filiale „Ripsa“ Öl auf der Ölplattform Casablanca. Diese Ölplattform befindet sich in der Nähe des Ebrodeltas in Katalonien. Der Ertrag ist gering, jedoch hat er sich in den letzten Jahren mit der Eröffnung von zwei neuen Ölquellen, von 2.000 auf 8.000 Barrel Öl pro Tag erhöht.
Oceana
2001 gegründete internationale Organisation zur Erhaltung der Ozeane sowie zum Schutz von marinen Ökosystemen und gefährdeten Arten.ACIEP
Vereinigung von Forschungsunternehmen, Erforschung und Produktion von Kohlenwasserstoff und unterirdischer Lagerung.Die Airguns für die seismische Unterwasser-Erforschung erzeugen eine Tonintensität von bis zu 250 Dezibel (dB). Die Wissenschaftsgemeinschaft sagt, dass Meeressäugetiere bei über 180 dB irreversible physiologische Verletzungen erleiden können. Die Lärmbelästigung durch Airguns kann für Meeressäugetiere, die sich unmittelbar neben so einer Kanone befinden, tödlich sein. Tiere in einem Umkreis von wenigen Kilometern können innere Verletzungen erleiden. Außerdem kann es wegen der chronischen Lärmexposition zu langfristigen Schäden kommen. Eine indirekte negative Auswirkung des Lärms für Meeressäuger aber auch Schildkröten und Raubfische kann eine geringere Dichte an Beutefischen in solchen Arealen sein. Es wurde festgestellt, dass sich die Ausbeute des Fischfangs in der Nähe von Gebieten seismischer Unterwasser-Erforschung unmittelbar bis zu 70% reduziert. Der Präsident von Oceana Europa erklärt, dass man nicht auf einen Ölteppich warten braucht, um Schaden zu beklagen. Die Ölforschungsprojekte schädigen die Fanggründe und die Wege der Tierwanderung von Meeressäugetieren, Schildkröten und Haifischen. Zwischen den Balearen und der Küste Kataloniens gibt es eine Tierwanderroute, die mit dem geplanten Ölerforschungsgebiet überlappt.

Abb. 2: Erdölförderung in Spanien. Lage aktueller, geplanter und genehmigter Nutzungslizenzen für Untersuchungen, sowie die Lage der durchgeführten seismischen Unterwasser-Untersuchungen
Quelle: WWF (aus dem Spanischen übersetzt)
Die seismische Unterwasser-Erforschung bringt Gebiete von reicher Artenvielfalt in Gefahr. Auf den Kanaren ist zum Beispiel eine Auffangstation für Meeressäugetiere geplant. Die ozeanographische Besonderheit der kanarischen Inseln macht das Archipel zu einem Zentrum einer reichen Vielfalt an Meeressäugetieren. Dort leben wandernde Tierarten wie der Schwertwal (Orcinus orca) oder die Mönchsrobbe (Monachus monachus). Ebenso leben in dem Gewässer um die Kanaren auch Gemeine Delfine (Delphinus delphis) in ständiger Kolonie, sowie Große Tümmler (Tursiops truncatus) und Kurzflossen-Grindwale (Globicephala macrorhynchus). Außerdem bilden die Neptungraswiesen (Posidonia oceanica) im Mittelmeer eine der wichtigsten und produktivsten Ökosysteme für den Erhalt dieser Biodiversität des Meeres. Neptungraswiesen haben eine hohe Eignung, Kohlenstoff zu absorbieren und zwischen den Blättern des Neptungrases herrscht eine große Artenvielfalt. Beide Ökosysteme sind wegen der seismischen Unterwasser-Erforschung und wegen dem Risiko eines Ölteppichs jetzt in Gefahr, wenn die Unternehmen Öl und Gas finden.
Viele Tierarten und Meeresgebiete sind aufgrund der seismischen Unterwasser-Erforschung für die Öl- und Gasförderung gefährdet, obwohl sie durch völkerrechtliche Verträge und Gemeinschaftsrechte geschützt sind. Trotzdem ist die UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) in den Gewässern der kanarischen Inseln positiv ausgefallen.
Nicht nur Meeressäugetiere und Ökosysteme sind gefährdet, sondern auch die Ökonomie und die Gesellschaft. 2013 sind 60,6 Millionen internationale Touristen nach Spanien gekommen und haben 59.082 Millionen Euro ausgegeben (9,6% mehr als 2012). Dies entspricht einem Anteil an der Gesamtwertschöfung (BIP) von 10,9%. Spanien ist das beliebteste Reiseziel der EU-Länder. Diese Zahlen können sich zum Beispiel aufgrund einer möglichen Ölkatastrophe, oder wenn die Landschaft und die Strände nicht mehr so schön sind wie früher, schnell reduzieren. Auch der Sektor des Fischfangs kann Auswirkungen spüren, da der Fang, wie zuvor bereits erwähnt, durch den Lärm der Airguns deutlich zurückgeht.
Die Geschichte hat uns viele Beispiele von Naturkatastrophen gezeigt: die Ölkatastrophe von Exxon Valdez in Alaska 1989, die Ölpest der Prestige an der spanischen un französischen Küste im Jahr 2002, oder die Ölkatastrophe der Explorations-Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010. Die beste Lösung, um diese Katastrophen zu vermeiden, ist das alte Modell von Kohlenstoffenergie durch erneuerbare Energie, Energieeinsparung und Energieeffizienz zu ersetzen.
Die Experten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) warnen uns ständig vor der Gefahr der globalen Erwärmung. Um diese – bereits spürbare – Gefahr noch zu verhindern, muss man jetzt auf globaler Ebene reagieren, sonst kann es zu spät sein.
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